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Wolfgang Sawallisch

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Wolfgang Sawallisch (geb. 26. August 1923 in München; gest. 22. Februar 2013[1] in Grassau[2]) war ein deutscher Dirigent und Pianist.

Leben

Nach Abitur, Kriegsdienst und britischer Kriegsgefangenschaft legte Sawallisch 1946 nach nur einem Semester bei Joseph Haas an der Staatlichen Musikhochschule München das Staatsexamen ab. Dirigierunterricht nahm er bei Hans Rosbaud und Igor Markevitch.

Der Aufstieg zum international renommierten Dirigenten orientierte sich an den Maßstäben guter Kapellmeistertradition: Korrepetitor und Kapellmeister am Stadttheater Augsburg 1947–53; 1953–58 Generalmusikdirektor am Theater Aachen; 1958–60 Generalmusikdirektor in Wiesbaden; 1960–64 Generalmusikdirektor in Köln sowie ab 1961 eine Professur für Dirigieren an der Kölner Musikhochschule; 1960–70 Chefdirigent der Wiener Symphoniker sowie zusätzlich 1961–73 hamburgischer Generalmusikdirektor, zugleich Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg [3]; 1973–80 Chefdirigent des Orchestre de la Suisse Romande, Genf.

Seit seinem internationalen Durchbruch mit den Berliner Philharmonikern beim „Edinburgh Festival“ 1955 wurde Sawallisch von den Eliteorchestern Westeuropas immer wieder zu Gastdirigaten eingeladen. Hinzu kamen Verpflichtungen in Bayreuth (1957–62), Salzburg, Florenz und an der Mailänder Scala. Seit 1969 reiste Sawallisch regelmäßig nach Japan, wo er mit dem NHK Symphony Orchestra Tokio zusammenarbeitete (seit 1967 Ehrendirigent).

1971–92 stand München im Zentrum seines musikalischen Wirkens. Als Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper übernahm er 1971 die Nachfolge Joseph Keilberths. 1976/77 leitete er das Haus bis zum Amtsantritt August Everdings auch als Intendant. Die Spannungen mit Everding löste das Kultusministerium 1982 mit der Ernennung des Generalmusikdirektors zum Staatsoperndirektor und Everdings zum Generalintendanten der Bayerischen Staatstheater.

Eine Aufnahme der Arie der Königin der Nacht Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen gesungen von Edda Moser und begleitet vom Bayerischen Staatsorchester unter der Leitung von Wolfgang Sawallisch ist Teil einer "Musik-Kollektion von der Erde"[4] aus dem Jahr 1977 für die Raumsonde Voyager 1[5] und Voyager 2[6].

Sawallischs Aufführungen des Gesamtwerks von Richard Wagner (1982/83) und Richard Strauss (1988) fanden internationale Beachtung. Sawallisch hat sich immer wieder auch für die gemäßigte Moderne eingesetzt (Hindemith, Egk, Sutermeister, Henze u. a.).

Seine Skepsis gegenüber dem experimentellen Regietheater brachte ihm bei etlichen Kritikern den Ruf eines konservativen Opernchefs ein. Nach zweiundzwanzig Jahren am Nationaltheater München war Sawallisch von 1993 bis 2003 erfolgreicher Musikalischer Leiter des Philadelphia Orchestra. In der Presse der USA rühmte man sein Engagement für moderne amerikanische Musik.

Sawallisch hat sich auch als Pianist einen Namen gemacht. Seit er gemeinsam mit Gerhard Seitz (Violine) 1949 beim Internationalen Musikwettbewerb in Genf im Fach Violine-Klavier einen ersten Preis gewann, konzertierte er regelmäßig auch als Kammermusiker und Liedbegleiter (u. a. von Dietrich Fischer-Dieskau, Peter Schreier und Elisabeth Schwarzkopf). Eine umfangreiche Diskographie ergänzt sein musikalisches Wirken.

