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Wortart

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Dieser Artikel beschreibt den grammatischen Ausdruck. Zu dem gleichnamigen Schallplattenlabel siehe WortArt (Label).

Unter Wortart (auch: Wortklasse, Redeteile (partes orationis); engl. part of speech) oder lexikalische Kategorie versteht man die Klasse von Wörtern einer Sprache auf Grund der Zuordnung nach gemeinsamen grammatischen Merkmalen. Die Wortartlehre versucht eine Klassifizierung der lexikalisch-grammatischen Einheiten einer Sprache.

Die Wortart ist zu unterscheiden von der syntaktischen Funktion (Satzfunktion) eines Wortes wie Subjekt, Objekt, Adverbial, Attribut usw.

Wörter können insbesondere nach ihrer Bedeutung (semantisch), nach ihrer Form (morphologisch) oder nach ihrer Verwendung im Satz (syntaktisch) eingeteilt werden. Die Kriterien werden einzeln oder miteinander kombiniert verwendet. Entsprechend gibt es sehr unterschiedliche Wortartenlehren. Welche Wortarten es gibt, ist abhängig von der zugrunde gelegten Theorie und von der zu beschreibenden Sprache. Ob es überhaupt universalsprachliche Wortarten gibt, ist umstritten. Teilweise wird nur/zumindest „die Unterscheidung in Verben und Nomina“ als wesentlich angesehen.[1]

Nach seiner Stellung innerhalb eines Satzes lässt sich ein Wort einer syntaktischen Kategorie zuordnen: Adjektive stehen im Deutschen vor dem Substantiv und nach einem Artikel. Die Morphologie unterscheidet Wörter hinsichtlich der Möglichkeit, sie zu beugen: Verben werden im Deutschen konjugiert, haben also verschiedene Tempusformen, Infinitiv, Imperativ, Konjunktiv, Partizipien etc. Auch die Bedeutung der Wörter wird bei der Wortartklassifizierung genutzt, oft lediglich zur Subklassifizierung. So unterscheidet man etwa Präpositionen u. a. in Lokal-, Temporal- und Modalpräpositionen.

In der Computerlinguistik werden Wörter eines Textes automatisch Wortarten zugeordnet (Part-of-speech Tagging).

Geschichte der Wortartlehre

Sanskrit-Grammatik

Die Klassifikation der Wörter in lexikalische Kategorien wird seit den frühesten Anfängen der Linguistik unternommen.[2] In der Nirukta, im 5. oder 6. Jahrhundert v. Chr. geschrieben, definiert die Sanskrit-Grammatik Yāska vier Wortarten.[3]

  1. nāma – Nomen (Substantive)
  2. ākhyāta – Verben
  3. upasarga – Präverben oder Präfixe
  4. nipāta – Partikeln (invariante Wörter, vielleicht auch Präpositionen)

Diese vier Gruppen wurden in zwei große Klassen eingeteilt: in gebeugte (flektierte) (Nomen und Verben) und ungebeugte Wörter (Präverben und Partikeln).

Abendländische Geschichte der Wortartlehre

Ein oder zwei Jahrhunderte später schrieb Platon im Dialog Kratylos, dass ein Satz eine Kombination von Verb [rhēma] und Nomen [ónoma] sei.[4] Von Aristoteles wurden später als weitere Klassen die Konjunktionen, die Pronomen und die Artikel hinzugefügt.

Am Ende des 2. Jahrhundert v. Chr. hatte sich das Klassifikationsschema auf acht Kategorien ausgeweitet, so in der Téchnē grammatiké:

  1. Nomen: kasusflektierter Redeteil, der eine konkrete oder abstrakte Entität bezeichnet
  2. Verb: nicht kasusflektierter Redeteil, der nach Zeit, Person und Zahl flektiert und eine Tätigkeit oder einen Prozess bezeichnet
  3. Partizip: Redeteil, der an der Eigenart (ἰδιότης) sowohl von Verben als von Nomen teilhat
  4. Artikel: kasusflektierter Redeteil, der einem Nomen vor- oder nachgestellt ist
  5. Pronomen: durch ein Nomen ersetzbarer Redeteil, der für eine Person steht
  6. Präposition: Redeteil, der vor anderen Wörtern in Zusammensetzungen und in der Syntax steht
  7. Adverb: unflektierter Redeteil, der ein Verb modifiziert oder ihm hinzugefügt ist
  8. Konjunktion: Redeteil, der den Diskurs zusammenhält und Lücken in seiner Interpretation füllt

Die lateinischen Fachtermini für die Wortarten erscheinen als Lehnübersetzungen der griechischen.

