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Viswanathan Anand

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Viswanathan Anand
Viswanathan Anand, 2009
Name Viswanathan Anand
Schreibweisen விசுவநாதன் ஆனந்த் (Tamil)
Land IndienIndien Indien
Geboren 11. Dezember 1969
Madras, Indien
Titel Internationaler Meister (1985)
Großmeister (1988)
Weltmeister seit 2007
Aktuelle Elo-Zahl 2817 (März 2011)
Beste Elo-Zahl 2817 (März 2011)
Karteikarte bei der FIDE (englisch)

Viswanathan Anand[1][2] (tamilisch: விசுவநாதன் ஆனந்த், auch „Vishy“ genannt; * 11. Dezember 1969 in Madras, Tamil Nadu) ist ein indischer Schachspieler. Er war von 2000 bis 2002 FIDE-Weltmeister und ist seit 2007 der 15. alleinige anerkannte Schachweltmeister seit Wilhelm Steinitz.

Leben und Karriere

Jugend

Anand, der auch als „Tiger von Madras“ bekannt ist, erlernte das Schachspiel als Sechsjähriger von seiner Mutter. Ein Jahr später trat er einem Schachklub bei. Das Schachfieber erfasste ihn, als er ein Jahr darauf zu seinem beruflich in Manila tätigen Vater auf die Philippinen zog, wo 1978 der Weltmeisterschaftskampf zwischen Anatoli Karpow und Viktor Kortschnoi stattfand und eine Welle der Schachbegeisterung auslöste.

Nachdem Anand nach Indien zurückgekehrt war, setzte seine Erfolgsserie ein: 1983 gewann er die indischen Jugendmeisterschaften U16 und U19 und schaffte die Qualifikation zur Erwachsenenmeisterschaft, die ein Jahr darauf stattfand. Nachdem er dort einen guten vierten Platz belegte, wurde Anand in die indische Nationalmannschaft berufen, mit der er 1984 bei der Schacholympiade in Thessaloniki spielte. Mit 7,5 Punkten aus elf Partien schnitt der erst 14-Jährige schon damals gegen eine sehr starke Gegnerschaft respektabel ab. Im selben Jahr gewann Anand die asiatische Jugendmeisterschaft in Coimbatore und wiederholte diesen Sieg ein Jahr darauf. 1985 verlieh ihm die FIDE den Titel Internationaler Meister, was in diesem Alter keinem Asiaten zuvor gelungen war. 1986 gewann Anand die Meisterschaft Indiens und wurde zum jüngsten Landesmeister in Indien bis dato (diesen Triumph konnte er noch zweimal wiederholen). 1987 wurde er Juniorenweltmeister U20. Im Dezember des gleichen Jahres wurde er Großmeister (aufgrund zweier Normen bei Turnieren in Neu-Delhi und Coimbatore); den Titel verlieh ihm die FIDE offiziell im April 1988.[3][4]

Erste Anläufe auf den Weltmeisterthron

Viswanathan Anand bei der Schacholympiade 1992 in Manila

Beim Interzonenturnier von Manila 1990 gelang ihm die Qualifikation zum Kandidatenturnier. Anand schaltete im Achtelfinale, ausgetragen 1991 in seiner Heimatstadt Madras, den Russen Alexei Drejew mit 4,5:1,5 (+4, −1, =1) aus und stieß im Viertelfinale auf Ex-Weltmeister Anatoli Karpow, dem er in Brüssel 1991 knapp mit 3,5:4,5 (+1, −2, =5) unterlag. 1992 gelangen ihm herausragende Turniersiege in Reggio nell’Emilia (vor Garri Kasparow und Anatoli Karpow) und Moskau. Er besiegte im selben Jahr in einem Wettkampf in Linares den Ukrainer Wassyl Iwantschuk mit 5:3 (+3, −1, =5). Seine Erfolge schoben seine Elo-Zahl auf über 2700 und er stieß zu den Super-Großmeistern vor.

