Yisroel Avrohom Portugal

Yisroel Avrohom Portugal

Nachruf in der Jüdischen Zeitung, Zürich, 5. April 2019, Seite 3 (enthält auch viele interessante Informationen zum Leben seines Vaters, Eliezer Zusia Portugal)

Yisroel Avrohom Portugal (geb. 1923; gest. 2019 in Baltimore), Sohn von Eliezer Zusia Portugal, war bis zu seinem Tod Skulener Rebbe

Leben

Der Rabbiner galt als letztes Oberhaupt einer chassidischen Dynastie aus der Holocaust-Ära. Yisroel Avrohom Portugal wurde 95 Jahre alt.

In der Brooklyner Nachbarschaft Boro Park kam am 3. April 2019 das öffentliche Leben weitgehend zum Stillstand. Die orthodoxe Bevölkerung dort beging das Begräbnis von Rabbiner Yisroel Avrohom Portugal, der am 1. April 2019 im Alter von 95 Jahren im Johns Hopkins University Medical Center in Baltimore verstorben war. Er wurde anschliessend in Monsey westlich von New York City beigesetzt, einem Ort mit überwiegend chassidischer Bevölkerung.

Rab Portugal war das geistige Oberhaupt der von seinem Vater Eliezer Zusia Portugal gegründeten «Skulen Chassidim» und hatte die Führung des Chassidut 1982 nach dessen Tod übernommen. Im Gegensatz zu grossen Gemeinschaften von Ultraorthodoxen hat die zahlenmässig relativ kleine Skulen-Bewegung keine eigene Yeshiva in den USA aufgebaut. Stattdessen rief der Gründer in Israel ein Netzwerk von Waisenhäusern und einer Schule unter dem Namen Chesed L’Avraham ins Leben. Die Sorge um Arme, Schwache, vor allem aber Waisenkinder ist untrennbar mit der Geschichte des Chassidut verbunden.

Eliezer Portugal stammte aus einer Rabbiner-Familie im bessarabischen Sculeni (im heutigen Moldavien) und trat dort 1916 bereits als 17-Jähriger die Leitung der Gemeinde an. Er machte sich rasch einen Namen als warmherzig und fürsorglich. Später zog er nach Czernowitz um und wurde dort das geistige Oberhaupt der strenggläubigen Juden. Die Stadt wurde zwischen 1940 und 1944 von den Sowjets und Hitler-Deutschland besetzt, ehe die Rote Armee dieses Zentrum jüdischen Lebens im damaligen Rumänien wieder befreit hat.

Nach dem Krieg adoptierte Rabbiner Portugal zahlreiche Kinder von Holocaust-Opfern und schuf Pflegeheime für Hunderte weitere. Er und seine Familie zogen dafür nach Bukarest, wurden aber 1959 vom kommunistischen Regime verhaftet. Auf Druck des Lubawitscher Rebben Menachem Schneerson und anderen Exponenten der Chassidim in den USA erwirkte das US-Aussenministerium einige Monate später eine Ausreise-Genehmigung für Elizier Portugal und seine Angehörigen. Die Familie traf im August 1960 in New York City ein.

Auch Rabbiner Yisroel Avrohom Portugal war für sein warmes Herz berühmt. Daneben hielt er strikte Positionen und trat gegen die Nutzung des Internets auf. In den 1980er Jahren machte er am Abend vor Passover durch die Verbrennung von TV-Geräten Schlagzeilen. Mit ihm stirbt das letzte Oberhaupt einer chassidischen Dynastie, das den Holocaust im Machtbereich der Nazis überlebt hat. Der Rebbe hinterlässt acht Kinder. Die Leitung der Skulen-Bewegung soll sein in Montreal lebender ältester Sohn Yeshaya Yaakov Portugal übernehmen.

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