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Wohngemeinschaft

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WG-Zimmer-Angebote und -Gesuche an einem Schwarzen Brett in Berlin

Das Wort Wohngemeinschaft (kurz: WG) bezeichnet das Zusammenleben mehrerer unabhängiger, meist nicht verwandter Personen in einer Wohnung. Allgemeine Räume wie Badezimmer, Küche oder auch ein Wohnzimmer werden dabei gemeinsam genutzt.

In vielen anderen Ländern ist diese Form des Wohnens nicht so verbreitet wie in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Seit den 1960ern ist sie dort vor allem unter Studenten verbreitet. Niederländische studentenhuizen (wörtlich: „Studentenhäuser“) sind grob mit Zweck-WGs (auch oft in Wohnheimen), woongroepen („Wohngruppen“) teilweise eher mit Kommunen vergleichbar. Zwischenformen sind seltener als in Deutschland.

Geschichte

Modelle für Lebensgemeinschaften in Privathaushalten gab und gibt es in allen Kulturen viele. Den Gedanken, sich als Nicht-Verwandte eine Wohnung aus Kostengründen zu teilen, gab es bereits im 19. Jahrhundert; ein literarischer Beleg findet sich in den Romanen Arthur Conan Doyles, der den Beginn der Freundschaft zwischen Sherlock Holmes und Dr. Watson als reine Zweck-WG beschreibt. Eine Zunahme westlicher Wohngemeinschaften ist seit den 1960ern zu beobachten.

Seit neuestem ist ein starker Trend zur Wohngemeinschaft zu verzeichnen. Immer mehr Menschen, vor allem Jugendliche, wollen mit ihren Freunden zusammenleben. Auch ältere Menschen, die nicht allein sein wollen, leben zunehmend in Wohngemeinschaften.[1][2]

Soziologische Aspekte

Heute unterscheidet man umgangssprachlich die „Zweck-WG“, deren Bewohner aus Gründen der Kostenersparnis zusammenleben, in der das Gemeinschaftsleben eine untergeordnete Rolle spielt, von der „Nicht-Zweck-WG“, in der persönliche Beziehungen, gemeinsame Unternehmungen und die Gemeinschaft unter den Mitbewohnern stärker im Vordergrund stehen.

Die Hierarchie in WGs ist aufgrund der eher progressiven Nutzergruppe meistens flach, obwohl natürlich Alter, Dauer der WG-Zugehörigkeit und vor allem der Charakter eines jeden Mitglieds eine gewisse Hierarchie erzeugen. Da jede soziale Beziehung zwischen Menschen mit gewissen Regeln verbunden ist, können in Nicht-Zweck-WGs, auch aufgrund der Pflichten (z. B. Sauberkeit, Eigentumsverhältnisse im Kühlschrank), durchaus größere Spannungen zwischen Freunden entstehen; andererseits entstehen in sogenannten Zweck-WGs durch die Akzeptanz und das wechselseitige Kennenlernen im alltäglichen Umfeld auch Freundschaften.

In einigen Fällen entstehen auch WG-ähnliche Wohnformen verschiedener nicht verwandter Personen oder von Paaren aus unterschiedlichen Generationen, wie Mehr-Generationen-Haus, Mehrgenerationenprojekt, oder mit Eltern oder Geschwistern entstehen Mehrgenerationen-Haushalte in Form der Großfamilie.

Arten des Zusammenlebens

Anfangs lebten vor allem Studenten und Auszubildende in Wohngemeinschaften, vorrangig um die Miete zu teilen und so Geld zu sparen. Zunehmend leben heute auch Berufstätige in Wohngemeinschaften, beispielsweise in einer Business-Wohngemeinschaft. Berufstätige und Einsteiger leben so zusammen und knüpfen private und manchmal geschäftliche Kontakte. Besondere Bedeutung hat diese Form für Menschen, die oft den Arbeitsort wechseln und nicht lange in einer Stadt bleiben. Zumeist sind Wohngemeinschafts-Bewohner zwischen Anfang 20 und Anfang 30.[3] Danach löst häufig die Familie oder das Zusammenleben als Paar die Wohngemeinschaft auf. Ausnahmen bilden „Wohngemeinschaften für Alleinerziehende“ und „Senioren-Wohngemeinschaften“.

