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Walburga

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Dieser Artikel handelt von der katholischen heiligen Walburg(a); Für andere Bedeutungen, siehe Walburga (Vorname).
Statue der heiligen Walburga in der Kirche zu Contern

Walburga (eigentlich Valborg, auch Walburg, Waltpurde, Walpurgis, Walpurga, in Frankreich bekannt als Vaubourg, Falbourg, im normannischen Le Perche Gauburge = wehrhafte Burg) (* mutmaßlich um 710 im südenglischen Wessex (so viel wie „Westsachsen“); † mutmaßlich 25. Februar 779, nach anderen Quellen 780 in Heidenheim) war eine englische Benediktinerin und Äbtissin des Klosters Heidenheim. Walburga gilt als die Tochter des westsächsischen christlichen Königs im angelsächsischen Reich Richard von Wessex und wird von den meisten Quellen als eine Nichte des heiligen Bonifatius angesehen. In der katholischen Kirche wird sie als Heilige verehrt.

Leben und Wirken

Bildnis im Alten Peter in München

Walburga wurde um das Jahr 710 als eines von vielen Kindern einer wohlhabenden englischen Familie in Devon (Wessex) geboren. Die königliche Abstammung, nach der sie die Tochter von König Richard dem Angelsachsen und seiner Frau Wuna oder Wina war, ist nicht sicher belegt, eine begüterte oder vielleicht sogar privilegierte gesellschaftliche Stellung ihrer Familie, sprich Adel, kann jedoch durchaus angenommen werden. Früh verwaist, soll sie bereits im Alter von 10 oder 11 Jahren in das Kloster von Wimborne in Dorset aufgenommen worden sein, zu dieser Zeit bekannt für seine Gelehrsamkeit und gute Ausbildung für junge Frauen aus der westsächsischen Oberschicht. Dort verbrachte Walburga rund 26 Jahre ihres Lebens und wurde von Äbtissin Tetta sorgfältig auf eine Aufgabe als Missionarin in den zu dieser Zeit weitgehend noch heidnisch geprägten deutschen Landen vorbereitet.

Beeindruckt mag es sie haben, als ihre beiden Brüder Wunibald und Willibald von Eichstätt dem Ruf ihres Onkels Bonifatius auf das Festland gefolgt waren. Beide pilgerten zunächst nach Rom, Willibald sogar nach Jerusalem, die beiden bis heute bedeutendsten Wallfahrten des Christentums. Anschließend ließen sie sich im päpstlichen Auftrag im heutigen süddeutschen Raum zwecks Mission nieder: Wunibald in Heidenheim (Mittelfranken) und Willibald in Eichstätt als Gründer des dortigen Bistums, dem er mehr als 45 Jahre lang bis zu seinem Tod 781 als Bischof vorstand.

Nachdem ihr Bruder Wunibald sie während eines Besuchs in der Heimat für die Mission hatte gewinnen können, überquerte auch Walburga den Ärmelkanal und ging vermutlich bei Antwerpen an Land. Bei dieser Überfahrt waren wohl auch die junge Nonne Hugeburc, die später eine Vita der Brüder Walburgas, Willibald und Wunibald, verfasste, Walburgas Verwandte Lioba und andere Nonnen zugegen. Die Fahrt verlief stürmisch und das Schiff geriet in Seenot. Der Legende nach soll Walburga die ganze Zeit im Gebet kniend an Deck verbracht haben, bis das Schiff heil in den Hafen von Antwerpen einlief. Daher gilt sie bis heute als Schutzpatronin der Seeleute und Schutzheilige gegen Sturm.

Ihre neue Heimat befand sich zunächst in Tauberbischofsheim, wo sie in dem von Lioba geleiteten Kloster lebte. Nach dem Tod ihres Bruders Wunibald von Heidenheim 761 übernahm Walburga das von ihm etwa zehn Jahre zuvor gegründete Männerkloster Heidenheim, einen wichtigen Missionsstützpunkt; wenig später kam ein Frauenkloster hinzu. Durch die Leitung dieses mächtigen Doppelklosters wurde Walburga zu einer der bedeutendsten Frauen des christlichen Europas. Der hl. Bonifatius, der 754 im friesischen Dokkum das Martyrium erlitt, gilt als einer der ersten, der gezielt Frauen in der Mission einsetzte.

