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Willy Stöhr

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Dieser Artikel behandelt den Bauingenieur; zu dem Politiker siehe Willi Stöhr.

Willy Stöhr (* 23. März 1905 in Ulm; † 24. Mai 1997[1]) war ein deutscher Ingenieur. Er war in Deutschland einer der Spannbetonpioniere im Brückenbau und zeigte Anfang der 1950er Jahre in Heilbronn dessen Verwendungsmöglichkeit im Großbrückenbau auf.

Rosenbergbrücke Heilbronn

Vorkriegszeit

Stöhr war der Sohn eines Steinmetzmeisters am Ulmer Münster und studierte nach dem Abitur 1923 (Oberrealschule Ulm) Bauingenieurwesen an der TH Stuttgart mit dem Abschluss 1927 als Jahrgangsbester. Zu seinen Lehrern zählten Emil Mörsch, Hermann Maier-Leibnitz und Leopold Rothmund. Mörsch vermittelte ihn zu Wayss & Freytag nach Berlin (Mörsch war technischer Direktor bei Wayss & Freytag gewesen und dem Unternehmen nach wie vor als Berater eng verbunden). 1929 wechselte er wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage in den Staatsdienst an das Straßen- und Wasserbauamt Reutlingen. 1931 wurde er Regierungsbaumeister. Er war Bauleiter bei den Staustufen Rockenau und Neckarzimmern. Ab 1934 war er in der Bauleitung der Reichsautobahn in Stuttgart bei Karl Schaechterle und Emil Klett. Dort lernte er auch Fritz Leonhardt kennen, mit dem er danach befreundet blieb. Zu seinen Projekten gehört die Neckarbrücke in Unterboihingen (eine Dreigelenk-Bogenscheibenbrücke), die Donaubrücke Leipheim und die Rohrbachbrücke bei Eltingen, alles Stahlbeton-Bogenbrücken. Den Wettbewerb um die Rohrbachbrücke gewann er gegen Fritz Leonhardt (Architekt war Paul Bonatz). 1937 wechselte er in das Tiefbauamt Heilbronn (zuständig für Brücken und Gewässer). Dort entwarf er die 1939 fertiggestellte Rosenbergbrücke (im Krieg zerstört und 1950 nach Stöhrs Plänen wiederaufgebaut). Materialengpässe aufgrund des Kriegsbeginns konnte er mit Hilfe von Mörsch überwinden, weitere geplante Brücken entfielen aber. 1938 trat er (rückdatiert) in die NSDAP ein, und er war 1934 bis 1939 SA-Mitglied.

Zweiter Weltkrieg

1939 kam er für die Organisation Todt nach Posen, wo er die zerstörten Warthebrücken neu aufbauen sollte. Er plante eine Spannbetonbrücke, die aber nicht mehr zur Ausführung kam. Die Vorspannglieder wurden in Polen für eine andere Brücke in Lomza verwendet. 1942 wurde er Oberregierungsbaurat in der Reichsstraßenverwaltung Berlin unter Karl Schaechterle. 1943 wurde er zu einer Pioniereinheit eingezogen, bald darauf aber von Fritz Leonhardt für den Bau von Ölschiefer-Raffinerien in Estland eingesetzt (Baltölwerke). Dort lernte er Wolfhardt Andrä kennen und befreundete sich mit ihm. Zur Weiterbildung im Spannbeton reiste Leonhardt selbst zu Eugène Freyssinet nach Frankreich und sandte Stöhr zu Gustave Magnel nach Belgien. Nachdem durch den Verlauf des Krieges und das Vordringen der Roten Armee der Bau der Baltölwerke aufgegeben werden musste, wurde Stöhr als Oberbauleiter beim Bau des geplanten Führerhauptquartiers Projekt Riese im Eulengebirge eingesetzt (nach wie vor unter Gesamtleitung von Leonhardt, der sich aber bald nach München versetzen ließ).[2] Im Dezember 1944 ließ Stöhr sich nach Norwegen versetzen, wo er bis zur Kapitulation 1945 blieb.

Nachkriegszeit

Peter-Bruckmann-Brücke (2015)

Nach französischer Kriegsgefangenschaft war er 1946 wieder in Öhringen als selbständiger Ingenieur. 1946 plant er die Herdbrücke Ulm für die Arbeitsgemeinschaft Wayss & Freytag und Baresel. Es handelte sich um eine Spannbetonbrücke, für die er einen Bau im Freivorbau vorsah, der Leiter des Tiefbauamts Ulm, Hermann König, bestand aber auf einem Lehrgerüst. 1947 wurde er wieder beim Tiefbauamt Heilbronn eingestellt, wobei er zunächst Baurat war und seine alte Position als Oberbaurat erst 1960 wieder erreichte. Dort baut er die zerstörten Neckarbrücken wieder auf, zuerst seine eigene Rosenbergbrücke (1950). Mit der Dreigelenkbogenbrücke im Neuen Kanalhafen (Peter-Bruckmann-Brücke) baute er die weltweit erste Spannbetonbrücke mit mehr als 100 m Spannweite. Es folgen bis 1951 die Brücken Obere Badstraße (Böckinger Brücke, Beteiligung von Fritz Leonhardt) und Neckargartach. Gebaut wurden sie bis auf Neckargartach von Wayss & Freytag. In Neckargartach gewann das Stuttgarter Bauunternehmen Ludwig Bauer den Wettbewerb. Dort wurden erstmals im Großbrückenbau Leoba-Spannglieder (Fritz Leonhardt, Willi Baur) eingesetzt. Von den Brücken in Heilbronn stehen noch (2018) die Peter-Bruckmann-Brücke und die Rosenbergbrücke. Die Brücke von Neckargartach wurde Opfer des Streusalzeinsatzes ab den 1970er Jahren und 1998 abgerissen, die Böckinger Brücke hatte Probleme mit Scheitelabsenkungen aufgrund mangelhafter Betonzuschlagstoffe und wurde 2000 durch eine Stahlverbundbrücke ersetzt. Den Heilbronnern ist er auch durch die Gestaltung des Neckarufers (1955) bekannt.

1968 ging er als Leiter des Tiefbauamtes Heilbronn in den Ruhestand.

Mitte der 1990er Jahre kam es um den Zustand der Brücken in Heilbronn zu einer öffentlichen Diskussion, die sich auch allgemein gegen den Spannbeton richtete. Das setzte Stöhr zu, auch wenn ihm damals Fritz Leonhardt öffentlich beisprang.

Literatur

  • Eberhard Pelke: Willy Stöhr – Ein Ingenieurleben zwischen Diktatur und Demokratie. In: Beton- und Stahlbetonbau, Band 106, 2011, Heft 5, S. 332–342

Einzelnachweise

  1. Sterbedatum nach Eintrag zu Willy Stöhr in der Datenbank HEUSS des Stadtarchivs Heilbronn, Zeitgeschichtliche Sammlung, Signatur ZS-10414
  2. Eberhard Pelke: The Client’s Influence on the Developments of Methods of Construction in Germany: The Example of Willy Stöhr (1905-1997). Proceedings of the Third International Congress on Construction History, Cottbus, Mai 2009. (Online)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Willy Stöhr aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.