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Wassertrommel (Musikinstrument)

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Wassertrommel aus Kalebassen-Halbschalen

Eine Wassertrommel (englisch water drum) ist ein Aufschlagidiophon, dessen hohler Resonanzkörper auf eine Wasseroberfläche aufgeschlagen oder auf dem Wasser ruht und ähnlich wie eine Trommel geschlagen wird. Das Perkussionsinstrument kommt im Tropengürtel von Afrika und Südostasien vor. Bei einer dritten Bauform, die von den Indianern Nordamerikas stammt, ist eine Trommel mit hölzernem Korpus zur Klangregulierung innen teilweise mit Wasser gefüllt. Die Bezeichnung „Trommel“ ist in den ersten beiden Fällen umgangssprachlich und irreführend, da dort im Gegensatz zum ebenso genannten Membranophon keine schwingende Membran vorhanden ist.

An der Außenseite angeschlagene Hohlkörper

In Afrika südlich der Sahara bestehen Wassertrommeln aus einer Kalebassen-Halbschale, die in einem Gefäß mit Wasser schwimmt. Die Tonhöhe ergibt sich aus der im Innern befindlichen Luftmenge und kann durch Niederdrücken verändert werden. Deshalb werden in manchen Gegenden Wassertrommeln mit einer Hand gehalten und mit einem Stöckchen in der anderen geschlagen. Ansonsten werden zwei Schlägel oder die mit Fingerringen ausgestatteten Hände verwendet.

Die assekalabo im Norden des Niger wird mit Plastiksandalen in Verbindung mit der Mörsertrommel tendé gespielt. Eine andere Wassertrommel kann mit der einsaitigen Spießgeige goge beim Bori-Besessenheitsritual in Nigeria eingesetzt werden.[1]

Die Fulbe in Gambia nennen ihre Wassertrommel gedundung. Sie wird zusammen mit Spießgeige, Flöte, Rassel und weiteren Trommeln gespielt. Alternativ zur gedundung verwenden die Fulbe die Kalebassentrommel horde mit gut 50 Zentimetern Durchmesser. Hier kann der Klang variiert werden, indem im Stehen die mit beringten Händen geschlagene Halbschale mit der Öffnung gegen den Oberkörper gepresst wird.[2]

Im Norden von Togo werden die Wasserkalebassen (toyn) paarweise als zwei Halbschalen (oka) in nebeneinander stehenden Blech- oder Plastikeimern gespielt. Die mit dem Stock (kpovi) der rechten Hand geschlagene Kalebasse produziert einen tiefen Ton, die linke einen hohen Ton. Beide werden abwechselnd, immer mit rechts beginnend, geschlagen und dienen der Gesangs- und Tanzbegleitung.[3]

In Benin spielen Männer bei Beerdigungen Wassertrommeln. Bei den Mahi-Sprechern im Süden des Landes wurde ein Ensemble mit zwei Wassertrommeln (tohoun, tohun), einem großen Schlagtopf (go) aus Ton (mit dem nigerianischen udu und dem südindischen ghatam verwandt), der Doppelhandglocke ganvikpan (entspricht der gankogui in Ghana), der Einfachglocke ganssu und zwei Korbrasseln assanyan aufgezeichnet.[4]

Auf der Wasseroberfläche aufgeschlagene Röhren

Gänzlich anders funktionieren die Wassertrommeln, die gelegentlich in der Musik Neuguineas vorkommen. Bei den Iatmul am mittleren Sepik werden hölzerne sanduhrförmige Röhren paarweise am Flussufer auf die Wasseroberfläche gestampft. Die Röhren sind beidseitig offen und ähneln den einfelligen Sanduhrtrommeln kundu. Ein seitlicher Henkel in Form eines Krokodils, dessen Schwanz über den Korpus hinausragt, dient zum Festhalten. Früher waren es heilige Instrumente, die von Frauen und Kindern nicht gesehen werden durften. Heute werden sie Touristen vorgeführt und stellen als Souvenirs eine wesentliche Einnahmequelle dar. Beim Eintauchen und Herausziehen aus dem Wasser entstehen zwei unterschiedliche Töne. Wasser steht für das Prinzip Fruchtbarkeit. Die Sanduhrform verkörpert die Verbindung von Himmel und Erde, zwei sich entsprechenden Welten, die sich in der schlanken Mitte zusammenfinden und ineinander umkehren. Das Menschen verschlingende Krokodil ist ein mythisches Tier, das im Zusammenhang mit Übergangsriten auftaucht.[5][6]

