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Zentralverwaltungswirtschaft

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Der Begriff Zentralverwaltungswirtschaft (Zentralplanwirtschaft, Planwirtschaft, auch Kommandowirtschaft) bezeichnet eine Wirtschaftsordnung, in der wesentliche, wenn nicht alle Entscheidungen zur Zuordnung (Allokation) knapper Ressourcen wie Arbeit, Kapital und Boden zur Produktion von Gütern von einer zentralen Instanz getroffen werden. Die seit dem 18. Jahrhundert entstandenen Konzepte einer solchen Zentralverwaltungswirtschaft stehen im Gegensatz zur Marktwirtschaft, in der die Entscheidungsfindungen allen am Markt teilnehmenden Personen bei jeweiliger Eigenverantwortung obliegen (dezentral).

Merkmale

In einer idealtypischen Zentralverwaltungswirtschaft wird der Wirtschaftsprozess, also die Produktion und der Konsum von Gütern, vollständig von einer zentralen Instanz geplant. Im Gegensatz dazu erfolgt in einer idealtypischen Marktwirtschaft die Wirtschaftsplanung dezentral durch alle Marktteilnehmer, wobei Angebot und Nachfrage über den Preismechanismus gesteuert werden.

Der Begriff Planwirtschaft gilt zumindest im deutschsprachigen Raum als missverständlich, da auch in der Marktwirtschaft, etwa bei der Unternehmensplanung, geplant wird. Walter Eucken führte den Begriff Zentralverwaltungswirtschaft ein.[1] Nach dem Eigentum an den Produktionsmitteln, staatlich oder privat, wird sozialistische Zentralverwaltungswirtschaft von kapitalistischer Zentralverwaltungswirtschaft unterschieden.[2] Eine andere Einteilung ist Zentralverwaltungswirtschaft mit Privateigentum, insbesondere die Kriegsökonomie, Zentralverwaltungswirtschaft mit Gesellschaftseigentum, insbesondere die Rätedemokratie, und Zentralverwaltungswirtschaft mit Staatseigentum, insbesondere die staatssozialistische Zentralplanwirtschaft.[3]

In der Realität entsprechen Volkswirtschaften keinem Idealtypus, eine Zuordnung kann daher nur graduell erfolgen. In der real existierenden Marktwirtschaft kann unternehmensinterne Planung bei entsprechender Marktbeherrschung Organisationsstrukturen und Merkmale haben, die eine Zentralverwaltungswirtschaft auszeichnen, vgl. Oligopol. Ferner greift der Staat – in unterschiedlichstem Ausmaß – in die Mechanismen des Marktes ein, zum Beispiel durch Subventionen. Bei ausgeprägten staatlichen Eingriffen spricht man von gelenkter Volkswirtschaft oder Staatsinterventionismus, polemisch auch von „Planwirtschaft“;[4] im Englischen wird dies auch als „Mixed Economy“ bezeichnet. Umgekehrt fanden oder finden sich auch in Zentralverwaltungswirtschaften marktwirtschaftliche Elemente, zu nennen sind die Neue Ökonomische Politik der Sowjetunion der 1920er Jahre, die sozialistische Marktwirtschaft im ehemaligen Jugoslawien und die Sonderwirtschaftszonen in der „Sozialistischen Marktwirtschaft mit chinesischen MerkmalenVolksrepublik China.[5]

Grundlagen

Allgemeine Bestimmung

Die Zentralverwaltungswirtschaft basiert auf der Vorstellung, dass die Abstimmung zwischen Angebot und Nachfrage, die Verteilung von Ressourcen und von Investitionsgütern auf Produktionsbetriebe, die Produktion von Investitions- und Konsumgütern sowie die Verteilung der Konsumgüter durch eine zentrale Instanz koordiniert und reguliert werden kann. Als Instrument für die Abstimmung von Angebot und Nachfrage sowie der Faktorallokation dienen in die Zukunft reichende Planvorgaben.

