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Walter Bauer (Theologe)

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Walter Bauer

Walter Bauer (* 8. August 1877 in Königsberg (Preußen); † 17. November 1960 in Göttingen) war ein deutscher Theologe mit den Schwerpunkten Neues Testament und Alte Kirche. Er ist der Schöpfer des Griechisch-deutschen Wörterbuchs zu den Schriften des Neuen Testaments und der übrigen urchristlichen Literatur, das bis heute ein mehrfach übersetztes Standardwerk ist.

Leben

Göttingen, Stadtfriedhof: Grab von Professor Walter Bauer

Als Sohn eines Hochschullehrers siedelte Bauer als Kind mit seiner Familie nach Marburg über, wo er 1895 auf dem Gymnasium Philippinum sein Abitur ablegte.[1] An der Philipps-Universität Marburg begann er sein Studium der Theologie und schloss sich 1896 dem Corps Hasso-Nassovia an.[2] Später studierte er an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und der Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg. Er habilitierte sich 1903 in Marburg und wurde 1913 Professor in Breslau und 1916 in Göttingen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1946 verblieb. 1925 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[3] Als 1933 die Göttinger Professorenschaft eine Ergebenheitsadresse an Adolf Hitler richtete, unterzeichneten Walter Bauer und die Mathematikerin Emmy Noether nicht. Er setzte sich für die Begnadigung von Dietrich Bonhoeffer ein.

Bauer war Lic. theol., D., Dr. theol. h. c. und Dr. phil. h. c.

Werk

Bauer erforschte das frühe Christentum. Sein Buch Rechtgläubigkeit und Ketzerei im ältesten Christentum (Tübingen 1934) wurde sehr bekannt. Darin versucht er den Nachweis, dass in vielen Regionen – etwa in Ägypten und Kleinasien – am Beginn der Kirche nicht die orthodoxe Lehrmeinung stand, sondern zunächst gnostische Vorstellungen dominierten. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte hätten sich aber schließlich die Glaubenssätze der römischen Kirche durchgesetzt, die ihre allmählich entwickelte Lehrmeinung als die ursprüngliche bezeichnet und die ursprünglichen Lehrmeinungen zu späteren häretischen Abweichungen stigmatisiert habe. Diese Vorstellung habe sich erst langsam durchsetzen können. Bauers Buch gewann bis in die 1960er Jahre einigen Einfluss, seither gilt Bauers Sichtweise aber als unzureichend begründet.[4]

Ein weiterer bedeutender Beitrag Bauers ist neben der Kommentierung der Johannesschriften vor allem das „Griechisch-deutsche Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der übrigen urchristlichen Literatur“. Es ist heute weltweit ein Standardwerk für die neutestamentliche Forschung und wurde in andere Sprachen übersetzt. Die sechste Auflage wurde stark überarbeitet und 1988 von Barbara und Kurt Aland herausgegeben.

Schriften

  • Mündige und Unmündige bei dem Apostel Paulus. Dissertation, Universität Marburg 1902.
  • Der Apostolos der Syrer in der Zeit von der Mitte des 4. Jahrhunderts bis zur Spaltung der syrischen Kirche. Ricker Verlag, Giessen 1903.
  • Das Leben Jesu im Zeitalter der neutestamentlichen Apokryphen. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft, Darmstadt 1967 (Nachdruck d. Ausg. Tübingen 1909).
  • Johannesevangelium 2. Aufl. Mohr, Tübingen 1925 (Handbuch zum Neuen Testament; 6).
  • Die katholischen Briefe des NT. Mohr, Tübingen 1910 (Religionsgeschichtliche Volksbücher für die deutsche christliche Gegenwart/1; 20).
  • Die apostolischen Väter. Mohr, Tübingen 1923.[5]
  • Die Oden Salomos. 1933
  • Georg Strecker (Hrsg.): Rechtgläubigkeit und Ketzerei im ältesten Christentum. 2. Aufl. J. C. B. Mohr, Tübingen 1964 (Beiträge zur historischen Theologie; 10)[6]
  • Kurt Aland, Barbara Aland (Hrsg.): Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. DeGruyter, Berlin 1988, ISBN 3-11-010647-7 (früherer Titel Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der übrigen urchristlichen Literatur. (Hrsg. Alfred Töpelmann), 2. Auflage (1928) zu Erwin Preuschens: Vollständiges Griechisch-Deutsches Handwörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der übrigen urchristlichen Literatur. 1., Gießen 1910).
  • Lehrbuch der neutestamentlichen Theologie. 2., neu bearbeitete Auflage. Mohr, Tübingen 1911 (2 Bde.; zusammen mit Adolf Jülicher und Heinrich Holtzmann).

Literatur

Einzelnachweise

  1. Chronika, Zeitschrift der ehemaligen Marburger Gymnasiasten
  2. Kösener Corpslisten 1930, 101, 616
  3. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 33.
  4. Alister McGrath: A Scientific Theology, Vol. 3: Theory. London 2003, S. 226f: „These ideas ... enjoyed at least a degree of acceptance within the scholarly community until as late as the 1960s. Today, Bauer's thesis looks decidedly shaky.“
  5. Inhalt: Die Lehre der zwölf Apostel. die zwei Clemensbriefe, die Briefe des Ignatius von Antiochia und der Polykarpbrief, der Barnabasbrief, der Hirt von Hermas
  6. englische Übersetzung: Robert A. Kraft, Gerhard Kroedel u.a. (Hrsg.): Orthodoxy and Heresy in earliest Christianity. Sigler Press, Mifflintown, PA 1996, ISBN 0-9623642-7-4 (Nachdr. d. Ausg. Philadelphia 1971).
    französische Übersetzung: Christina Mimouni u.a. (Hrsg.): Orthodoxie et hérésie aux débuts du christianisme. Édition du Cerf, Paris 2009, ISBN 978-2-204-08516-8.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Walter Bauer (Theologe) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.