Der Walpurgisbiograf Wolfhard von Herrieden berichtet rund 200 Jahre später von zwei Wundern, die Walburga in dieser Zeit gewirkt haben soll. Demnach soll sie einmal ein Kind mit Hilfe dreier Ähren vor dem Verhungern gerettet haben und ein anderes Mal erfolgreich einen tollwütigen Hund beruhigt haben. Auch von Krankenheilungen und der Rettung einer im Kindbettfieber danieder liegenden Wöchnerin wird berichtet. Daher gilt sie neben vielerlei anderen Zuständigkeiten auch als Schutzheilige gegen Krankheiten und Seuchen, Tollwut, Hungersnot und Missernte sowie als Patronin der Kranken und der Wöchnerinnen, aber auch der Bauern.

Der genaue Todestag Walburgas ist nicht eindeutig belegbar. Das von den Heidenheimer Klosterannalen auf den 25. Februar 779 festgelegte Sterbedatum ist umstritten, in Frage käme auch das Jahr 780. Ihr Bruder Willibald, Bischof von Eichstätt, spendete ihr der Überlieferung zufolge die Sterbesakramente. Die beiden Klöster in Heidenheim fielen an ihn zurück und wurden später aufgelassen.

Verehrung

Die Krypta mit den Reliquien der heiligen Walburga im Kloster Sankt Walburg Eichstätt

Die Heiligsprechung Walburgas erfolgte am 1. Mai (vermutlich im Jahre 870 durch Papst Hadrian II.) anlässlich der Umbettung ihrer Gebeine, veranlasst durch Bischof Otgar von Eichstätt.[1] Ihre Reliquien befanden sich zunächst in der Heilig-Kreuz-Kirche, heute sind sie in der Abtei St. Walburg in Eichstätt.

In der Folgezeit wurde der aufblühende Reliquienkult um Walburga vor allem durch den Benediktinerorden, Bischöfe und Adel forciert und gefördert, um ein Gegengewicht gegen die beliebten Volksheiligen zu setzen und den Führungsanspruch des Adels innerhalb der christlichen Welt dauerhaft zu befestigen. Einen Höhepunkt erreichte der Walburgakult im 11. Jahrhundert unter dem Kölner Erzbischof Anno II., der Walburgas Hirnschale und Reisestab um 1069 nach Berg (später Walberberg) verbrachte; dort befinden sich diese Reliquien in der Pfarrkirche des Ortes.

Bereits im Jahre 893 hatte die Nonne Liubila zusammen mit ihrer Schwester Gerlind ein Kloster in Monheim gegründet, stellte es unter den Schutz der heiligen Walburga und erbat sich hierfür Reliquien. Vor allem im ausgehenden Mittelalter, das geprägt war durch schwere Seuchen und Hungerepidemien, wurde Walburga vielfach als Nothelferin und Schutzpatronin vor allem in Deutschland sowie im nördlichen Frankreich angerufen. Reliquien und Wallfahrtsstätten der Heiligen finden nicht nur in Eichstätt, Monheim und Walberberg, sondern u. a. auch in Köln, in Overath, im Eifelort Usch, an Orten in Österreich und der Schweiz, in den Niederlanden sowie besonders häufig in der Normandie und in belgischen Städten wie Antwerpen, Oudenaarde und Veurne. Die hl. Walburga wurde insbesondere von Nonnen verehrt, so auch im Stift Essen, auf dem Deckel des Theophanu-Evangeliars steht sie der Äbtissin Theophanu bei. Auch im Damenstift Meschede wurden bereits seit dem 10. Jahrhundert Reliquien der Heiligen verehrt. Selbst in kleinen Dörfern und auf Bergen finden sich vor allem sogenannte Walpurgiskapellen als bis heute beliebte Wallfahrtsziele. An den Küsten Flanderns und der Normandie erbat sich die bedrängte Bevölkerung von Walburga vor allem Beistand gegen marodierende Piraten. Einige Orte, deren Stadtpatronin die hl. Walburga ist, wie St. Walburga im westfälischen Werl, liegen an der Pilgerstrecke des Jakobsweges.