Geschichtliche Vorläufer

Diese Vorstellung einer funktionierenden Planung und die Forderung nach einer planwirtschaftlichen Organisation größerer Gesellschaften, ganzer Staaten oder der Weltgesellschaft als Ganzes hat historische Vorläufer. Zu nennen sind etwa Platons Staatsentwürfe. Die Vorausplanung des gemeinsamen Bedarfs, der Produktion sowie die Organisation und Aufteilung sollte bei Platon die Aufgabe staatlicher Institutionen bzw. speziell verantwortlicher Personen sein. Als weitere Vorläufer werden genannt Thomas MorusUtopia, Tommaso Campanellas La città del Sole oder Jean-Jacques Rousseaus auf einem Gesellschaftsvertrag basierende Staatsentwürfe.

Frühsozialismus

Der britische Unternehmer und Frühsozialist Robert Owen versuchte mit der genossenschaftlich organisierten Kolonie New Harmony in Indiana (USA) ein nach bestimmten Idealen ausgerichtetes Wirtschaften in die Praxis umzusetzen.

Marxismus

Das Fehlen einer Planung im Kapitalismus wird im Marxismus als Anarchie der Produktion bemängelt. Die Vorausplanung des gemeinsamen Bedarfs, der Produktion sowie die Organisation und Aufteilung sollte bei Karl Marx ein gemeinsamer Akt aller Gesellschaftsteilnehmer sein. Vor diesem Hintergrund fordern im Manifest der Kommunistischen Partei Karl Marx und Friedrich Engels die Verstaatlichung aller Produktionsinstrumente: „Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staats, d. h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisieren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu vermehren.“[6] Unter anderem forderten sie[7]

  • „Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol.“
  • „Zentralisation des Transportwesens in den Händen des Staats.“
  • „Vermehrung der Nationalfabriken, Produktionsinstrumente, Urbarmachung und Verbesserung aller Ländereien nach einem gemeinschaftlichen Plan.“

Karl Marx und Friedrich Engels, letzterer etwa mit Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, grenzten sich vom utopischen Sozialismus ab, indem sie eine sozialistische Gesellschaftsordnung an bestimmte Voraussetzungen knüpften, die erst geschichtlich heranreifen müssten. Dem Kapitalismus sprachen sie dabei die Mission zu, die Produktivkräfte so zu entwickeln, dass ein revolutionärer Übergang zu einer höheren Produktionsweise möglich würde.

Das Kapital von Marx kann als eine Kritik an Hegels Darstellung der bürgerlichen Gesellschaft mit Markt und Staat als „Ende der Geschichte“ gedeutet werden.[8] Nach Marx kommt die bürgerliche Gesellschaft mit Kapitalismus an ein Ende wegen Krisen, steigender Arbeitslosigkeit, also Reservearmee zuzüglich einer größer werdenden „Lazarusschicht“, die keine Beschäftigung mehr findet, fallenden Profitraten, und des Widerspruchs einer an sich gemeinschaftlichen Produktion einerseits bei privater Aneignung andererseits. Das Kreditwesen, der Handel mit Leih- und fiktivem Kapital, Aktiengesellschaften führten dazu, dass privat produziert werde ohne die Kontrolle des Privatkapitals. Immer mehr setzen Kapital ein, das ihnen selbst gar nicht gehört. Privateigentum und private Eigenverantwortung gerieten immer stärker in Widerspruch zur tatsächlich gemeinschaftlichen Produktion, die aber zusammen mit der Produktivität gerade auch durch das Bankenwesen vorangetrieben werde. Aktiengesellschaften trügen der Gesellschaftlichkeit der Produktion Rechnung, aber auf widersprüchlicher kapitalistischer Grundlage. Staatliche Einmischung werde angesichts der Zentralisation des Kapitals auf wenige Großkonzerne immer notwendiger, was als nächsten Schritt den Übergang von der kapitalistischen Produktionsweise zur „assoziierten Produktionsweise“ erfordere. Neben den kapitalistischen Aktiengesellschaften sieht Marx insbesondere Genossenschaften der Arbeiter, „Kooperativfabriken der Arbeiter“, als Vorstufen der „assoziierten Produktionsweise“.[9]