In einer „WG für Alleinerziehende“ können sich die Bewohner bei der Kinderbetreuung abwechseln und sich gegenseitig finanziell entlasten. Wohngemeinschaften werden zur Alternative für das Wohnen im Alter, indem gleichaltrige Senioren in einer „Senioren-WG“ leben bleiben sie weiterhin selbstständig, aber leben in Gemeinschaft. Von der Senioren-Wohngemeinschaft oder dem Konzept Betreutes Wohnen grenzt sich die „Plus-WG“ ab. Das Plus steht dabei für ein Lebensalter ab 50 Jahren, es sind ältere Menschen die keine externe Hilfe zum Leben benötigen. Während sich in einer klassischen Wohngemeinschaft mehrere Bewohner eine Wohnung teilen, bewohnen die Mitglieder einer „Plus-WG“ häufig jeweils eine eigene Wohnung in einem gemeinsamen Haus.[3]

Des Weiteren wurden für behinderte Menschen, psychisch Erkrankte, sowie Senioren Wohngemeinschaften mit professioneller Betreuung eingerichtet. Diese sollen Menschen, die nicht in der Lage sind allein zu leben, eine Möglichkeit bieten, ein Leben mit größtmöglicher Selbstständigkeit außerhalb von Heimen oder Krankenhäusern zu führen. Für Personen mit Altersdemenz ist die sogenannte Demenz-WG eine mögliche Wohn- und Betreuungsform.

Eine spezielle Form bilden Wohngemeinschaften im Rahmen von „Wohnen für Hilfe“-Projekten, bei denen junge Menschen Ältere oder Familien unterstützen und dafür günstigen Wohnraum bei ihnen erhalten.

Rechtliche Aspekte

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Gestaltung des Mietvertrages

Zivilrechtlicher Aspekt: Wohnungsgemeinschaften sind im deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch nicht ausdrücklich geregelt. Daher sind verschiedene zivilrechtliche Konstruktionen des Mietvertrags denkbar:

Ein Hauptmieter und Untermieter

Ein Bewohner der WG fungiert als Hauptmieter, der den Mietvertrag mit dem Vermieter schließt. Die restlichen Mitbewohner schließen mit dem Hauptmieter einen Untermietvertrag (in der Regel nur nach Genehmigung des Vermieters; die unberechtigte Untervermietung ist ein Kündigungsgrund). Diese Konstruktion räumt dem Hauptmieter eine privilegierte Stellung mit weitgehenden Rechten und Pflichten ein: Er ist der (einzige) Vertragspartner des Vermieters.

Praktisch gesehen hat dies für den Hauptmieter im Vergleich zu einzelnen Mietverträgen zwischen Vermieter und Mietern den Nachteil, dass er alle Pflichten aus dem Gesamtmietvertrag erfüllen muss. So haftet (nur) der Hauptmieter dem Vermieter gegenüber für die Zahlung der gesamten Miete. Falls die Untermieter ihre Miete nicht (rechtzeitig) zahlen, trägt er die alleinige Verantwortung. Generell trägt der Hauptmieter dem Vermieter gegenüber auch das Haftungsrisiko an der Mietsache und muss für die Einhaltung der Hausordnung durch seine Untermieter (= Mitbewohner) geradestehen. Als Vorteil für den Hauptmieter lässt sich anführen, dass er einzelnen seiner Mitbewohner (evtl. fristlos) kündigen kann. Daneben kann nur der Hauptmieter selbst durch seine Kündigung dem Vermieter gegenüber den gesamten Mietvertrag zu Fall bringen. Bei einer Kündigung des Hauptmietvertrages muss der Hauptmieter aber darauf achten, dass er auch die Untermietverträge mit seinen Mitbewohnern (rechtzeitig) kündigt, da er sich diesen gegenüber sonst schadensersatzpflichtig machen könnte.

