Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Wladimir Kaminer

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wladimir Kaminer (2008)

Wladimir Wiktorowitsch Kaminer (russisch Владимир Викторович Каминер; Betonung: Wladímir Wíktorowitsch Kamíner, * 19. Juli 1967 in Moskau, Russische SFSR, Sowjetunion) ist ein deutscher Schriftsteller und Kolumnist sowjetischer Herkunft. Seine Erzählbände Militärmusik und Russendisko machten ihn auch außerhalb Deutschlands bekannt. Er schreibt seine Texte in deutscher Sprache und nicht in seiner Muttersprache Russisch. Die Gesamtauflage seiner Bücher und Hörbücher lag 2018 bei 3,7 Millionen.[1] Allein Russendisko hatte bis März 2012 eine Gesamtauflage von über 1,3 Millionen.[2]

Leben

Kaminer bei einer Lesung in der Universität Bielefeld (2008)

Kaminer ist der Sohn einer Lehrerin für Festigkeitslehre und eines Betriebswirts, der als stellvertretender Leiter in einem Betrieb der sowjetischen Binnenflotte arbeitete. Kaminer war sowjetischer Bürger jüdischer Abstammung und ist heute deutscher Staatsbürger.

Von 1986 bis 1988[3] leistete Kaminer in einer Raketenstellung vor Moskau seinen Wehrdienst ab und erlebte dabei im Mai 1987 den von der sowjetischen Flugabwehr unbehelligten Einflug des westdeutschen Privatpiloten Mathias Rust mit, der anschließend auf der Großen Moskwa-Brücke nahe dem Roten Platz landete.[4] (Jahre später lernte er Rust bei einer Lesung in Hamburg auch persönlich kennen.[5]) Nach einer Ausbildung zum Toningenieur für Theater und Rundfunk studierte er Dramaturgie am Moskauer Theaterinstitut. Während des Studiums verdiente er seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs und dem Veranstalten von Partys und Untergrundkonzerten in der Moskauer Rockszene.

Laut Munzinger-Archiv bekam Kaminer im Juni 1990 humanitäres Asyl in der DDR. Noch vor der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober erhielt er die Staatsbürgerschaft der DDR und war deshalb nach bundesdeutschem Recht deutscher Staatsangehöriger.[6] Dem widerspricht, dass er in einem Interview im September 2012 berichtete, 14 Jahre lang mit einem sogenannten „Alien-Pass“ (Fremdenpass) gelebt zu haben, also für mehrere Jahre kein deutscher Staatsbürger gewesen zu sein. In der DDR war er demnach auch ein geduldeter Ausländer gewesen.[7][8]

Viele Jahre war Kaminer Mitglied der „Reformbühne Heim & Welt“, auf der er wöchentlich im Kaffee Burger seine neuesten Geschichten vorlas. Er veröffentlicht regelmäßig Texte in verschiedenen deutschen Zeitungen und Zeitschriften, hatte eine wöchentliche Sendung namens Wladimirs Welt beim SFB 4 Radio Multikulti sowie eine lose gesendete Rubrik im ZDF-Morgenmagazin und organisierte im Kaffee Burger zusammen mit Yuriy Gurzhy Veranstaltungen wie seine „Russendisko“. Musikalisch präsentieren die Veranstaltungen einen Mix aus alter und neuer russischer Popmusik und Underground. Einige Zusammenstellungen erschienen unter dem Etikett Russendisko beim Münchener Label Trikont. Im Dezember 2006 eröffnete Kaminer den Club Rodina (deutsch: Heimat) in Berlin, den er jedoch nach viereinhalb Monaten wieder aufgab.[9] Im selben Jahr kündigte er an, 2011 für das Amt des Regierenden Bürgermeisters der Stadt Berlin anzutreten.[10] Er ist eng befreundet mit dem ehemaligen Bundesliga-Eishockey-Profi und Schriftstellerkollegen Martin Hyun.