Die lateinische Grammatik von Priscian (5. Jahrhundert n. Chr.) verzichtete auf die im Lateinischen nicht vorkommende Wortart Artikel, brachte aber die Wortart Interjektion in seinem Schema unter, so dass es zunächst bei acht Wortarten blieb.

Nicht vor 1767 erschien das Adjektiv als eigenständige Wortklasse[5]

In der deutschen Grammatik hat sich daraus die Zehn-Wortarten-Lehre entwickelt (siehe unten). In der englischen traditionellen (Schul-) Grammatik unterscheidet man noun, verb, adjective, adverb, pronoun, preposition, conjunction und interjection.

Überblick:[6]

Platon (427–348 v. Chr.) onoma (Name, Subjekt) rhema (Prädikat)
Aristoteles (4. Jh. v. Chr.) Onoma rhema syndesmos (Verbindungswörter)
Tekhne Grammatike (etwa 100 v. Chr.) onoma (Substantiv) epirrhema (Adverbium) rhema (Verb) metokhe (Partizip) prothesis (Präposition) syndesmos (Konjunktion) antonymia (Pronomen) Arthron (Artikel)
Priscianus (etwa 500 n. Chr.) nomen interiectio adverbium verbum participium praepositio coniunctio pronomen
deutsche Grammatik (19.–20. Jh.) Nomen Adjektiv Interjektion Adverb Numerale Verb Präposition Konjunktion Pronomen Artikel
englische Schulgrammatik noun adjective interjection adverb verb preposition conjunction pronoun

Die Wortartklassifikation der klassischen deutschen (Schul-)Grammatik

Überblick

Standardform: Zehn-Wortarten-Lehre

Eine gängige Wortartklassifizierung der deutschen Sprache nennt 10 Wortarten.[7] Die Zehn-Wortarten-Lehre ist aus der lateinischen und griechischen Grammatiktradition hervorgegangen (siehe oben) und wurde über sehr lange Zeit angewandt. Sie nennt folgende Wortarten:

  1. Substantiv (Nomen, Hauptwort)
  2. Verb (Zeit- oder Tätigkeitswort)
  3. Adjektiv (Eigenschaftswort)
  4. Adverb (Umstandswort)
  5. Pronomen (Fürwort)
  6. Präposition (Verhältniswort)
  7. Konjunktion (Bindewort)
  8. Numerale (Zahlwort)
  9. Artikel (Geschlechtswort)
  10. Interjektion (Ausrufe- oder Empfindungswort)

Geringfügige Varianten

Die obige Auflistung wird auch als Zehn-Wortart-Lehre bezeichnet. Dieser kann man eine Neun-, Acht- usw.-Wortart-Lehre gegenüberstellen.

Aufgabe der Wortart Artikel

Eine Variante der Zehn-Wortarten-Lehre ist die Auffassung, nach der der Artikel nicht als eigenständige Wortart, sondern als Sonderform des Numerals (unbestimmter Artikel) bzw. des Pronomens (bestimmter Artikel) angesehen wird.[8] Man spricht auch von der Neun-Wortart-Lehre.

Aufgabe der Wortart Numeralia

Mitunter wird die Selbständigkeit einer Kategorie Numeralia verneint[9], und diese werden dann den Adjektiven zugeschlagen.[10] Bleibt es dabei, hat man eine weitere Neun-Wortart-Lehre, bei Wegfall auch des Artikels eine Acht-Wortart-Lehre:

Austausch der Wortart Numeralia durch eine Wortart Partikel

Teilweise wird die Wortart Numeralia verneint und stattdessen als eigenständige Wortart die der Partikeln eingeführt.[11] Diese dann wieder Zehn-Wortarten-Lehre entspricht allerdings nicht der klassischen Wortartlehre.[12]

Aufgabe der Wortart Interjektion

Die Wortart Interjektion wird teilweise (zusätzlich) als unwichtiger Sonderfall ausgeblendet. Entfällt auch die Kategorie des Zahlworts, hat man eine Acht-Wortart-Lehre.[13]

