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Werner Fiehler

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Heinrich „Heinz“ Werner Fiehler (geb. 3. März 1889 in Bayreuth; gest. unbekannt, nach 1941) (Pseudonym: Heinz Werner, Heinz Werner Wulff) war ein deutscher Schriftsteller und politischer Aktivist. Er wurde bekannt als einer der Angeklagten des sogenannten „Kleinen Hitler-Prozesses“ von 1924.

Leben und Tätigkeit

Jugend und Erster Weltkrieg

Fiehler war der älsteste Sohn des Predigers Heinrich Fiehler und seiner Ehefrau Emma, geborene Wulff. Einer seiner jüngeren Brüder war der spätere Oberbürgermeister von München Karl Fiehler.

In seiner Jugend besuchte Fiehler die Bürgerschule sowie die Städtische Handelsschule in München. Ab Frühjahr 1915 nahm er als Kriegsfreiwilliger beim 1. Badischen Leibgrenadier-Regiment Nr. 109 am Ersten Weltkrieg teil. Während des Krieges wurde er Mitarbeiter des Champagne Kameraden, der Feldzeitung der 3. Armee. Von Ende 1917 bis zum Kriegsende war er Schriftleiter dieser Zeitung.

Weimarer Republik

Nach dem Krieg war Fiehler bis Anfang 1920 Mitglied des sogenannten Deutschen Ausschusses für das Herzogtum Schleswig in Flensburg, der sich für einen Verbleib von Nordschleswig beim Deutschen Reich beziehungsweise gegen einen Anschluss dieser Gebiete an Dänemark einsetzte. Im Rahmen der Propagandaarbeit des Ausschusses im Vorfeld der Volksabstimmung über den Status der Provinz trat Fiehler als Versammlungsredner auf. Außerdem verfasste er Zeitungsartikel und Flugblätter, in denen er für den Verbleib der nördlichen Grenzgebiete beim Deutschen Reich warb. Während dieser Zeit gehörte Fiehler von 1920 bis 1921 der Deutschen Volkspartei (DVP) an.

Nachdem er Mitte 1922 in seinen kaufmännischen Beruf zurückgekehrt war, ließ Fiehler sich zum Jahresende in München nieder. Dort wurde er Mitglied der NSDAP sowie des Stoßtrupps Hitler mit dem er am 8. und 9. November 1923 am Hitler-Putsch teilnahm. Als er zu Weinachten 1923 von seiner bevorstehenden Verhaftung wegen der Teilnahme an dem gescheiterten Umsturzunternehmen vom November 1923 erfuhr, entzog er sich der Festnahme durch Flucht nach Südamerika, wo er bis 1929 in verschiedenen Staaten als Kaufmann und Journalist arbeitete.

Im April 1924 wurde Fiehler im Rahmen des sogenannten „Kleinen Hitler-Prozesses“ - Prozess gegen vierzig Angehörige des Stoßtrupps Hitler - in Abwesenheit vor dem Münchener Volksgericht zu einer Strafe von fünfzehn Monaten Festungshaft verurteilt.

NS-Zeit

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland nahm Fiehler eine Stellung bei der Firma Bayerische Warenvermittlung landwirtschaftlicher Genossenschaften an. Wegen der Unterschlagung von Firmengeldern wurde er am 1. August 1929 vom Strafgericht München zu einer Haftstrafe von fünfzehn Monaten auf Bewährung verurteilt.

1930 trat Fiehler erneut der NSDAP bei. Im selben Jahr wurde er Mitarbeiter - später Schriftleiter - der NSDAP-Zeitung Die Front sowie Mitarbeiter des Völkischen Beobachters, dessen Spezialberichterstatter im Bayerischen Landtag er von Anfang 1932 bis 1933 war.

Am 14. September 1933 wurde Fiehler in Schutzhaft genommen, weil er Urkunden mit dem Namen seines Bruders Karl, der inzwischen zum Oberbürgermeister von München avanciert war, gefälscht hatte um sich unrechtmäßig Geld zu verschaffen.

Am 2. Februar 1936 wurde Fiehler wegen „Schädigung des Ansehens des Oberbürgermeisters Fiehler und der nationalsozialistischen Bewegung“ in Schutzhaft genommen und ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Auf Druck der Parteileitung erklärte er zu diesem Zeitpunkt seinen Austritt aus der NSDAP. Nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager erhielt Fiehler ein Arbeitsplatz als Büroangestellter im Wanderhof Herzogsägmühle bei Schongau vermittelt.

Im Januar 1939 siedelte Fiehler nach Nürnberg über wo er noch im selben Monat wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz in Untersuchungshaft genommen wurde. Nachdem er sich zahlreicher Zechbetrügereien schuldig gemacht hatte wurde er am 8. September 1939 vom Landgericht Nürnberg Fürth wegen Vergehens der Volltrunkenheit zu einer Gefängnisstrafe von sieben Monaten verurteilt, die durch die Untersuchungshaft als verbüßt galt. Anschließend wurde er in der Trinkerheilanstalt Hutschdorf bei Kulmbach untergebracht.

Im Anschluss an seine Entlassung aus der Trinkerheilanstalt im Jahr 1939 begann Fiehler sich schriftstellerisch zu betätigen. Er verfasste hauptsächlich Romane, außerdem ein Lustspiel (Kurswechsel in der Utopie). 1941 wurde er von der Reichsschrifttumskammer mit Veröffentlichungsverbot belegt, so dass einige seiner bereits fertig gestellten Werke nicht mehr zur Veröffentlichung gelangten.

Schriften

  • Der Kampf um die Mine San Pedro. Ein Abenteuer-Roman aus der Atacama-Wüste in Nordchile. 1941 (unter dem Pseudonym Heinz Werner)
  • Ein Mädchen verschwindet. 1941.
  • Das Lächeln der Monalisa (wegen Publikationsverbot der Reichsschrifttumkammer nicht mehr zur Veröffentlichung gelangt)
  • Ein Minnesänger reiet (wegen Publikationsverbot der Reichsschrifttumkammer nicht mehr zur Veröffentlichung gelangt)

Literatur

  • Hans D. Lehmann: Der „Deutsche Ausschuß“ und die Abstimmungen in Schleswig 1920. 1969.
  • Stefan H. Rinke: „Der letzte freie Kontinent“. Deutsche Lateinamerikapolitik im Zeichen transnationaler Beziehungen, 1918–1933. 1996.
  • Dirk Walter: Antisemitische Kriminalität und Gewalt. Judenfeindschaft in der Weimarer Republik. 1999.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Werner Fiehler aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.