Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Weizsäcker

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel beschreibt das Adelsgeschlecht; für den Asteroiden, siehe (13531) Weizsäcker, für den Politiker Richard von Weizsäcker siehe auch dort.
Wappen derer von Weizsäcker

Weizsäcker bzw. Weitzsäcker[1] ist der Name eines pfälzisch-württembergischen Geschlechts von ursprünglich Müllern, das in einer – der Öhringer – Linie im 19. Jahrhundert in das Bildungsbürgertum aufstieg. Ein Mitglied dieser Linie wurde 1897 zunächst in den persönlichen Adels- und 1916 in den erblichen Freiherrenstand erhoben.[2] Auch im Dritten Reich bekleideten Mitglieder des Geschlechts herausgehobene Funktionen.

Der bekannteste Vertreter der Familie ist der 2015 verstorbene Bundespräsident Richard von Weizsäcker.

Geschichte

Ursprung des Geschlechts

Die Weizsäcker führen sich auf Stammesverwandte des 1294 urkundlichen Ritters Peter Wazach (Wadtsacher) zurück, der Vasall des Grafen Walram I. von Zweibrücken war. Der selbst kinderlose Peter Wazach war offenbar ein Angehöriger der Familie Watsacher aus Weilheim in Oberbayern, wo diese Besitzer des heute noch bestehenden Gutshofes Waitzacker war.

Die urkundlich belegte Stammfolge des Geschlechts, das wahrscheinlich von der Waadsacker Mühle (auch Woodsacker Mühle, heute Woogsacker Mühle), einem ehemaligen Besitz des Peter Wazach bei Niederbexbach stammt, beginnt mit dem um 1535 geborenen Friedrich Weidsecker, der Müller zu Kleeburg im Niederelsass war.[3]

Friedrich Weidseckers Sohn Friedrich Wadsacker wanderte vor 1610 nach Waldmohr unweit von Niederbexbach zu und übernahm die Waldmohrer Mühle. Sein Sohn Nicolaus Weizsäcker (auch Waadsecher, Wadsacker, Waidsacher, Waidsecker und Weidtseckher) (1612–1673) erwarb 1650 die Mühle seines Schwiegervaters, die Bernhardsmühle bei Neuenstein, wo er der Stammvater der zwölf heute blühenden Linien des Geschlecht wurde, von denen vor allem einem Zweig der Öhringer Linie ein bemerkenswerter gesellschaftlicher Aufstieg gelang.[4]

Das über viele Generationen ausgeübte Müllerhandwerk galt nämlich, aus dem Mittelalter herrührend, aus unterschiedlichen Gründen als anrüchig.[5][6][7][8][9][10][11] Der Beruf des Müllers zählte vielerorts teils bis weit in das 19. Jahrhundert hinein[11][12] zu den „unehrlichen“ Berufen. Die Müller rechneten deswegen zu den unterständischen Schichten und standen am ständegesellschaftlichen Rand. Teilweise gingen Familienmitglieder diesem Erwerb, inzwischen ein ehrbarer Handwerksberuf, in der angestammten Heimat noch bis in die jüngste Zeit (Stand 1987) nach.

Öhringer Linie

Die Öhringer Linie, eine von zwölf heute blühenden Linien des Geschlechts, geht auf Gottlieb Jacob Weizsäcker (1736–1821) zurück. Dieser erlernte zunächst ebenfalls das Müllerhandwerk im heutigen Öhringer Teilort Eckartsweiler, wechselte dann aber in die Dienste der Grafen von Hohenlohe-Öhringen und wurde 1768 Hofmundkoch[13] des zwischenzeitlich zum Fürsten erhobenen Dienstherrn in der rund 3.000 Einwohner umfassenden Residenz Öhringen. Der ältere Sohn Carl Friedrich Gottlob Weizsäcker (1774–1835) wurde Stadtschultheiß von Öhringen. Seine Nachkommen blieben den handwerklichen Wurzeln treu und wurden über Generationen vornehmlich Optiker.

Die Ausbildung des begabten jüngeren Sohnes Christian Ludwig Friedrich Weizsäcker (1785–1831) wurde, wie in jener Zeit nicht unüblich, vom Dienstherrn gefördert. Obgleich die Familie nach dem Tode Gottlieb Jacob Weizsäckers in Armut fiel, sicherte die weitere Förderung des Sohnes den gesellschaftlichen Aufstieg. 1806 wurde das Fürstentum mediatisiert, Öhringen war nunmehr eine zum Königreich Württemberg gehörende Oberamtsstadt. Christian Ludwig Friedrich Weizsäcker brachte es 1829 zum Stiftsprediger in Öhringen, nachdem der Stadtpfarrer auf die schlechter besoldete Stelle verzichtet hatte. Zwar war der Stiftsprediger geistlicher Beistand des Fürsten, aber dieser war seit 1806 nur formell noch Fürst, real indes bedeutungslos. Christian Weizsäcker, von schwächlicher Gesundheit, übte sein Amt von Beginn an ohnehin kaum aus und verstarb zwei Jahre später, seine 34-jährige Witwe unversorgt zurücklassend.

Durch Christian Ludwig Friedrich Weizsäckers erfolgreichen Anschluss an das Bildungsbürgertum scheint jedoch die Wurzel für den weiteren Aufstieg gelegt gewesen zu sein – seine Frau setzte als „bedrängte Witwe“ 1839 die kostenlose Aufnahme des Sohnes Carl Heinrich Weizsäcker in das Seminar Schöntal durch. 1859 wurde er Oberkonsistorialrat – „der arme Junge aus Öhringen besaß nun Rang und Namen.“[14] Später wurde er Theologieprofessor und 1877 schließlich in den persönlichen Adelsstand erhoben. Ein jüngerer Bruder war der spätere Historiker Julius Weizsäcker.

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts war dieser Zweig der Familie damit fest im Bildungsbürgertum verwurzelt und hat seitdem mehrere Generationen lang namhafte Mitglieder hervorgebracht, die das Bild der weitverzweigten Familie in der Öffentlichkeit prägen. Kurz vor dem Ende des Deutschen Kaiserreichs gelang einem Mitglied der Öhringer Linie noch der Aufstieg in den erblichen Adel: Karl Hugo Weizsäcker, Ministerpräsident des Königreichs Württemberg, wurde 1897 erst in den persönlichen Adels- und 1916 in den erblichen Freiherrenstand erhoben.