Die Wortarten nach der klassischen Einteilung im Einzelnen

Flektierbare

Substantiv (Nomen)

Substantiv (Hauptwort, Namenwort, Nomen): Hanna, Rhein, Haus, Garten, Schwein, Computer, Frau, Milch, Eisen, Vernunft, Zusammenhang. Nach Art der Bezugsgegenstände lassen sich unterscheiden:

  • konkrete Substantive (mit den Sinnen wahrnehmbare, anfassbare Dinge)
  • abstrakte Substantive (nur geistig wahrnehmbare Dinge)

Substantive haben symbolischen Charakter und ihre Stämme gehören dem „Symbolfeld der Sprache“ (Bühler) zu. Funktionale Typen sind:

  • Eigenname (nomen proprium): setzt Gegenstandskenntnis und Namenszuordnung voraus
  • Gattungsname (nomen appellativum): bezieht sich auf die Art, Gattung von Dingen und bedarf zur Bezugnahme im Deutschen eines Artikels
  • Stoffname: bezeichnet ein Substanzquantum, ist in der Regel nicht pluralfähig (bezeichnet dann allenfalls Arten: Stähle)
  • Singularetantum: tritt nur im Singular auf (zum Beispiel Schnee, Milch, Zorn)
  • Dualetantum: tritt in einigen semitischen Sprachen auf, z.B. Hebräisch מים, majim: Wasser.
  • Pluraletantum: tritt nur im Plural auf (zum Beispiel Alpen, Kanaren, Leute)
Verb (Tätigkeitswort, Zeitwort)

Verb (Zeitwort, Tätigkeitswort): lachen, laufen, reden, lieben, schreien, hassen. Das Verb bezieht sich symbolisch auf Prozesse (Handlungen, Ereignisse, Szenen).

  • finit (konjugiert) oder infinit (unkonjugiert)
  • in sechs verschiedenen Zeitformen zu gebrauchen: Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur 1 und Futur 2
  • Aktiv (Tatform) oder Passiv (Leideform)
  • transitiv oder intransitiv
  • Indikativ, Konjunktiv oder Imperativ
Adjektiv (Eigenschaftswort)

Adjektiv (steigerbar, Eigenschaftswort): rot, schön, behindert, hoch, groß. Adjektive beschreiben in der Regel Substantive näher. Sie können deren Gegenstandsbereich einschränken (restriktiver Gebrauch) oder Zusatzinformationen geben (appositiver Gebrauch):

  • attributiver Gebrauch (Adjektiv unmittelbar vor Substantiv): primäre Verwendung
  • prädikativer Gebrauch (Adjektiv vor allem bei den Verben „sein“, „werden“, „scheinen“, „bleiben“)

Uneigentlicher Gebrauch:

  • adverbialer Gebrauch (Adjektiv bezieht sich auf Verb; im Deutschen an der Wortgestalt nicht zu unterscheiden)
  • substantivierter Gebrauch (Adjektiv wird als Substantiv gebraucht, im Deutschen dann meist groß geschrieben und mit Artikel verwendet)

Bei vielen Adjektiven gibt es die Vergleichsform (Steigerung, Komparation): groß, größer, größter; manche sind jedoch nicht sinnvoll steigerbar, etwa: ledig, schwanger, tot.

Ausdrücke, die nur mit einem Verb wie sein, werden oder bleiben kombiniert werden können, heißen „Adkopula“: pleite, schuld, quitt.

Numerale (Zahlwort)

Numeralia sind Zahlwörter die eine Menge oder einen Rang angeben. (zum Beispiel: eins, zwei, drei, erster, zweiter, dritter)

Determinativ (Artikel)

Artikel (Begleiter, Geschlechtswort)

  • bestimmter Artikel (der, die, das)
  • unbestimmter Artikel (ein, eine, einer, eines)
  • deiktische Determinative (dieser, jener)
  • possessive Determinative (mein, dein, sein, unser, euer, ihre)
Pronomen (Fürwort)

Beim Pronomen (auch: Proterm, Fürwort) handelt es sich um eine Zusammenfassung von Wörtern, die nicht symbolisch-charakterisierend sind und autonom einen Gegenstand konstituieren können, funktional aber heterogen sind und (anders als die Tradition meint) nicht für ein Nomen stehen können, allenfalls können die Anaphern er, sie, es an der Position einer Nominalgruppe vorkommen

