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Veddas

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Veddas auf Sri Lanka (Postkarte um 1910)
Vedda-Mädchen

Als Veddas oder Vedda (singhalesisch වැද්දා væddā, tamilisch வேடுவர் vēṭuvar; auch: Weddas oder Veddahs, Singhalesisch väddā, fälschlich Bedda, Eigenbezeichnung Wanniyala-Aetto) wird das indigene Volk Sri Lankas bezeichnet.

Herkunft

Das Wort Vedda könnte aus dem Sanskrit vyādha ‚Jäger‘ oder veddhṛ (dt.: Der, der durchbohrt) kommen.[1] Dennoch vermuten viele es kommt aus dem Dravidischen, genauer, aus dem Tamil Wort Vēdu was ‚jagen‘ bedeutet und möglicherweise von den Sanskrit Sprechern als Lehnwort angenommen wurde.[2][3][4]

Siedlungsgebiete

Durch die Rodung des Dschungels und die Umwandlung in Ackerland wurde den Veddas schon früh ihr Jagdrevier genommen. Sie wurden zwar in Dörfer umgesiedelt, doch dort vermischten sie sich mit Singhalesen und Tamilen.

1921 waren es laut der Volkszählung noch 4500, 1953 noch 800 Veddas.[5]

Noch kritischer wurde es für die Ureinwohner im 20. Jahrhundert, als sie durch ehrgeizige Siedlungsprojekte immer weiter aus ihren angestammten Lebensräumen vertrieben wurden. Heute leben nur noch wenige von ihnen ganz nach ihren ursprünglichen Sitten. Man schätzt, dass es noch etwa 2500 Veddas gibt (Stand 2002)[6], womit sie eine deutliche Minderheit der Landesbevölkerung (von insgesamt etwa 22 Mio.) bilden und ihre Kultur vom Aussterben bedroht ist.

Die Veddas siedeln heute hauptsächlich in Heningala (nahe Girandurukotte), im Maduru Oya Nationalpark und im Dschungel in der Nähe von Mahiyangana. Sie leben in kleinen Clans, die von einem Königsclan und dessen König beherrscht werden.

Ursprüngliche Lebensweise

Die Ureinwohner Sri Lankas waren ursprünglich Jäger und Sammler, sie wohnten in einfachen Lehm- und Holzhütten und lebten hauptsächlich von der Jagd und vom Honigsammeln. Bewaffnet waren sie mit Pfeil und Bogen. Als Jagdgehilfen hielten sie Hunde; diese bildeten den wertvollsten Besitz eines Vedda. Auch trugen sie stets ein Beil als Verteidigungsmittel und nützliches Werkzeug über der Schulter – es war für das Überleben im Dschungel unerlässlich. Dies gilt auch für diejenigen Veddas, die heute in Dörfern leben und das Beil eigentlich gar nicht mehr benötigten.

Ein Vedda-Gebiet, das Paguwa, hatte den Durchmesser eines Tagesmarsches und wurde mit in den Boden gesteckten Pfeilen markiert. Die Siedlungen, meist nicht größer als sieben Häuser, wurden immer nur von einer Familie bewohnt. Der Besitz wurde in väterlicher Linie vererbt, während sich die Verwandtschaft über die Linie der Mutter definierte. Die Veddas lebten in strikter Einehe.

Ursprünglich waren die Veddas in 13 Clans unterteilt. Der Älteste war immer der Dorfchef, Priester und Berater zugleich. Die Clans unterstanden dem König aller Veddas, der immer dem Clan der Bandara entstammte.[7]

Auch die ursprünglich lebenden Veddas begannen Gartenbau zu treiben. In der Chena, einer mit gefällten Bäumen eingezäunten Fläche, bauten die Frauen Mais, Kürbisse und Bohnen an, in neuerer Zeit auch Reis.

Beziehung zur modernen Zivilisation

Der Königsclan ist bei den Singhalesen und Tamilen hoch angesehen, und einige Sagen ranken sich auch heute noch um ihn. Der König hatte früher eine derart hohe Stellung in Sri Lanka, dass seine Autorität derjenigen des Präsidenten entsprach. Hatte er irgendein Anliegen, musste er nur einen Boten ins nächste Dorf schicken und wurde bald darauf mit einer Limousine abgeholt, um sich mit dem Präsidenten zu treffen. Den Veddas war die moderne Zivilisation des restlichen Landes durchaus bewusst, allerdings schätzten sie sie nicht besonders. Mittlerweile hat sich das Verhältnis jedoch immer mehr verschlechtert: Die Veddas haben Mühe, sich im heutigen Sri Lanka zu behaupten und ihre bescheidenen Belange durchzusetzen.