Die Weizsäcker und ihr Verhältnis zur Obrigkeit

Die Tatsache, dass die Weizsäcker in drei aufeinanderfolgenden Generationen in vier unterschiedlichen Regierungssystemen (Kaiserzeit, Weimarer Republik, NS-Diktatur, Bundesrepublik) hohe Beamte hervorgebracht haben (Ministerpräsident, Staatssekretär, Bundespräsident), ist nicht ohne kritische Beurteilung geblieben. Sie veranlasste den politischen Philosophen Gerard Radnitzky zu der Frage, ob hier möglicherweise von einer „angeborenen political correctness“ gesprochen werden kann.

Die Weizsäcker in der Monarchie und in der Weimarer Republik

Der Publizist Ralph Giordano urteilte kritisch:[15]

„Bei den Weizsäckers handelt es sich um gediegene, erfolgreiche, hochintelligente Zeitgenossen mit ausgeprägtem Hang zur Obrigkeit, so sehr, daß man ihn als ‚hingegeben‘ bezeichnen kann. … Als Karl Hugo von Weizsäcker, hochgeehrt, im Februar 1926 stirbt, ist das politische Familienterrain abgesteckt: Demokratiefremdheit, ja -feindschaft, Befangenheit im obrigkeitsstaatlichen Denken monarchischer Prägung.“

Dabei handelt es sich um einen keineswegs untypischen Zug für das nicht wirklich freie, obrigkeitsstaatlich gelenkte Bildungsbürgertum in den Monarchien, dem die Weizsäcker der Öhringer Linie ungeachtet ihrer späten Nobilitierung angehörten. Die Weizsäcker gehörten zu den sogenannten „Fürstendienern“, jenen bürgerlichen Schichten, die an den zahlreichen deutschen Duodezhöfen wie Öhringen als Bedienstete, überschattet vom privilegierten Adel, tätig waren und deren Verhältnis zur Obrigkeit entsprechend geprägt wurde.[16][15][17]

Ernst Freiherr von Weizsäcker als ein Hauptangeklagter im Wilhelmstraßen-Prozess gegen hohe NS-Ministerialbeamte
Ernst von Weizsäcker äußerte 1936 keine Bedenken, die Ausbürgerung des Nobelpreisträgers Thomas Mann „nunmehr in die Wege zu leiten“.

Die Weizsäcker in der Diktatur

Im Dritten Reich blieben die in der öffentlichen Wahrnehmung stehenden Weizsäcker der Öhringer Linie ihren eigenen Aufstiegszielen[18][19] und der Nähe zur Obrigkeit verhaftet.[20][21][22][23]

Obgleich selbst dem Bildungsbürgertum zugehörig, stimmten Weizsäcker im Dritten Reich sowohl der Ausbürgerung Thomas Manns zu und riefen 1933 aktiv zur Verbrennung von Werken Sigmund Freuds auf.

Ernst von Weizsäcker

Der Marineoffizier und Berufsdiplomat Ernst Freiherr von Weizsäcker wurde 1938 Staatssekretär im Außenministerium des NS-Staats. Vorher war er der NSDAP mit der PG-Nr. 4.814.617 beigetreten.[24] Er war SS-Ehrenführer im Rang eines SS-Brigadeführers. Er war Inhaber des Ehrendegens des Reichsführers-SS und des SS-Totenkopfrings. Ernst von Weizsäcker ist im Wilhelmstraßen-Prozess als Hauptangeklagter (eigentlich „The United States of America vs. Ernst von Weizsäcker et al.“) rechtskräftig zu fünf Jahren Haft verurteilter Kriegsverbrecher wegen der Mitschuld an der Deportation französischer Juden. Bereits als Gesandter in Oslo hatte er zum Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 angemerkt:[25]

„Die antijüdische Aktion zu begreifen, fällt dem Ausland besonders schwer, denn es hat diese Judenüberschwemmung eben nicht am eigenen Leibe verspürt.“

Assistiert von Richard von Weizsäcker bemühte sich der Verteidiger von Ernst von Weizsäcker, Hellmut Becker, den Angeklagten zum Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus zu stilisieren. Marion Gräfin Dönhoff – wie die Weizsäckers und Becker Angehörige eines eng verflochtenen Netzwerks, das an den George-Kreis angebunden war – begleitete maßgeblich das Bemühen, ein Bild Ernst von Weizsäckers zu zeichnen, das ihn mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg als Repräsentanten eines so nicht existenten „Adels-Widerstandes“ erscheinen ließ.[26] Die Unabhängige Historikerkommission – Auswärtiges Amt bezeichnet dies als „Instrumentalisierung des 20. Juli zum Zwecke individueller und kollektiver Selbstentlastung“.[27] Der Unternehmer und Freund Ernst von Weizsäckers, Robert Boehringer, brachte gleichzeitig „hochkarätige Entlastungszeugen auf gut dotierten Firmenposten unter“.[28]

Schon der Vertreter der Anklage im Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozess gegen von Weizsäcker merkte zur Strategie der Verteidigung an:[15]

„Wir weisen die Auffassung zurück, daß eine gute Absicht eine sonst strafbare Handlung rechtfertigt und daß jemand straflos schwere Verbrechen begehen könnte, wenn er dadurch andere Verbrechen verhindern zu können glaubt. Nur derjenige, der Tausende hinaustrieb, konnte einige retten. Ein anderer hatte gar keine Gelegenheit dazu.“

Viktor von Weizsäcker
Bücherverbrennung

Der Neurologe Viktor Freiherr von Weizsäcker, Bruder des Staatssekretärs Ernst Freiherr von Weizsäcker, war zunächst – nach eigenen Angaben inaktives – Mitglied von NSDAP-Unterorganisationen, nämlich des paramilitärischen NSKK, später des NSLB.[29] Er rief 1933 zur Verbrennung von Büchern Sigmund Freuds auf und wohnte ihr am 10. Mai 1933 persönlich bei.[30]

Vernichtung „lebensunwerten“ Lebens

Weizsäcker äußerte sich in seinen Vorlesungen zustimmend zur Beteiligung der Ärzte „an der Vernichtung unwerten Lebens“. In seinem Institut an der Universität Breslau wurde 1942 bis 1944 mit Nervensystemen geforscht, die getöteten geistig behinderten Kindern entnommen worden waren.[31] Selbst wohlwollende Autoren wie sein Schüler Benzenhöfer meinen:[32]

„Dass von Weizsäcker das mörderische Forschungsprogramm initiierte, erscheint ausgeschlossen. Dass er von der Herkunft der Präparate aus der „Kindereuthanasie“ wusste, ist nicht belegt. Es bleibt die oben schon gestellte Frage, ob er als Institutsdirektor nicht hätte nachfragen müssen, wie Scherer zu der großen Zahl von Präparaten kam.“