  • Personalpronomen (persönliches Fürwort): deiktisch/zeigend: ich, du, wir, ihr; anaphorisch: er, sie, es
  • Reflexivpronomen (rückbezügliches Fürwort): sich, dich (bei Subjekt „du“), mich (bei Subjekt „ich“)
  • Relativpronomen (bezügliches Fürwort): der, was, wo
  • Possessivpronomen (besitzanzeigendes Fürwort): meiner, deiner
  • Demonstrativpronomen (hinweisendes Fürwort): dieser, jener
  • Indefinitpronomen (unbestimmtes Fürwort): man, irgendeiner
  • Interrogativpronomen (fragendes Fürwort): wer, was
Quantoren (Mengenwort)

Quantoren sind Wörter, mit denen Mengenangaben dargestellt werden, wie zum Beispiel: kein, alle, wenig, viel. Nach IDS-Grammatik können sie sowohl determinative als auch pronominale Funktionen haben.

Nicht flektierbare

Nicht flektierbar sind diejenigen Wörter, die in allen Sätzen oder Stellungen unveränderbar bleiben. Dabei handelt es sich vor allem um die Partikeln, d.h. um die Adverbien, die Konjunktionen und die Präpositionen.

Adverb (Umstandswort)

Adverbien wie: hier, da, dort, heute, darum, deshalb spezifizieren Prozesse hinsichtlich Ort, Zeit, Grund, Art und Weise

  • Adverb des Ortes (Lokaladverb): hier, da, unten, dort, nirgends, hinüber, her
  • Adverb der Zeit (Temporaladverb):morgen, damals, bereits, schon, oft, bald, immer
  • Adverb der Art und Weise (Modaladverb): gern, anders, vergebens, fast, zwar, sehr
  • Adverb des Grundes (Kausaladverb): darum, deshalb, deswegen, folglich, dazu, dafür
  • Adverb der Frage: Wo? Wann? Wie? Warum?
  • Relativadverb
  • Adverb der Bedingung (Konditionaladverb): wenn, falls, sofern, vorausgesetzt
  • Adverb der Folge (Konsekutivadverb): folglich, also, somit, darum
Präposition (Verhältniswort)

Präpositionen bestimmen den Kasus der Wortgruppe, zu der sie gehören (Rektion). Sie lassen nur einen der obliquen Kasus zu. Im Deutschen sind das: Genitiv, Dativ, Akkusativ. „Als“ und „wie“, die mit jedem Kasus auftreten können, scheiden nach diesem Kriterium als Präpositionen aus.

Präpositionen können semantisch subklassifiziert werden: So ist „wegen“ eine Präposition, die auf die Ursache, den Grund hinweist; „mittels“ eine Präposition, die auf ein eingesetztes Mittel verweist. Eine grobe semantische Klassifikation kann Präpositionen in folgende Bedeutungsklassen einteilen:

  • lokal
  • direktional
  • temporal
  • kausal
  • modal

Weitere Kategorien sind möglich, zum Beispiel indem man „modal“ weiter aufteilt.

Junktoren (Bindewort, Konjunktion)

Klassisch nimmt man eine Konjunktion (Bindewort) an, die

  • beiordnend (parataktisch, Konjunktion in engerem Sinn) oder
  • unterordnend (hypotaktisch, Subjunktion) sein kann.

Heute wird unterschieden zwischen

  • Konjunktor (verbindet Sätze, Wortgruppen, Wörter oder Wortteile): und, oder
  • Subjunktor (schließt Nebensätze (mit Verbendstellung) unterordnend an, die adverbiale Rolle haben oder in der Funktion von Subjekt oder Objekt oder Attribut erscheinen: dass, als, weil, während)
Interjektion (Ausrufe- oder Empfindungswörter)

Interjektionen wie oh, nein, na, ja oder hm sind mündlich, haben Töne und ungewöhnliche Lautkombinationen (brr), lenken aus der Hörerposition. Ihre Zugehörigkeit zu den Wortarten ist umstritten (lautmalerische Ausdrücke werden zum Beispiel teilweise als Onomatopoetika klassifiziert), sie werden aber meist zu den Partikeln gerechnet.

