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Valérie Pécresse

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Valérie Pécresse (2016)

Valérie Pécresse (* 14. Juli 1967 in Neuilly-sur-Seine, Département Hauts-de-Seine) ist eine französische Politikerin (RPR, UMP, Les Républicains, SL). Sie war von 2002 bis 2007 und von 2012 bis 2016 Abgeordnete der französischen Nationalversammlung. Von Mai 2007 bis Juni 2011 war sie Ministerin für Hochschulwesen und Forschung in der Regierung von François Fillon, bis zum 15. Mai 2012 war sie Haushaltsplanministerin. Seit 2015 ist sie Präsidentin des Regionalrats der Île-de-France.

Sie ist die Kandidatin der Republikaner für die Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022. Nach einer Mitgliederbefragung war sie Anfang Dezember 2021 neben Éric Ciotti einer der beiden verbleibenden Kandidaten ihrer Partei.[1] In der Stichwahl am 4. Dezember 2021 setzte sie sich mit 61 Prozent gegen Ciotti durch.[2]

Leben

Valérie Pécresse ist die Tochter von Dominique Roux (Professor für Ökonomie/ Management und – seit Januar 2007 – Präsident des Großunternehmens Bolloré Télécom). Am 6. August 1994 heiratete sie Jérôme Pécresse, den Geschäftsführer (CEO) von GE Renewable Energy (vorher: Alstom und Imerys). Sie ist Mutter einer Tochter und von zwei Söhnen. Sie bekennt sich zur römisch-katholischen Kirche.[3]

Geboren wurde Valérie Pécresse in Neuilly-sur-Seine, einem Pariser Nobelvorort, dessen Bürgermeister fast 20 Jahre lang Nicolas Sarkozy hieß. Sie ging zunächst am Collège Sainte-Marie de Neuilly, dann am katholischen Privatgymnasium Sainte-Genevieve in Versailles zur Schule. Überdurchschnittlich begabt machte sie bereits im Alter von 16 das Abitur. Nach ihrem Studium an der Privathochschule École des Hautes Études Commerciales (HEC) und dann an der staatlichen Verwaltungshochschule ENA bekleidete sie unter anderem von 1992 bis 1998 ein hohes Amt im französischen Staatsrat.

Politische Karriere

Jacques Chirac machte Valérie Pécresse 1998 zur Präsidentenberaterin und beauftragte sie mit Studien unter anderem über Jugendkriminalität, Stadtpolitik, Staatsreform, das Internet und Probleme der Informationsgesellschaft. 2002 schlug ihr der RPR-Abgeordnete von Yvelines und ehemaliger Minister in der Regierung von Alain Juppé, Franck Borotra, vor, sich um einen Sitz in der Nationalversammlung zu bewerben. In der Wahl vom 9. und 16. Juni 2002 errang sie das Mandat für den zweiten Wahlbezirk des Départements Yvelines. Zwei Jahre später wurde sie Sprecherin der UMP (am 21. September 2002 hatte sich die RPR offiziell aufgelöst und war in der UMP aufgegangen).

Nach Nicolas Sarkozys Wahlsieg 2007 wurde sie die erste französische Forschungs- und Hochschulministerin, eine Position, die bis dahin ein Staatssekretariat des Erziehungsministeriums gewesen war.

Pécresse mit ihrer Vorgängerin Christine Lagarde (2010)

Im Juni 2011 wurde sie als Nachfolgerin von Christine Lagarde Haushaltsministerin.

Regierung

LRU

In den ersten Wochen nach Eintritt in die Regierung François Fillon wurde Précesse, die selbst nie an einer Universität studiert hatte, mit einer grundlegenden Reform des Hochschulwesens beauftragt, d. h. das „Gesetz über die Freiheit und die Verantwortlichkeit der Universitäten (LRU)“ durchzubringen. Der erste Entwurf stieß auf Ablehnung in der akademischen Welt. Eine zweite Version fand die Zustimmung der Hochschulpräsidenten sowie des den Sozialisten nahestehenden Studentenverbandes UNEF. Im Herbst 2007 entstand eine Protestbewegung gegen dieses Gesetz, das die Konkurrenz unter den Universitäten förderte und den Einfluss der Hochschulpräsidenten beträchtlich stärkte. Die linksgerichteten Gegner des Projekts sprachen von einer „Mischung aus Feudalität und Neoliberalismus“. Nach einigen Wochen verlief die Protestbewegung zunächst im Sande.