Gernot Böhme merkte zur grundsätzlichen Einstellung Weizsäckers zur Vernichtung „lebensunwerten“ Lebens an:[33]

„Der Punkt war ja, dass viele Ärzte, unter ihnen auch von Weizsäcker, dachten: Wir brauchen eine neue medizinische Ethik! […] Wir können uns nicht mehr an den hippokratischen Eid halten. Die fühlten sich im Aufbruch zu etwas Neuem. Weizsäcker sagt: Der Arzt hat eine politische Aufgabe. Eine Krankheit ist nicht eine Krankheit des Individuums, sondern des Volkskörpers. Und von daher hat er auch eine […] Ethik der Vernichtung gefordert.“

Von Weizsäcker rechtfertigte den falschen Weg der Medizin im „Dritten Reich“ auch noch nach dem Kriege, indem er ausführte,[34]

„dass der deutsche Arzt seinen verantwortlichen Anteil an der notgeborenen Vernichtungspolitik glaubte beitragen zu müssen.“

Adolf Weizsäcker

Der Psychologe Adolf Weizsäcker war am Deutschen Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie tätig, das von Matthias Heinrich Göring geleitet wurde, und war Mitglied der NSDAP.[35] C. G. Jung gab seinem Schüler Weizsäcker 1933, als die Werke Freuds verbrannt wurden, im Berliner Rundfunk ein Interview, „das dieser mit Bemerkungen über die zersetzende Wirkung der Freud’schen Analyse […] einleitete […]“[36]

Carl Friedrich von Weizsäcker

Kontrovers diskutiert wird der Beitrag des Physikers Carl Friedrich von Weizsäcker zur Entwicklung deutscher Kernwaffen während der Zeit des Nationalsozialismus. Zu Beginn des Krieges erhoffte er sich nach eigenen Angaben politische Einflussmöglichkeiten durch das Uranprojekt zur Erforschung der Kernspaltung, dem auch Werner Heisenberg und Otto Hahn angehörten. Er entwickelte die Theorie der Plutoniumbombe und gehörte 1941 zu den Hauptautoren der Patentanmeldung für eine Kernwaffe. Zu den wissenschaftlich-technischen Ambitionen der Gruppe sagte er 1957:[37][38]

„Wir wollten wissen, ob Kettenreaktionen möglich wären. Einerlei, was wir mit den Kenntnissen anfangen würden – wissen wollten wir es.“

Nur durch „göttliche Gnade“ sei er vor der Versuchung, die deutsche Atombombe tatsächlich zu bauen, bewahrt worden – die deutsche Kriegswirtschaft konnte die erforderlichen Ressourcen einfach nicht bereitstellen. Dieses Eingeständnis weicht allerdings von der „Lesart“ der Vorgänge ab, die unter Federführung von Weizsäckers 1945 in der englischen Internierung entwickelt worden war, wonach man nicht wirklich vorgehabt habe, Kernwaffen zu bauen.[39] Unabhängige Historiker kommen zum Schluss, Weizsäcker und Heisenberg hätten im Vergleich zu anderen Beteiligten an der deutschen Kernwaffenforschung (Kurt Diebner, Walther Gerlach) offensichtlich nicht alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel genutzt, um die Nationalsozialisten mit Kernwaffen zu versorgen.[40] Andererseits hätten sie die Umstände auch nicht veranlasst, ihre Arbeit zu unterbrechen oder zu verzögern, geschweige denn, Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu leisten.[41]

Ralph Giordano merkt 1989 an:[15]

„Der deutsche ‚Fachmann‘, wohl die schrecklichste Spezies, die der Homo sapiens bisher hervorbrachte, war auch mit diesem Weizsäcker durchgegangen. Dennoch, hier wird die Sippe heller, werden Irrtümer begriffen. Carl Friedrich ist einer der "Göttinger Achtzehn", Initiatoren des zähneknirschenden A-Bomben-Verzichts der Bundesrepublik. Heute kommt mir der Universalgelehrte wie eine öffentliche Friedensinstitution vor – massel tov für ein langes Leben!“

Richard von Weizsäcker

Ralph Giordano fährt fort:[15]

„In ähnlichen Fußstapfen bewegt sich, auf politischem Parkett, noch einer von den Weizsäckers – Richard (Jahrgang 1920): Schule – endloses Dasein als Frontsoldat – nazigegnerisch. Im Nachkrieg: Wirtschaft, Liebesheirat, Kirche, Politik. Aber – mir bleibt dieses Dasein, bis hinein in die Bürgermeisterzeit von Berlin, seltsam unspektakulär. Bis, ja eben bis zu der "Rede" im Bundestag.

An jenem 8. Mai 1985 habe ich mein Auto an den Straßenrand gelenkt und atemlos zugehört: die Ursachen für Flucht und Vertreibung – nicht das Kriegsende, sondern der 30. Januar 1933. Bekenntnis zu den ermordeten Sinti und Roma, den getöteten Homosexuellen und – Kommunisten . . . Erst dachte ich: du träumst! Dann überkam mich eine unbändige Wut – wegen des sprachlosen, konsternierten Überraschungseffekts durch lauter Selbstverständlichkeiten, Gradmesser der politischen Verkommenheit in dieser Republik der "Zweiten Schuld".

Über allem aber schwebte mir die eine Frage, 40 Jahre und vier Tage nach meiner Befreiung in Hamburg, neu und also zum erstenmal in meinem Leben gestellt: Könnte dieser Weizsäcker, der endlich auf der richtigen, auf der Seite der anderen Deutschen steht - könnte der nicht auch dein Präsident sein?

Die Frage habe ich inzwischen bejaht.“

Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl hingegen, der Richard von Weizsäckers Parteienkritik auch als direkte Kritik an sich selbst empfand, charakterisiert den ehemaligen Bundespräsidenten 2002 rückblickend als einen „der größten Anpasser in der Geschichte der Republik“.[42]

Hitler- und Kriegsbegeisterung

Richard von Weizsäcker, der spätere Bundespräsident, war Fähnleinführer der Hitlerjugend im „Fähnlein Werwolf“/Jungbann 37 in Berlin-Wilmersdorf-Zehlendorf. Entgegen eigener späterer Darstellung war er in der Folge durchaus kriegsbegeistert. Sein Vater notierte am 19. August 1941:[43]

„Wenn jetzt im Dnjepr-Bogen keine große, sondern eine kleine Umfassung gemacht wurde, so soll das auf die direkte Weisung des Führers zurückgehen, der hier u. auch an anderen Stellen Vorsicht walten lasse. Daher sei auch in der Mitte, d. h. vor Moskau, der grosse ‚Halt’ eingetreten (der Richard leid tat, da alles im Rutschen gewesen sei.)“

