Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Volksrepublik

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Selbstbezeichnung als Volksrepubliken und Volksdemokratien:
  • Aktuell
  • Ehemalig
  • Volksrepublik und Volksdemokratie waren die Selbstbezeichnung vieler realsozialistischer politischer Systeme, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden sind. Die Bezeichnung diente der Unterscheidung zu westlichen bürgerlichen Demokratien einerseits und revolutionären sozialistischen Systemen andererseits. Trotz ihres Namens haben sie sich meist schnell nach ihrem Entstehen zu Diktaturen verschiedener Prägung entwickelt bzw. waren von vornherein als solche geplant („Diktatur des Proletariats“ u. a.).

    Begriff

    Der Begriff wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in der Absicht der Abgrenzung der politischen Systeme unter dem Einfluss der Sowjetunion gegenüber den bürgerlichen Demokratien des Westens geprägt. Er sollte Systeme benennen, die sich abweichend von revolutionären Konzepten und der Diktatur des Proletariats vom Kapitalismus zum Sozialismus entwickelten. Auf diese Weise sollten in den betroffenen Staaten weiterhin Elemente der bürgerlichen Demokratie erhalten bleiben, während sie gleichzeitig trotzdem in das Einflussgebiet der Sowjetunion und ihre Bündnissysteme integriert werden konnten.[1]

    In der Benennung wird unterschieden zwischen der

    1. Volksrepublik im engeren Sinne: der verfassungsrechtlichen Selbstbezeichnung von Staaten (in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zum Beispiel die Volksrepublik Benin, Bulgarien, Angola, Ungarn, Mosambik, Polen, China oder die Volksrepublik Kongo), manchmal auch ohne tatsächliche Zugehörigkeit zum sozialistischen Lager (zum Beispiel Bangladesch, Algerien). „Volksdemokratie“ wurde anfangs auch das System der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) genannt, ab 1968 nannte sie sich schlicht „sozialistischer Staat“.[2]
    2. Volksdemokratischen Republik oder Demokratische Volksrepublik: Nordkorea als Volksdemokratische Republik Korea oder Äthiopien als Volksdemokratische Republik Äthiopien
    3. Volksrepublik im weiteren Sinne (auch Volksdemokratie): die umgangssprachliche Bezeichnung von Staaten dieser Gruppe ungeachtet ihrer Selbstbezeichnung – in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Beispiel Albanien, Jugoslawien, Rumänien.

    Die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen osteuropäischen Staaten haben im Verlauf der 1990er Jahre sowohl ihren Namen als auch ihre Herrschaftsform reformiert. Gegenwärtig tragen nur noch China, Nordkorea, Algerien, Bangladesch und Laos die amtliche Bezeichnung Volksrepublik (gemäß 1.), wobei man Bangladesch politisch nicht als Volksrepublik bezeichnen kann.

    Unterscheidung von der Diktatur des Proletariats

    Der Begriff Diktatur des Proletariats entstammt den Werken Karl Marx’. Er bezeichnet ein politisches System, das den Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus vollzieht. Beruhte der bürgerlich-demokratische Staat auf der Klassenherrschaft der Bourgeoisie, so beruht die Diktatur des Proletariats auf der Herrschaft der Arbeiterklasse. Die Diktatur des Proletariats soll die Errungenschaften der vorangegangenen proletarischen Revolution sichern und die noch bestehenden Klassenunterschiede und damit die Klassengesellschaft gänzlich beseitigen und vollzieht diesen Prozess unter einer ausgeprägten demokratischen Kontrolle.[3]

    Die Begriffe „Volksdemokratie“ und „Volksrepublik“ haben Marx und Friedrich Engels nie verwendet. Sie entstammen in ihrer Bedeutung der Begriffsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die Diktatur des Proletariats setzt eine vorhergehende proletarische Revolution voraus, während die Volksdemokratie ohne diesen Schritt auskommt. Beide Begriffe bezeichnen allerdings ein Stadium, das den Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus beschreiben soll. Gemeinsam haben die beiden Formen auch, dass der Klassenkampf in ihnen nicht aufgehoben sei.

    Kritik

    Kritiker bezeichnen den Begriff häufig lediglich als einen Euphemismus für Diktaturen unter dem Etikett des Sozialismus oder Kommunismus. Luciano Canfora führte an, dass die kommunistischen Regierenden in den Volksdemokratien die Macht mittels eines Konsenses der Wählenden gewannen, der sich aus der Situation nach dem Zweiten Weltkrieg erklärte. Der Fehler sei die Annahme gewesen, dieser situationsbedingte Konsens würde für unbestimmt lange Zeit gültig sein, so dass sich eine regelmäßige Überprüfung der Legitimation (z. B. durch Wahlen) erübrige. Stattdessen hätte der Glauben bestanden, die Konsolidierung der Macht könne durch soziale Errungenschaften geschehen.[4]

    Siehe auch

    Einzelnachweise

    1. Rainer-Olaf Schultze: Artikel Volksdemokratie. In: Dieter Nohlen (Hrsg.): Lexikon der Politik, Bd. 7, S. 695.
    2. Vgl. Christian Halbrock, Evangelische Pfarrer der Kirche Berlin-Brandenburg 1945–1961. Amtsautonomie im vormundschaftlichen Staat?, Lukas Verlag, Berlin 2004, S. 22 Anm. 37. Vgl. demgegenüber Dieter Felbick, Schlagwörter der Nachkriegszeit 1945–1949, de Gruyter, Berlin 2003, S. 190.
    3. MEW 7, S. 89 f.; MEW 19, S. 28.
    4. Luciano Canfora: Eine kurze Geschichte der Demokratie, Köln 2006, S. 246.

    Weblinks

    Wiktionary: Volksrepublik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
    Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Volksrepublik aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.