Walburgaschrein in der St.-Walburga Kirche Meschede

Seit 1042 soll unter Walburgas Reliquienschrein alljährlich von Oktober bis Ende Februar eine Flüssigkeit, das sogenannte Walburgisöl, austreten. Pilger können es in Fläschchen abgefüllt im Kloster bekommen. Vor allem am 25. Februar, dem Gedenktag der hl. Walburga, strömen zahlreiche Pilger zu dem wundertätigen Schrein in Eichstätt. Seit dem 15. Jahrhundert wurde die hl. Walburga auch auf Gemälden stets mit dem Fläschchen abgebildet. 2000 schuf der mittelfränkische Bildhauer Ernst Steinacker vor der Walpurgiskapelle auf dem nach der hl. Walburga benannten Berg Walberla oder Ehrenbürg in Kirchehrenbach bei Forchheim eine moderne Bronzestatue der Schutzheiligen mit Reisestab und umgehängtem Ölfläschchen. 2011 ließ der Kriminalbiologe Mark Benecke eine Probe der Flüssigkeit untersuchen; es handelt sich um hartes Wasser mit einem neutralen pH-Wert.[2]

Statue von Ernst Steinacker in Wolframs-Eschenbach

Gedenktage

Sonstiges

Neben den vielen der hl. Walburga geweihten Kirchen ist die Heilige Schutzpatronin mehrerer Krankenhäuser, etwa das St. Walburga-Krankenhaus in Meschede im Sauerland. Des Weiteren gibt es seit dem Jahre 1919 im sauerländischen Menden das Walburgisgymnasium – eine katholische, staatlich anerkannte Privatschule in Trägerschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel.

Im Südtiroler Ultental gibt es eine Ortschaft, die nach der heiligen Walburga St. Walburg heißt. Im rheinischen Vorgebirge sind ein Ort und ein Berg nach der Heiligen benannt. Als Mons sanctae walburgis wurde der Ort Walberberg (heute ein Stadtteil von Bornheim im Rheinland) erstmals im Jahre 1118 urkundlich erwähnt. Es ist davon auszugehen, dass mit der Überführung der Reliquien der heiligen Walburga auch die Ansiedlung als „Berg der heiligen Walburga“ bezeichnet wurde und somit bereits seit dem Jahre 1069 eine Namensänderung erfahren hat. Walberberg ist durch diese Reliquien bis heute ein Wallfahrtsort.

St.-Walburga-Kirchen

Siehe: Walburgakirche

Literatur

  • Andreas Bauch: Walpurgis Äbtissin von Heidenheim (ca. 710–779). In: Alfred Wendehorst, Gerhard Pfeiffer (Hrsg.): Fränkische Lebensbilder. Band 9. Kommissionsverlag Degener & Co, Neustadt/Aisch 1980, ISBN 3-7686-9057-1 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte, Reihe VII A. Band 9), S. 1–10.
  • Gabriele Lautenschläger: Walburga, Heilige. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 178–179.
  • Sigmund Ritter von Riezler: Walburg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 40, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 645 f.
  • Philipp von Rathsamhausen: Commentarius de vita et rebus gestis S. Walpurgae virginis : abbastissae monasterii in Heidenheim ... Dioecesis Eystettensis patronae, ex Philippo XXXIX. episcopo Eystettensi concinnatus. – Ingolstadii : Amgermaria vidua, 1616. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Festschrift zur 1200 Jahr-Feier der heiligen Walburga, in: Geschichte des Benediktiner Ordens und seiner Zweige, Band 90, 1979
  • Hermann Holzbauer: Mittelalterliche Heiligenverehrung – Heilige Walpurgis (Eichstätter Studien)
  • Maria Mengs: Schrifttum zum Leben und zur Verehrung der Eichstätter Diözesanheiligen Willibald, Wunibald, Walburga, Wuna, Richard und Sola (= Kirchengeschichtliche Quellen und Studien), St. Ottilien 1987
  • Vera Schauber und Hanns M. Schindler: Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf, Augsburg 1993, S. 80f

Einzelnachweise

  1. Casanova, Gertrude. St. Walburga. The Catholic Encyclopedia. Vol. 15. New York: Robert Appleton Company, 1912. 3 May 2014
  2. Mark Benecke: Das Leichen-Öl der heiligen Walburga In: Skeptiker 24 (3/2011)
  3. Vgl. Heiligenverzeichnis Grotefend.

Weblinks

 Commons: Walburga – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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