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Westerburg

Aus Jewiki
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Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Stadt Westerburg. Für weitere Bedeutungen siehe: Westerburg (Begriffsklärung).
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Westerburg
Westerburg
Deutschlandkarte, Position der Stadt Westerburg hervorgehoben
50.5638888888897.9725343
Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Westerwaldkreis
Verbandsgemeinde: Westerburg
Höhe: 343 m ü. NN
Fläche: 18,48 km²
Einwohner:

5.488 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 297 Einwohner je km²
Postleitzahl: 56457
Vorwahl: 02663
Kfz-Kennzeichen: WW
Gemeindeschlüssel: 07 1 43 308
Stadtgliederung: 3 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Neustraße 40
56457 Westerburg
Webpräsenz: www.stadt-westerburg.de
Stadtbürgermeister: Ralf Seekatz (CDU)
Lage der Stadt Westerburg im Westerwaldkreis
Karte
Westerburg (Westerborg) in einem Auszug aus der Nassovia Comitatus, Kupferstich, gestochen von Salomon Rogiers, verlegt bei Blaeu, vermutlich 1641

Westerburg ist eine Stadt im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz. Sie ist Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Westerburg, der sie auch angehört. Westerburg ist ein staatlich anerkannter Fremdenverkehrsort und gemäß Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen.[2]

Geographie

Westerburg befindet sich im Oberen Westerwald im Nordosten von Rheinland-Pfalz und ist nur wenige km von der Grenze zu Hessen entfernt. Das Zentrum der Stadt liegt im Tal des Schafbachs, das den Schlossberg mit der alten Oberstadt und dem Schloss umgibt.

Stadtgliederung

Zur Stadt Westerburg gehören die 1969 eingemeindeten Stadtteile Gershasen, Wengenroth und Sainscheid.

Klima

Niederschlagsdiagramm Westerburg

Der Jahresniederschlag liegt mit 1097 mm im oberen Viertel der in Deutschland erfassten Werte. Der trockenste Monat ist der Mai, die meisten Niederschläge fallen im Dezember. Dabei variiert die Niederschlagsmenge im Jahresverlauf sehr stark.

Geschichte

Erste Zeugnisse der Siedlung von Menschen in Westerburg sind Urnen, die auf Feuerbestattungen um 700 v. Chr. hinweisen.

Die erste urkundliche Erwähnung des Stadtteils Wengenroth datiert auf den 9. November 879, als Graf Gebhard im Lahngau hier Güter dem Stift St. Severus in Gemünden schenkte.

Die erste Nennung von Westerburg selbst in einer Urkunde war im Jahr 1209, als Siegfried III. von Runkel durch seine Heirat mit einer Gräfin aus dem Hause der Leininger Westerburg erwarb und sich danach Siegfried von Runkel und von Westerburg nannte. Zwei seiner Söhne beerbten ihn: Siegfried IV. von Runkel, der in Westerburg residierte, und Dietrich I. von Runkel, der in Runkel saß. Familienstreitigkeiten begannen um 1250 und führten unter Siegfrieds Enkeln spätestens im Jahre 1288 zur endgültigen Trennung der Herrschaft Westerburg von der Herrschaft Runkel. Dietrichs Sohn Siegfried V. von Runkel verdrängte seinen Vetter Heinrich aus Runkel, und dieser, ein Sohn Siegfrieds IV., nannte sich fortan Heinrich I. von Westerburg. Von einer Ansiedlung neben der Burg ist erstmals 1270 ausdrücklich die Rede.

Am 7. Juli 1292 wurde Westerburg durch König Adolf von Nassau gleichzeitig mit Wetzlar zur Stadt erhoben. Zugleich verfügte Adolf für beide Städte das gleiche Stadtrecht. 1303 wurde ein Schöffengericht in der Stadt genehmigt. Später versahen diese Schöffen, deren Zahl sich bald auf acht festsetzte, abwechselnd das Amt des Bürgermeisters. Spätestens 1304 gab es zumindest einzelne Befestigungsanlagen. Später wurde die Siedlung in den Oberflecken innerhalb des vor 1400 geschlossenen Mauerrings und den nicht ummauerte Unterflecken eingeteilt. Im Oberflecken sind 20 Burgmannenhäuser aus Urkunden, nicht jedoch archäologisch nachgewiesen. Für 1514 wird ein erstes Bürgerhaus erwähnt, für 1560 ein Neubau. Für 1630 ist ein Gefängnis verbürgt.