Verteidigung seines Vaters als unwissend
Richard von Weizsäcker verteidigt seinen Vater Ernst im Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozess

In seiner vielbeachteten Rede Zum 40. Jahrestag der Beendigung des Krieges in Europa und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1985 stellte Richard von Weizsäcker fest: „Wer seine Ohren und Augen aufmachte, wer sich informieren wollte, dem konnte nicht entgehen, daß Deportationszüge rollten.“ Gleichwohl wird seine Auseinandersetzung mit dem Dritten Reich kritisch gesehen, weil er diese hohen Maßstäbe auf den Fall seines eigenen Vaters Ernst von Weizsäcker nicht angewendet hat, sondern in dessen Rechtfertigung verharrte.[44] So äußerte er unter anderem:[45]

„Daß er (Anm.: Sein Vater, der NS-Staatssekretär Ernst von Weizsäcker) das Wort Auschwitz im Jahr 1943, als er nach Rom versetzt wurde, nicht kannte, hat er mir auf völlig glaubwürdige Weise versichert.“

Ernst von Weizsäcker hatte indessen schon 1942 Adolf Eichmann auf dessen Begehren, 6.000 Juden nach Auschwitz abzutransportieren, geantwortet, er erhebe „keinen Einspruch“. Auch einen weiteren Erlass zur Deportation von 90.000 Juden aus Holland, Belgien und Frankreich nach Auschwitz zeichnete er ab. Roger Willemsen kommentierte das Urteil, der Präsident habe mit seiner Rede „eine Art von Glaubwürdigkeit gewonnen, die anderen Politikern völlig abhanden gekommen“ sei:[46] Das

„… heisst, dass man ihn über längere Zeit nicht beim öffentlichen Lügen erwischt hat, und das liegt auch bei Weizsäcker nur daran, dass man sich noch nicht die Mühe gemacht hat, alle seine Reden zu vergleichen und ernst zu nehmen.“

Fahnenflucht

Bis heute nicht abschließend geklärt sind die Umstände der wahrscheinlichen Fahnenflucht Weizsäckers in den letzten Kriegstagen als Hauptmann des eigentlich renommierten Infanterie-Regiments 9. In Weizsäckers Biographie von Filmer und Schwan heißt es dazu:[47]

„Kurze Zeit später demobilisierte er sich selbst und setzte sich nach Lindau an den Bodensee ab. Dort erlebte er am 8. Mai die bedingungslose Kapitulation.“

Auch dieses Verhalten und Weizsäckers Dementis in der sich anschließenden Diskussion sind als Ausdruck der Fähigkeit interpretiert worden, sich an den Zeitgeist anzupassen:[48]

„Er hat früher als andere gespürt, woher der Wind künftig weht, und rechtzeitig die entsprechende Richtung eingeschlagen. Seine Anbiederung an den Zeitgeist mag seinen Gewissenkonflikt lindern und ihm zu Lebzeiten die Definitionshoheit über sich und die Familiengeschichte sichern …“

Wilhelm Weizsäcker

Dem bürgerlichen Zweig der Weizsäcker entstammte der nationalsozialistische Rechtshistoriker, Verwaltungsdirektor der „Reinhard-Heydrich-Stiftung“ sowie SA-Obersturmführer[49] Wilhelm Weizsäcker. Den demokratischen Parteienstaat lehnte er rundum ab:[50]

„Die parteienmäßige Zersplitterung des Parteienstaates, die Absurdität des demokratischen Mehrheitsprinzips besonders im Nationalitätenstaat, die Lüge des Repräsentationssystems und die individualistisch aufgezäumte Gleichheit vor dem Gesetz, all das sind Einrichtungsstücke aus der Rumpelkammer einer vergangenen Staatslehre, deren Wirkung sich gerade in der Geschichte Böhmens und Mährens trefflich studieren lässt.“

Der Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS[51] rechnete ihn bei der Reinhard-Heydrich-Stiftung folgerichtig zu den

„aktivistischen, nationalsozialistisch fest fundierten und volkspolitisch klar ausgerichteten und aufgeschlossenen Professoren.“

Die Weizsäckers in der Demokratie

In der Zeit nach dem Dritten Reich reüssierten Weizsäckers ungeachtet ihrer Verstrickung in jener Zeit. Aus dem Kernwaffenforscher Carl Friedrich von Weizsäcker wurde ein Friedensforscher, der Indien bereiste und nunmehr zu berichten wusste:[52]

„Als ich die Schuhe ausgezogen hatte und im Ashram vor das Grab des Maharshi trat, wußte ich im Blitz: ›Ja, das ist es.‹ Eigentlich waren schon alle Fragen beantwortet.“

Sein Bruder Richard von Weizsäcker verteidigte seinen Vater Ernst als Kriegsverbrecher und hielt am 8. Mai 1985 die Rede „Zum 40. Jahrestag der Beendigung des Krieges in Europa und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“. Wilhelm Weizsäcker lehnte den demokratischen Parteienstaat gänzlich ab und erhielt später das Bundesverdienstkreuz.

Die „protestantische Mafia“

Das Kriegsverbrecher-Urteil gegen Ernst von Weizsäcker war zwar nicht ungeschehen zu machen.[53] Churchill hielt es jedoch für einen „tödlichen Irrtum“, eine Formulierung, die Richard von Weizsäcker nicht müde wurde zu wiederholen. Vor allem publizistisch begleitet wurde die bereits im Kriegsverbrecher-Prozess betriebene Stilisierung des Vaters zum verkannten Widerstandskämpfer[54] von einem eng verflochtenen Netzwerk,[55] welches Ralf Dahrendorf beschrieb[56] als das,

„was ich die protestantische Mafia nenne, also Leute wie Ludwig Raiser, die Weizsäckers oder Marion Gräfin Dönhoff …“

Ludwig Raiser war ein angesehener, im Dritten Reich nicht belasteter Rechtswissenschaftler, der nach 1945 für die Entnazifizierung der Universität Göttingen zuständig war. Sein Sohn Konrad Raiser wurde Schwiegersohn Carl Friedrich von Weizsäckers.

