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Zentralgefängnis Bagdad

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Lage von Abu Ghuraib im Irak

Das Zentralgefängnis Bagdad (früher Abu-Ghuraib-Gefängnis; arabisch سجن أبو غريب Sidschn Abū Ghuraib, DMG Siǧn Abū Ġurayb) war bis Februar 2014 ein Gefängnis-Komplex in Abu Ghuraib im Irak. Schon zu Zeiten Saddam Husseins war das Abu-Ghuraib-Gefängnis wegen seiner Folter-Praktiken berüchtigt. Außerdem sollen dort regelmäßig Hinrichtungen stattgefunden haben.

Nach dem dritten Golfkrieg rückte das Gefängnis 2004 in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, als bekannt wurde, dass die US-Besatzungstruppen dort irakische Insassen vergewaltigten, misshandelten und folterten, oft bis zum Tod.

Folterskandal

Im Mai 2004 gelangten Berichte und Fotos in die Medien, die belegten, dass US-amerikanische Soldaten und Geheimdienstmitarbeiter in Abu-Ghuraib regelmäßig Insassen misshandelten, folterten und in etwa 100 Fällen auch töteten. Sowohl männliche als auch weibliche Gefangene wurden vergewaltigt. Die Insassen waren zu „90 Prozent … unschuldig“, sagt die damalige Abu-Ghuraib-Kommandantin Karpinski heute.[1]

Immer weitere Fotos und Details wurden bekannt und lösten weltweit Empörung aus. Besonders in der arabischen Welt gab es daraufhin gewalttätige Demonstrationen gegen die USA.

Geschichte

Bau und Betrieb unter dem Saddam-Regime

Während der Zeit des Saddam-Regimes unterstand das Gefängnis dem Allgemeinen Sicherheitsdienst (al-Amn al-Amm) und war Schauplatz von Folter und Hinrichtungen, denen Tausende von politischen Gefangenen zum Opfer fielen. Schätzungen gehen von bis zu 4.000 Exekutionen allein im Jahr 1984 aus. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International dokumentierte in den 1990er Jahren mehrere Massenhinrichtungen, bei denen jeweils Hunderte von Gefangenen starben. In der Umgebung des Gefängnisses wurden nach dem Sturz des Regimes mehrere Massengräber entdeckt.

Im Jahre 1993 kam der Deutsche Kai Sondermann dank der Vermittlung von Hans-Jürgen Wischnewski nach knapp achtmonatiger politischer Haft aus dem Gefängnis frei.

Während des Zweiten Golfkrieges 1991 wurden auch Kriegsgefangene der Koalitionstruppen, z. B. Angehörige des britischen SAS, inhaftiert.

Im Jahr 2001 saßen schätzungsweise 15.000 Häftlinge im Gefängnis ein, darunter viele irakische Kurden, Schiiten sowie persischstämmige Iraker, die teilweise seit dem Beginn des Ersten Golfkrieges im Jahr 1980 dort inhaftiert waren. Viele der Insassen waren nie angeklagt oder verurteilt worden und saßen jahrelang in Einzelhaft. Unbestätigten Hinweisen zufolge sollen einzelne Häftlinge auch für Versuche im Rahmen des irakischen B- und C-Waffenprogrammes missbraucht worden sein.

Im Frühjahr 2002 begann man mit dem Ausbau des Komplexes, der um bis zu sechs Zellenblöcke erweitert werden sollte.

Das Gefängnis wurde jedoch bereits vor Beginn des Irak-Krieges im Jahr 2003 aufgegeben. Nach einer Generalamnestie im Oktober 2002 und der Entlassung der meisten Häftlinge räumten die irakischen Sicherheitskräfte die Einrichtung und vernichteten nahezu sämtliche Unterlagen.

Nach dem Abzug wurde die Anlage geplündert und Teile durch Brände zerstört bzw. beschädigt.

US-amerikanische Besetzung

Psychische Folter im Abu-Ghuraib-Gefängnis

Im Jahre 2003 nahm die US Army das Gefängnis ein und besetzte es infolge des Irakkrieges. Es wurde erneut zum Schauplatz von Folter durch Angehörige der amerikanischen Truppen. Während ein Teil als Gefängnis bzw. Militärgefängnis erhalten blieb, wurde ein Großteil der Anlagen zu einer Militärbasis aus- und umgebaut. Aufgrund der strategisch wertvollen Position vor der Stadt Bagdad wurde das Gefängnis zum Hauptumschlagsort für Verhaftete.

Das Gefängnis war immer wieder Angriffen, teilweise mit Mörsern, ausgesetzt.

Im Frühjahr 2004 entschied die militärische Führung, das Gefängnis nochmals wegen Überfüllung zu erweitern und damit Platz für mehr als 8.000 Inhaftierte zu schaffen. Ein Teil der Zellentrakte wurde auch den einheimischen Militärs überlassen.

Mitte 2004 kündigte US-Präsident Bush den Abriss des Gefängnisses und Ersatz durch ein modernes Hochsicherheitsgefängnis an. Dazu kam es aber nie.

Im September 2006 wurde das Gefängnis von den USA und der Irakischen Regierung geschlossen.

Nach dem Abzug der USA

Das Gefängnis wurde am 21. Februar 2009 als Zentralgefängnis Bagdad wiedereröffnet und sollte Kapazitäten für 15.000 Häftlinge besitzen.

Im Zuge des Aufstands im Irak nach dem US-Rückzug griffen in der Nacht vom 21. auf den 22. Juli 2013 islamistische Aufständische verschiedene Haftanstalten im Land an. Aus dem Abu-Ghuraib-Gefängnis konnten 500 Häftlinge entkommen.[2] Die Terrorgruppe ISIS bekannte sich zu der Gefängnisbefreiung, bei der zwischen 25 und 120 Regierungssoldaten getötet wurden.

Am 15. April 2014 erklärte das irakische Justizministerium, dass es das Gefängnis geschlossen habe. Es wurde befürchtet, dass es von sunnitischen Aufständischen eingenommen werden könnte.[3][4]

Einzelnachweise

  1. Christoph Cadenbach: Spuren der Gewalt. In: Süddeutsche Zeitung. 4. April 2014, Magazin S. 13
  2. Hunderte Gefangene von islamistischen Aufständischen befreit
  3. Folter-Gefängnis Abu Ghraib wird geschlossen. Deutsche Welle vom 15. April 2014
  4. Abu Ghraib wartet auf den Angriff der Isis-Fanatiker. Die Welt vom 30. Juni 2014

Weblinks

 Commons: Baghdad Central Prison – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Zentralgefängnis Bagdad aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.