Die Untermieter haben bei einer solchen Konstruktion zwar den Vorteil, dass sie nur dem Hauptmieter gegenüber vertraglich haften. Indes hat der Untermieter den Nachteil, dass er dem Vermieter gegenüber keinerlei Wohnrecht hat, wenn der Hauptmietvertrag gekündigt wurde (oder ausgelaufen ist).

Der Vermieter schließlich hat den Nachteil, dass statt mehreren Personen nur der Hauptmieter vertraglich haftet; im Gegenzug hat er (etwa bei einem Untermieterwechsel) einen festen Ansprechpartner, was Mietzahlung usw. anbelangt.

Die hier beschriebene Konstruktion hat außerdem den Vorteil, dass die verschiedenen Bewohner nicht als Haushaltsgemeinschaft angesehen werden, mit weitreichenden Folgen für die Sozialleistungsansprüche.

Ein möglicher Nachteil dieser Konstruktion kann in Schwierigkeiten bei einem Wohnungswechsel des Hauptmieters bestehen: Zieht der Hauptmieter aus, wollen die Untermieter aber weiterhin die Wohnung bewohnen, muss entweder ein neuer Vertrag mit dem Hauptvermieter geschlossen werden oder einer der Untermieter in den bestehenden Mietvertrag zwischen Hauptvermieter und Hauptmieter eintreten (also den Vertrag übernehmen). Aufgrund der allgemeinen Vertrags(abschluss)freiheit ist der Hauptvermieter jedoch nicht verpflichtet, mit einem der Untermieter einen neuen Mietvertrag abzuschließen oder der Vertragsübernahme (Eintritt) durch einen der Untermieter zuzustimmen. Aus diesem Grund ist es ratsam, schon vor Abschluss des Hauptmietvertrages mit dem Hauptvermieter eine Eintrittsklausel zugunsten der Untermieter zu vereinbaren und diese in den Vertrag aufzunehmen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Untermieter auch tatsächlich in der Wohnung bleiben können, sollte der Hauptmieter ausziehen. Nach österreichischer Rechtslage ist ferner eine Vertragsübernahme ebenso zu vergebühren wie der Abschluss eines neuen Mietvertrages, was in der Regel vom Mieter zu übernehmen ist und durchaus einige hundert Euro ausmachen kann.[4]

Mehrere Hauptmieter in einem Mietvertrag

Alle Bewohner der WG sind Hauptmieter. Damit haben alle gleiche Pflichten gegenüber dem Vermieter. Jedoch sind Entscheidungen der Mietpartei in der Regel gemeinsam und einstimmig zu fällen. So muss etwa die Kündigung gemeinsam erfolgen, ein einzelner Mitbewohner kann den Mietvertrag nicht kündigen. Sollte nur ein Mitbewohner ausziehen wollen, kann eine Abänderungsvereinbarung („X tritt für Y in den bestehenden Mietvertrag ein“) getroffen werden. Da eine solche der Mitwirkung oder Zustimmung des Vermieters bedarf, gestaltet sie sich in der Praxis oftmals schwierig. Deshalb sollte von vornherein eine sogenannte Nachfolgeklausel in den Mietvertrag aufgenommen werden. Grundsätzlich muss der Vermieter einem Austausch der Hauptmieter in einer Wohngemeinschaft aber zustimmen. Im Übrigen haftet jeder einzelne Hauptmieter gesamtschuldnerisch, das heißt für die ganze Vertragsschuld der Mietpartei gegenüber dem Vermieter.

Einzelne Mietverträge mit jedem Bewohner

Der Vermieter schließt mit jedem Bewohner einen Mietvertrag einzeln ab, zum Beispiel über ein einzelnes Zimmer in einer Mehrzimmerwohnung mit anteiliger Benutzung von Küche und Bad. Folglich haftet auch nur jeder Mitbewohner für sich selbst.

Ehen und Lebensgemeinschaften

Für Ehen oder Lebensgemeinschaften gilt regelmäßig, dass sie nicht unter den Begriff der „Wohngemeinschaft“ fallen. Kurzfristiger Besuch von bis zu sechs bis acht Wochen oder die Aufnahme eines Familienmitglieds ebenso nicht. Der Ehegatte darf jederzeit beim jeweiligen Partner einziehen und das auch ohne Zustimmung des Vermieters, sofern die Wohnung nicht dadurch überbelegt ist. Nichteheliche Lebenspartner werden vor dem Gesetz als Dritte angesehen und müssen dem Vermieter angemeldet werden. Der Vermieter darf die Aufnahme eines Dritten in die Wohnung jedoch nur im Falle einer Überbelegung ablehnen.