Zu diesem Kreis gehörten der Strafverteidiger Ernst von Weizsäckers, der spätere Bildungspolitiker Hellmut Becker,[57] der von diesem geförderte Erziehungswissenschaftler Gerold Becker, Lebensgefährte wiederum des Erziehungswissenschaftlers und Jugendfreundes von Marion Gräfin Dönhoff Hartmut von Hentig. Dahrendorf beschrieb die wesentliche Wirkung dieses Kreises – noch in Unkenntnis des späteren Missbrauchsskandals an der Odenwaldschule:[58]

„Die protestantische Mafia stand durch all die Jahre vor allem für einen bestimmten moralischen Anspruch im öffentlichen Leben. … Die Bundesrepublik wäre wirtschaftlich nicht so erfolgreich gewesen, wenn es nicht am Anfang eine gewisse moralische Großzügigkeit gegeben hätte …“

Viktor von Weizsäcker war mit Olympia Curtius verheiratet, der Schwester des Romanisten Ernst Robert Curtius. Dessen Schwester Gerda Curtius war wiederum die Ehefrau des Soziologen Werner Picht und Mutter des einflussreichen Theologen, Philosophen und Pädagogen Georg Picht. Er gehörte schon seit seinen jungen Jahren zu den engsten Freunden von Carl Friedrich von Weizsäcker und Hellmut Becker. Carl Friedrich von Weizsäcker war mit Gundalena Wille verheiratet, einer Enkelin des Schweizer Generals und Oberhaupts des Wille-Clans Ulrich Wille.[59]

Wie beispielsweise das höchste Staatsamt in der Bundesrepublik Deutschland von einem Mitglied dieser „protestantischen Mafia“ errungen werden sollte, belegt eine von Karl Ulrich Mayer berichtete Begebenheit:[60]

„Es wird zuverlässig überliefert, dass – als in den siebziger Jahren der Physiker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker im Gespräch für das Amt des Bundespräsidenten war – er einen Anruf von seiner Mutter erhielt, die ihn ernst darauf hinwies, dieses Amt sei doch für seinen jüngeren Bruder Richard vorgesehen.“

Die „Mafia“ und die Odenwaldschule
Stefan George – „Wenn Sie George als denjenigen identifizieren, der ... das Urbild Meister-Schüler-Beziehung im 20. Jahrhundert neu etabliert hat, inklusive sexueller Handlungen, dann ist Ihre Vermutung richtig.“[61][62]

Ein letztes Mal wurden die Weizsäcker und ihre Verbindungen zum Thema im Rahmen des Missbrauchsskandals an der Odenwaldschule, dem Vorzeigeinternat der Reformpädagogik. Hier werden die älteren, engen Verbindungen der Weizsäcker und ihres Kreises[63][64] zu dem päderastischen Kreis des Dichters Stefan George bedeutsam, über den sein Biograph Thomas Karlauf äußerte:[65]

„Mir würde es genügen, dass man auf die Frage, ob es zu sexuellen Kontakten zwischen George und einzelnen seiner jungen Freunde gekommen ist, mit einem ganz klaren Ja antwortet. Wie die sich da im Detail vergnügt haben und was dabei der Ältere und was der Jüngere an Lust empfunden haben mag: diese Frage halte ich für ähnlich überflüssig wie die Frage, welche Stellungen ein Liebespaar bevorzugt, wenn es Liebe macht. Die Abstufungen bei George waren sehr groß. Es gab sicher sehr intensive Beziehungen.“

„Der Stern des Bundes war der ungeheuerliche Versuch, die Päderastie mit pädagogischem Eifer zur höchsten geistigen Daseinsform zu erklären.[66]

Laut einem 2010 veröffentlichten Untersuchungsbericht fand an der Odenwaldschule über Jahrzehnte hinweg sexueller Missbrauch von Schülerinnen und Schülern bis hin zur Vergewaltigung[67] statt. Mindestens 132 Kinder und Jugendliche sollen zwischen 1965 und 1998 Opfer von Übergriffen durch Lehrer geworden sein.[68] Haupttäter war der Schulleiter Gerold Becker, Lebensgefährte von Hartmut von Hentig. Unter den Missbrauchsopfern waren ein Patenkind Hellmut Beckers und möglicherweise Andreas von Weizsäcker, Sohn von Richard von Weizsäcker, dessen Witwe kryptisch äußerte, er habe sich „nicht zu den Opfern gezählt.“[69]

Der Skandal an der Odenwaldschule wurde 1999 in der Frankfurter Rundschau öffentlich gemacht,[70] Leitmedien griffen ihn seinerzeit nicht auf.[71] Staatsanwaltliche Ermittlungen wurden damals wegen Verjährung eingestellt.

Auch in diesem Fall haben namhafte Zeitungen wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Die Zeit und Der Spiegel ab 2010 erneut den Begriff „Mafia“ ins Spiel gebracht „und spekulieren über die Mitwisserschaft mehrerer Männer, die zu den Leuchttürmen des liberalen deutschen Bildungsbürgertums zählen“[72] – insbesondere der persönlich eng verflochtenen Hellmut Becker, Gerold Becker, Hartmut von Hentig und Richard von Weizsäcker. Zudem war Richard von Weizsäcker eine zeitlang Vorsitzender des Elternbeirats, sein Sohn Andreas von Weizsäcker war von Ende der 1960er Jahre bis 1976 an der Odenwaldschule und legte dort Abitur und Gesellenprüfung ab. Er lebte in der Wohngruppe des Haupttäters und Schulleiters Gerold Becker.[73] Richard von Weizsäcker gab an, von den Missbrauchsfällen nicht gewusst zu haben, auch nicht über seinen Sohn Andreas. Der Spiegel fragte 2010:[72]

„Sie kennen sich gut, das ist keine Frage. … Die Frage aber ist, was diese großen Männer vom Treiben Gerold Beckers gewusst haben.“

Wappen

Das freiherrliche Wappen nach dem Diplom von 1916 zeigt in Blau auf grünem Boden drei goldene Weizenähren (entsprechend dem Stammwappen des Geschlechts, nach Familiensiegeln seit dem 18. Jahrhundert, anspielend auf den Familiennamen und den Müllerberuf der Vorfahren). Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken aus einem schräg nach vorn liegenden Stamm hervorwachsend ein natürlicher Birken- oder Maibaum (diese Helmzier wegen der Ehefrau des Geadelten, einer geb. von Meibom).[74]

