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Warburg Institute

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Das Warburg Institute

Das Warburg Institute in London ist ein in Verbindung mit der University of London stehender Bibliotheks- und Institutskomplex.

Das Institut ging aus der von Aby Warburg (1866–1929) gegründeten Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg (K.B.W.) hervor, welche sich bis 1933 in Hamburg befand und dann nach London emigrierte. Kern der Bibliothek war die Arbeitsbibliothek des Privatgelehrten und Kulturwissenschaftlers Aby Warburg, die von Fritz Saxl und Gertrud Bing ab 1918 in eine allgemein zugängliche wissenschaftliche Bibliothek umgewandelt wurde.

Geschichte

Um 1901 begann Warburg mit finanzieller Unterstützung seiner Familie, systematisch Bücher zu sammeln. Der Entschluss für eine fächerübergreifende kulturwissenschaftliche Bibliothek war während seiner Studienzeit in Straßburg gereift, als er für seine Dissertation Literatur in vielen Spezialbibliotheken zusammensuchte.[1] Um die wachsende Sammlung unterzubringen, kaufte Warburg im Jahre 1909 in der Heilwigstraße 114 in Hamburg ein Haus, in dem er bis zu seinem Lebensende wohnte. Für die Betreuung der Bibliothek stellte er zwar Assistenten ein, die Organisation entsprach aber der einer privaten Gelehrtenbibliothek. Um die Sammlung für die Forschung zugänglich zu machen, erwog man die Einrichtung von Forschungsstipendien für junge Wissenschaftler. Nach Warburgs Erkrankung 1920 umfasste die Bibliothek 20.000 Bände. Fritz Saxl und Gertrud Bing begannen mit einer umfassenden Reorganisation mit dem Ziel, auch der wachsenden Zahl von Studenten die Arbeit mit der Bibliothek zu erleichtern. Die Bibliothek wandelte sich von einer Privatbibliothek in eine öffentliche Institution. Finanziell blieb sie auch während der Inflation durch die regelmäßigen Zuwendungen der amerikanischen Warburgs gesichert. Durch die Zusammenarbeit mit der 1919 gegründeten Hamburger Universität bildete sich ein Kreis von Wissenschaftlern, die der kulturwissenschaftlichen Bibliothek eng verbunden waren. Zu ihnen gehörten u.a. der Philosoph Ernst Cassirer, die Kunsthistoriker Gustav Pauli und Erwin Panofsky, der Orientalist Hellmut Ritter, der klassische Philologe Karl Reinhardt, der Begründer der Erforschung der jüdischen Mystik, Gershom Scholem und der Byzantinist Richard Salomon.

Nach Warburgs Rückkehr 1924 aus der Klinik begann er mit einem Bibliotheksneubau auf dem Nachbargrundstück. Beide Häuser waren für 120.000 Bände konzipiert. Der Neubau enthielt neben den Magazinen einen großen ovalen Lesesaal, der auch als Hörsaal genutzt wurde. Arbeitsräume, Gästezimmer, Fotolabor, Buchbinderei und eine auf dem neusten Stand befindliche Bibliothekstechnik ergänzten die Ausstattung. Der Neubau des Architekten Gerhard Langmaack wurde 1926 eröffnet.[2] Zum Zeitpunkt von Warburgs Tod 1929 umfasste die Bibliothek ca. 60.000 Bände.

Nach einer Phase ständigen Wachsens und Blühens geriet sie mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten – als jüdische Institution – unter Druck. Im Frühling 1933 ging Edgar Wind zu Sondierungsgesprächen nach London. Mit Hilfe der amerikanischen Warburgs (Felix M. Warburg und die Familie von Paul Moritz Warburg) und durch großzügige private englische Spenden, unter anderem durch den englischen Textilindustriellen Samuel Courtauld und durch den diplomatischen Einsatz von Arthur Lee, 1. Viscount Lee of Fareham wurde ein Umzug der Bibliothek nach London ermöglicht und finanziert. Am 12. Dezember 1933 verließen zwei mit Bücherkisten, Regalen und Katalogkästen beladene Frachter den Hamburger Hafen und verschifften die Bibliothek nach London. In einem von Viscount Lee of Fareham gemieteten Bankgebäude wurde die Bibliothek mit Unterstützung Samuel Courtaulds untergebracht. In Hamburg verblieb eine Sammlung von 1.500 Büchern, Broschüren, Zeitschriften sowie eine große Menge von Zeitungsausschnitten zum Ersten Weltkrieg, die von Warburg seit Anfang des Ersten Weltkrieges gesammelt wurden. Dieses Archivmaterial gilt als verschollen.

Am 28. November 1944 wurde das Warburg Institute der University of London angegliedert. Es ist Gründungsmitglied der 1994 gegründeten School of Advanced Study (SAS), der Forschungsinstitute der Londoner Universität aus allen Bereichen der Geistes- und Sozialwissenschaften angehören. Qualifizierten Wissenschaftlern und Postgraduierten aus diesen Gebieten wird die Gelegenheit zu fächerübergreifenden Forschung geboten. Die SAS organisiert zu diesem Zweck ein weitgefächertes Programm von Vorlesungen, Seminaren, Workshops und Tagungen.

Die Bibliothek umfasst zur Zeit über 300.000 Bände, darunter ca. 3.000 Zeitschriften, sowie ein ebenfalls über 300.000 Stücke umfassendes Fotoarchiv. Der Bibliothekskatalog ist online zu benutzen, auf Bildmaterial kann über die Suchfunktion der Warburg Institute Iconographic Database zugegriffen werden.

Seit 1993 gibt es in Hamburg die Aby-Warburg-Stiftung.

Leiter von Bibliothek und Institute

  1. Fritz Saxl, stellvertretender Leiter ab 1921, Leiter 1929–1948
  2. Henri Frankfort, 1949–1954
  3. Gertrud Bing, 1955–1959
  4. Ernst Gombrich, 1959–1976
  5. Joseph Burney Trapp, 1976–1990
  6. Nicholas Mann, 1991–2001
  7. Charles Hope, 2002-2010
  8. Peter Mack, seit 2010

Literatur

  • Warburg Institute: Summary Guide to the Photography Collection of the Warburg Institute. University of London. London 1988.

Periodica

  • Vorträge der Bibliothek Warburg, 9 Bände, 1921/22-1930/31, F. Saxl (Hrsg.), Teubner, Leipzig, 1923-1932
  • Studien der Bibliothek Warburg, 23 Bände, Teubner, Leipzig, 1922-1932
  • Journal of the Warburg and Courtauld Institutes, 1937ff.
  • Warburg Institute Surveys and Texts
  • Warburg Institute Studies and Texts
  • Warburg Institute Colloquia

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fritz Saxl: Die Geschichte der Bibliothek Aby Warburgs (1886-1944) in: Aby M. Warburg. Ausgewählte Schriften u. Würdigungen. Baden-Baden 1980. S. 335.
  2. Saxl S. 343.
51.523333333333-0.13
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Warburg Institute aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.