Partikel

Partikeln sind unflektierbare, nicht zu Wortgruppen erweiterbare Ausdrücke:

  • Abtönungspartikeln operieren auf dem Wissen: ja, halt, eh, wohl
  • Konnektivpartikeln verbinden und gliedern: erstens, allerdings, sonst, zwar, indessen
  • Gradpartikeln gradieren auf dem Hintergrund einer Einstufungsskala im Satz Gewichtetes: sogar, ausgerechnet, bereits
  • Modalpartikeln bestimmen die Geltung eines Sachverhalts und werten: bedauerlicherweise, leider, sicherlich, vielleicht
  • Intensitätspartikeln markieren die Ausprägung adjektivischer Eigenschaften: sehr, recht, überaus
  • Negationspartikeln wie nicht, gar nicht verneinen die Sachverhaltsgeltung

Die Zugehörigkeit eines Wortes zu verschiedenen Wortarten

In einem Wortparadigma gehört ein Wort immer genau zu einer Wortart. Diese Forderung lässt sich nicht immer durchhalten, wie folgende Beispiele zeigen:[14]

  • Beispiel:[15]
    • Ich klopfte, /doch/ niemand öffnete (doch im Sinne von aber als Konjunktion);
    • Eigentlich war Eva krank, /doch/ ging sie zur Arbeit (doch als Adverb im Sinne von dennoch);
    • Das hast du /doch/ gewusst! (doch als (Abtönungs-) Partikel).

Viele Präpositionen sind gleichzeitig Adverbien

  • Beispiel:
    • auf dem Tisch / ab dem Zeitpunkt (stehen vor den eigentlichen Inhalten → Präpositionen)
    • Die Tür ist auf. / Der Bart ist ab. (nicht deklinierbare Eigenschaften → Adverbien)

Kritik der traditionellen Wortartlehre

An der traditionellen Wortartlehre wird kritisiert, dass sie einige grundlegende Eigenschaften von Klassifizierungssystemen nicht erfülle. Es sei unklar, was sie überhaupt klassifiziere: Lexeme, syntaktische Wörter oder Wortformen. Die klassische Einteilung der Wortarten erfolge nicht nach einem „einheitlichen Gesichtspunkt“[16], sondern werde nach „sich widersprechenden oder überschneidenden Kriterien“[17] vorgenommen. „Für einen exakten Aufbau der Grammatik“ sei sie „zu vage“ und die Einteilung sei auch nicht disjunkt, da dasselbe Wort verschiedenen Kategorien angehören könne.[16]

In sprachvergleichender Sicht erscheint das traditionelle morphologische Einteilungskriterium als zufällig. Das Kriterium der Morphologie gilt nur für synthetische Sprachen wie eben das Deutsche, das altindische Sanskrit, Latein oder Türkisch. Im Englischen ist es schon problematisch, für Chinesisch, das keine Flexion hat, nicht anwendbar.

Alternative Wortartlehren

Die Fünf-Wortarten-Lehre nach Hans Glinz

Bei der Fünf-Wortarten-Lehre beruht die Klassifikation auf formalen Kriterien.[18]

Man unterscheidet fünf Hauptwortarten nach morphologischen Kriterien:

unflektierbar → Partikel
flektierbar
deklinierbar
festes Genus → Nomen (manchmal auch Substantiv genannt)
ohne festes Genus
nicht steigerbar, eine Flexionsreihe → Pronomen
steigerbar, zwei Flexionsreihen → Adjektiv
konjugierbar → Verb

Die Partikeln können nach ihrem syntaktischen Verhalten in vier Untergruppen unterteilt werden:

  1. Präpositionen bestimmen den Kasus der Wortgruppen, bei denen sie stehen.
  2. Konjunktionen, die weiter unterschieden werden als: Beiordnende Konjunktionen verbinden gleichwertige Einheiten/Nebenordnende Konjunktionen leiten Nebensätze ein.
  3. Interjektionen stehen außerhalb des Satzes, haben Töne, ungewöhnliche Lautkombinationen (brr), sind nur sehr begrenzt kombinationsfähig. Sie sind möglicherweise nicht als Wörter zu fassen.
  4. Die Adverbien bilden eine Restgruppe.

