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Walter Wallmann

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Walter Wallmann (1989)

Walter Wallmann (* 24. September 1932 in Uelzen; † 21. September 2013 in Frankfurt am Main[1]) war ein deutscher Politiker der CDU.

Er war von 1977 bis 1986 Oberbürgermeister von Frankfurt am Main, von 1986 bis 1987 Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und von 1987 bis 1991 Ministerpräsident des Landes Hessen.

Leben

Studium und Promotion

Nach dem Abitur begann Wallmann ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Philipps-Universität Marburg, welches er mit beiden juristischen Staatsexamina abschloss, die er in Frankfurt am Main machte.[2] Bereits 1961 trat Wallmann in die CDU ein. 1965 promovierte er an der Universität Marburg zum Dr. iur. mit der Arbeit Zur strafrechtlichen Problematik des Züchtigungsrechtes der Lehrer unter besonderer Berücksichtigung des geltenden Verfassungsrechtes.

Tätigkeiten als Richter und Anfänge in der CDU

Er wurde Bezirksvorsitzender der Jungen Union in Mittelhessen und Abgeordneter des Hessischen Landtags. Gleichzeitig war er bis 1967 als Richter am Landgericht Kassel, sowie am Amtsgericht Rotenburg an der Fulda und am Landgericht Gießen tätig. 1967 wurde Walter Wallmann stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Hessen und 1968 auch Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag.

Abgeordneter im Bundestag

Nach der Bundestagswahl 1972 schied er aus dem Hessischen Landtag aus und wurde Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier wurde er 1973 Mitglied im Fraktionsvorstand. Von 1974 bis 1975 war er Vorsitzender des Untersuchungsausschusses der Guillaume-Affäre, wofür er viel Lob und Anerkennung erhielt.[3] 1976 wurde er Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Gescheiterte Wahl zum Marburger Oberbürgermeister

Im Februar 1970 wählte die Stadtverordnetenversammlung von Marburg Wallmann als Kandidat von CDU, FDP und eines Wählerblocks gegen den bisherigen Amtsinhaber Georg Gaßmann zum Oberbürgermeister. Diese Wahl erwies sich jedoch als ungültig. In der Wiederholungswahl setzte sich der nunmehrige SPD-Kandidat Hanno Drechsler gegen Wallmann durch.

Oberbürgermeister von Frankfurt am Main

1977 legte Wallmann sein Bundestagsmandat nieder, nachdem die CDU bei der Kommunalwahl in Frankfurt am Main überraschend die absolute Mehrheit errungen hatte und der amtierende Oberbürgermeister Rudi Arndt (SPD) zurückgetreten war. Das Scheitern der SPD in Frankfurt wurde als Folge des roten Filzes (in Frankfurt der Spendenaffäre der Frankfurter SPD), der Gebietsreform in Hessen, der Schulpolitik aber auch als Nachwirkung des Frankfurter Häuserkampfs gesehen. Wallmann war bei der Kommunalwahl in Hessen gleichzeitig als Spitzenkandidat in Frankfurt und in Marburg angetreten und wurde nun Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main.

Wallmann führte eine großzügige öffentliche Baupolitik, so setzte er beispielsweise den Wiederaufbau der Fachwerkhäuser auf dem Römerberg (Ostzeile) durch und unterstützte die Bürgerinitiative zur Wiederherstellung der Alten Oper zu einem Konzert- und Veranstaltungsgebäude.[4] Des Weiteren sorgte er für die Sanierung des Frankfurter Bahnhofsviertels und legte den Grundstein für das Museumsufer.[5]

Er engagierte sich auch außenpolitisch und baute 1980 die deutsch-israelischen Beziehungen durch einen Freundschaftsvertrag zwischen Frankfurt und Tel Aviv weiter aus.[4] Auf seine Initiative betreibt die Stadt Frankfurt seit 1980 auch ein Besuchsprogramm für jüdische sowie politisch oder religiös verfolgte ehemalige Frankfurter Bürgerinnen und Bürger.[6] Ein Jahr zuvor, 1979, hatte er in der Hoffnung auf Frieden im Nahen Osten bereits ebenfalls einen Freundschaftsvertrag mit der ägyptischen Hauptstadt Kairo geschlossen.[7]

1982 wurde er zum Landesvorsitzenden der CDU in Hessen und 1985 zum Stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Partei gewählt. Von 1985 bis 1986 war er in seiner Funktion als Oberbürgermeister außerdem Präsident des Deutschen Städtetags.

Erster Bundesumweltminister

Als Reaktion auf die Katastrophe von Tschernobyl wurde Wallmann von Bundeskanzler Helmut Kohl am 6. Juni 1986 zum ersten Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ernannt. Wichtige staatliche Regelungen während seiner etwa elfmonatigen Amtszeit waren die Änderung des Kfz-Steuer-Gesetzes zur Einführung schadstoffarmer Autos sowie das Wasch- und Reinigungsmittelgesetz vom 5. März 1987, das im Mai 2007 von einem neuen Gesetz abgelöst wurde.[8][9]

Aus seiner Amtszeit als Bundesumweltminister stammt auch die Bezeichnung „Wallmann-Ventil“ für das Ventil, das im Falle einer Kernschmelze das Bersten des Volldruck-Containments verhindern soll.