1448 und 1534 kam es zu verheerenden Bränden der Stadt. Nach der Vereinigung der Grafschaft Leiningen-Dagsburg mit der Herrschaft Westerburg im Jahre 1467 verlegte Reinhard IV. von Westerburg, der sich ab 1481 Graf Reinhard I. zu Leiningen-Westerburg nannte, seinen Sitz in die Leininger Grafschaft. Erst ab 1557 war Westerburg dann wieder Sitz von Nebenlinien des sich wiederholt aufspaltenden Hauses der Leininger bzw. des Familienzweiges Leiningen-Westerburg. Die Westerburger Bürger verfügten über mehrere Privilegien, insbesondere die Halsgerichtsbarkeit an ihrem Schöffengericht. Darüber, über Steuerprivilegien und die Anlage herrschaftlicher Wirtschaftshöfe rund um die Stadt kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit der jeweiligen Herrschaft.

1806 fiel Westerburg an das Großherzogtum Berg. Nach 1813/1815 wurde die Stadt dem Herzogtum Nassau zugeordnet. Am 2. September 1814 brannte der Unterflecken, am 13. Oktober 1819 der Oberflecken fast vollständig ab. Von 1866 an hatte Preußen das Sagen. 1866 bis 1885 gehörte Westerburg zum Amt Rennerod und zugleich zum neu geschaffenen Oberwesterwaldkreis mit Sitz in Bad Marienberg. Die Kreisreform von 1885 brachte Westerburg wieder eine überörtliche Funktion. Westerburg wurde Sitz des gleichnamigen Kreises, der bis 1932 bestehen blieb. Bei der Kreisreform 1932 wurde der Oberwesterwaldkreis neu gegründet, dessen Sitz sich in Westerburg befand. 1974 wurden der bestehende Ober- und Unterwesterwaldkreis zum Westerwaldkreis zusammengelegt, Westerburg ist seit diesem Zeitpunkt keine Kreisstadt mehr.

Kirchlich war Westerburg dem Stift St. Severus Gemünden zugeordnet. Der spätromanische Turm der heute evangelischen Kirche könnte vom ersten Kirchenbau in der Siedlung neben der Burgkapelle stammen. Eine weitere Kapelle befand sich ab spätesten 1350 im Unterflecken. Vermutlich kurz nach 1560 wurde die Reformation in Westerburg eingeführt. Juden sind erstmals 1616 erwähnt. 1760 umfasste die jüdische Gemeinde 75 Personen mit einem Rabbiner, spätestens 1754 gab es eine jüdische Schule. Allgemeiner Schulunterricht ist erstmals für 1557 nachgewiesen. Später wurde die Schule zeitweise auch als Lateinschule geführt.

Die älteste Einwohnererhebung von 1540 weist 124 Abgabepflichtige aus. 86 Haushalte sind für das Jahr 1607 bezeugt, 39 für 1656. Im Jahr 1760 wurden 1144 Einwohner gezählt und 1807: 1245.

Zwar betrieben die meisten Einwohner im Mittelalter und der frühen Neuzeit begrenzt Garten- und Landwirtschaft, doch handelte es sich kaum um Ackerbürger. Vielmehr scheint Westerburg ein handwerkliches Zentrum für das weite Umland gewesen zu sein, in dem auch so seltene Gewerke wie Pfeilschmiede und Armbruster angesiedelt waren. Darauf deuten auch die zahlreichen Krammärkte in der Stadt hin. Es bildeten sich in der vergleichsweise kleinen Stadt mehrere Zünfte: 1581 die der Bäcker, die sich 1657 mit den Bierbrauern zusammenschlossen, 1532 die der Wollweber und Tuchmacher (aufgelöst 1710), 1574 die Lohgerber und Schuhmacher, 1611 die Leinweber, spätestens 1658 jeweils die Schneider und die Krämer. Für die Wollweber ist für 1605 eine eigene "Westerburger Hall" in Frankfurt am Main nachgewiesen. Außerdem sind mehrere Mühlen, eine Waldschmiede, ein Kalkofen (erwähnt 1537) und eine Ziegelhütte (erbaut 1612) belegt. Für 1438 ist ein Jahrmarkt nachgewiesen.

