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Zakat

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Die 5 Säulen des Islam

Die Zakat bzw. Zakah (arabisch زكاة, DMG Zakāt; deutsch Almosensteuer) ist im Islam eine Verpflichtung, die auf den Koran zurückgeht. Sie ist eine der fünf Säulen des Islam. Dabei wird Muslimen vorgeschrieben, einen bestimmten Anteil ihres Besitzes Armen und Bedürftigen sowie anderen festgelegten sozialen Gruppen zur Verfügung zu stellen. Neben dem Begriff „Zakat“ wird manchmal auch der Ausdruck Sadaqa (صدقة / Ṣadaqa) verwendet[1], der aber hauptsächlich eine freiwillige Gabe bezeichnet, im Unterschied zur obligatorischen Zakat. Laut muslimischen Kommentatoren muss die gesetzliche Abgabe zugunsten der Muslime verwendet werden, während ein freiwilliges Almosen auch an Nicht-Muslime gegeben werden kann.[2]

Aufzählung der Empfangsberechtigten

Die Liste der Empfangsberechtigten der Zakat enthält acht Personenkreise bzw. Anliegen. Sie findet sich in Sure 9, Vers 60:

„Die Almosen sind nur für die Armen und Bedürftigen (bestimmt), (ferner für) diejenigen, die (für die Sache des Islam) gewonnen werden sollen (wörtlich: diejenigen, deren Herz vertraut gemacht wird), für (den Loskauf von) Sklaven, (für) die, die verschuldet sind, für den Weg Gottes und (für) den, der unterwegs ist (oder: für) den, der dem Weg (Gottes) gefolgt (und dadurch in Not gekommen) ist; wörtl: den Sohn des Wegs. (Das gilt) als Verpflichtung von Seiten Gottes. Gott weiß Bescheid und ist weise.“

Koran, Sure 9, Vers 60: Übersetzung von Rudi Paret

Zakat in der Gegenwart

Etwa seit Ende des Zweiten Weltkrieges werden Versuche unternommen, die Bedingungen der Zakat neu zu formulieren bzw. den aktuellen Bedingungen anzupassen. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte Raschid Rida vorgeschlagen, den Ausdruck Sklaven in Sure 9, 60 nicht nur auf Einzelne, sondern auf ganze Gesellschaften anzuwenden, die durch die Kolonialisierung versklavt worden seien. Ferner sei mit „denjenigen, die dem Weg Gottes gefolgt sind“, nicht ein bewaffneter Dschihad gemeint, sondern diese Form von Zakat müsse an diejenigen gehen, welche den Islam mit Hilfe von überzeugenden Argumenten wieder einzuführen versuchen.

Timur Kuran erläutert in seinem Buch „Islam and Mammon“, dass nur wenige Staaten wie Saudi Arabien, Malaysia und Pakistan die Steuer staatlich einsammeln. Bei den anderen islamischen Ländern wird Zakat als freiwillige Abgabe definiert. Allerdings entspricht die Definition von Zakat meist noch der koranischen, sprich dem 7. Jahrhundert: Viele Berufsgruppen sind davon ausgeschlossen, dafür werden vor allem die ärmeren Wirtschaftszweige belangt. So zieht z.B. der Staat Malaysia Zakat vor allem bei den Reisbauern ein, die größtenteils unter der Armutsgrenze leben. Im Gegenzug erhalten sie aber kaum Auszahlungen der Armensteuer, da nur ein geringer Prozentsatz an die Armen geht, während der Großteil in der – teils korrupten – Verwaltung hängen bleibt oder an religiöse Einrichtungen geht.

In Indonesien wurde 1968 eine halb-staatliche Agentur zur Einsammlung und Verteilung der Zakat geschaffen, der Badan Amil Zakat (BAZ), der 1973 in Erweiterung seiner Zuständigkeit für andere religiöse Spenden (infāq, ṣadaqa) in Badan Amil Zakat, Infaq dan Sadaqa (BAZIS) umbenannt wurde.[3]

In jüngerer Zeit werden in Geheimdienstkreisen verstärkt Hinweise darauf vermutet, dass der Zakat teils auch zur Unterstützung islamistischer Kämpfergruppen[4] bzw. ihrer Familien[5]Verwendung findet[6].

Literatur

  • Mohamed Ariff: The Islamic Voluntary Sector in Southeast Asia. Islam and the Econcomic Development of Southeast Asia. Singapur 1991.
  • Kuran, Timur: Islam & Mammon. The Economic Predicaments of Islamism, Princeton 2006, ISBN 0-691-12629-1
  • A. Zysow: Art. "Zakāt" in Encyclopaedia of Islam. Second Edition, Bd. XI, S. 406-422.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Thomas H. Weir / Aaron Zysow: Art. ṢADAḲA, in: Encyclopaedia of Islam, 2. A., Bd. 8 (1995), 708-716, hier 708.
  2. Fakhr ad-Din al-Razi: Mafatih al-ghayb, Band VIII, 16, S. 117, Beirut 1990, und Raschid Rida: Tafsir al-Manar, Band X, S. 293. Zitiert in: Adel Theodor Khoury, Der Koran, Band 7, S. 347
  3. Taufik Abdullah: "Zakat Collection and Distribution in Indonesia" in Ariff 50-85, hier S. 59.
  4. Vgl. Thomas Pany: "Das barmherzige Geld aus der Wüste: Die Schattenwirtschaft des Terrors, 3. Teil: Zakat", Heise "TELEPOLIS", 26. März 2004[1]
  5. Vgl. U.S. House of Representatives, Testimony of Dr. Matthew Levitt, director of the Stein Program on Counterterrorism and Intelligence at The Washington Institute for Near East Policy, before the U.S. House of Representatives, Committed on Financial Services, Subcommittee on Oversight and Investigations, May 26, 2010, pg. 3: "For example, CARE, a one-time charity based in Boston, actively solicited funds for families of mujahideen (Jihad fighters) and discussed the subject on intercepted telephone calls" (PDF).
  6. Vgl. auch: "BERICHT INNERE SICHERHEIT DER SCHWEIZ 2002", PUBLIKATION DES BUNDESAMTES FÜR POLIZEI, Eidgen. Justiz- und Polizei-Departement, Juli 2003, S.42: "Da Gemeinnützigkeit und Wohltätigkeit häufig in Krisengebieten nötig ist, fliesst wohl zumindest ein Teil der Zakat in Konfliktregionen. Da dort oft auch Terrorgruppen aktiv sind, wird möglicherweise ein Teil dieser Gelder auch für deren Aktivitäten eingesetzt" (PDF)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Zakat aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.