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Yehuda Bauer

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Yehuda Bauer
Yehuda Bauer (2008 oder früher)

Yehuda Bauer (hebräisch יהודה באואר‎; geboren als Martin Bauer am 6. April 1926 in Prag; gestorben am 18. Oktober 2024[1] in Jerusalem[2]) war ein israelischer Historiker.

Leben

Bauers Vater war Ingenieur und seine Mutter Modedesignerin. Als Zionisten emigrierte die Familie, die die Auswanderung schon jahrelang vorbereitet und 1938 ihre Ausreisevisa erhalten hatte, am Tag des Einmarsches der Deutschen in die „Resttschechei“ über Polen, Rumänien und die Türkei schließlich nach Palästina.[3]

Martin (Yehuda) besuchte die höhere Schule in Haifa, wurde Mitglied der Palmach und studierte, unterbrochen vom Kampf im Arabisch-Israelischen-Krieg 1948, an der Universität Cardiff in Wales Geschichte. Danach war er unter anderem im Kibbuz Schoval als Melker tätig, setzte aber parallel dazu seine wissenschaftlichen Studien fort und wurde 1960 an der Hebräischen Universität Jerusalem in Geschichte mit Untersuchungen über das britische Mandat in Palästina promoviert. Danach lehrte er am Institute for Contemporary Jewry der Hebräischen Universität und wurde dort Professor für Holocaust-Studien.

Er war Gastprofessor an der Brandeis University, der Yale University, am Richard Stockton College und der Clark University. Außerdem war Bauer Mitglied der Mapam-Partei. Er war Gründungsherausgeber der Zeitschrift Holocaust and Genocide Studies und war im Herausgebergremium der Encyclopaedia of the Holocaust (Yad Vashem 1990). 2001 wurde er Mitglied der Israel Academy of Sciences and Humanities.

Bauer war von 1996 bis 2000 Leiter des International Centre for Holocaust Studies in Yad Vashem und war dort wissenschaftlicher Berater. Zudem war er Ehrenvorsitzender der Task Force für Internationale Kooperation bei Holocaust-Bildung, Gedenken und Forschung.

Im Jahr 1998 sprach Yehuda Bauer anlässlich der Gedenkstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus vor dem Deutschen Bundestag und äußerte unter anderem dies: „Das Fürchterliche an der Shoa ist eben nicht, dass die Nazis unmenschlich waren; das Fürchterliche ist, dass sie menschlich waren – wie Sie und ich.“[3]

In einem in der Neuen Zürcher Zeitung 2019 veröffentlichten Interview wird er mit der Aussage zitiert: „Im Publikum haben sich Ansichten entwickelt, die völlig falsch sind. Viele Leute glauben zum Beispiel, Hitler habe den Holocaust schon seit dem Ersten Weltkrieg geplant, doch der Holocaust entwickelte sich: 1940 wussten die Deutschen noch nicht, dass sie die Juden ermorden werden. Es ist schrecklich schwer, all dies dem Publikum beizubringen.“[4] Gegenüber der Journalistin Anja Reich sprach Bauer ausführlicher über den Holocaust: „In ‚Mein Kampf‘ steht kein Wort darüber [über die Vernichtung der Juden]. Der Entschluss, die Juden zu ermorden, stammt erst aus dem Jahr 1941.“[3]

Yehuda Bauer lebte zuletzt in einem Seniorenheim in Jerusalem, in der Nähe der Gedenkstätte Yad Vashem.[3] Er starb am 18. Oktober 2024 im Alter von 98 Jahren.[1]

Ehrungen und Auszeichnungen

Für sein unermüdliches Engagement für das Gedenken an den Holocaust erhielt Yehuda Bauer 1998 den Israel-Preis. Im Jahre 2008 wurde er von der Stadt Jerusalem zum würdigen Bürger (Yakir Yerushalayim) ernannt.

Schriften (Auswahl)

Monographien:

Artikel:

Literatur

  • Bauer, Yehuda. In: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,1. Saur, München, 1983, ISBN 3-598-10089-2, S. 59f.

Weblinks

 Commons: Yehuda Bauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Shira Silkoff: Prominent Holocaust historian Yehuda Bauer dies at 98. In: timesofisrael.com. 18. Oktober 2024, abgerufen am 18. Oktober 2024 (english).
  2. Jerusalem. Yehuda Bauer ist tot – „Haben wir aus der Geschichte gelernt?“ In: Jüdische Allgemeine. 19. Oktober 2024, abgerufen am 19. Oktober 2024.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Anja Reich: Historiker Yehuda Bauer: Es ist nicht wie 1933 – aber es ist gefährlich. In: Berliner Zeitung. 21. Oktober 2018, abgerufen am 19. Oktober 2024 (Interview).
  4. Hansjörg Friedrich Müller: Der Historiker Yehuda Bauer: „Schlimmer Nationalismus blüht überall auf der Welt. Oftmals ist er religiös geprägt“. In: nzz.ch. 25. Juni 2019, abgerufen am 30. Januar 2024.
  5. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952. (PDF; 6,6 MB) 23. April 2012, S. 1877, abgerufen am 19. Oktober 2024.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Yehuda Bauer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.