1940er Jahre

Joseph Schumpeter kennzeichnete in seinem 1942 erschienenen Werk Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie die Vorteile einer sozialistischen Planwirtschaft im Fehlen störender Konjunkturzyklen, größerer Planungssicherheit der Betriebe und geringerer Arbeitslosigkeit. Diese Vorteile könnten ausgespielt werden, wenn die Wirtschaft zunehmend statisch würde, was nach Schumpeters Meinung damals der Fall gewesen sei. Zuvor, also in Zeiten dynamischer Wirtschaftsentwicklung, sei das kapitalistische System überlegen.

Unter dem Eindruck des New Deal und der kriegsbedingten zentralen Planung entwarf der in die Vereinigten Staaten emigrierte deutsche sozialdemokratische Soziologe Carl Landauer einen Entwurf über die mögliche Einführung einer „nationalen Planung“ in den USA.[10]

In der Erstausgabe der sozialistischen Zeitschrift Monthly Review legte Albert Einstein 1949 in einem Essay Why Socialism? („Warum Sozialismus?“) Gründe für Sozialismus dar. Die „Verkrüppelung der Individuen“ (crippling of individuals), besonders im Bildungssystem, hält Einstein für ein Übel des Kapitalismus, dem mit einer sozialistischen Wirtschaft zu begegnen sei, zusammen mit einem Bildungssystem, das auf soziale Ziele ausgerichtet sein müsste. Die Produktionsmittel wären im Besitz der Gesellschaft selbst (owned by society itself) und würden geplant eingesetzt (in a planned fashion). Einstein hält jedoch nicht jede Planwirtschaft für Sozialismus. Eine Planwirtschaft könnte auch zu einer völligen Versklavung der Individuen führen.[11]

Wichtig ist hierbei jedoch, dass Planwirtschaft und Sozialismus zwei verschiedene Dinge sind, das erstere ist eine Wirtschaftsform, das zweite eine Gesellschaftsform, welche sich nach Karl Marx auf die Herrschaft des Proletariats bezieht. Dies soll die bürgerliche Staatsmacht brechen und die Produktionsmittel verwalten. Ziel soll das Sinnloswerden des Staates durch das Verschwinden der Klassen sein.

Beispiele für Zentralverwaltungswirtschaft

Realsozialismus

Werbeplakat der DDR-Wirtschaft
Hauptartikel: Realsozialismus

Ein typisches Beispiel für eine zentral verwaltete Wirtschaftsordnung war die Zentralverwaltungswirtschaft der UdSSR und anderer realsozialistischer Staaten. Wesentliche Merkmale der Wirtschaft dieser Staaten waren staatliches Eigentum an Produktionsmitteln, die zentrale Steuerung des Wirtschaftsprozesses, die Festlegung von Preisen und Löhnen und ein staatliches Außenhandelsmonopol. Der Großteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche befand sich in genossenschaftlichem Besitz, wobei die Landwirtschaft aber genauso der staatlichen Planung unterstand.

Die zentrale Planungsbehörde (siehe z. B. Gosplan (UdSSR) oder Staatliche Plankommission der DDR) erarbeitete aufgrund von Prognosen über die gesellschaftlichen Bedürfnisse jeweils einen Plan für meist ein Jahr, der in Mehrjahrespläne (siehe z. B. Fünfjahrplan) eingebunden ist. Den einzelnen Betrieben werden durch diesen Plan genaue Mengen, an die sie sich präzise halten müssen, vorgegeben (abwertend als Tonnenideologie bezeichnet).

