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Wolfgang Haas

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Wolfgang Haas (Begriffsklärung) aufgeführt.
Erzbischof Haas

Wolfgang Haas (* 7. August 1948 in Vaduz) ist ein liechtensteinischer[1] Theologe und seit 1997 der erste Erzbischof des Erzbistums Vaduz.

Leben

Wolfgang Haas lebte mit seinen, wegen fehlender Heiratserlaubnis nicht verheirateten Eltern zunächst in Mauren, später in Schaan, wo seine Familie einen Keramikbetrieb unterhielt.

Haas studierte nach der Matura Philosophie am Collegium Marianum in Liechtenstein und Theologie an der Universität Freiburg im Uechtland. Am 7. April 1974 konnte er auf Grund einer Dispens in Chur das Sakrament der Priesterweihe empfangen. Parallel zur Assistenz am Lehrstuhl für Dogmatik der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg absolvierte er 1974 ein weiteres Lizenziatsstudium in Theologie sowie von 1975 bis 1978 an der Päpstlichen Universität Gregoriana ein Studium des Kanonischen Rechts. Seine Dissertation Das Ehesakrament als Grundbegriff des kanonischen Eherechts kam nicht zum Abschluss. Er war Kanzler des Bistums Chur und Offizial des Diözesangerichtes.[2]

Bistum Chur

Auf die ausdrückliche Bitte des Churer Bischofs Johannes Vonderach wurde Haas am 25. März 1988 von Papst Johannes Paul II. zum Koadjutorbischof der Diözese Chur ernannt; durch das damit verbundene automatische Nachfolgerecht für Wolfgang Haas wurde das gemäß kirchlichem Privileg dem Churer Domkapitel gewährte Recht der freien Bischofswahl[3] – allerdings in kirchenrechtlich einwandfreier Art und Weise – umgangen.[4]

Die Bischofsweihe fand am 22. Mai 1988 durch Diözesanbischof Johannes Vonderach und die Bischöfe Otmar Mäder (St. Gallen) und Henri Schwery (Sitten) als Mitkonsekratoren statt. Sein Wahlspruch lautete Maria duce obviam Christo.

Wolfgang Haas war vom 22. Mai 1990 bis zum 2. Dezember 1997 Bischof von Chur. Nach seiner Ernennung zum Erzbischof von Vaduz war er vom 2. Dezember 1997 bis zum 23. August 1998 Apostolischer Administrator des Bistums Chur. Am 31. Mai 1993 war er Mitkonsekrator der Churer Weihbischöfe Paul Vollmar SM und Peter Henrici SJ.

Durch sein konservatives Verständnis der römisch-katholischen Glaubenslehre und einige bei Kirchenkritikern umstrittene Personalentscheidungen hielten die innerkirchlichen Proteste an und konnten auch nach der Einsetzung mehrerer Weihbischöfe, zum Beispiel von Peter Henrici für den Kanton Zürich, nicht beigelegt werden. Wolfgang Haas geriet in die Schlagzeilen und wurde zum wohl bekanntesten Bischof der Schweiz.

In einer Buchveröffentlichung vom November 2021[5] warf der frühere Weihbischof von Chur, Peter Henrici SJ, seinem damaligen Bischof Wolfgang Haas vor, er sei nicht fähig gewesen, sich als Bischof anerkennen zu lassen oder gar zu regieren. Um beispielsweise möglichst viele Jungpriester zu gewinnen, die sein konservatives Weltbild geteilt hätten, habe Haas ungeeignete Priesteramtskandidaten auch gegen den ausdrücklichen Rat der für die Priesterausbildung verantwortlichen Priester aufgenommen.[6] Haas habe sehr konservativ agiert und das Bistum Chur in eine tiefe Krise gestürzt, die Papst Johannes Paul II. schließlich dadurch zu beenden suchte, dass er 1997 das Erzbistum Vaduz (umfasst das Fürstentum Liechtenstein) neu errichtete, um Haas aus Chur in seine Heimat versetzen zu können.[7]

Erzbistum Vaduz

Wappen von Wolfgang Haas als Erzbischof von Vaduz

Nach anhaltenden innerkirchlichen Protesten[8] gegen die Amtsführung von Wolfgang Haas im Bistum Chur wurde er vom Papst am 2. Dezember 1997 zum Erzbischof des neu geschaffenen Erzbistums Vaduz ernannt; in der damit zur Kathedrale erhobenen Pfarrkirche St. Florin von Vaduz ergriff Haas am 21. Dezember 1997 von seinem Amt Besitz. Gegen seine Ernennung regte sich auch im neuen Erzbistum Widerstand, der aber wirkungslos blieb.[9] Wichtige Handlung im Jahresablauf war die Zelebration der Messe am Staatsfeiertag, dem 15. August, auf der Schlosswiese, jeweils mit Homilie (Predigt).[10] Im Juni 2011 teilte Haas mit, dass er in Zukunft keine Messe mehr bei dem Staatsakt zum Nationalfeiertag feiern werde. Die Verbindung sei ein „falsches beziehungsweise unehrliches Zeichen gegenüber der Öffentlichkeit“. Die antwortende Stellungnahme der Regierung verortete den Grund des Erzbischofs in der Haltung des Staates zur Homosexualität und in der Initiative „Hilfe statt Strafe“ zur Liberalisierung des Abtreibungsrechts.[11]

