Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Warenhaus S. Knopf

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Warenhaus S. Knopf war ein Einzelhandelsunternehmen in Freiburg im Breisgau, das Ende des 19. Jahrhunderts vom jüdischen Kaufmann Sally Knopf gegründet wurde. Da weitere Familienmitglieder ebenfalls in diesem Feld tätig waren, gab es zu dieser Zeit weitere Warenhäuser Knopf.

Geschichte

Am 20. März 1887 eröffnete im Obergeschoss der Kaiserstraße 32 (heute Kaiser-Joseph-Straße/Ecke Weberstraße) das Strassburger Engros-Lager M. Knopf,[1] das sich von Anfang an im Besitz von Sally Knopf (1844/1845–1922) seiner Frau Rebekka befand.[2]

1895 folgte der Umzug in das Obergeschoss des Gebäudes Kaiserstraße 60 (Kaiser-Joseph-Straße 192).[3][2] Knopf erwarb 1898 für 175.000 Mark das komplette Haus 60, 1904 für 400 000 Mark die Nr. 62 links daneben sowie 1910 für 290 000 Mark mit Nr. 58 auch das rechte Nachbarhaus.

Das Haus Nr. 60 ließ Knopf abreißen und vom Freiburger Architekten Friedrich Ploch durch ein Warenhaus ersetzen, das über große Fenster über den ersten drei seiner vier Stockwerke verfügte. Nachdem das Haus 62 gegenüber der Münstergasse im Jahr 1904 von den Freiburger Architekten Walther und Jacobsen als Jugendstil-Kaufhaus umgestaltet worden war, folgte 1910 der Ausbau der beiden benachbarten Gebäude zu einer geschlossenen Sandsteinfassade. Sie verband neoklassizistische Elemente mit Jugendstilmerkmalen und war vom Freiburger Architekturbüro Philipp Walter & Cie. geplant worden.[2]

Arthur, der Sohn von Sally Knopf, führte das Unternehmen nach dessen Tod weiter. 1927 erwarb er für 180 000 Mark das Grundstück Nr. 56 (heute 190) mit dem Wempeschen Haus auf der anderen Seite der Franziskanergasse. Das 1888 darauf errichtete repräsentative Gebäude, ließ er abreißen und ersetzte es durch einen Neubau von Philipp Walther. Mit seinen runden Formen erinnerte dieser Neubau etwas an die Kaufhäuser des jüdischen Architekten Erich Mendelsohn.[2] Die Fassade des Neubaus wurde an das Haus 192 angeglichen und mit einer bereits bei Beantragung heftig umstrittenen Brücke über die Franziskanergasse an den Stammsitz angebunden. Baupläne hierzu finden sich noch heute in den Akten des Staatsarchivs Freiburg über einen Prozess, den der Freiburger Kommerzienrat Julius Mez 1910/1911 vor dem Landgericht Freiburg (A 25/1 Nr. 300) gegen das Warenhaus Sally Knopf wegen „Hypothekengefährdung“ führte.[4] Knopfs Vision war es, durch den Erwerb der Häuser 54 und 52 einen großen, einheitlichen Warenhausneubau realisieren zu können.[3]

Von Freiburg ausgehend entstanden zunächst mehrere deutsche Filialen, z. B. in Colmar (Reichsland Elsaß-Lothringen) und 1899 in Lörrach. Letztere wurde 1909 durch einen modernen Neubau im Jugendstil ersetzt, in dem sich heute die Stadtbibliothek Lörrach befindet. Mit Basel kam 1895 die erste Schweizer Filiale kam 1895 hinzu, die gleichzeitig das erste Warenhaus in Basel war. In kurzer Folge eröffnete Knopf weitere Warenhäuser in Luzern, Freiburg im Üechtland (1907) und Interlaken.[5] In den 1920er Jahren wurden die Schweizer Filialen zu vier von Schweizern geleiteten, rechtlich selbstständigen Aktiengesellschaften umgewandelt, die aber im Einkauf kooperierten. Durch Heirat von zwei der fünf Töchter von Sally Knopf gingen die Häuser später überwiegend in das Eigentum von Schweizern über.[6]