Alle bisherigen Formen des Realsozialismus bezogen sich auf den Marxismus-Leninismus, demzufolge eine Arbeiterpartei die Gesellschaft anzuleiten habe, als eine Form der Diktatur des Proletariats. In seinen Wurzeln im zaristischen Russland begründet, fehlten jenem Modell elementare Prinzipien der Gewaltenteilung und Beachtung des einzelnen Individuums, wie es für eine Demokratie essentiell ist. Die Organisation und Legitimation der (sowjet-)sozialistischen Zentralverwaltungswirtschaft war demnach bereits in ihrer Theorie nicht demokratisch. Infolgedessen war es nicht verwunderlich, dass alle sich auf dieses Modell beziehende Gesellschaften ein eklatantes Demokratiedefizit auszeichnete.

Kriegswirtschaft

Hauptartikel: Kriegswirtschaft
Deutsches Plakat ruft während des Ersten Weltkrieges zur Einsparung von Seife durch die Bevölkerung auf.

Als typische Merkmale einer Kriegswirtschaft gelten staatliche Reglementierung von Löhnen und Preisen, Warenkontingentierung, Dienstverpflichtung von Arbeitskräften, Steuererhöhungen oder Zwangssparen.[12]

Nationalsozialismus

Die dirigistischen Eingriffe in die Wirtschaft unter dem Nationalsozialismus unter dem Neuen Plan (1934), dem Vierjahresplan (1936) und vollends die Kriegswirtschaft unter Rüstungsminister Albert Speer ab 1942 ließen vom freien Unternehmertum wenig übrig.[13] Der Aufrüstung dienten außerdem der Schnellplan und der Schell-Plan.

Andererseits wurden Banken, die während der Deutschen Bankenkrise verstaatlicht worden waren, nach und nach wieder privatisiert.[14] So wurden 1937 die Aktien der Commerz- und Privat-Bank wieder an private Anteilseigner überführt.

Die Wirtschaftsordnung zur Zeit des deutschen Nationalsozialismus entfernte sich immer weiter vom Idealtyp der Marktwirtschaft und entsprach schließlich weitgehend dem Idealtyp der Zentralplanwirtschaft.[15] Die Kriegswirtschaft des Nationalsozialismus lässt sich als „Zentralverwaltungswirtschaft mit privatem Eigentum“[3] oder als „kapitalistische Zentralverwaltungswirtschaft“[2] bezeichnen.

Frankreich

In Frankreich gab es seit dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen der Planification zehn Fünfjahrespläne, der letzte endete 1992. Ein elfter Plan war für 1993 bis 1997 vorgesehen gewesen. 1993 wurde ein Bericht veröffentlicht „L’avenir du Plan et la place de la planification dans la société française“ (die Zukunft des Plans und die Planifikation in der französischen Gesellschaft).

USA

1973 versuchte US-Präsident Richard Nixon angesichts sehr hoher Inflationsraten, staatlich in vier Phasen Löhne und Preise einzufrieren.[16]

Neue Ansätze

Der englische Sozialist Pat Devine entwickelte ein „Modell demokratischer Planung […] in dem die Planung die Form eines politischen Prozesses ausgehandelter Koordination annimmt, wobei Entscheidungen direkt oder indirekt von den Betroffenen selbst gefällt werden“.[17]

Partizipatorische Ökonomie

Der US-Aktivist in der anarchistisch-sozialistischen Selbstverwaltungsbewegung Michael Albert entwickelte sein Modell der partizipatorischen Ökonomie als Gegenentwurf zu Kapitalismus und zu (aus seiner Sicht) autoritären Zentralverwaltungswirtschaften klassisch marxistischen Typs. Die demokratisch gedachte Planabstimmung erfolgt mit Hilfe von Computer und Internet.

