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Wolf Benjamin Eibeschütz

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Palais Boxberg

Wolf Benjamin Eibeschütz (geb. 1740 in Prag; gest. 18. November 1806 in Dresden) war ein Kabbalist, Abenteurer, Stifter und sächsischer Hoffaktor.

Familie

Wolf war der Sohn des Rabbi Jonathan Eybeschütz und dessen Ehefrau Elkele Spira, Tochter des Rabbis Isaak Spira (böhmischer Landrabbiner, gest. 26. Dezember 1749 in Prag). Seine älteste Schwester war mit Mordechai Kasab verheiratet, die jüngere, Hizel, wurde 1755 an Moses Fränkel in Breslau vermählt. Seine Brüder, Löw (gest. 1772), Isaac, Aaron (gest. 1829), Nathan Nata (gründete die Eibenschützische Synagoge in Dresden, Zahnsgasse 77) und Mordechai (gest. 1799) lebten alle eine Zeitlang in Dresden.

Leben

Mit seinem Vater zog er nach Metz und Altona. Als Jugendlicher kam er nach Wien, geriet in schlechte Gesellschaft und begann ein abenteuerliches Leben zu führen. In türkischer Kleidung bereiste er mit 15 Jahren Ungarn, Podolien und Mähren. Er gab vor, prophetische Visionen zu haben, und spielte eine Messiasrolle, wobei er sich einen Anhang zu verschaffen wusste. Mehrmals traf er sich mit dem Sabbatianer Jacob Frank. In Mähren befreundete er sich mit der Dobruschka-Familie, die aus Anhängern von Jacob Frank bestand. Er traf auch die Anhänger des Sektenführers Berukhiah Russo (aka Osman Baba, 1677–1720), dessen Tochter oder Enkelin er zur Frau nahm. Er konkurrierte mit Jacob Frank um die Führungsposition der podolischen und mährischen Sabbatianer. In Brünn nutzte er seine Kenntnis vom Erscheinen des Halleyschen Kometen (der ja in Dresden, wo die Brüder lebten, von Georg Palitzsch zuerst beschrieben wurde), um seine Anhänger mit einer Feuersäule am Himmel und begleitendem Meteoritenschauer zu verblüffen. Zu diesem Zeitpunkt war er 18 Jahre alt. Ezechiel Landau, Oberrabbiner zu Prag, erließ wegen dieser Aktivitäten ein Schreiben an Jonathan Eibenschütz und forderte ihn auf, das frevelhafte Treiben des Sohnes nicht länger zu unterstützten, da es auch auf ihn einen gewaltigen Schatten werfe. Wolf Eibeschütz geriet in Schulden, sollte verhaftet werden und floh nach Altona. Der Vater, anstatt ihn wie gefordert, zu verstoßen, veröffentlichte ein unfertiges Werk, um die Schulden des Sohnes zu bezahlen. Wolf ging 1772 wieder nach Wien, wo er den späteren österreichischen Gesandten kennenlernte, dem er dann nach Dresden folgte, und erwarb sich ein Vermögen. Die sächsischen Regierungsbeamten lernten ihn schätzen und berieten sich oft in Staatsangelegenheiten mit ihm. Sein offizieller Titel war „Hoffactor“. Er besaß das Boxberg’sche Palais auf der Waisenhausstraße sowie vermutlich einen Sommersitz beim Linckeschen Bade, das er als „Haus Priesnitz“ bezeichnete. Mit diesem „Landsitz“ bewarb er sich beim Kaiser um einen Freiherrntitel, der ihm auch bewilligt wurde. Da er sich jedoch weigerte, den jüdischen Glauben abzulegen, wurde ihm der Titel wieder genommen, worüber seine Dresdner Freunde hinwegsahen und ihn nach wie vor als Baron Adlersthal titulierten. Während der großen Kälte im Januar 1784 lobte der Dresdner Chronist Johann Christian Hasche seine Spendenbereitschaft für jüdische und christliche Arme. Nach dem Tod seines Bruders Mordechai näherte er sich wieder der jüdischen Gemeinde an. Er heiratete und bekam drei Töchter. Die von seinem Bruder gestiftete Synagoge restaurierte er und finanzierte die Gottesdienste.

Literatur

  • Hasche, Magazin der Sächsischen Geschichte, Erster Theil, Dresden 1784, S. 38
  • Gutmann Klemperer: Rabbi Jonathan Eibenschütz, hrsg. von Wolf Pascheles, Prag/Leipzig 1858
  • Bernhard Brilling: EIBENSCHÜTZIANA (Die Zwei Ausgaben Des Toledoth Bne Jehonathan in Ihrer Beziehung Zu Der Polemik Um R. Jonathan Eibenschütz.), Hebrew Union College Annual, vol. 34, 1963, pp. 217–228. JSTOR, https://www.jstor.org/stable/23506560. Accessed 24 Jan. 2020.
  • Dr. Bernhard Beer aus Dresden: Toledoth Bne Jehonathan, Prag 1857
  • Pawel Maciejko, The Mixed Multitude: Jacob Frank and the Frankist Movement, 1755–1816, Philadelphia 2011, S. 199 ff
  • Michael L. Miller, Scott Ury: Cosmopolitanism, Nationalism and the Jews of East Central Europe, Routledge 2015
  • The Coat of Arms of Wolf Eibeschütz, Jewish Thought, The Hebrew University of Jerusalem, Israel, Vortrag auf dem 17th World Congress of Jewish Studies, Jerusalem 2017 [1]
  • Pawel Maciejko: Dobruschka-Schönfeld Family, Jews in Eastern Europe
  • Joachim Albrecht: Der umstrittene Aufenthalt der Juden im Linckeschen Bad zu Dresden um 1800, in: Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung, 4. Jg., 2010, Nr. 7, S. 1–6, online unter http://medaon.de/pdf/M_Albrecht-7-2010.pdf [24.01.2020].
  • Vom Truthahn – Das Wappen von Wolf Eibeschütz war ein Truthahn
  • Hatikva e.V., Stadtplan "Jüdisches Dresden"
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Wolf Benjamin Eibeschütz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.