Die deutschen Warenhäuser wurden ab 1933 boykottiert und 1938 „arisiert“. Arthur Knopf kam 1938 ins KZ Dachau, konnte aber 1939 in die Schweiz fliehen. Seine Schwester Betty wurde Mitte der 1920er-Jahre in die Irrenanstalt Illenau eingewiesen[7] und 1940 im Rahmen des „Euthanasie“-Programms der Nationalsozialisten ermordet („Aktion T4“). Am 27. November 1944 wurde das Freiburger Warenhaus bei einem britischen Luftangriff („Operation Tigerfish“) größtenteils zerstört.[8] Nach dem Wiederaufbau gehörte das Gebäude zur Zentrale der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, die es 2011 abreißen ließ, um einen Neubau zu errichten. Die zwischenzeitlich entstandene Baulücke gewährte einen überraschenden Blick auf den Chor der Martinskirche, der zur Gründung einer Bürgerinitiative führte, die sich für einen neuen Platz an dieser Stelle einsetzte, der aber inzwischen bebaut wurde.[9]

Stolperstein für Betty Knopf
Die ehemalige Villa der Familie Knopf

Die 1927/1928 erbaute Freiburger Villa der Familie Knopf in der Beethovenstraße 8 47.98202622037.843388 wurde nach Kriegsende von den französischen Besatzungstruppen beschlagnahmt, später kam sie in verschiedene private Hände. Sie steht unter Denkmalschutz und ist seit 1989 im Besitz der Hamburger Johann Carl Müller-Stiftung, die dort einen integrativen Montessori-Kindergarten betreibt. Ein Stolperstein am Eingang zum Garten der Villa erinnert heute an die Geschichte der Familie Knopf.[10] Der Stolperstein verweist unter anderem auf Betty Knopf, die jedoch Mitte der 1920er-Jahre mit ihren Eltern, zuletzt mit der Mutter Rebekka Knopf im Haus Ludwigstraße 30 in Freiburg 47.9978787.860512 wohnte, das beim Luftangriff im November 1944 vollkommen zerstört wurde.[7] Die Villa in der Beethovenstraße wurde vor 1927 nicht fertiggestellt.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Inserat in der Freiburger Zeitung vom 20. März 1887
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Bernd Serger: Die Geschichte der Kaufmannsfamilie Knopf. In: Badische Zeitung vom 12. Januar 2011
  3. 3,0 3,1 Ulrich Ecker: Das Haus Zum Roten Kopf (Kaiser-Joseph-Straße 190, früher 56) in: Schau-ins-Land 104 (1985), S. 221 ff.
  4. Staatsarchiv Freiburg: A 25/1 Nr. 300
  5. Abbildung einer Namensaktie der Sally Knopf AG, Interlaken, ausgestellt am 2. September 1935, bei [ (Link nicht mehr abrufbar) sammel-alben.de] sichtbar
  6. Thomas Tobler: Entwicklungsgeschichte der Schweizer Warenhäuser (MS Word; 49 kB), Auszüge aus Testatsarbeit, HWV, Bern, 1976
  7. 7,0 7,1 Wiedergutmachungsakten für Arthur Knopf im Staatsarchiv Freiburg, Signatur StAF F 202/32 7030
  8. Stadt Freiburg (Hrsg.): Freiburg 1944–1994. Zerstörung und Wiederaufbau, Waldkirch 1994, S. 103
  9. Freiburg: Innenstadt: Baulücke an der Kaiser-Joseph-Straße: Ein Platz hat keine Chance - badische-zeitung.de. Abgerufen am 6. Oktober 2013.
  10. Information des Montessori-Kindergartens, S. 38 (PDF; 860 kB)
47.99617.850858
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Warenhaus S. Knopf aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.