Computergesteuerte Planwirtschaft

Der chilenische Präsident Salvador Allende startete während seiner Regierungszeit von 1970 bis 1973 mit Cybersyn den ersten Versuch eines Echtzeit-Computerplanungssystems. Der Informatiker Paul Cockshott und der Wirtschaftswissenschaftler Allin Cottrell sind der Ansicht, dass durch den Einsatz von moderner Informationstechnologie eine sozialistische Planung in Echtzeit möglich sei. Somit könnten Bedürfnisse der Menschen schneller und ressourcenschonender befriedigt werden als das bisher in Planwirtschaften möglich gewesen sei.[18] In Venezuela arbeitet das Ministerium für Schwerindustrie im Zuge des Sozialismus des 21. Jahrhunderts an dem Aufbau eines Open-Source-Projekts für eine computergestützte Planwirtschaft.[19] Das Projekt beruht auf den fachlich umstrittenen[20] mathematischen Modellen von Cockshott und Cottrell und wird in den Grundlinien der Nation von Venezuela 2007 bis 2013 nicht erwähnt.[21]

Mischform aus Plan und Markt

Die Mehrzahl heutiger Entwürfe eines demokratischen Sozialismus, wie jener der sozialistischen Partei Die Linke, strebt eine Mischform aus Plan- und Marktwirtschaft an, aus der sich insgesamt eine nicht kapitalistische Gesellschaft ergäbe. So sollten das Bankensystem und Schlüsselindustrien in öffentliche oder genossenschaftliche Hand überführt werden, während kleine und mittelständische Unternehmen auch privatwirtschaftlich bestehen können, wobei die Eigentumsform als Genossenschaft stark gefördert werde. Ferner will man den neuen Sozialismus mit Gewaltenteilung sowie demokratischer Kontrolle einerseits über Parlamente, andererseits über nichtparteiliche Bewegungen vor erneutem Machtmissbrauch schützen.[22] Inwiefern Schlüsselindustrien und das Bankensystem in öffentlicher Hand nach dem Prinzip der Zentralverwaltung oder aber unternehmerisch ausgerichtet geführt werden sollen, ist zumindest innerhalb der Partei bisher nicht ausdiskutiert.

Kritik

Mangel an Informationen

Nach Friedrich August von Hayek (1899–1992) kann die planende Stelle einer Zentralverwaltungswirtschaft niemals über alle relevanten Informationen über die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Individuen verfügen, die sie für eine vernünftige Planung benötigen würde. Die Planenden können nicht über alle Parameter informiert sein und würden daher falsche (ineffiziente) Entscheidungen treffen. Nicht jeder Bedarf könne bei der Planung erkannt werden; Mangel oder Überschuss des Gutes wären die Folge. Dies würde im Vergleich zu einer Marktwirtschaft, wo solche Probleme nach Hayeks Meinung nicht oder weniger auftreten, eine Verschwendung von Ressourcen und Arbeitskraft zur Folge haben.

Im Mangel an Informationen der Planer ist eine der Hauptursachen zu suchen, warum die vielen verschiedenen Entwürfe einer nicht marktwirtschaftlichen Gesellschaft bisher in scharfer Kritik standen oder scheiterten, wenn es zur realen Anwendung kam. Ein Hinweis darauf ist auch, dass solche Gesellschaften durchaus funktionieren können, wenn die ablaufenden Prozesse und Individuen in einem überschaubar großen Rahmen bleiben, vgl. Kommune. Inwiefern es möglich ist, durch computergesteuerte Systeme die bisherige Unmöglichkeit der effizienten Wirtschaftsplanung zu realisieren, wird seit einigen Jahren vielfach spekuliert.

Mangel an Flexibilität

Weithin wird der Zentralverwaltungswirtschaft eine geringe Flexibilität vorgeworfen, da „in einer solchen Wirtschaft Anweisungen und Planvorgaben der staatlichen Planungsbehörden verbindlich sind und keine oder nur ganz geringe Entscheidungsspielräume bestehen.“ Damit würden Dynamik und Innovationsfähigkeit von Unternehmen beeinträchtigt. Technologische Rückständigkeit – und damit verbunden ein geringerer Lebensstandard – seien die Folge.[23]

Mangel an Steuerungssignalen

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Nach dem liberalen Wirtschaftswissenschaftler Ludwig von Mises (1881–1973) macht die Planwirtschaft eine aussagekräftige Wirtschaftsrechnung unmöglich. Ohne Privatbesitz an Produktionsmitteln gebe es insbesondere keine Marktpreise für die Produktionsmittel. Fehlen diese Marktpreise, könne nach von Mises nicht bestimmt werden, ob die Verwirklichung einer bestimmten wirtschaftlichen Handlungsoption tatsächlich das „materielle Wohlbefinden“ der Verbraucher erhöhe. Es bestehe daher die Gefahr, dass aus Sicht von Verbrauchern dringendere Bedürfnisse unbefriedigt blieben, weil die verwirklichte Handlungsoption die erforderlichen – knappen – Produktionsmittel beansprucht.

