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Vertrauen

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Vertrauen ist die subjektive Überzeugung (auch Glaube) von der Richtigkeit, Wahrheit bzw. Redlichkeit von Personen, von Handlungen, Einsichten und Aussagen eines anderen oder von sich selbst (Selbstvertrauen). Zum Vertrauen gehört auch die Überzeugung der Möglichkeit von Handlungen und der Fähigkeit zu Handlungen. Das Gegenteil des Vertrauens ist das Misstrauen.

Wortherkunft

Vertrauen ist als Wort seit dem 16. Jahrhundert bekannt (althochdeutsch: „fertruen“, mittelhochdeutsch: „vertruwen“) und geht auf das gotische trauan zurück. Das Wort „trauen“ gehört zu der Wortgruppe um „treu“ = „stark“, „fest“, „dick“.

Charakteristik

Vertrauen ist ein Phänomen, das in unsicheren Situationen auftritt: Wer sich einer Sache sicher sein kann, muss nicht vertrauen. Vertrauen ist aber auch mehr als nur Glaube oder Hoffnung, es benötigt immer eine Grundlage, die sog. „Vertrauensgrundlage“. Dies können gemachte Erfahrungen sein, aber auch das Vertrauen einer Person, der man selbst vertraut. Vertrauen ist teilweise übertragbar. Jemandem sein ganzes Vertrauen zu schenken, kann sehr aufregend sein, beispielsweile das Vertrauen, das ein Kind dem Vater schenkt, wenn es von oben herab in die ausgebreiteten Arme springt. Dies gilt sowohl für den Vater als auch für das Kind. Die Geschichte wird oft im übertragenen Sinn erzählt - als Gottvertrauen.

Vertrauensdimensionen

„Vertrauen ist der Wille, sich verletzlich zu zeigen“ [1]. Dieser einfache Satz umfasst mehrere Vertrauensdimensionen: 1. Vertrauen entsteht in Situationen, in denen der Vertrauende (der Vertrauensgeber) mehr verlieren als gewinnen kann – er riskiert einen Schaden bzw. eine Verletzung. 2. Vertrauen manifestiert sich in Handlungen, die die eigene Verletzlichkeit erhöhen. Man liefert sich dem Vertrauensnehmer aus und setzt zum Vertrauenssprung an. 3. Der Grund, warum man sich ausliefert, ist die positive Erwartung, dass der Vertrauensnehmer die Situation nicht zu seinen Gunsten ausnutzt.

Grundlagen der Vertrauensbeziehung

Je nach Dauer und Intensität einer Beziehung bezieht sich das Vertrauen:

Situationsbasiertes Vertrauen

In rationalistisch-entscheidungsorientierter Betrachtungsweise bestehen folgende Voraussetzungen dafür, dass ein situationsbasiertes Vertrauen entstehen kann:

  • Der Wert der zukünftigen Kooperation muss den Wert einer sofortigen Defektion übersteigen
  • Eine mögliche Defektion muss beobachtbar sein und entdeckt werden können.
  • Der Vertrauensgeber muss willens und fähig sein, den Defekteur zu bestrafen.

Swift Trust

In soziologischer Perspektive ist eine besondere Form situationsbasierten Vertrauens interessant, das sog. swift trust (rasches, flüchtiges Vertrauen), das sich einstellt bzw. einstellen muss, wenn eine heterogen zusammengesetzte temporäre Arbeitsgruppe sofort mit der Arbeit beginnen soll, ohne dass Zeit für vorherige Vertrauensbildung besteht. Ein klassisches Beispiel ist das Filmproduktionsteam, in denen sich die Akteure vorher kaum kennen und selbst ihre eigenen Aufgaben noch nicht vollständig überschauen können. Sie müssen sich also vom ersten Tag an fast blind vertrauen. Ähnliche Prozesse sind für viele ad hoc gebildete virtuelle Teams kennzeichnend.

