Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Volksmission

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Volksmission steht im Unterschied zur herkömmlichen Seelsorge für eine Form der Evangelisierung innerhalb der eigenen Kirchen. Sie wurde zu einem Sammelbegriff für Aktivitäten zur Glaubenserneuerung in einer bereits christianisierten Bevölkerung und innerhalb schon bestehender Pfarrgemeinden und Kirchengemeinden. Ihr Ziel ist nicht die Taufe und die Gründung neuer Kirchen und Kirchengemeinden, sondern die Intensivierung des Glaubenslebens der zugehörigen Mitglieder.

Römisch-katholische Volksmission

Die Vorläufer der Volksmission bilden die Wanderprediger der Alten Kirche und die mittelalterlichen Buß- und Sittenprediger. Die besagten Prediger waren überwiegend Angehörige von Ordensgemeinschaften und gehörten den Franziskanern und Dominikanern an. Zu den bekanntesten Wanderpredigern der Franziskaner zählten Bernhardin von Siena und Johannes von Capestrano. Zu den Dominikanern können Vinzenz Ferrer und Hieronimus Savonarola aufgenommen werden. Im 16. Jahrhundert entstanden weitere Kongregationen, die sich auf die Volksmission ausgerichtet hatten, hierzu gehören die Oratorianer, Theatiner, Barnabiten, Somasker, Kapuziner und Jesuiten. Die „missio“ war ursprünglich ein jesuitischer Begriff und wurde als ein päpstlicher Auftrag zur Glaubensverbreitung verstanden. Daraus entwickelte sich der Anspruch alle Glaubensverkündigungen, die im Auftrag der kirchlichen Autoritäten erfolgten, als Mission zu deklarieren. Es waren die Lazaristen, die als erstes eine praktische „Mission des Volkes“ anwandten, sie arbeiteten und lebten in Frankreich unter der armen Landbevölkerung. Die praktische Volksmission wurde dann im 18. Jahrhundert vom heiligen Alfons Maria di Liguori, der den Orden der Redemptoristen gegründet hatte, sowie von den Jesuiten vorangetrieben. Die Hochblüte erlebte die Volksmission in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das damals gültige Kirchenrecht schrieb den Pfarreien vor, alle zehn Jahre eine Zeit der Volksmission abzuhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte man modernere Formen und organisierte Tage der Volksmission in Zeltmissionen oder mit mobilen Missionsbussen. Im katholischen Bereich finden bis heute mancherorts in größeren zeitlichen Abständen Missionswochen[1] in Pfarreien statt, die mit dem Besuch von speziell dafür ausgebildeten Ordensgeistlichen einhergehen. Diese wollen durch Predigten, Heilige Messen, Hausbesuche, Vorträge und das Angebot persönlicher Beichtgespräche das Glaubenswissen vertiefen und die Glaubenspraxis beleben.

Evangelisch-protestantische Volksmission

Die Begrifflichkeit „Volksmission“ hat sich in den Evangelisch-lutherischen Kirchen nach wie vor als fester Bestandteil der Seelsorge vor Ort manifestiert. Mit Pastor Johann Hinrich Wichern begann in den protestantischen Kirchen, im 19. Jahrhundert, die „Evangelisation“ und innerhalb der christlich-sozialen Bewegung die evangelische Volksmission. Daraus entwickelte sich die Innere Mission in der evangelischen Kirche. Ihr Bestreben lag darin, der zunehmenden Entchristlichung – innerhalb der eigenen Kirche – entgegenzuwirken. Den Beginn leistete die 1847 gegründete Berliner Stadtmission, es folgte 1908 die Gründung der nach Johann Hinrich Wichern benannten Wichern-Vereinigung. Die Wichern-Vereinigung bemühte sich um eine Verchristlichung des Volkes und bediente sich dabei der Schrift und des Wortes. Die nächste Etappe dieser Volksmission und der Schaffung von lebendigen Gemeinden war das 1916 von Gerhard Hilbert herausgegebene Buch Kirchliche Volksmission. Der Deutsche Evangelische Verband für Volksmission wurde 1926 ins Leben gerufen und bildete mit den Evangelischen Wochen und Bibelwochen im Dritten Reich eine geistige Stütze. Aus diesen evangelischen „Wochentagen“ entwickelte sich nach 1945, ähnlich wie dann auch in der katholischen Kirche, die neue Form der Volksmission,[2] die ihren Weg in Zeltmissionen, Missionswochen[3], Kirchentagen, Katholikentagen und Akademien fanden.

Volksmission entschiedener Christen

Eine weitere Form der Volksmission entwickelte sich innerhalb der Pfingstbewegung, hier entstand 1934 die Volksmission entschiedener Christen mit missionarischen Aktivitäten. Sie wurde durch den Journalisten Karl Fix (1897–1969) in Berlin gegründet und bekennt sich zur Geistestaufe. Sie sieht ihre Aufgabe darin allen das Evangelium zu verkünden. Darüber hinaus sollen auch neue Gemeinden gegründet und bestehende Gemeinden gestärkt werden.

Freie Volksmission

Unter der Leitung von Ewald Frank entstand im Jahr 1960 eine vom US-Evangelisten William M. Branham beeinflusste „Freie Volksmission“. Sie hat sich zur Aufgabe die völlige Rückkehr zur Lehre und Praxis der biblischen Urgemeinde zur Zeit der Apostel gemacht. Sie steht somit nicht in der Reihe der „klassischen Volksmission“, da sie schwerpunktmäßig neue Gemeinden gründen möchte.

Volksmission der Baptisten

In Fürth gibt es eine Volksmission „ViZ – Volksmission im Zentrum – Baptisten Gemeinde e. V.“[4] Es ist eine unabhängige Freikirche baptistischer Prägung. Sie distanziert sich von allen Sekten und hat als Grundlage allein Gottes Wort, die Bibel. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt in der geistlichen Erbauung der Gläubigen und in der weltweiten und der Vor-Ort Mission.

Literatur

  • Erwin Gatz: Rheinische Volksmission im 19. Jahrhundert, dargestellt am Beispiel des Erzbistums Köln. Ein Beitrag zur Geschichte der Seelsorge im Zeitalter der katholischen Bewegung. Düsseldorf 1963 (Studien zur Kölner Kirchengeschichte 7).
  • Autbert Groeteken: Die Volksmissionen der norddeutschen Franziskaner vor dem Kulturkampf (1849-1872). Münster o.J. (1910)
  • Thomas Klosterkamp: Katholische Volksmission in Deutschland. Benno-Verlag, Leipzig 2002 (Erfurter theologische Studien 83).
  • Dirk Riesener: Volksmission. Zwischen Volkskirche und Republik - 75 Jahre Haus kichlicher Dienste - früher Amt für Gemeindedienst der Ev.luth. Landeskirche Hannovers. Lutherisches Verlagshaus, Hannover 2012, ISBN 978-3-7859-1080-1.
  • Klaus Teschner: Volksmission. In: Theologische Realenzyklopädie. 35 (2003), S. 265–272.

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Volksmission aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.