In den Anfangsjahren der DDR wurde infolge erster wirtschaftlicher Fehlentwicklungen in kritischen Betrachtungen die vernachlässigte Bedeutung des Kollektivgeistes betont,[24] womit einerseits die Vernachlässigung individueller Potentiale, andererseits die schlecht funktionierende Zusammenarbeit verschiedener Produktionszweige gemeint war. Ferner wurde vor einer zu zentralistischen Steuerung der sozialistischen Gesellschaft gewarnt.[25] Das marxistisch-leninistische Modell des Sozialismus mit einer starken Partei als Repräsentanten der Diktatur des Proletariats, bedingte jedoch prinzipiell eine zentrale Wirtschaftslenkung, deren Ineffizienz bestenfalls mit brutalen Methoden und Zwangsarbeit, wie sie im Stalinismus angewendet wurde, ausgeglichen werden konnte.

Mangel an technologischem Fortschritt

Der Ökonom Jürgen Pätzold fasst häufig genannte Kritikpunkte zusammen. Er sieht neben dem Mangel an Informationen und Flexibilität den fehlenden technologischen Fortschritt. Zentralverwaltungswirtschaften erzeugten keinen der Marktwirtschaft vergleichbaren technischen und organisatorischen Fortschritt, da mangels Wettbewerb keine Notwendigkeit bestehe, nach Innovationen und neuen Problemlösungen zu suchen. Nach Ludwig von Mises hindert nur die „unermüdliche Erfindungsgabe“ eines Geschäftsmanns und dessen „Hang zu Neuerungen“ „alle Wirtschaftseinheiten daran, in träge bürokratische Routine zu verfallen.“[26]

Mangel an Demokratie

Ein weiterer Kritikpunkt ist die These, dass die zentrale Planung in gesellschaftspolitischer Hinsicht den Kollektivismus und in staatspolitischer Hinsicht den Totalitarismus des Einparteiensystems verlange. Die Handlungs- und Bewegungsfreiheit der Individuen bilde in der zentral verwalteten Wirtschaft einen latenten Störfaktor, den der Staat zurückzudrängen suche.[27]

In der Realität waren Zentralverwaltungswirtschaften bisher immer „mit einem Einparteiensystem, mit Oligarchie und Diktatur verbunden“. „Selbst bei anfänglichem Bestehen einer demokratischen Staatsordnung [sind] in einer Zentralverwaltungswirtschaft Tendenzen zur Beseitigung derselben wirksam.“[28]

Mangel an Selbstbestimmung

Nach dem Ökonomen Wilhelm Röpke (1899–1966) u. a. widersprechen Zentralverwaltungswirtschaften dem (naturrechtlichen) Ideal selbstverantwortlicher und selbstbestimmter (freier) Menschen (Individuen, Subjekte).[29]

Grundgesetz

Dezentrale Lohnfindung und Festlegung der Arbeitsbedingungen im Rahmen der Koalitionsfreiheit stehen im Widerspruch zur Zentralverwaltungswirtschaft. Da Koalitionsfreiheit in Art. 9 Abs. 3 Grundgesetz als Grundrecht geschützt ist, wird in der Literatur die Unvereinbarkeit der Zentralverwaltungswirtschaft mit dem Grundgesetz begründet.[30]

