Yehezkel Kaufmann

Yehezkel Kaufmann

Titelseite von Yehezkel Kaufmanns History of the Religion of Israel

Yehezkel Kaufmann (יחזקאל קויפמן; geb. 1889 in der Ukraine; gest. 9. Oktober 1963 in Jerusalem) war ein bedeutender israelischer jüdischer Gelehrter, Historiker des Judentums und Religionsphilosoph.

Leben

Yehezkel Kaufmann wurde in der Ukraine geboren. Sein talmudisches Wissen erwarb er sich an der Jeschiwa von Rabbi Chaim Tchernowitz (Rav Tzair, Tsair Chaim Tschernowitz, 1871-1945) in Odessa und Sankt Petersburg und seine biblische und philosophische Bildung an der Universität Bern. 1918 promovierte er über den Satz vom zureichenden Grund (veröffentlicht Berlin 1920).

1928 begann er in Erez Jisrael zu unterrichten, 1949 wurde er Professor für Biblische Wissenschaften an der Hebräischen Universität Jerusalem (bis 1957). Seit 1959 war er ordentliches Mitglied der Israelischen Akademie der Wissenschaften.

Werk

Yehezkel Kaufmann war der Autor einer Vielzahl von Veröffentlichungen, fast ausschliesslich in hebräischer Sprache. Im Jahr 1920 brachte er eine gegen die Ansprüche der Husserlschen Phänomenologie gerichtete Untersuchung heraus, dies war aber zugleich seine letzte allgemeinphilosophische Arbeit.

Sein erstes Hauptwerk (1930) war Exile and Estrangement: A Socio-Historical Study on the Issue of the Fate of the Nation of Israel from Ancient Times until the Present (deutsch: Exil und Entfremdung), worin er die These vertritt, dass das, was die Einzigartigkeit Israels durch alle Zeiten bewahrt habe, allein die jüdische Religion gewesen sei. Grundthema dieses Werks ist das Spannungsverhältnis zwischen Universalismus und Nationalismus, das er im historischen Längsschnitt ausführlich untersucht und dabei auch näher auf die Problemkomplexe Exil bzw. Diaspora und Ghettoisierung eingeht. Eine Konsequenz seiner Untersuchungen war die von ihm auf diese Weise gewonnene Überzeugung, dass der Zionismus nicht die ultimative Lösung für das jüdische Problem sein könne.

Yehezkel Kaufmanns bekanntestes Werk hingegen ist das monumentale vierbändige opus (wovon mehrere Ausgaben, Übersetzungen und Kurzfassungen erschienen) Die Religion Israels von ihren Anfängen bis zum babylonischen Exil (Originaltitel: Toledot HaEmunah HaYisraelit) (Erstausgabe 1960), das die Geschichte der israelitischen bzw. jüdischen Religion und der biblischen Werke gesamthaft thematisiert. Es ist ebenso bedeutend wegen der Vielfalt und erschöpfenden Behandlung der analysierten Themen wie auch durch die neue, kritische Sicht auf den Entstehungsprozess der biblischen Literatur, die sich durchaus nicht fundamental von der Wellhausens unterscheidet. In der mosaischen Zeit habe sich unter den Israeliten exklusiv und einzigartig der Monotheismus herausgebildet, der in der gesamten paganen Umwelt keinerlei Vorbild hatte. Der Monotheismus sei ein originelles und originäres israelitisches Produkt, spätere Verwässerungen seien nicht aus der Mitte des Volkes gekommen, sondern dem Volk auf Basis religionsfremder Motive durch seine fehlgeleiteten politischen Herrscher aufoktroyiert worden. Interessant sind auch Yehezkel Kaufmanns im vorliegenden Werk herausgearbeiteten originellen Ansichten zur Prophetie, die im Wesentlichen aber die diesbezügliche Auffassung Rambams erneut bestätigen.

Von Kaufmanns weiteren Arbeiten sind wenigstens noch die Kommentare zum Buch Josua sowie zum Buch der Richter namentlich zu nennen.

Auszeichnungen

• 1933: Bialik-Preis für Jüdisches Denken
• 1956: Bialik-Preis für Jüdisches Denken
• 1958: Israel-Preis in der Kategorie Jüdische Studien

Weblinks (Auswahl)

• Veröffentlichungsliste (Israelische Nationalbibliothek)

Andere Wikis

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