Spätestens 1518 gab es ein Siechenhaus und bereits vor 1697 einen Apotheker.

Im Jahre 1942, zu Zeiten des Nationalsozialismus, wurden 20 jüdische Einwohner der Stadt verschleppt. Bis auf einen wurden sie alle ermordet. Jüngstes Opfer war der damals erst sechsjährige Rolf Simon Schaumburger[3], dessen Name die Hauptschule in Westerburg seit dem 9. November 2007 trägt.

Siehe Hauptartikel: Jüdische Gemeinde Westerburg

Am 7. Juni 1969 wurden die drei bis dahin selbständigen Gemeinden Gershasen, Sainscheid und Wengenroth eingemeindet.[4]

Die Backofenbauer von Gershasen

Bitte Belege für diesen Artikel bzw. den nachfolgenden Abschnitt nachreichen!

Eine wirtschaftsgeschichtliche Besonderheit stellt die einst große Anzahl von Backofenbauern im heutigen Stadtteil Gershasen dar. Mit dem Verbot von Hausbackhöfen und der Verordnung von gemeinschaftlichen Backhäusern in vielen Territorien stieg im 17. und 18. Jahrhundert der Bedarf an spezialisierten Handwerkern zur Errichtung dieser Backhäuser. In Gershasen bildete sich ein Schwerpunkt der Backofenbauer, die in der Art von Wanderhandwerkern ihren Beruf weit über den Westerwald hinaus ausübten. Möglicherweise kamen die ersten Backofenbauer aus der Region um Wetzlar herum.

Hauptgrund für die Niederlassung in Gershasen dürfte das Vorkommen eines wesentlich aus Trachyt bestehenden Tuffgesteins im Südosten der Ortsgemarkung sowie in angrenzenden Gebieten der Gemeinden Sainscheid und Kölbingen gewesen sein. Dieser spezielle Tuff zeichnet sich durch seine geringe Härte und damit leichte Bearbeitbarkeit im feuchten Zustand, seine große Widerstandsfähigkeit gegen Hitze und Temperaturschwankungen sowie durch seine Wärmedämmeigenschaften aus. Wegen des geringen Gewichts eignet er sich darüber hinaus für den Bau von Backofen-Gewölben.

Für das Ende des 18. Jahrhunderts lassen sich drei auf den Backofenbau spezialisierte Familien im Ort nachweisen. In einem Register des Kirchspiels Willmenrod, zu dem Gershasen gehörte, sind im 19. Jahrhundert rund 50 Backofenbauer verzeichnet. In den 1880er Jahren sind 35 Backofenbauer dokumentiert, bei einer Einwohnerzahl von rund 250 Menschen. In dieser Zeit kamen die Gemeindebackhäuser zunehmend außer Gebrauch. Die Dienstleistungen der Backofenbauer wurden aber zunehmend von Bäckern in Anspruch genommen. Der Wechsel der Ofentechnik zu Konstruktionen aus Metall und Schamott und die Aufgabe zahlreicher ländlicher Bäckereien ließen das Handwerk in Gershasen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutlich zurückgehen. Der letzte selbstständige Backofenbauer starb 1980.

Politik

Stadtrat

Der Stadtrat in Westerburg besteht aus 22 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Stadtbürgermeister als Vorsitzenden.

Sitzverteilung im Stadtrat:[5]

Wahl SPD CDU WuB FWG Gesamt
2009 4 11 5 2 22 Sitze
2004 4 9 7 2 22 Sitze

Bürgermeister

Seit 2007 ist Ralf Seekatz (CDU) Stadtbürgermeister von Westerburg. Seekatz ist außerdem Abgeordneter des Landtages von Rheinland-Pfalz.

Städtepartnerschaften

Partnerstädte von Westerburg sind das britische Daventry, das französische Le Cateau, sowie Grünstadt in der Pfalz.