Auch die Veddas, die nicht mehr im Dschungel leben, haben doch manche ihrer alten Rituale und Bräuche erhalten.

Bis heute haben sich die Ureinwohner ihren Totenkult bewahrt und führen in Zeiten der Not immer noch ihre Tänze[8] zur Anrufung der Toten auf. Sie glauben an verschiedene Geister (verstorbene Verwandte sowie Naturgeister), die sie um Glück und Erfolg bei der Jagd bitten. Ihre ursprünglich animistische Lokalreligion hat sich jedoch weitgehend mit buddhistische bzw. hinduistische Anschauungen vermischt.

Auch an der Hochzeitszeremonie hat sich nichts verändert. Ein heiratswilliger Mann muss beim Vater der Braut um ihre Hand anhalten. Er bringt ihm zu diesem Zweck Geschenke wie Honig, Betelblätter, Kokosnüsse, Reis und Fleisch. Geheiratet wird nur innerhalb eines Clans, der der Hochzeit zustimmen muss. Das Hochzeitsritual an sich ist einfach: Wenn die Braut einwilligt, bindet sie zur Besiegelung des Bundes dem Bräutigam ein Band aus den Blattfasern von Sansevieria zeylanica, genannt niyande, um die Hüfte. Dieselben Fasern wurden auch für Bogensehnen (diya lanuva) verwendet.[9] Dieser Hochzeitsknoten bleibt bestehen, wird aber von Zeit zu Zeit erneuert. Als Mitgift bringt die Braut nützliche Dinge wie z. B. Jagdhunde, eine Axt oder Töpfe mit in die Ehe ein.

Den Veddas droht das gleiche Schicksal wie den meisten traditionalen Ethnien: Auf Grund von Assimilation wird die eigenständige Kultur und die Sprache der Veddas in absehbarer Zeit verschwunden sein.[10] Nur noch einige wenige Gemeinschaften versuchen die alten Traditionen aktiv zu bewahren.[11]

Siehe auch

Literatur

  • Rolf Bökemeier (Text), Lars Björn (Bilder): Die Totgeschwiegenen leben noch. In: Geo, Jg. 12 (1987), Nr. 3, März, S. 118–132.
  • Viktor Ottmann: Das Ende der Weddas. In: Reclams Universum 37.2 (1921), S. 505–506 (mit 2 Abb.)

Weblinks

 Commons: Veddas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Geiger: An Etymological Glossary of the Sinhalese Language, Colombo 1941, Nachdruck New Delhi 1997, S. 161.
  2. Vedda | Encyclopedia.com. Abgerufen am 3. August 2018 (english).
  3. Richard Boyle: Knox's Words: A Study of the Words of Sri Lankan Origin Or Association First Used in English Literature by Robert Knox and Recorded in the Oxford English Dictionary. Visidunu Publication, 2004, ISBN 9789559170679 (https://books.google.no/books?id=AtdjAAAAMAAJ&q=vedda+etymology+hunter+tamil&dq=vedda+etymology+hunter+tamil&hl=no&sa=X&ved=0ahUKEwj_1e-iya_WAhVhIpoKHUIVCKAQ6AEIPTAD).
  4. admin@orthosie.com: வேடன் | அகராதி | Tamil Dictionary. Abgerufen am 3. August 2018.
  5. Rolf Bökemeier: Die Totgeschwiegenen leben noch, in GEO, März 1987, S. 132
  6. Veddah. In: Ethnologue. (http://www.ethnologue.com/show_language.asp?code=ved).
  7. Rolf Bökemeier (Text), Lars Björn (Bilder): Die Totgeschwiegenen leben noch. In: GEO Nr. 3, März 1987, S. 129
  8. zur Musik der Vedda vgl. auch Max Wertheimer: Musik der Wedda. In: Sammelbände der internationalen Musikgesellschaft. Band 11, Leipzig 1910, S. 300–309.
  9. Assif Hussein: The lion and the sword: An Ethnological Study of Sri Lanka. Band 1. Colombo 2001, S. 39, 42, ISBN 978-9559726203
  10. Ethnologue.com Veddah, a language of Sri Lanka (englisch), abgerufen am 23. Januar 2011
  11. Wanniya-Aeto auf nativeplanet.org NGO für den Erhalt indigener Kulturen, Shoreline (WA, USA), Stand 2006, abgefragt am 25. März 2015.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Veddas aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.