Im Jahr 1993 gelang Anand die Qualifikation (beim Interzonenturnier in Biel) zum FIDE-Kandidatenturnier erneut. Ebenso beim PCA-Turnier in Groningen für die Kandidatenkämpfe dieser Konkurrenzorganisation (Anand siegte gemeinsam mit Michael Adams mit je 7,5 aus 11). Die Teilnahme an beiden Kandidatenturnieren war mit enormen Strapazen verbunden: Anand gewann im PCA-Zyklus im Viertelfinale gegen den Ukrainer Oleh Romanyschyn in New York 1994 mit 5:2 (+3, −0, =4) und im Halbfinale in Linares 1994 gegen Michael Adams mit 5,5:1,5 (+4, −0, =3).

Beim FIDE-Kandidatenturnier 1994 in Wijk aan Zee schaltete er in der 1. Runde Artur Jussupow mit 4,5:2,5 (+3, −1, =3) aus, unterlag aber im Halbfinale in Sanghi Nagar Gata Kamsky mit 4:6, nachdem der Wettkampf regulär 4:4 (+2, −2, =4) endete und Kamsky die entscheidenden Schnellschachpartien 2:0 gewann. 1995 trafen beide Spieler im Finale des PCA-Kandidatenturniers in Las Palmas nochmals aufeinander: Diesmal siegte Anand mit 6,5:4,5 (+3, −1, =7) und wurde Herausforderer des Russen Garri Kasparow.

WM-Kampf 1995 und Stagnation

PR-Foto für den Weltmeisterschaftskampf 1995

Der Weltmeisterschaftskampf 1995 fand unter dem Ausrichter PCA im Südturm des World Trade Centers in New York City statt. Anand, der nach zunächst acht Remis in der neunten Partie in Führung ging, unterlag Titelverteidiger Kasparow nach 18 Partien mit 7,5:10,5 (+1, −4, =13). 1996 gewann Anand gemeinsam mit Wladimir Kramnik das Traditionsturnier in Dortmund, ein Jahr darauf, ebenfalls geteilt mit Kramnik, in Dos Hermanas. 1997 gelang ihm bei der neu eingerichteten KO-Weltmeisterschaft der FIDE in Groningen ein glänzender Sieg (er besiegte im Finale Michael Adams), doch bedeutete dieser erste Platz nur die Qualifikation zum Wettkampf mit dem amtierenden FIDE-Weltmeister Anatoli Karpow. Der Wettkampf fand bereits drei Tage später im Januar 1998 in Lausanne statt und endete regulär 3:3 (+2, −2, =2), doch im Schnellschachstechen erwies sich Karpow als weniger müde und besiegte Anand, der ein kraftraubendes Turnier in Groningen gespielt hatte, mit 2:0.[5] Die FIDE änderte nach Protesten das Reglement und ließ den Titelverteidiger bei den nächsten Veranstaltungen schon in der ersten Runde antreten. 1998 gewann Anand, wieder geteilt mit Kramnik, das Traditionsturnier von Wijk aan Zee. 1999 besiegte er Karpow in einem computerunterstützten Wettkampf in León mit 5:1 (+4, −0, =2).

Weltmeister der FIDE 2000

Bei der FIDE-Weltmeisterschaft 2000 in Neu-Delhi gelang Anand sein bis dahin größter Erfolg: Nach Beendigung der langwierigen K.o.-Wettkämpfe stand er gemeinsam mit Alexei Schirow als Finalist fest. Wenige Tage später besiegte er den Spanier im Finalmatch, ausgetragen in Teheran, mit 3,5:0,5 und wurde FIDE-Weltmeister.

Die Jahre 2001 bis 2009

2001 gewann er in Mérida, konnte bei der FIDE-WM in Moskau aber seinen Titel nicht verteidigen und schied im Halbfinale gegen Wassyl Iwantschuk mit 1,5:2,5 (+0, −1, =3) aus. 2002 gewann er in Hyderabad den FIDE World Cup (durch einen 1,5:0,5-Finalsieg über Rustam Kasimjanov). 2003 gewann er in Cap d’Agde die offizielle FIDE-Schnellschach-Weltmeisterschaft. Im selben Jahr gewann er in Wijk aan Zee. 2004 wiederholte er diesen Sieg und gewann auch in Dortmund.[6] 2005 wurde er Zweiter in Wijk aan Zee und in Sofia. Er wurde beim FIDE-Weltmeisterschaftsturnier in San Luis (Argentinien) 2005, das als doppelrundiges Achterturnier ausgetragen wurde, geteilter Zweiter hinter dem Bulgaren Wesselin Topalow. Anand erzielte, ebenso wie der Russe Pjotr Swidler, 8,5 aus 14. In das Jahr 2006 startete er mit einem Turniersieg (geteilt mit Topalow) in Wijk aan Zee. Auf der April-Weltrangliste 2006 der FIDE rangiert Anand mit einer Elo-Zahl von über 2800. Diese Marke durchbrachen vor ihm nur drei Spieler: die Russen Garri Kasparow und Wladimir Kramnik sowie der Bulgare Wesselin Topalow.