Bekannte Namensträger

Öhringer Linie

  1. Gottlieb Jacob Weizsäcker (1736–1821), Hofmundkoch der Fürsten von Hohenlohe-Öhringen in Öhringen
    1. Christian Ludwig Friedrich Weizsäcker (1785–1831), Stiftsprediger von Öhringen
      1. Hugo Weizsäcker (1820–1834)
      2. Karl Heinrich Weizsäcker (1822–1899), protestantischer Theologe, Kanzler der Eberhard-Karls-Universität Tübingen; ∞ Auguste Sophie Dahm (1824–1884)
        1. Sophie Auguste Weizsäcker (1850–1915)
        2. Karl Hugo Freiherr von Weizsäcker (1853–1926), württembergischer Ministerpräsident von 1906–1918; ∞ Paula von Meibom (1857–1947)
          1. Ernst Heinrich Freiherr von Weizsäcker (1882–1951), Diplomat und Staatssekretär im Auswärtigen Amt 1938–1943; ∞ Marianne von Graevenitz (1889–1983)
            1. Carl Friedrich Freiherr von Weizsäcker (1912–2007), Physiker und Philosoph; ∞ Gundalena Wille (1908–2000), Schweizer Historikerin
              1. Carl Christian Freiherr von Weizsäcker (* 1938), Professor für Volkswirtschaftslehre
                1. Johannes Freiherr von Weizsäcker (* 1973), Musiker[75]
              2. Ernst Ulrich Michael Freiherr von Weizsäcker (* 1939), Naturwissenschaftler und Politiker; ∞ Christine Radtke, Biologin[76]
                1. Jakob Freiherr von Weizsäcker (* 1970), Volkswirt und seit der Europawahl 2014 Mitglied des Europäischen Parlaments.[77]
              3. Bertha Elisabeth Raiser geb. Freiin von Weizsäcker (* 1940), Historikerin
              4. Heinrich Wolfgang Freiherr von Weizsäcker (* 1947), Professor für Mathematik
                1. Georg Freiherr von Weizsäcker (* 1973), Professor für Volkswirtschaftslehre
            2. Adelheid Marianne Viktoria Freiin von Weizsäcker (1916–2004), verheiratete zu Eulenburg
            3. Heinrich Viktor Freiherr von Weizsäcker (1917–1939), gefallen
            4. Richard Karl Freiherr von Weizsäcker (1920–2015), Bundespräsident 1984–1994; ∞ Marianne von Kretschmann (* 1932), deutsche Politikergattin
              1. Robert Klaus Freiherr von Weizsäcker (* 1954), Professor für Volkswirtschaftslehre
              2. Andreas Freiherr von Weizsäcker (1956–2008), Künstler und Professor für Kunst
              3. Marianne Beatrice Freiin von Weizsäcker (* 1958), Juristin und freie Journalistin
              4. Fritz Eckhart Freiherr von Weizsäcker (* 1960), Arzt und Professor für Medizin
          2. Viktor Freiherr von Weizsäcker (1886–1957), Neurologe; ∞ Olympia Curtius
            1. Robert Karl Ernst Freiherr von Weizsäcker (1920–1942) vermisst
            2. Ulrike Gerda Freiin von Weizsäcker (1923–1948)
            3. Eckhardt Freiherr von Weizsäcker (1925–1945), gefallen
            4. Cora Penselin, geb. Freiin von Weizsäcker (1929–2009)
        3. Marie Auguste Bruns, geb. Weizsäcker (1857–1939)
        4. Julie Weizsäcker (1861–?)
      3. Julius Ludwig Friedrich Weizsäcker (1828–1889), Historiker
        1. Julius Hugo Wilhelm Weizsäcker (1861–1939), Anwalt
          1. Adolf Weizsäcker (1896–1978), Psychologe und Pädagoge
        2. Heinrich Weizsäcker (1862–1945), Professor für Kunstgeschichte
          1. Karl Hermann Wilhelm Weizsäcker (1898–1918)

