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Venlo-Zwischenfall

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Das Café Backus, die Grenze im Hintergrund

Der sogenannte Venlo-Zwischenfall (englisch Venlo incident) war die Entführung zweier britischer Geheimdienstoffiziere durch die deutsche SS, die an der deutsch-niederländischen Grenze bei Venlo am 9. November 1939 stattfand, also wenige Wochen nach Beginn des Zweiten Weltkriegs. Ort des Zwischenfalls war das „Café Backus“, nur wenige Meter hinter dem Schlagbaum auf niederländischer Seite.

Ablauf

Major Richard Henry Stevens und Captain Sigismund Payne Best waren Offiziere des britischen Secret Intelligence Service, die im Herbst 1939 in den Niederlanden mit vermeintlichen deutschen Hitlergegnern aus Kreisen der Wehrmacht in Kontakt standen. Hinter diesen verbargen sich aber in Wirklichkeit deutsche Geheimdienstagenten unter Leitung von Walter Schellenberg. Die Verhandlungen fanden in London Beachtung auf höchster Ebene. Premierminister Arthur Neville Chamberlain und Außenminister Lord Halifax sahen die Chance, dass Adolf Hitler von der Wehrmachtsführung beseitigt und der Krieg schon nach wenigen Monaten wieder beendet werden könnte. Einen Tag nach dem Bürgerbräu-Attentat von Georg Elser liefen sie in der holländischen Grenzstadt Venlo einem deutschen Sonderkommando in eine Falle und wurden nach Deutschland entführt. Dabei wurde der niederländische Geheimdienstoffizier Luitenant Dirk Klop erschossen. Das Sonderkommando, das die Grenze zu den Niederlanden überschritt, stand unter der Leitung von SS-Sturmbannführer Alfred Naujocks. Drahtzieher in Berlin war Reinhard Heydrich, der Chef des deutschen Geheimdienstes.

Folgen

Der Venlo-Zwischenfall machte weite Teile des britischen Spionagenetzes in West- und Mitteleuropa nahezu wertlos. Er führte zum Rücktritt des niederländischen Geheimdienstchefs Johan W. van Oorschot und lieferte Hitler im Mai 1940 einen Vorwand für den Einmarsch in den Niederlanden. Die NS-Propaganda präsentierte Best und Stevens der deutschen Presse[1] als Hintermänner des Attentats von Georg Elser. Die beiden überlebten ihre über fünfjährige Gefangenschaft in den KZs Sachsenhausen und Dachau und erlangten im April 1945 die Freiheit. Im Jahr 2009 wurde ein Dossier des britischen Außenministeriums zum Venlo-Zwischenfall mit der Archiv-Nr. FO 371/23107 veröffentlicht, das ursprünglich bis 2015 gesperrt war und die Rolle der britischen Regierung bei den Verhandlungen mit den vermeintlichen Hitler-Gegnern dokumentiert.[2]

Literatur

  • Andrew, Christopher: Secret Service, London 1985
  • Best, Sigismund Payne: The Venlo Incident, London 1950
  • Brown, Anthony Cave: Bodyguard of Lies, New York 1975 (Deutsch: Die unsichtbare Front, München 1976)
  • Brown, Anthony Cave: The Secret Servant, London 1987
  • Henri A. Bulhof: Sigismund Payne Best – Hoofdrolspeler in het Venlo-Incident; Venlo 2010
  • Colville, John: The Fringes of Power: Downing Street Diaries 1939–1955, New York 1985
  • Deac, Wil: The Venlo Sting, World War II Magazine 1/1997, New York 1997
  • Deacon, Richard/West, Nigel: Spy!, London 1980
  • Dilks, David (Hrsg.): The Diaries of Sir Alexander Cadogan 1938–1945, London 1971
  • Enquêtecommissie Regeringsbeleid 1940–1945, 8 Teile 1949–1956, Teil 2 a,b,c, Den Haag 1949
  • Graaff, Bob de: The Venlo Incident, World War Investigator 13/1990, London 1990
  • Höhne, Heinz: Canaris. Patriot im Zwielicht, München 1976
  • Kessler, Leo: Betrayal at Venlo, London 1991
  • Meyjes, H. C. Posthumus: De Enquêtecommissie is van oordeel – een samenvatting van het parlementaire onderzoek naar het regeringsbeleid in de oorloogsjaren, Arnhem/Amsterdam 1958
  • Nater, Johan P.: Het Venlo incident, Rotterdam 1984
  • Peis, Günter: Zieh’ dich aus, Georg Elser!, 8-teilige Serie in „Bild am Sonntag“ 8. November – 27. Dezember 1959, Hamburg 1959
  • Peis, Günter: The Man Who Started The War, London 1960
  • Read, Anthony / Fisher, David: Colonel Z, New York 1985
  • Schellenberg, Walter: The Schellenberg Memoirs, London 1956 (Deutsch: Aufzeichnungen, München 1979)

Weblinks

Einzelbelege

  1. Deutsche Presse am 22./23. November 1939
  2. Peter Koblank: Geheimakte „Venlo Incident“, Online-Edition Mythos Elser 2009
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Venlo-Zwischenfall aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.