Nach Hans-Jürgen Papier ergibt sich aus den grundrechtlich verbürgten Freiheiten für die wirtschaftliche Betätigung, dass in der Bundesrepublik Deutschland eine Wirtschaftsordnung, die „eine Koordination der Volkswirtschaft prinzipiell im Wege der Zentralverwaltung und in einem System imperativer und zentralisierter Staatsplanung bewerkstelligen wollte“, nicht zulässig ist. Das Grundgesetz sei nicht in dem Sinne neutral, dass die vorgefundene und gewachsene Wirtschaftsordnung prinzipiell in eine Zentralverwaltungs- oder Zentralplanwirtschaft umstrukturiert werden könnte.[31]

Literarische Darstellung

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verfasst der US-Schriftsteller Edward Bellamy eine UtopieEin Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887“, wonach die Wirtschaft im Rahmen einer allgemeinen gleichmäßig verteilten Arbeitspflicht – sowohl was die Arbeitszeit, als auch was die Qualität der Arbeit betraf – organisiert war. Bellamy sah in der Kriegswirtschaft der USA während des US-Bürgerkriegs ein Beispiel.

Siehe auch

Verwandte oder abzugrenzende Begriffe

Literatur

  • Carl Landauer: Planwirtschaft und Verkehrswirtschaft. Duncker & Humblot, München / Leipzig 1931.
  • Christoph Deutschmann: Planwirtschaft als Ideologie. Zur Legitimationsfunktion der „Politischen Ökonomie des Sozialismus“ in den RGW-Staaten. 1977 (Dissertation 1975).
  • Paul Cockshott, Allin Cottrell: Sozialistische Planwirtschaft ist möglich. Glasgow 1993 (dcs.gla.ac.uk).
  • Pat Devine: Democracy and Economic Planning: The Political Economy of a Self-Governing Society. Polity Press, Cambridge UK und Westview Press. Boulder, CO., USA 1988.
  • Friedrich A. von Hayek, W. Kerber: Die Anmaßung von Wissen. Mohr Siebeck, 1996.
  • Rolf H. Hasse, Hermann Schneider, Klaus Weigelt (Hrsg.): Lexikon Soziale Marktwirtschaft. Wirtschaftspolitik von A bis Z. 2. Auflage. 2005.
  • Ulrich Baßeler, Jürgen Heinrich, Burkhard Utecht: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft. 18., überarbeitete Auflage. Stuttgart 2006, ISBN 3-7910-2437-X.
  • Paul Cockshott, Allin Cottrell: Alternativen aus dem Rechner. Für sozialistische Planung und direkte Demokratie. PapyRossa Verlag, 2006, ISBN 3-89438-345-3.
  • Klaus Steinitz, Dieter Walter: Plan-Markt-Demokratie, Prognose und langfristige Planung in der DDR – Schlussfolgerungen für morgen. VSA, Hamburg 2014, ISBN 978-3-89965-607-7.