Andere Linien

Literatur

  • Hans Cappel: Zur Geschichte der Woogsacker Mühle, Niederbexbach. In: Saarpfalz 26, 4, 2008, ISSN 0930-1011, S. 62 f., (Standort in der IRB-Bibliothek: IRB Z 17 11).
  • Martin Wein: Die Weizsäckers – Geschichte einer deutschen Familie. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1988, ISBN 3-426-02417-9.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XVI, S. 51–52, Band 137 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2005, ISSN 0435-2408
  • Dasselbe, Freiherrliche Häuser B Band VI, Band 62 Gesamtreihe, Limburg (Lahn) 1976, S. 446 ff.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Die beiden einzigen heutigen unterschiedlichen Schreibweisen der zwölf blühenden Linien, in die sich das Geschlecht gliedert – früher, bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts, in den verschiedensten auch nur denkbaren Varianten
  2. Vgl. Genealogisches Handbuch des Adels, Freiherrliche Häuser B Bd. VI, Bd. 62 der Gesamtreihe, Limburg (Lahn) 1976, S. 446
  3. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XVI, S. 51–52, Band 137 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2005, ISSN 0435-2408
  4. Martin Wein: Die Weizsäckers
  5. E. Götzinger (Hrsg.): Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885, S. 667
  6. Günter Bayerl: Müller. In: Reinhold Reith (Hrsg.): Lexikon des alten Handwerks. Vom späten Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, München 1990, S. 171
  7. Werner Danckert: Unehrliche Leute: die verfemten Berufe. 1963, S. 127ff
  8. Martina Switalski: Landmüller und Industrialisierung: Sozialgeschichte fränkischer Mühlen im 19. Jahrhundert. Band 450 der Internationalen Hochschulschriften, 2005, S. 153ff
  9. Bernd-Ulrich Hergemöller: Randgruppen der spätmittelalterlichen Gesellschaft. 2001, S. 54, 219ff
  10. Wolfgang von Hippel: Armut, Unterschichten, Randgruppen in der frühen Neuzeit, Band 34 von Enzyklopädie deutscher Geschichte, 1995, S. 36f
  11. 11,0 11,1 Johannes Mager, Günter Meissner, Wolfgang Orf: Die Kulturgeschichte der Mühlen. 1989, S. 154f
  12. Martina Reiling: Bevölkerung und Sozialtopographie Freiburgs i. Br. im 17. und 18. Jahrhundert: Familien, Gewerbe und sozialer Status. Band 24 der Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau, 1989, S. 102 „Müller galten vielerorts und lange Zeit über das Mittelalter hinaus als unehrlich“.
  13. Die – meist mehreren – Mundköche unterstanden dem Küchenmeister. Ernst von Malortie: Der Hof-Marschall: Handbuch zur Einrichtung und Führung eines Hofhalts. 1846, S. 84 f.
  14. Martin Wein: Die Weizsäckers, S. 52
  15. 15,0 15,1 15,2 15,3 15,4 Ralph Giordano: Weizsäcker und andere Deutsche. In: Der Spiegel. Nr. 11, 1989, S. 63 (online). Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Spiegel.1989-11“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  16. Allgemein David Blackbourn, The German Bourgeoisie, in: David Blackbourn und Richard J. Evans (Hsg.), The German Bourgeoisie, London und New York 1991, S. 4
  17. Die Weizsäcker begannen Ihren Aufstieg als Fürstendiener mit Gottlieb Jacob Weizsäcker (1736–1821), Hofmundkoch im Dienste der Grafen von Hohenlohe-Öhringen. Der ältere Sohn Carl Friedrich Gottlob Weizsäcker (1774–1835) wurde Stadtschultheiß von Öhringen. Christian Ludwig Friedrich Weizsäcker (1785–1831) wurde Stiftsprediger und geistlicher Beistand des nunmehrigen Fürsten Hohenlohe. Dessen Sohn Carl Heinrich Weizsäcker wurde Konsistorialrat. Dessen Sohn Karl Weizsäcker, seit 1897 von Weizsäcker, seit 1916 Freiherr von Weizsäcker (1853-1926) wurde enger Gefolgsmann des Königs und letzter Ministerpräsident des Königreichs Württemberg
  18. Richard von Weizsäcker: Vier Zeiten. Erinnerungen, Berlin 1997, S. 29: „Allmählich entwickelte sich eine Familie der Pfarrer und Wissenschaftler, der Beamten und Politiker. Es ging ohne Vererbung von Titeln, Höfen und Vermögen vor sich. Jede Generation hatte ihren Platz selbst zu erwerben. Entscheidend bleibt die individuelle Qualifikation, gemäß den Regeln der werdenden Bürgergesellschaft, die die Leistungselite der Geburtselite gegenüberstellt.“
  19. Günter Hofmann, Richard von Weizsäcker: Ein deutsches Leben, 2010, S. 28: „Eine Familie, die Reputation gewann und mitreden wollte, in Öhringen, Tübingen, Stuttgart und über Stuttgart hinaus.“
  20. Hofmann, S. 29: „Gesichert war inzwischen die Basis: Um Aufstieg musste die Familie längst nicht mehr ringen, sie gehörte zur bürgerlichen Elite.“
  21. Leonidas Hill (Hrsg.), Die Weizsäcker-Papiere 1933-1950, Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1974, Band 2, S. 70: Ende März 1933 gelangte Ernst von Weizsäcker zu der „einfachen Wahrheit“, „daß dieses Regime nicht umschmeißen darf. ... Man muß ihm alle Hilfe und Erfahrung angedeihen lassen und dafür sorgen, daß die jetzt einsetzende zweite Etappe der neuen Revolution eine ernsthaft konstruktive wird.“
  22. Weizsäcker-Papiere, Band 2, S. 100: Ernst von Weizsäcker 1936 zu der ihm provisorisch übertragenen Leistung der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes „ ..., versuche meinen Aktionsradius nach Kräften zu erweitern und habe ein Programm. Was will man mehr mit 54 Jahren ...“
  23. Weizsäcker-Papiere, Band 2, S. 125 (Notiz vom 3. April 1938) vermerkt Ernst von Weizsäcker nach seiner Ernennung zum Staatssekretär im Auswärtigen Amt „Karls (Anm.: sein gefallener Bruder) heutigen Geburtstag begehe ich in einer Art Vermächtnisstimmung. Ohne seinen Vortritt im Auswärtigen Amt wäre ich wohl nie in dieses Haus gekommen. Er hat seinen Platz dort ausgefüllt. Für mich kommt das Examen nun erst.“
  24. Hans-Jürgen Döscher: Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der Endlösung. Berlin 1987, S. 181ff, hier S. 184
  25. Volker Ullrich (Cicero (Zeitschrift)): Hitlers braune Diplomaten. 28. Oktober 2010, abgerufen am 18. Januar 2012.
  26. Ulrich Raulff: Kreis ohne Meister: Stefan Georges Nachleben. Eine abgründige Geschichte, ISBN 3-406-59225-2; Rudolf Maresch: Führer des echten und wirklichen Deutschland. In: Glanz und Elend
  27. Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes, Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit: Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik. 2010, ISBN 3-89667-430-7, S. 402
  28. Das Amt, S. 407
  29. Udo Benzenhöfer: Der Arztphilosoph Viktor von Weizsäcker: Leben und Werk im Überblick. 2007, S. 162ff
  30. Wein (s. Lit.) S. 391
  31. Martin Wein, S. 391f und 398
  32. Benzenhöfer, S. 171
  33. Sendemanuskript SWR2: Südwestrundfunk SWR2 Buchkritik – Manuskriptdienst, Sammelband: „Fragwürdige Medizin. Unmoralische Forschung in Deutschland, Japan und den USA im 20. Jahrhundert“. (PDF; 14 kB) 17. November 2008, abgerufen am 18. Januar 2012.