Wirtschaft

Das Westerburger Land verfügt durch seine Lage zwischen den Ballungsgebieten des Rhein-Main-Gebiets und des Raumes Köln-Düsseldorf-Ruhrgebiet über eine erhebliche Anziehungskraft (laut Eigenbeschreibung auf 3.Website).

Um sie abzusichern, hat die Kommune und der Verein für Handel, Handwerk, Industrie und Gewerbe e.V. Anfang 2005 die Arbeit an einem qualifizierten Standort-Marketing für Westerburg und das Westerburger Land aufgenommen, an dem alle Bereiche des wirtschaftlichen und des politischen Lebens der Stadt und ihres Umlandes beteiligt werden.

Infrastruktur

Verkehr

Der Bahnhof Westerburg liegt an der Bahnstrecke Limburg–Altenkirchen und der stillgelegten Westerwaldquerbahn. Auf erstgenannter Strecke verkehren Dieseltriebwagen des Typs Alstom Coradia LINT der Vectus Verkehrsgesellschaft. Diese kommen auf den Strecken des Westerwald-Taunus-Netzes zum Einsatz. Ab Dezember 2015 werden die Strecken des Dieselnetzes Eifel-Westerwald-Sieg, darunter auch diese Strecke, von der Hessischen Landesbahn befahren. Westerburg liegt nahe der Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main mit den Bahnhöfen Montabaur und Limburg Süd.

Die Entfernung zu den Autobahnen KölnFrankfurt am Main (A 3), DortmundGießen (A 45) sowie Montabaur–Trier (A 48) beträgt jeweils rund 20 km.

Bei Westerburg liegt der Flugplatz Ailertchen (EDGA).

Bildung

Westerburg ist Schulstandort mit allen Schularten. Folgende Bildungseinrichtungen sind hier ansässig:

  • Konrad-Adenauer-Gymnasium
  • Realschule plus Westerburg (im August 2010 aus den vorher eigenständigen Schulen „Geschwister-Scholl-Realschule“ und „Rolf-Simon-Schaumburger-Hauptschule“ neu gebildet)
  • Regenbogenschule (Grundschule)
  • Freie Montessorischule Westerwald (Grundschule und Realschule plus)
  • Berufsbildende Schule mit angegliedertem Wirtschafts- und Technikgymnasium
  • Friedrich-Schweizer-Schule (Förderschule für Lernbehinderte)
  • Adolf-Reichwein-Studienseminar für Lehramt an Grund- und Hauptschulen
  • Volkshochschule Westerburg

Sport

An Sportstätten gibt es das Westerwaldstadion und das Schulsportstadion, Kampfbahn Typ B mit Rasen-Großspielfeld, Kunststoff-Rundbahn und ergänzende wettkampfgerechte Anlagen für die Leichtathletik. Dieses war während der Vorrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 Trainingsstätte der Tschechischen Fußballnationalmannschaft, die in einem Sporthotel am in der Verbandsgemeinde Westerburg gelegenen Wiesensee residierte.

Des Weiteren verfügt Westerburg über ein beheiztes Freibad mit Liegewiese. Dieses wird von einem privaten Verein betrieben und ist in den Sommermonaten (etwa von Mai bis September) geöffnet.

Sehenswürdigkeiten

Westerburger Schlossberg mit Schloss und evangelischer Schlosskirche
Burgmannenhaus
Das Stahlträgerviadukt der 1906 errichteten Hülsbachtalbrücke in Westerburg im August 2012
  • Schloss Westerburg (Westerwald)
  • Liebfrauenkirche
  • Hülsbachtalbrücke, eine 1906 errichtete Eisenbahnbrücke, die 1985 unter Denkmalschutz gestellt worden ist[6]
  • Trachtenmuseum im alten Rathaus von Westerburg[7]
  • Erlebnisbahnhof Westerwald, mit der in Deutschland einzigartigen Ausstellung von Sonderbaureihen der Bundeswehr[8]
  • Die alte Landrathsvilla, die unter Denkmalschutz steht und in den letzten Jahren großzügig renoviert wurde

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Weblinks

 Wikisource: Westerburg – Quellen und Volltexte
 Commons: Westerburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikivoyage: Westerburg – Reiseführer

Einzelnachweise

Vorlage:Navigationsleiste Orte in der Verbandsgemeinde Westerburg

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