Für eine nicht-eheliche Lebensgemeinschaft ergibt sich jedoch das Problem, dass der Partner, welcher nicht Vertragspartner ist, de facto in einer rechtlichen Abhängigkeit vom anderen Partner steht. Denn spätestens mit dem Ende der Partnerschaft kann der Partner, der Hauptmieter ist, den anderen auffordern, aus der Wohnung auszuziehen.

Rechtliches Verhältnis der Mitbewohner zueinander

Es ist wohl davon auszugehen, dass die an einer Wohngemeinschaft beteiligten Mitmieter regelmäßig eine BGB-Innengesellschaft bilden.[5] Der hierfür erforderliche gemeinsam verfolgte Gesellschaftszweck besteht darin, das Zusammenleben in der gemeinsam gemieteten Wohnung zu ermöglichen. Aus dem meist nur konkludent geschlossenen Gesellschaftsvertrag ergeben sich einzelne Rechte und Pflichten der Mitmieter untereinander.

So ist gerade in dem Fall, dass alle Mitmieter Hauptmieter sind, eine interne Vereinbarung darüber denkbar, wer welchen Anteil an der Gesamtmiete aufbringen muss. Eine solche Vereinbarung ändert nichts an der Haftung im Außenverhältnis (bei Hauptmietern gesamtschuldnerische Haftung), sondern entfaltet nur interne Wirkung. Als weiteres Beispiel kann etwa die Pflicht zur Befolgung eines gemeinsamen Putzplans genannt werden. Auch wechselseitige Schutzpflichten im Sinn von § 241 Abs. 2 BGB ergeben sich aus dem Gesellschaftsvertrag.

Haushalts- und Bedarfsgemeinschaft

Eine Wohngemeinschaft kann dazu führen, dass die Gemeinschaft als Bedarfsgemeinschaft im Sinne des SGB und/oder als Haushaltsgemeinschaft im Sinne des EStG eingeschätzt wird, was zu Leistungskürzungen beziehungsweise einer höheren Besteuerung führen kann.

Statistische Erhebungen

Die Bundesrepublik Deutschland führt in ihren Jahresberichten zur amtlichen Bevölkerungsstatistik keine genauen Erhebungen über Wohngemeinschaften. Wohngemeinschaften werden im Mikrozensus als mehrere Ein-Personen-Haushalte erfasst. Somit können keine verlässlichen Daten zur Verbreitung und Bedeutung von Wohngemeinschaften und Singlehaushalten in Deutschland bereitgestellt werden.

Lediglich für spezifische Gruppen der Bevölkerung ist der Anteil der in Wohngemeinschaften lebenden Menschen erfasst. So kommt beispielsweise die 17. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2003 etwa 22 Prozent der Studierenden (bei einer Gesamtzahl von 2 Millionen Studierenden sind dies etwa 445.000) in der Bundesrepublik Deutschland in Wohngemeinschaften lebten.

Im Jahr 2013 wohnten in Deutschland 3,60 Millionen Personen in Wohngemeinschaften.[6]

Siehe auch

Literatur

  • Steve B. Peinemann: Wohngemeinschaft. Problem oder Lösung? 4. Auflage. Verlag Rita Hau, Hattersheim/Main 1975, DNB 945315449.
  • T. Fischer, A. Worch, J. Nordheim, I. Wulff, J. Gräske, S. Meye, K. Wolf-Ostermann: Ambulant betreute Wohngemeinschaften für alte, pflegebedürftige Menschen – Merkmale, Entwicklung und Einflussfaktoren. In: Pflege. 2011: 24(2), S. 97–109.

Weblinks

Wiktionary: Wohngemeinschaft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

link=http://de.wikipedia.org/Wikipedia:Hinweis Rechtsthemen Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!
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