  34. Viktor von Weizsäcker. In: Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945?. Frankfurt a.M. 2003
  35. Joerg Rasche: Trying to understand and excusing is not the same. In: Thomas Aichhorn, Christian Gaillard, Alain Gibeault, Jörg Rasche: Freud and the Freudians during the thirties and the Nazi regime, Berlin 2007
  36. Bernhard Wilhelm Matz: Die Konstitutionstypologie von Ernst Kretschmer. Ein Beitrag zur Geschichte von Psychiatrie und Psychologie des Zwanzigsten Jahrhunderts, Diss. an der FU Berlin 2000, S. 470
  37. … und führe uns nicht in Versuchung: Vom gespaltenen Atom zum gespaltenen Gewissen – Die Geschichte einer menschheitsgefährdenden Waffe. In: Der Spiegel. Nr. 19, 1957, S. 52 (Titelgeschichte, online).
  38. www.nbi.dk
  39. Rainer Karlsch: Hitlers Bombe: Die geheime Geschichte der deutschen Kernwaffenversuche, 2005, ISBN 3-421-05809-1. Weizsäckers Atombomben-Patent. In: Die Welt
  40. EINE WAFFENSCHMIEDE? KERNWAFFEN – UND REAKTORFORSCHUNG AM KAISER-WILHELM-INSTITUT FÜR PHYSIK p. 39 (PDF)
  41. ebdt. S. 40
  42. Altkanzler: Kohl schmähte Schäuble, in: Spiegel ONLINE vom 7. April 2013
  43. Leonidas E. Hill (Hrsg.): Die Weizsäcker-Papiere 1933–1950. Frankfurt/M. / Berlin / Wien 1974, S. 263f.
  44. Heinrich Senfft: Einer, dem man glaubt – Richard von Weizsäckers Erinnerung an Vater und Zeitgeschichte. 8. August 2005, abgerufen am 6. Januar 2012.
  45. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Ich habe meinen Vater seitdem nie wieder lachen gesehen. 4. März 2005, abgerufen am 6. Januar 2012.
  46. konkret 3/90, S. 28ff.
  47. Werner Filmer, Heribert Schwan: Begegnungen mit Richard von Weizsäcker. 1993
  48. Doris Neujahr Junge Freiheit: Vor der Wahrheit den Blick verschlossen. Altbundespräsident Richard von Weizsäcker und seine bis heute unaufgeklärte Rolle in den letzten Kriegstagen 1945. 1. Juni 2007, abgerufen am 26. Januar 2012.
  49. Christiane Brenner: Geschichtsschreibung zu den böhmischen Ländern im 20. Jahrhundert: Wissenschaftstraditionen, Institutionen, Diskurse. Band 28 der Bad Wiesseer Tagungen des Collegium Carolinum, 2008, ISBN 3-486-57990-8, S. 170
  50. Wilhelm Weizsäcker: Böhmen und Mähren als deutscher Reichs-, Volks- und Rechtsraum. In: Friedrich Heiss (Hrsg.): Das Böhmen- und Mähren-Buch. Volkskampf und Reichsraum. Prag 1943, S. 411.
  51. Andreas Wiedemann: Die Reinhard-Heydrich-Stiftung in Prag (1942–1945). Dresden 2000, ISBN 3-931648-31-1, S. 165. Joachim Bahlcke: Wilhelm Weizsäcker (1886–1961) Jurist. Rechtsgeschichte und Volksgemeinschaft. In: Monika Glettler und Alena Míšková (Hrsg.). Prager Professoren 1938-1948. Zwischen Wissenschaft und Politik. Klartext, Essen 2001, ISBN 3-88474-955-2, S. 402.
  52. Zitiert nach: Zoran Perowanowitsch, Mit einem erweiterten Christusverständnis ins 21. Jahrhundert, eine Synthese von Christentum und Buddhismus
  53. Marion Gräfin Dönhoff, Der Henker von Ostpreußen, in: Die Zeit vom 17. Novemberg 1949: „Wir sind es satt mit anzusehen, daß Männer und Weizsäcker und andere ... von alliierten Gerichten verurteilt werden.“
  54. Thorsten Hinz, Der Weizsäcker-Komplex. eine politische Archäologie, Berlin 2012, S. 259: „Die Ausrufung Ernst von Weizsäckers zum Mann des Widerstands war ein kluger und notwendiger Schachzug der Verteidigung, der unmittelbar dem Mandanten, aber auch der sozialen Gruppe diente, die er repräsentierte.“
  55. Norbert Frei, Vergangenheitspolitik: die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit, Veröffentlichung des Instituts für Zeitgeschichte, 1996, S. 199: Marion Gräfin Dönhoff engagierte sich in der Wochenzeitung Die Zeit für Ernst von Weizsäcker und eine Änderung des Urteils, die sie „durch eine entsprechende Kommentierung geradezu herbeizuschreiben“ versuchte.
  56. Dahrendorf-Gespräch: Die wahre Revolution. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1997 (online).
  57. Vgl. Christian Petry: Auf der Suche nach dem „jenseitigen“ Ufer, hier: 4. Das System Hellmut Becker. In: Der Birklehof in der Nachkriegszeit 1946-1963, 2004, S. 63f
  58. Zum Ganzen: Ulrich Raulff: Kreis ohne Meister. Stefan Georges Nachleben. C. H. Beck, München 2009
  59. Vgl. Niklaus Meienberg: Die Welt als Wille und Wahn. Elemente zur Naturgeschichte eines Clans. Limmat-Verlag, Zürich 1987, ISBN 3-85791-128-X
  60. Karl Ulrich Mayer: Abschied von den Eliten. In: Herfried Münkler, Grit Straßenberger, Matthias Bohlender (Hrsg.): Deutschlands Eliten im Wandel Campus, Frankfurt / New York 2006
  61. Der Übervater der Reformpädagogik. Päderastie aus dem Geist Stefan Georges? ein Gespräch mit Thomas Karlauf, FAZ vom 5. April 2010 Online-Textversion
  62. Vgl. Hänseljagd an der Odenwaldschule in www.faz.net
  63. Vgl. Rudolf Maresch, Das Netzwerk wankt, reformpädagogische Leuchttürme stürzen, Telepolis 15. März 2010 Online-Textversion
  64. Ulrich Raulff: Kreis ohne Meister. Stefan Georges Nachleben. Eine abgründige Geschichte, München 2009
  65. Der Übervater der Reformpädagogik. Päderastie aus dem Geist Stefan Georges? ein Gespräch mit Thomas Karlauf, FAZ vom 5. April 2010 Online-Textversion
  66. Karlauf, zitiert nach: Marita Keilson, Stefan George und seine schönen Fans www.welt.de 19. August 2007
  67. Andreas Späth, Menno Aden (Hrsg.): Die missbrauchte Republik – Aufklärung über die Aufklärer, Inspiration Unlimited, Hamburg 2010, S. 115
  68. Claudia Burgsmüller, Brigitte Tilmann: Abschlussbericht über die bisherigen Mitteilungen über sexuelle Ausbeutung von Schülern und Schülerinnen an der Odenwaldschule im Zeitraum 1960 bis 2010. (PDF; 395 kB)
  69. Spiegel Online: Odenwaldschule: Familie Weizsäcker bricht Schweigen. 27. März 2010, abgerufen am 21. Januar 2012.
  70. Dokumentation – der FR-Bericht von 1999 – "Odenwaldschule in Misskredit" in Frankfurter Rundschau vom 19. April 2010 Online-Version
  71. „Die Zeit war reif“: Ein Interview mit Jürgen Dehmers. In: boersenblatt.net, 19. November 2012, abgerufen am 1. Mai 2013.
  72. 72,0 72,1 Matthias Bartsch, Gunther Latsch, Markus Verbeet, Klaus Wiegrefe: Verbrechen: Familienbande. In: Der Spiegel. Nr. 13, 2010 (online).
  73. nachrichten.at: Richard von Weizsäcker wird 90. 9. April 2010, abgerufen am 21. Januar 2012.
  74. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XVI, S. 51–52, Band 137 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2005, ISSN 0435-2408
  75. http://www.spiegel.de/kultur/musik/neue-alben-erfolg-sufjan-stevens-lonelady-tobias-jesso-jr-a-1024634.html
  76. green.finanztreff.de GreenFinancials, 6. Dezember 2010
  77. [1]
  78. Martin Wein, S. 18
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Weizsäcker aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.