Im Zuge der Einführung eines Partnerschaftsinstitutes in Liechtenstein bezeichnete Haas praktizierte Homosexualität als objektiv eine schwere Sünde, deren rechtliche Anerkennung geradezu einen Skandal darstellen würde.[12]

Kritik

In einem persönlichen Brief zeigte sich Regierungschef Daniel Risch gegen Ende des Jahres 2022 vom Erzbischof enttäuscht, da er die Absage des traditionellen Heilig-Geist-Amtes zur Eröffnung des Landtags nicht offiziell angekündigt habe. Hintergrund der Absage war ein Landtagsbeschluss, die gleichgeschlechtliche Ehe in Liechtenstein zu öffnen.[13]

Nach im Mai 2023 veröffentlichten Recherchen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel hat Wolfgang Haas im Erzbistum Vaduz in den vergangenen Jahren ein in Teilen reaktionäres Kirchensystem etabliert. So habe Haas gezielt erzkonservative Männer zum Beispiel aus Deutschland nach Liechtenstein geholt, um sie in seinem Erzbistum zu Priestern zu weihen, darunter einen mutmaßlichen Triebtäter.[14] In dem Artikel werden Haas und anderen Verantwortlichen im Bistum systematische Intransparenz, Ablehnung der liberalen Moderne und Verachtung gegenüber den weltlichen Strukturen des Fürstentums vorgeworfen.

Ehrungen und Auszeichnungen

Literatur

  • Moritz Amherd (Hrsg.): Wolfgang Haas: Bischof ohne Volk – Volk ohne Bischof. Dokumentation und kritischer Kommentar der Ereignisse rund um den Fall Haas. NZN-Buchverlag, Zürich 1991, ISBN 3-85827-092-X.

Weblinks

 Commons: Wolfgang Haas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hoe bisschop Haas naar Liechtenstein vertrok. Trouw.nl (niederländisch).
  2. Biographie W. Haas
  3. Römisches Dekret zur Bischofswahl im Bistum Chur – Electionis Episcopi Curiensis Decretum „Etsi salva“ vom 28. Juli 1948; CIC can. 377
  4. CIC can. 403–411
  5. Peter Henrici: Rückblick. Ereignisse und Erlebnisse. Zum Andenken an meinen geistlichen Bruder Bischof Paul Vollmar und an meinen leiblichen Bruder Dr. iur. Andreas Henrici. Ein Interview mit Urban Fink. Mit einem Geleitwort von Bischof Joseph Maria Bonnemain. Herausgegeben von der Inländischen Mission 2021.
  6. Simon Hehli: «Halber Ämterkauf» bei Bischofswahl? Hoher Kleriker rechnet mit Wolfgang Haas ab. In: Neue Zürcher Zeitung. 27. November 2021, abgerufen am 1. Februar 2023.
  7. Churer Ex-Weihbischof Henrici rechnet mit Erzbischof Haas ab. Gröbste Fehler hätten in Priesterausbildung gelegen. In: katholisch.de. 27. November 2021, abgerufen am 28. November 2021.
  8. Kirche heute, 17. bis 13. Januar 2015 (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
  9. Mariano Tschuor: Warum ich von Wolfgang Haas fasziniert war – Wolfgang Haas wurde zur Hass- und Witzfigur des Bistums Chur. Anfangs hatte er viel Potential. Warum viele grosse Hoffnungen hatten – und bitter enttäuscht wurden. (kath.ch)
  10. Zum Beispiel Predigt am Staatsfeiertag 2009 (Memento vom 23. März 2010 im Internet Archive)
  11. Staatsfeiertag ohne Feldmesse. In: Liechtensteiner Vaterland. 15. Juni 2011.
  12. Liechtenstein spricht sich für Homo-Ehe aus: Deutliches Signal für eine offene und liberale Gesellschaft. Neue Zürcher Zeitung, 19. Juni 2011.
  13. Vatikan will in Liechtenstein nicht vermitteln – Streit zwischen Erzbistum und Regierung. In: Domradio. 21. Dezember 2022, abgerufen am 16. Juli 2023.
  14. Walter Mayr: Katholizismus in Liechtenstein – Das seltsame Paralleluniversum von Erzbischof Haas. In: Der Spiegel. 5. Mai 2023, abgerufen am 9. Mai 2023.
VorgängerAmtNachfolger
Johannes VonderachBischof von Chur
1990–1997
Amédée Grab OSB
NeuerrichtungErzbischof von Vaduz
seit 1997
 
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Wolfgang Haas aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.