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Volker Lösch

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Volker Lösch (* 1963 in Worms) ist ein deutscher Theaterregisseur, der Stücke des bürgerlichen Bildungskanons mit Beiträgen von Laienchören kontrastiert, die künstlerisch bearbeitete Erfahrungsberichte vortragen. Die Texte und Gesänge der Laienchöre spiegeln Probleme jeweils einer – häufig unterprivilegierten – gesellschaftlichen Gruppe wider. Die Auseinandersetzung mit sozialen Fragen und gesellschaftlichen Konflikten zählt zum Kern von Löschs ästhetischer Programmatik: „Kunst ohne Anbindung an das Draußen, an die Zeit, in der ich lebe, finde ich sinnlos.“[1]

Vom Schauspieler zum Regisseur

Lösch wuchs in Uruguays Hauptstadt Montevideo auf. Kurz vor dem Militärputsch 1973 kehrte seine Familie nach Deutschland zurück. Lösch arbeitete als Schauspieler am Nationaltheater Weimar, am Deutschen Theater Göttingen und am Theater am Neumarkt Zürich, bis er 1995 in Zürich erstmals selbst inszenierte. Anschließend war er als Regisseur an zahlreichen Stadt- und Staatstheatern tätig. Mit einem Sprechchor, der die „außertheatrale Wirklichkeit“ unmittelbar in das Bühnengeschehen integrierte, arbeitete Lösch erstmals 2003 in seiner Inszenierung der Orestie am Staatsschauspiel Dresden. Seitdem steht in seinen Inszenierungen dem Schauspielerensemble regelmäßig ein Chor von Laiendarstellern gegenüber. Die Laienchöre, die er mit Einar Schleefs vormaligem Choristen Bernd Freytag einstudiert, besetzt Lösch bevorzugt mit Vertretern Sozialer Randgruppen wie Erwerbslosen, Migranten oder verurteilten Straftätern, die biografisch grundierte Texte vortragen.

Für Aufsehen sorgte Lösch durch seine Inszenierung des naturalistischen „Kampfstücks“ Die Weber nach Gerhart Hauptmann am Staatsschauspiel Dresden im Oktober 2004. Die Produktion, die der Regisseur mit einem aus Arbeitslosen bestehenden Laienchor („Hartz IV-Chor“) umsetzte, musste er nach einer einstweiligen Verfügung des Berliner Landgerichts stark kürzen und umbenennen (Die Dresdner Weber). Die einstweilige Verfügung hatte der Bühnenverlag Felix Bloch Erben erwirkt. Auch die Fernsehmoderatorin Sabine Christiansen erwog gerichtliche Schritte, da eine Textpassage eine implizite Morddrohung gegen sie enthielt. Die Theaterzeitschrift Die Deutsche Bühne kürte Löschs Inszenierung 2005 zur „Inszenierung des Jahres“.

Hausregisseur am Schauspiel Stuttgart

Seit der Spielzeit 2005/06 ist Volker Lösch Hausregisseur und Mitglied der künstlerischen Leitung am Schauspiel Stuttgart. Dort inszenierte er 2007 Euripides' Medea mit einem Migrantinnenchor. Zu dieser Stuttgarter Inszenierung produzierte der Filmregisseur Thomas Lauterbach 2007 den Dokumentarfilm Hochburg der Sünden, der bei dem Dok-Festival Leipzig 2008 als „Bester deutscher Dokumentarfilm“ mit der Goldenen Taube ausgezeichnet wurde.

Im Oktober 2008 warf Lösch gemeinsam mit Beate Seidel am Deutschen Schauspielhaus Hamburg in der umstrittenen Inszenierung Marat, was ist aus unserer Revolution geworden? frei nach Marat/Sade von Peter Weiss abermals Fragen nach sozialer Gerechtigkeit auf. Für Kontroversen sorgte die namentliche Nennung zahlreicher lokaler Vermögensmillionäre auf der Bühne. Die Inszenierung wurde zum Berliner Theatertreffen 2009 eingeladen.

An der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz zeigte Lösch im Dezember 2009 eine moderne Adaption von Alfred Döblins Roman Berlin Alexanderplatz. Lösch verband die Geschichte des aus der Haft entlassenen Kleinverbrechers Franz Biberkopf mit den Erfahrungen von heutigen Gefangenen und Haftentlassenen unter der Leitfrage, wie der einzelne in einer kriminalisierten Gesellschaft (Bankenskandale, Schmiergeld- und Parteispendenaffären) „anständig“ bleiben könne.

Löschs Inszenierung von Schillers Die Räuber am Theater Bremen vom Februar 2010 wurde durch das Online-Magazin Nachtkritik.de zu einer der zehn besten Inszenierungen deutschsprachiger Theater im Jahr 2010 gewählt. Die Inszenierung arbeitete mit einem Chor aus jungen Bremerinnen und Bremern, die sich dem radikal linken Spektrum zugehörig fühlen, und ließ diese auf die 68er-Generation ihrer Eltern und Großeltern treffen.

Nachdem Lösch bereits für die Stuttgarter Inszenierung Endstation Stammheim 2007 nach Zeugnissen aktuellen Widerstands gesucht hatte, schloss er sich 2010 dem Protest gegen das umstrittene Verkehrs- und Städtebauprojekt Stuttgart 21 an. Im Juli 2010 regte er gemeinsam mit dem Schauspieler Walter Sittler den Stuttgarter „Schwabenstreich“ an: „Jeden Abend um 19 Uhr ertönt ein neuer Schwabenstreich: Eine Minute Krach mit allem, was laut ist, es kann auch die eigene Stimme sein.“[2] Lösch beteiligte sich mit einem Stuttgarter Bürgerchor, der Texte von Peter Weiss und Bürgerparolen skandierte, an den Stuttgarter Montagsdemonstrationen.

Am 11. Dezember 2010 hatte in der Berliner Schaubühne Löschs Arbeit Lulu – Die Nuttenrepublik Premiere. In der Produktion verband der Autor Versatzstücke aus den Wedekind-Stücken Erdgeist und Die Büchse der Pandora mit „Texten von Berliner Sexarbeiterinnen“.

Auszeichnungen

Literatur

Filme

  • Thomas Lauterbach: Hochburg der Sünden. BRD: INDI-Film/SWR 2007/08 (79 Min.).
  • Johanna Schickentanz: Abgeschminkt: Volker Lösch. BRD: ZDF Theaterkanal 2010 (15 Min.).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Für mich ist kein Roman und kein Theaterstück heilig“ (Interview: Stefan Kirschner). In: Berliner Morgenpost, 10. Dezember 2009.
  2. Ulrike Kahle-Steinweh: Von der Lust, auf Topfdeckel zu schlagen, in: Theater heute, Nr. 11, November 2010, S. 47–51, hier S. 49.
  3. http://www.focus.de/kultur/buecher/literatur-lessing-preis-fuer-regisseur-volker-loesch_aid_785549.html focus.de Kultur abgerufen am 23. Juli 2012
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Volker Lösch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.