Als Spezialität Anands gilt das Schnellschach. Er spielte in seiner Jugend auch seine Turnierpartien in atemberaubendem Tempo, wofür er in Indien den Spitznamen „Lightning Kid“ erhalten hat. Besonders beeindruckend ist seine Siegesserie beim Schnellschachturnier der Chess Classic, das bis zum Jahr 2000 in Frankfurt am Main stattfand und seit 2001 in Mainz ausgetragen wird. Heute gilt der Sieger dieses Turniers, das oft die Form eines Zweikampfs hatte, als inoffizieller Schnellschach-Weltmeister. Außer in den Jahren 1996, 1999 und 2009 gewann Anand es jedes Jahr, im Jahr 2008 schon das neunte Mal in Serie und mit den Siegen von 1997 und 1998 das insgesamt elfte Mal. Seit 2006 wird dieses Schnellschachturnier von einem Finanzunternehmen öffentlich als Weltmeisterschaft betitelt und gesponsert. Mit dem FIDE-Schnellschach-Weltmeistertitel aus dem Jahr 2003 und seinen 11 Schnellschach-Turniersiegen bzw. Titelverteidigungen bei der Frankfurt Chess Classic und der Chess Classic Mainz ist Anand zwölffacher Weltmeister im Schnellschach; Anfang August 2009 aber holte sich Lewon Aronjan diesen Titel.

Gewinn des WM-Titels 2007 und weitere Erfolge

Anand mit der Sieg-Trophäe nach der Weltmeisterschaft 2008

2007 gewann er das Traditionsturnier von Morelia/Linares (acht Teilnehmer, doppelrundig) mit 8,5 Punkten aus 14 Partien. Bei zwei weiteren Turnieren in Wijk aan Zee (5. Platz) und Dortmund (4. Platz) schnitt Anand gut ab, war aber jeweils hinter Weltmeister Kramnik platziert. Im WM-Turnier von Mexiko-Stadt (13. bis 29. September 2007) siegte Anand mit 9,0 Punkten aus 14 Partien vor dem Zweitplatzierten Wladimir Kramnik und erreichte den Höhepunkt seiner Karriere: Durch seinen Sieg bestieg Anand den Gipfel der wiedervereinigten Schachwelt, löste Wladimir Kramnik ab, und wurde 15. Schachweltmeister in Kontinuität seit Wilhelm Steinitz.

Nach seinem geteilten dritten Platz im ersten „Super-GM-Turnier“ des Jahres 2008, in Wijk aan Zee im Januar, wiederholte Anand seinen Vorjahreserfolg in Morelia und Linares: mit 8,5 Punkten aus 14 Partien gewann er mit einem halben Zähler vor Magnus Carlsen. Im Oktober 2008 verteidigte Anand seinen Weltmeistertitel durch einen 6,5:4,5-Sieg bei der Schachweltmeisterschaft 2008 in Bonn gegen Wladimir Kramnik. Bei der Schachweltmeisterschaft 2010 verteidigte er gegen Wesselin Topalow seinen Titel mit 6,5:5,5. Bei der Schachweltmeisterschaft 2012 gelang die Titelverteidigung gegen Boris Gelfand nach 6:6 in den regulären Partien erst im Schnellschach-Tiebreak mit 2,5:1,5. Mit einer Elo-Zahl von 2780 (Stand: August 2012) steht er derzeit auf dem 6. Platz der FIDE-Weltrangliste.[7]

Partien

Schachbundesliga

Seit der Saison 2002/03 spielt Anand in der deutschen Schachbundesliga bei der OSG Baden-Baden. Dort kam er bislang in 44 Partien zum Einsatz und erzielte dabei 33,5 Punkte (Stand: Mai 2012).