Hessischer Ministerpräsident

Aus seinem Amt als Umweltminister schied er am 23. April 1987 aus, nachdem die hessische CDU unter seiner Spitzenkandidatur die Landtagswahl zusammen mit der FDP knapp gewinnen konnte.

Wallmann wurde damit erster christdemokratischer Ministerpräsident in Hessen. Unter ihm konnte die CDU/FDP-Koalition ihr Versprechen von der Schulfreiheit mit dem Gesetz zur Wiederherstellung der freien Schulwahl im Lande Hessen durchsetzen. Zudem übernahm er die Aufgabe des Bundesratspräsidenten bis zum 31. Oktober 1987, welche bereits bis zur Landtagswahl sein Amtsvorgänger Holger Börner (SPD) innehatte. In seine Amtszeit fiel 1987 ein ernstzunehmender Störfall im Reaktorblock A des Kernkraftwerks Biblis, der über ein Jahr lang vom Betreiber RWE und den zuständigen Behörden versucht wurde zu vertuschen, was zu einem Vertrauensverlust in seine Regierung bei der Bevölkerung führte. Ein weiterer Skandal trug sich 1990 zu, als die sogenannte „Tulpenzwiebelaffäre“ publik wurde. Walter Wallmann hatte an seinem Privathaus Gartenarbeiten über die Staatskasse finanziert, was ebenfalls zu einem Imageverlust führte.

Bei der Landtagswahl 1991 erreichte seine Koalition aus CDU und FDP nicht mehr die erforderliche Mehrheit. Wallmann schied daher am 5. April 1991 aus dem Amt und verzichtete auf die Rolle des Oppositionsführers. Auch legte er sein Landtagsmandat nieder und verlor den CDU-Landesvorsitz in einem internen Machtstreit an Manfred Kanther.[5] Er war fortan in der Privatwirtschaft als Rechtsanwalt tätig.[10] 1995 wurde Wallmann Kreisvorsitzender von Frankfurt am Main und zog sich aus gesundheitlichen Gründen 1997 aus der Politik zurück.

Walter Wallmann lebte in Idstein zusammen mit seiner Frau Margarethe. Er hat einen Sohn.[11] Seit Anfang 2009 (?) lebte das Ehepaar wieder in Frankfurt am Main nahe dem Mousonturm im Stadtteil Ostend.[12]

CDU-Spendenaffäre

Im Jahre 1983 wurden insgesamt 8 Millionen DM der hessischen CDU ins Ausland transferiert und Rücküberweisungen als Vermächtnisse oder Kredite getarnt. Zu diesem Zeitpunkt war Walter Wallmann CDU-Landesvorsitzender. Allerdings konnte ihm keine Verwicklung in die CDU-Spendenaffäre nachgewiesen werden. In seiner Zeugenaussage im November 2000 gab er an, dass er die Finanzangelegenheiten in den guten Händen des damaligen Generalsekretärs der hessischen CDU Manfred Kanther und des Schatzmeisters Casimir Prinz zu Sayn-Wittgenstein gewusst habe, sodass ihm an der Kompetenz von Manfred Kanther nie Zweifel aufkamen. Er gab auch zu Protokoll, dass er sicher sei, dass auch Roland Koch nichts von dem Geld gewusst habe und somit wie Wallmann selbst vollkommen ahnungslos gewesen sei.[13]

Ehrungen

Ignatz-Bubis-Preis

Am 21. Januar 2007 erhielt er in der Frankfurter Paulskirche den mit 50.000 Euro dotierten Ignatz-Bubis-Preis für Verständigung. Das Kuratorium begründete seine Entscheidung damit, dass sich Wallmann „in hervorragender Weise für Verständigung und Toleranz eingesetzt und sie vorgelebt“ habe.[14] Die damalige Oberbürgermeisterin von Frankfurt, Petra Roth, sowie der Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland und Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Frankfurt, Salomon Korn, lobten vor allem sein Engagement im Bereich der Städtepartnerschaften.[7]

Weitere Auszeichnungen

1979 wurde ihm der Ehrenpreis der Hermann Ehlers Stiftung verliehen.[15], 1990 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland. 1996 erhielt er die Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen. Wallmann ist Ehrenvorsitzender der hessischen CDU und seit 2003 Träger des Hessischen Verdienstordens.

An seinem 77. Geburtstag, dem 24. September 2009, wurde Wallmann zum Ehrenbürger der Stadt Frankfurt ernannt. Damit war er das erste Stadtoberhaupt Frankfurts der Nachkriegszeit, das mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet wurde.

Außerdem war Wallmann Ehrenmitglied von Eintracht Frankfurt.

Familie

Sein Bruder Wilhelm Wallmann war Wiesbadener Bürgermeister, dessen Tochter, seine Nichte Astrid Wallmann, wurde bei der Landtagswahl in Hessen 2009 in den hessischen Landtag gewählt.

Wallmanns Sohn Walter junior wurde am 19. März 2013 vom hessischen Landtag zum neuen Präsidenten des hessischen Landesrechnungshofs gewählt.[16]

Kabinette

Literarische Werke (Auswahl)

  • Im Licht der Paulskirche, Goetz, Potsdam 2002, ISBN 9783000099564
  • Die Gegenwart der Geschichte, Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN 9783797307699
  • Der Preis des Fortschritts. Beiträge zur politischen Kultur, Lübbe, Bergisch Gladbach 1988, ISBN 9783421061409

Weblinks

 Commons: Walter Wallmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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