Forscher und Hochschullehrer

Im Herbst 2008 kündigte Pécresse eine Reform der Tarif- und Arbeitsverträge für Hochschullehrer und Wissenschaftler an. Diese sollten einer verschärften Kontrolle unterzogen werden, wissenschaftliche Mitarbeiter sollten mehr Vorlesungen übernehmen. Bisher gilt in Frankreich das Gleichgewicht der Unterrichts- und der Forschungszeit (jeweils 86 Stunden pro Jahr). Man nahm Anstoß an der Tatsache, dass Kontrollen das ausschließliche Privileg der Hochschulpräsidenten sein sollte. Die Gegner des LRU-Gesetzes fühlten sich bestätigt und wurden nun von zahlreichen Kollegen unterstützt. Diese Reform, sowie die Erfahrung der Lehrenden an den wenigen Universitäten, die bereits seit Januar 2009 selbständig waren, löste eine weitere Protestbewegung aus.

Nicolas Sarkozys Rede vom 22. Januar 2009, in der er sich über Wissenschaftler und Universitäten lustig machte und allen Faulheit und Inkompetenz unterstellte, schockierte die akademische Gemeinschaft. Bildungsminister Xavier Darcos kündigte eine Reform der staatlichen Prüfungen für das Lehramt an, die ebenfalls umstritten war. Die Gewerkschaften und Akademikerverbände sprachen von einem geballten ideologischen Angriff auf das französische Erziehungssystem und forderten den Rücktritt von Valérie Pécresse, deren Krisenmanagement auch innerhalb der UMP kritisiert wurde.[4] Sie musste auf UMP-Vorwahlveranstaltungen verzichten. Am 27. Februar kündigte Valérie Pécresse die völlige Neubearbeitung ihres Gesetzesentwurfs an, wie es die Gewerkschaften und Vertreter ihrer eigenen Partei verlangt hatten. Diese Veränderungen genügten aber nicht, um die Protestbewegung zu beenden, die nun die Abschaffung des LRU-Gesetzes und aller Reformentwürfe forderte.[5]

Regionalpolitik

Pécresse im Regionalwahlkampf 2010

Pécresse trat im März 2009 bei der Vorwahl des konservativen Lagers für die Regionalwahlen 2010 in der Hauptstadtregion Île-de-France gegen ihren Regierungskollegen, den UMP-Fraktionschef im Regionalrat Roger Karoutchi an. Trotz der Universitätskrise entschied die Ministerin den Kampf für sich: Sie gewann die Vorwahl mit 59,9 % und wurde damit Spitzenkandidatin der UMP.[6] Bei der eigentlichen Wahl wurde ihre Liste zwar im ersten Wahlgang vor der Parti socialiste des Amtsinhabers Jean-Paul Huchon stärkste Kraft; in der Stichwahl gegen Huchon unterlag Pécresse aber mit 43,3 %. Lediglich im Département Yvelines, wo Pécresse selbst ihren Wahlkreis hat, konnte sie sich knapp durchsetzen. Als Nachfolgerin Roger Karoutchis war sie nach der Wahl Fraktionsvorsitzende der UMP im Regionalrat.

Bei der Regionalwahl im Dezember 2015 trat Pécresse abermals an, diesmal an der Spitze einer gemeinsamen Liste der bürgerlichen Parteien Les Républicains, UDI, MoDem und PCD. Sie gewann die Wahl im zweiten Wahlgang mit 43,8 % gegen Claude Bartolone (PS, 42,2 %) und Wallerand de Saint-Just (Front National, 14 %). Seither ist sie Präsidentin des Regionalrats.

Seit November 2018 ist sie zudem Präsidentin des Grand Paris Aménagement, einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft für Stadtplanung in der Île-de-France.

Soyons libres

Im Juli 2017 gründete sie Soyons libres („Lasst uns frei sein“) oder kurz Libres!, zunächst als innerparteiliche Strömung der Républicains. Damit trat sie als Kritikerin des Parteivorsitzenden Laurent Wauquiez auf. Nach dem Absturz der Partei bei der Europawahl trat Pécresse im Juni 2019 aus Les Républicains aus.[7] Libres wurde daraufhin eine eigenständige Partei. Am 22. Juli 2021 kündigte Pécresse an, für die französischen Präsidentschaftswahlen 2022 zu kandidieren[8]. In diesem Zusammenhang wurde sie wieder Mitglied bei Les Républicains.[9]

Auszeichnungen

Weblinks

 Commons: Valérie Pécresse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Valérie Pécresse aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.