Weblinks

 Commons: Zentralverwaltungswirtschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Walter Eucken: Die Grundlagen der Nationalökonomie. 9 Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg / New York / London / Paris / Tokyo / Hong Kong 1989, ISBN 3-540-51292-6, S. XVII (Eingeschränkte Vorschau, books.google.de). Vgl. dazu den Ausdruck „zentralgeleitete Wirtschaft“ (Eucken) etwa bei Heinz Murmann, Marktwirtschaft, in der Virtuellen Akademie der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (online; abgerufen 19. September 2008).
  2. 2,0 2,1 Baßeler, Heinrich, Utecht (2006)
  3. 3,0 3,1 Gabler Wirtschaftslexikon, 15. Auflage. 2000, ISBN 3-409-32998-6.
  4. Thomas Petersen: „Stille Liebe zur Planwirtschaft“, faz.net, 27. November 2013
  5. „China setzt Aufbau einer harmonischen sozialistischen Gesellschaft fort“, Website der Chinesischen Botschaft vom 17. Oktober 2006
  6. (Manifest der Kommunistischen Partei, MEW 4: 481)
  7. Kommunistisches Manifest
  8. Vgl. Richard B. Day, Vorwort zu Pavel V. Maksakovsky [1929]: The Capitalist Cycle – Translated with Introduction and Commentary by Richard B. Day. Boston, Leiden 2004.
  9. Vgl. Richard B. Day, Vorwort zu Pavel V. Maksakovsky [1929]: The Capitalist Cycle – Translated with Introduction and Commentary by Richard B. Day. Boston, Leiden 2004, sowie z. B. Das Kapital, Band III, 27. Kapitel, „Die Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion“.
  10. Carl Landauer (1944, zweite Auflage 1947): Theory of national economic planning, Berkeley, California.: University of California Press, 1947, 2. ed.
  11. Albert Einstein: Why Socialism? In: Monthly Review, 1949. Eine deutsche Übersetzung: Warum Sozialismus?
  12. Meyers Lexikon: Artikel über Kriegswirtschaft (Memento vom 24. Oktober 2007 im Internet Archive) (archiviert bei Internet Archive)
  13. Avraham Barkai: Das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus. Ideologie, Theorie, Politik. 1933–1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1988, ISBN 3-596-24401-3.
  14. Ulrich Schäfer: Der Crash des Kapitalismus – warum die entfesselte Marktwirtschaft scheiterte. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-593-38854-0, S. 168.
  15. Markus Albert Diehl: Von der Marktwirtschaft zur nationalsozialistischen Kriegswirtschaft. Die Transformation der deutschen Wirtschaftsordnung 1933–1945 (= Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte; Bd. 104), Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2005, S. 179.
  16. Nixon-Rede: „Effective immediately, therefore, I am ordering a freeze on prices. By Executive Order 11723 of June 13, 1973.“ Nixon-Rede vom 13. Juni 1973.
  17. Zit. nach Alex Callinicos: Ein antikapitalistisches Manifest. VSA-Verlag, Hamburg 2004, ISBN 3-89965-066-2.
  18. „Alternativen aus dem Rechner – Für sozialistische Planung und direkte Demokratie“ – Paul Cockshott und Allin Cottrell, Papy Rossa, 2006, ISBN 3-89438-345-3.
  19. Junge Welt: „Zeit statt Geld: Venezuelas Wirtschaft unter der Lupe einer sozialistischen Politökonomie von Paul Cockshott, 21. Januar 2008.
  20. The Quarterly Journal Of Austrian Economics: „Towards a new socialism? (PDF; 62 kB)“ (engl.) – Len Brewster
  21. Lineas Generales del Plan de Desarrollo Economico y Social de la Nacion 2007-2013 (spanisch)
  22. Programm der Partei DIE LINKE
  23. Bundeszentrale für politische Bildung: Das Lexikon der Wirtschaft, Grundlegendes Wissen von A bis Z. Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim, 2004, ISBN 3-89331-503-9.
  24. Betrachtungen zur Ersatzteilfrage. In: Kraftfahrzeugtechnik. 6/1954, S. 162–164 und 9/1954, S. 280–281.
  25. Kritische Betrachtungen über unsere Kraftfahrzeugproduktion. In: Kraftfahrzeugtechnik. 12/1954, S. 353–355.
  26. Ludwig von Mises: Die Bürokratie. ISBN 3-89665-316-4.
  27. Jürgen Pätzold: Soziale Marktwirtschaft; eine Kritik der Planwirtschaften der RGW-Staaten findet sich bei Christoph Deutschmann 1975/1977.
  28. Peter Bernholz, Friedrich Breyer: Grundlagen der politischen Ökonomie. Band 2: Ökonomische Theorie der Politik. ISBN 978-3-16-146125-5, S. 248 f.
  29. Wilhelm Röpke (1958): Jenseits von Angebot und Nachfrage.
  30. Vgl. Thomas von Danwitz, Otto Depenheuer, Christoph Engel: Bericht zur Lage des Eigentums, 2002, ISBN 3-540-43266-3, S. 119..
  31. Hans-Jürgen Papier: Wirtschaftsordnung und Grundgesetz, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 13/2007). Soziale Marktwirtschaft; Bundeszentrale für politische Bildung, 19. März 2007.
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