Die Adverbien können ihrerseits auch noch weiter unterschieden werden, und zwar in Lokaladverb (Wo?), Temporaladverb (Wann?), Modaladverb (Wie?), Kausaladverb (Warum?), Interrogativadverb (Frageadverb) und Präpositionaladverb (Verbindung von da-/wo-/hier- mit Präposition: dabei/wobei/hierbei).

Einige Beispiele:

  • Präpositionen: auf, mit, zu, an, bei, durch, …
  • beiordnende Konjunktionen (Konjunktoren): und, aber, sondern, denn, nämlich, als, wie, …
  • unterordnende Konjunktionen (Subjunktoren): als, dass, wenn, weil, obwohl, seit, wie, …
  • Interjektion: ah, na, hm, …
  • Adverbien: unten, oft, sehr, wohl, damit, warum, deshalb, …

Die Pronomen werden in der Fünf-Wortarten-Lehre in zehn Unterarten eingeteilt, die in der klassischen Wortartenlehre drei anderen Wortarten zugerechnet werden (Artikel, Numerale, Pronomen): bestimmter Artikel (der, die, das), unbestimmter Artikel (ein, eine), bestimmtes Zahlpronomen (ein/eine, zwei, drei, vier: Kardinal-/Grundzahlen), Personalpronomen (Fürwort: ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie; mich, dich, ihn, sie, es, uns, euch, sie; mir, dir, ihm, ihr, ihm, uns, euch, ihnen;), Reflexivpronomen (rückbezügliches Fürwort), Relativpronomen (bezügliches Fürwort), Possessivpronomen (besitzanzeigendes Fürwort), Demonstrativpronomen (hinweisendes Fürwort), Indefinitpronomen (unbestimmtes Fürwort, hierzu gehören auch die unbestimmte Zahlwörter: einige, viele, wenige), Interrogativpronomen (fragendes Fürwort).

Bei der Bestimmung der Wortarten bestimmte man Lexeme, und keine Wortformen. Das bedeutet, dass in den Sätzen „er sieht ein schönes Haus“ und „er zeichnet schön“ die beiden unterschiedlichen Wortformen von „schön“ als Adjektive bestimmt werden. Wenn man die unterschiedliche Funktion der Adjektive berücksichtigen will, kann man von attributiven (schönes Haus) und adverbialen (er singt schön) Adjektiven sprechen. Analog dazu spricht man in Sätzen wie „sie ist hübsch“ von prädikativen Adjektiven.

Die Fünf-Wortarten-Lehre fasste in den letzten Jahren in Schweizer Grundschulen Fuß.

In sprachvergleichender Sicht erscheint die Fünf-Wortarten-Lehre als eine (nur) auf die deutsche Sprache angepasste traditionelle Wortartlehre, bei der versucht wird, klarere Einteilungskriterien stringent anzuwenden.

Die Wortarten in der generativen Syntax

Der generative Ansatz kennt nur vier lexikalische Wortarten: Nomen (N), Verb (V), Adjektiv (A), Präposition (P) und eine Reihe von funktionalen Kategorien.[19]

Grundlegende Einteilungen der Wortarten

Flektierbare und nicht-flektierbare Wortarten

In Sprachen wie dem Deutschen[20], die durch einen flektierenden Sprachbau charakterisiert sind, wird eine Klassifizierung nach dem Kriterium der Flexierbarkeit für grundlegend erachtet.

Eine Wortformänderung (Beugung, Flexion) kommt im Deutschen als Deklination, Konjunktion und Komparation vor. Flektierbare Wortarten sind im Deutschen die Wortarten Substantiv, Adjektiv, Artikel, Pronomen und Verben.

Nicht-flektierbare Wortarten sind im Deutschen vor allem die Wortarten Adverb, Partikel und Präposition.

Offene und geschlossene Wortarten

In der Sprachwissenschaft wird zwischen offenen Wortarten (Wortklassen) und geschlossenen Wortarten (Wortklassen) unterschieden.

Eine offene Klasse ist eine Wortartklasse, deren Bestand „jederzeit erweitert“[21] werden kann. Es gibt hierzu dann produktive Mechanismen wie Wortbildung oder Entlehnung. Die Anzahl ihrer Elemente ist entsprechend groß. Statt von offener Wortklasse spricht man auch von lexikalischer Klasse.[22] Zu den offenen Wortartklassen zählen vor allem die Substantive und Verben, je nach Sprache auch Adjektive und Adverbien. (Im Deutschen sind zumindest Adjektive eine offene Klasse.)