Spielstil

Anand galt in seiner Jugendzeit als Ausnahmetalent. Er verfügt über eine rasche Auffassungsgabe und ein intuitives Verständnis für die wesentlichen Merkmale einer Stellung. Anfangs kostete es ihn Mühe, sich ganz auf Schach zu konzentrieren und systematisch an der Verbesserung seines Spiels zu arbeiten. Noch 1992 schien die Endspieltechnik nicht zu seinen starken Seiten zu zählen.[8] Im Laufe seiner Karriere reifte sein Stil, sodass er heute als Spieler gilt, der in keiner Partiephase offenkundige Schwächen aufweist. Seine Eröffnungsvorbereitung ist auf einem hohen Niveau, wobei er nicht auf bestimmte Systeme festgelegt ist und seine Gegner mit unerwarteten Varianten überraschen kann. Er ist ein guter Rechner, sieht taktische Wendungen sehr schnell und kommt daher nur selten in Zeitnot. Aber auch strategische Stellungen und technische Endspiele behandelt er stark, sein Stil kann daher als universell bezeichnet werden.[9]

Auszeichnungen

1987 verlieh die indische Regierung Anand den Padma Shri, 2001 den Padma Bhushan und 2008 den Padma Vibhushan. 1992 erhielt er den Rajiv Gandhi Khel Ratna. Er wurde 1997, 1998, 2004, 2005 und 2007 mit dem Schach-Oscar als bester Spieler des Jahres ausgezeichnet. Der Fernsehsender CNN-IBN wählte ihn zum indischen Sportler des Jahres 2007.[10]

Bisher wurden sechs seiner Gewinnpartien von der Schachinformator-Jury als beste des jeweiligen Halbjahres ausgezeichnet:

  • Anand – Ftáčnik, Biel 1993
  • Anand – Karpow, Las Palmas 1996
  • Anand – Lautier, Biel 1997
  • Anand – Bologan, Dortmund 2003
  • Anand – Adams, San Luis 2005
  • Aronjan – Anand, Mexico City 2007

Privates

Aruna und Viswanathan Anand (2004)

Seit Juni 1996 ist Anand mit Aruna (* 1975) verheiratet und wird von ihr gemanagt. Er fördert Schachschulen in Indien, unterstützt Sozialprojekte und ist Brahmane. 2005 sammelte er beispielsweise Spenden für eine Organisation, die sich gegen Kinderlähmung einsetzt.[11] Anand spricht mehrere Sprachen fließend, darunter auch Spanisch und Deutsch.[12] 2011 bekam das Paar einen Sohn.

Werke

Einzelnachweise

  1. Viswanathan ist ein Patronym und kein Vorname. ChessBase.com - Chess News - What's in a name? In: chessbase.com. Abgerufen am 27. Juli 2011.
  2. Kopie des Reisepasses von Anand: anand14.jpg (JPEG-Grafik, 455x251 Pixel). In: chessbase.com. Abgerufen am 27. Juli 2011.
  3. Anand: Meine besten Schachpartien, Olms 1998, S.7
  4. Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924-2002. Euroadria, Slovenia, 2002, S. 80
  5. Zeitschrift „Schach“, Heft 2/1998, S.4
  6. Viswanathan Anand gewinnt Dortmunder Sparkassen Chess Meeting 2004 auf TeleSchach
  7. FIDE Online. FIDE Top players - Top 100 Players May 2012. In: ratings.fide.com. Abgerufen am 31. Mai 2012.
  8. Gemäß Michail Gurewitsch, der Anand in Reggio Emilia als Einziger besiegen konnte, Schach 3/1992, Seite 30
  9. L. Ftáčnik, D. Kopec, W. Browne: Champions of the new millennium. Glasgow 2009. S. 42-43, 63
  10. Anand is CNN-IBN Indian of the Year - Sports - Sports News - IBNLive. In: ibnlive.in.com. Abgerufen am 27. Juli 2011.
  11. Schach-WM: Anand - das populäre Genie. In: rp-online.de. Abgerufen am 27. Juli 2011.
  12. Viswanathan Anand: Wieder König des Schachs - Mehr Sport - FOCUS Online - Nachrichten. In: focus.de. Abgerufen am 27. Juli 2011.

Weblinks

 Commons: Viswanathan Anand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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