Seit März 2014 schreibt Kaminer jeden Monat die Kolumne Kaminers Kino für die Kinozeitschrift epd Film.[11]

Im Musikvideo zum Song Geradeaus der HipHop-Band Deichkind, das im Dezember 2022 erschien, hat Kaminer einen Gastauftritt. In der betreffenden Szene beobachtet er mit einem Fernglas ein am Himmel vorbeifliegendes Leichtflugzeug, in dem Deichkind-Sänger Philipp Grütering am Steuer sitzt und das später in Anlehnung an den Flug von Mathias Rust vor der Kulisse des Roten Platzes zu sehen ist.[12]

Kaminer ist Mitgründer des PEN Berlin.

Privates

Kaminer lebt mit seiner ebenfalls aus Russland stammenden Frau Olga Kaminer (geb. Gura) – die er 1995 in Berlin kennenlernte und die ebenfalls Autorin ist – und seinen beiden Kindern im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg.[13]

Weltanschauung

Folgen der Migration

„Die wahre Revolution ist die Migration. Die ganze Welt scheint zurzeit unterwegs zu sein. Wenn man woanders hingehen kann, ergibt es keinen Sinn mehr, seinen Staat zu retten. Eine Menge von Leuten haben verstanden, dass es sich nicht lohnt, Veränderungen in einem Land anzustreben, die vielleicht einmal ihren Enkeln zugute kommen.“

Wladimir Kaminer 2017: Interview mit Jan Sternberg zu Goodbye, Moskau. Betrachtungen über Russland.[14]

Bibliografie

Diskografie

Film

Siehe auch

Auszeichnungen

Weblinks

 Commons: Wladimir Kaminer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. SZ-Online: Deutschland ist mein Lieblingsland. 12. Juni 2018, abgerufen am 21. Mai 2023.
  2. Christian Schröder: "Russendisko"-Verfilmung: Das Ivan-Rebroff-Syndrom. In: Der Tagesspiegel Online. 2012-03-28 (https://www.tagesspiegel.de/kultur/kino-russendisko-verfilmung-das-ivan-rebroff-syndrom/6444450.html).
  3. deutschlandfunkkultur.de: Schriftsteller Wladimir Kaminer - "Ich bin sicher, dass Russland zurück aus dem Wald kommt". Abgerufen am 21. Mai 2023.
  4. Fernsehdokumentation Der Kremlflieger, ARD, 22. Mai 2012 23:30 Uhr
  5. Humor hilft - immer! Abgerufen am 21. Mai 2023.
  6. Wladimir Kaminer im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  7. Kulturfalter: Autor und DJ Wladimir Kaminer im Interview : Kulturfalter Halle. Abgerufen am 21. Mai 2023.
  8. Mehr dazu auch in: Verfehltes Paris In: Die Reise nach Trulala. Goldmann, München 2002, ISBN 3-442-54542-0.
  9. Kaminer macht die Heimat dicht. 26. April 2007, abgerufen am 21. Mai 2023.
  10. Berlin: Kaminer will Wowereit beerben. In: Der Spiegel. 2006-10-23 (https://www.spiegel.de/panorama/leute/berlin-kaminer-will-wowereit-beerben-a-444052.html).
  11. Kaminers Kino | epd Film. Abgerufen am 17. Januar 2022.
  12. Deichkind: Neues Video "Geradeaus" – laut.de – News. Abgerufen am 21. Mai 2023.
  13. Ullstein Buchverlage: Olga Kaminer. Abgerufen am 9. Dezember 2019.
  14. Wladimir Kaminer in Kieler Nachrichten 21. Februar 2017, S. 35.
  15. Kitty Kahane / Wladimir Kaminer: Das Leben ist kein Joghurt. Eine Geschichte von Adam und Eva (Ab 5 Jahre) - Perlentaucher. Abgerufen am 21. Mai 2023.
  16. Russendisko. Abgerufen am 17. Januar 2022.
Dieser Artikel existiert auch als Audiodatei.
Gesprochene Wikipedia Dieser Artikel ist als Audiodatei verfügbar:
Datei:De-Wladimir Kaminer-article.ogg Speichern | Informationen 
Mehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Wladimir Kaminer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.