Eine geschlossene (Wort)Klasse ist eine Wortart, deren Bestand „nicht“[23] oder „wenig veränderlich“[22] ist. Neue Mitglieder geschlossener Klassen entstehen nur durch individuelle und nicht im Einzelfall voraussagbare Prozesse, z.B. Grammatikalisierung. Die Wörter der geschlossenen Wortklassen werden auch Funktionswörter genannt.[22] Die Zahl der Funktionswörter ist „relativ klein“.[22] Zu den geschlossenen Wortklassen zählen die Präpositionen, Partikel, Konjunktionen und Artikel.[21] In manchen Sprachen sind auch Adjektive eine geschlossene Klasse.

Universalsprachlichkeit der Wortarten?

Das herrschende System der Wortarten erscheint weitgehend historisch bedingt durch die griechisch/lateinische Grammatik und ihrer Rezeption in den europäischen Staaten. Es ist umstritten, ob Wortarten sinnvoll über die Grenzen der jeweiligen Einzelsprachen oder Sprachfamilien hinaus gebildet werden können und sollen und ob es universalsprachliche Wortarten gibt.

Die Felderlehre von Bühler

Universell sollen funktionale bzw. semantische Bestimmungen sein, wie sie etwa in der Felderlehre des Sprachpsychologen Karl Bühler (1934/1978) formuliert wurden, der Zeigwörter („ich“, „hier“, „jetzt“ u. a.) von Symbolwörtern („schnell“, „Frau“, „bauen“ etc.) trennt. Ein entsprechender Vorschlag, das Wortartensystem primär auf semantische Kriterien zu stützen, stammt von Hempel (1954/1980). Ausgebaut wurde dieser Ansatz in der Funktionalen Pragmatik zu einer Fünffelderlehre sprachlicher „Prozeduren“ (Konrad Ehlich), die Wortarten voraus- oder zugrunde liegen.

Universalsprachlichkeit der Unterscheidung Nomen von Verb ?

Als (allein) wesentliche Unterscheidung der Wortarten wird teilweise die zwischen nominal gegen verbal angeführt.[24]

Für einige Sprachen wurde behauptet, dass sie keine Unterscheidung zwischen Nomen und Verben vornehmen (bzw. dass die Unterscheidung sehr schwach ausgeprägt ist), u.a. Grönländisch, Riau-Indonesisch,[25] Tagalog, Tonganisch,[26] Mundari[27] und Salish-Sprachen.[28][29] Es ist jedoch ohnehin fraglich, ob die Konzepte des „Nomens“ und des „Verbs“, die aus der Beschreibung der Phänomenologie des Altgriechischen hervorgegangen sind, einfach auf nicht-europäische Sprachen übertragbar sind, die (im Gegensatz zu den europäischen Schriftsprachen) syntaktische Funktionen gänzlich verschieden als das Altgriechische auf Klassen von Lexemen abbilden.[28]

Siehe auch

Literatur

  • Henning Bergenholtz: Zur Morphologie deutscher Substantive, Verben und Adjektive. Dümmler, Bonn 1976, ISBN 3-427-83851-X. Enthält ein rein morphologisches Wortartensystem.
  • Henning Bergenholtz/ Burkhard Schaeder: Die Wortarten des Deutschen. Klett, Stuttgart 1977. ISBN 3-12-910460-7. Enthält ein rein syntaktisches Wortartensystem.
  • Karl Bühler: Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Ullstein, Frankfurt/ Berlin/ Wien 1978, ISBN 3-548-03392-X. (Unveränderter Abdruck der Erstveröffentlichung: Verlag Gustav Fischer 1934)
  • Duden. Die Grammatik. 7., völlig neu erarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Mannheim/ Leipzig/ Wien/ Zürich 2005, ISBN 3-411-04047-5. Wortartenschemata: S. 133, 574. Traditionelles System mit primär morphologischen und syntaktischen Kriterien.
  • Heinrich Hempel: Wortklassen und Bedeutungsweisen. In: ders.: Bedeutungslehre und allgemeine Sprachwissenschaft. Narr, Tübingen 1980, ISBN 3-87808-131-6, S. 74–104. (Erstveröffentlichung 1954) Semantischer Ansatz eines Wortartensystems.
  • Barbara Kaltz: Zur Wortartenproblematik aus wissenschaftsgeschichtlicher Sicht. Buske, Hamburg 1983, ISBN 3-87118-599-X.
  • Gisela Zifonun/Ludger Hoffmann/Bruno Strecker: Grammatik der deutschen Sprache. 3. Bände. de Gruyter, Berlin/ New York 1997, ISBN 3-11-014752-1: Grammatik der deutschen Sprache.
  • Stefan Müller: Grammatiktheorie. Stauffenburg, Tübingen 2010, ISBN 978-3-86057-294-8.