Voraussetzungen für die Entstehung sind u.a.[2]

  • gemeinsame ausgerichtete Aktivitäten durch die gemeinsame Belohnung im Falle des Erfolgs oder die gemeinsame Strafe im Scheiternsfall (z.B. die Möglichkeit, durch den Film Ruhm zu ernten oder sich zu blamieren)
  • das Gefühl starker wechselseitiger Abhängigkeit (man denke an den Stuntman bei einer Filmproduktion und die ihn sichernden Teammitglieder)
  • knappe Zeit (zu viel Zeit verführt dazu, egoistische oder unproduktive Aktivitäten durchzuführen)
  • ausreichende materielle Ressourcen, um Ressourcenkonflikte zu vermeiden
  • Fokussierung der Professionalität, nicht der Person der beteiligten Akteure
  • strikte Aufgaben- und Prozessorientierung, Absehen von persönlichen Problemen und Verzicht auf persönliche Kritik
  • und vor allem ein Trust Broker mit transparentem Führungsstil, der die Teammitglieder ernennt und entlässt und für die Professionalität eines jeden einzelnen verantwortlich ist.

Aus diesen Erkenntnissen können wiederum Schlussfolgerungen für die Reorganisation der im allgemeinen zeitraubenden und teuren Vertrauensbildungsprozesse im Arbeitsalltag gezogen werden.

Eigenschaftsbasiertes Vertrauen

Drei Eigenschaften sind Grundlage der Vertrauenserwartung:

Identifikationsbasiertes Vertrauen

Identifikationsbasiertes Vertrauen beruht auf zwei Komponenten:

  • Identifikation mit den Werten, Zielen und Bedürfnissen des Partners
  • Gegenseitige Sympathie und die Entwicklung einer emotionalen Bindung

Lewicki und Bunker (1995)

Beispiele

  • Vertrauen zwischen zwei Personen beruht meist auf Gegenseitigkeit und oft auf gemeinsam gemachten Erfahrungen.
  • Vertrauen beruht wesentlich auf gegenseitigem Verstehen und auf früheren Handlungen.
  • In der Ehe und engen Partnerschaften wächst gegenseitiges Vertrauen umso stärker, je mehr auch Gefühle ausgesprochen und akzeptiert werden. Darauf beruhen u.a. die Encounter-Methoden zur vertieften Kommunikation.
  • Vertrauen bietet auch im Beruf meist Vorteile, denn auf längere Sicht gewinnen Strategien, die auf Vertrauen basieren und zu Kooperation führen, mehr als Strategien, die auf Misstrauen beruhen.
  • Vertrauen kann man vergrößern, indem man Informationen gibt oder gewinnt. (Vertrauensbildende Maßnahmen)
  • Oft können Verhandlungen zwischen Gegnern erfolgreicher geführt werden, wenn sie von einer Person des beiderseitigen Vertrauens moderiert werden (Mediation).
  • Vertrauen kann auch darin bestehen, dass man ein Geheimnis für sich behält. („Im Vertrauen gesagt, vertraulich“.)

Spiritualität

In einigen Religionen existiert das Konzept des Vertrauens in einen Gott oder höhere Mächte.

Verwandte Gebiete

Siehe auch

Literatur

  • Martin Hartmann: Vertrauen: die Grundlage des sozialen Zusammenhalts. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2001. ISBN 3-593-36735-1
  • Niklas Luhmann: Vertrauen: ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität. 4. Auflage. Lucius & Lucius, Stuttgart 2000. ISBN 3-8252-2185-7
  • Mayer, Davis & Schoorman, 1995
  • Rousseau et al., 1998.

Weblinks

Wiktionary: Vertrauen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Osterloh, M., Weibel, A. (2006), Investition Vertrauen. Prozesse der Vertrauensentwicklung in Organisationen, Gabler: Wiesbaden.
  2. http://changingminds.org/explanations/trust/swift_trust.htm und http://www.workingwider.com/leadership_management/build-swift-trust/ Zugriff 20. Juli 2013
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Vertrauen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.