Sawallisch gründete 2003 die Wolfgang-Sawallisch-Stiftung, die eine Musikschule umfasst.

Der "Opernwelt" gab er für die Januar-Ausgabe 2013 sein vermutlich letztes Interview.[7] Interview-Partner war Kai Luehrs-Kaiser.

Sawallisch lebte in Grassau (Oberbayern). Er war mit seiner Frau Mechthild 46 Jahre verheiratet. Sie starb 1998. Sein Sohn Jörg starb im Januar 2013.[8]

Zusammenarbeit mit den Wiener Symphonikern

Vom 5. bis 8. März 1957 dirigierte Wolfgang Sawallisch erstmals im Wiener Musikverein im Rahmen der „Großen Symphonie“ ein Symphonikerkonzert (mit der französischen Suite nach Rameau von Werner Egk, dem 5. Beethoven-Klavierkonzert mit Friedrich Wührer und der 8. Symphonie von Dvorak). Der große Erfolg dieses Konzerts schuf die Basis für seine Chefdirigentenzeit (1960–70) – erstmals seit Jahrzehnten gab es diese Position wieder, denn Herbert von Karajan war nie offiziell Chefdirigent, sondern Konzertdirektor der Gesellschaft der Musikfreunde gewesen. Sawallisch fühlte sich, wie in seinen Erinnerungen nachzulesen ist, durch den Mietstatus des Orchesters und die dadurch gegebene Abhängigkeit von den Konzertveranstaltern in seiner Entscheidungskompetenz stark eingeschränkt. Als „Kapellmeister alter Schule“ vermied er es, analog zum „Karajan-Zyklus“ einen „Sawallisch-Zyklus“ zu veranstalten, sondern kreierte den „Symphoniker-Zyklus“ und legte den Schwerpunkt auf zyklische Aufführungen der Werke einzelner Komponisten (Bruckner-Zyklus, Beethoven-Zyklus usw.). Mit ihm nahm das Orchester zahlreiche Platten auf, die wichtigsten Ereignisse waren jedoch die im In- und Ausland stark beachtete und erfolgreiche erste Amerika-Tournee 1964 sowie die Weltreise (Japan-Amerika) 1967 mit Mammut-Repertoire, einer ungewöhnlichen Dichte an Konzerten und täglichen stundenlangen Busfahrten während der sechs Wochen dauernden Tournee. Sawallisch ging das Wagnis ein, die Wiener Symphoniker ausgerechnet mit Bruckners 3. Symphonie, einem in Amerika damals weitgehend unbekannten Werk, in der New Yorker Carnegie Hall zu präsentieren und erntete hymnische Kritiken. 1967 stand im Zentrum der Tournee ein UNO-Konzert mit Henryk Szeryng als Solisten.

Unstimmigkeiten führten 1970 zu Sawallischs Demission, und nach einer zehnjährigen Pause kehrte er 1980 im Rahmen einer Europa-Tournee als Gastdirigent zurück. Seitdem blieb er einer der ständigen Dirigenten – bis zum 24. Juni 2005, seinem letzten, bereits von schweren gesundheitlichen Problemen überschatteten Konzert in Bad Kissingen, mit Werken von Kodaly, Haydn und Brahms.[9] Die Musiker schätzten Sawallisch wegen seiner musikalischen Kompetenz, klaren Schlagtechnik und werkzentrierten Interpretation, die niemals spektakulär war – dies brachte ihm bei manchen Kritikern den Ruf als bürokratischer Meister des Mittelmaßes ein. Die Wiener Symphoniker spielten insgesamt 165 Produktionen mit ihm ein, wobei die Amerika-Reise mit 34 Konzerten als eine einzige Produktion zählt. Sawallisch war für das Orchester eine der prägenden Dirigentenpersönlichkeiten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Auszeichnungen und Ehrungen

Einzelnachweise

Weblinks

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