Ohne Trommeln, dafür mit bloßen Händen erzeugen im Wasser stehende Frauen auf einigen Südseeinseln (Vanuatu, Salomonen) ähnliche rhythmische Töne.[7] In manchen Fällen antworten am Ufer stehende Männer den Frauen mit eigenen Liedern, die sie mit Schlitztrommeln, Stampstöcken oder Gefäßrasseln rhythmisieren.[8]

Mit Wasser gefüllte Trommeln

Bei den nordamerikanischen Irokesen wird in der Ritualmusik eine einseitig mit Tierhaut bespannte hölzerne Trommel eingesetzt, die innen teilweise mit Wasser gefüllt ist. Der im Durchschnitt ein Drittel betragende Wasserstand muss durch Versuch und Irrtum genau justiert werden, um das gewünschte Klangergebnis zu erzielen. Die Irokesen verwenden ferner unterschiedlich geformte Schlägel, um den Klang zu beeinflussen.[9]

Die Apachen in Arizona und New Mexico verwenden eine ʾísal dádestlʾooni genannte Wassertrommel (Apache ísal, „Topf“, „Eimer“, etwa „Eimer [mit etwas] herumgebunden“). Für die Trommel wird ein großer Eisentopf teilweise mit Wasser und zusätzlich mit als heilig geltenden Materialien wie Getreidekörner und Asche gefüllt. In der Vergangenheit verwendete man große Tongefäße. Anstelle der früher aus Tierhaut bestehenden Membran wird heute ein Stück eines LKW-Gummischlauchs mit einem Stoffstreifen oder einem Gummistreifen über die Topföffnung gebunden. Der Schlägelkopf wird mit Tierhaut umwickelt. Die ʾísal dádestlʾooni begleitet Unterhaltungslieder und Lieder für bestimmte magische Zeremonien. Meist treten vier Spieler auf, die im Stehen die Trommel unter dem linken Ellbogen halten. Bei Heilungsritualen (gojital) klemmt der sitzende Spieler die Trommel zwischen die Knie.[10]

Siehe auch

  • Waterphone, nach dem Prinzip der mit Wasser gefüllten Trommel neu entwickeltes Klanginstrument

Einzelnachweise

  1. Roger Blench: The traditional music of the Jos Plateau in Central Nigeria: an overview. Hamburg, März 2004, S. 4
  2. Jacqueline Cogdell DjeDje: The Fulbe Fiddle in The Gambia: A Symbol of Ethnic Identity. In: Dies. (Hrsg.): Turn up the Volume. A Celebration of African Music. UCLA, Fowler Museum of Cultural History, Los Angeles 1999, S. 108
  3. Gerhard Kubik: Westafrika. Band 1: Musikethnologie / Lieferung 11. Reihe: Werner Bachmann (Hrsg.): Musikgeschichte in Bildern. VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1989, S. 140
  4. Bénin. Mahi. Feldaufnahmen von Charles Duvelle 1963. CD: Prophet 13, 2000, Titel 1 und 2
  5. Water Drum, 19th–early 20th century. Papua New Guinea, Middle Sepik region, Mindimbit village, Iatmul people. Wood, fiber. Metropolitan Museum
  6. Paul Collaer: Ozeanien. Band 1: Musikethnologie. Lieferung 1. Reihe: Heinrich Besseler, Max Schneider (Hrsg.): Musikgeschichte in Bildern. VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1965, S. 136–138
  7. Kiro Water Drumming Solomon. Youtube Video
  8. Randy Raine-Reusch: Water Women of Vanuatu.
  9. Anthony G. Moeser: The Iroquois Water Drum. (PDF-Datei; 281 kB) S. 24–26
  10. J. Richard Haefer: ʾÍsal dádestlʾooni. In: Laurence Libin (Hrsg.): The Grove Dictionary of Musical Instruments. Bd. 3, Oxford University Press, Oxford/New York 2014, S. 54
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