Einzelnachweise

  1. So Dürr/Schlobinski: Deskriptive Linguistik. 2006, S. 301
  2. R. H. Robins: General Linguistics. 4th ed., Longman, London 1989.
  3. Bimal Krishna Matilal: The word and the world: India's contribution to the study of language. Oxford 1990.
  4. Cratylus 431b
  5. Nicolas Beauzée: Grammaire générale, ou exposition raisonnée des éléments nécessaires du langage. Paris 1767
  6. Nach Piroska Kocsány: Grundkurs Linguistik: ein Arbeitsbuch für Anfänger. Fink, Paderborn 2010, S. 106
  7. Pospiech: Syntax. In: Volmert (Hrsg.): Grundkurs Sprachwissenschaft. 5. Aufl., 2005, ISBN 3-8252-1879-1, S. 129
  8. Vgl. etwa Gadler: Praktische Linguistik. 3. Aufl., 1998, S. 100
  9. Duden, Rechtschreibung und Grammatik – leicht gemacht. 2007, S. 127
  10. Gabriel/Meisenberg: Romanische Sprachwissenschaft. 2007, S. 190
  11. Kürschner: Grammatisches Kompendium. 4. Aufl., 2003, ISBN 3-8252-1526-1, S. 75
  12. Vgl. Ulrich: Linguistische Grundbegriffe. 5. Aufl., 2002/Wortart
  13. So bei Gabriel/Meisenberg: Romanische Sprachwissenschaft. 2007, S. 190: „üblicherweise 8 Wortklassen“
  14. Kessel/Reimann: Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache. Fink, Tübingen 2005, ISBN 3-8252-2704-9, S. 69 bezeichnen dies als ein Fall der Homonymie
  15. Nach Kessel/Reimann: Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache. Fink, Tübingen 2005, ISBN 3-8252-2704-9, S. 70
  16. 16,0 16,1 Kutschera: Sprachphilosophie. 2. Aufl., 1975, ISBN 3-8252-0080-9, S. 211
  17. Clément: Linguistisches Grundwissen. 2. Aufl., 2000, S. 34
  18. Vgl. auch Duden, Die Grammatik. 7. Aufl., 2005, ISBN 3-411-04047-5, Rn. 200, allerdings von lexikalischen Wortarten sprechend
  19. Gabriel/Meisenberg: Romanische Sprachwissenschaft. 2007, S. 191
  20. Die einzelsprachliche Relativität des Flexionskriteriums betonend Christa Dürscheid: Syntax. Grundlagen und Theorien. 5. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010 (UTB, 3319), ISBN 978-3-8385-3319-3, S. 23 m.w.N.
  21. 21,0 21,1 Christa Dürscheid: Syntax. Grundlagen und Theorien. 5. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010 (UTB, 3319), ISBN 978-3-8385-3319-3, S. 22
  22. 22,0 22,1 22,2 22,3 Clément: Linguistisches Grundwissen. 2. Aufl., 2000, S. 35
  23. Christa Dürscheid: Syntax. Grundlagen und Theorien. 5. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010 (UTB, 3319), ISBN 978-3-8385-3319-3, S. 23
  24. Dürr/Schlobinski: Deskriptive Linguistik, 2006, S. 78
  25. D. Gil: The Structure of Riau Indonesian. In: Nordic Journal of Linguistics, 17:179–200.
  26. J. Broschart: Why Tongan does it differently: Categorial distinctions in a language without nouns and verbs. In: Linguistic Typology, 1997, 1:123–165.
  27. K. Hengeveld and J. Rijkhoff: Federbuch, Mundari as a flexible language. In: Linguistic Typology, 2005, 9(3):406–431.
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