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Uwe Wesel

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Uwe Wesel (* 2. Februar 1933 in Hamburg; † 11. September 2023 in Berlin) war ein deutscher Rechtswissenschaftler und Rechtshistoriker, der an der Freien Universität Berlin lehrte.

Leben

Nach dem Abitur in Hamburg studierte Wesel an der Ludwig-Maximilians-Universität in München klassische Philologie, bevor er zur Rechtswissenschaft wechselte. Von 1961 bis 1968 war er an der Münchner juristischen Fakultät zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter, dann Assistent bei Wolfgang Kunkel. Er wurde 1965 mit einer Arbeit zum Römischen Recht an der Universität des Saarlandes zum Dr. iur. promoviert. Er habilitierte sich 1968 in München mit einer Schrift über Römisches Recht und Bürgerliches Recht.

1968 wurde er zum Ordentlichen Professor für Zivilrecht und Rechtsgeschichte an der Freien Universität Berlin berufen. Im Alter von 36 Jahren wurde Wesel 1969 zum Vizepräsidenten der Freien Universität Berlin gewählt. Dieses Amt hatte er bis 1973 inne. Im März 2001 wurde er emeritiert.

Er war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und regelmäßiger Mitarbeiter der ZEIT, der Kritischen Justiz und des Kursbuches.

Seit seiner Emeritierung war Wesel bis zu seinem Ableben als Rechtsanwalt tätig.[1] 2021 legte er mit Wozu Latein, wenn man gesund ist? Ein Bildungsbericht seine Autobiografie vor.[2]

Wirken

Sein wissenschaftliches Hauptarbeitsfeld lag im Fachgebiet Rechtsgeschichte. Er schrieb jedoch auch populär-juristische Bücher. Einige davon sind Standardwerke, zum Beispiel die Geschichte des Rechts: Von den Frühformen bis zur Gegenwart. Er ist über die Fachgrenzen hinaus bekannt. Seine Schrift „Fast alles was Recht ist“ gehört zu den wenigen Bestsellern in diesem Genre.

Für den Verlag C. H. Beck bearbeitete er 2013 zu dessen 250. Verlagsjubiläum eine Hälfte der Verlagsgeschichte. Seine Darstellung des Verlages im Nationalsozialismus unter der Leitung von Heinrich Beck stieß teilweise auf Widerspruch. Wesel stellte die Arisierung des Verlags von Otto Liebmann 1933 als einen Geschäftsvorgang dar, bei dem der gezahlte Kaufpreis dem tatsächlichen Wert des Liebmann-Verlages zur damaligen Zeit entsprach.[3] Die Berufung von Carl Schmitt als Herausgeber der Deutschen Juristen-Zeitung, Heinrich Becks Beitritt zur NSDAP und die Herausgabe von juristischen Kommentaren zu expliziten NS-Gesetzen stellte Wesel als den „Zeitumständen“ geschuldet dar.[4]

Politik

Wesel, der seit 1959 Mitglied der SPD war, wurde 1974 aus der Partei ausgeschlossen. Der Parteivorstand begründete diesen Schritt damit, dass Wesel mit seinem Vortrag über die Rolle des individuellen Terrors in der Arbeiterbewegung, welcher im sozialistischen Berliner Extra-Dienst abgedruckt worden war, an der FU Berlin vor dem Kommunistischen Studentenverband „taktische Ratschläge an Kommunisten“ gegeben habe. Nach der Aussage Wesels bezweckte und erreichte er mit dieser Rede jedoch, dass der KSV die Sinnlosigkeit seiner Angriffe und Belästigungen gegen FU-Professoren erkannte und die Krawalle tags drauf endeten.[5]

Ab dem 1. September 2008 war Wesel wieder Mitglied der SPD (Abteilung Grunewald).

1978/1979 war Wesel Mitglied der Jury des dritten Russell-Tribunals.

Schriften

  • Die Hausarbeit in der Digestenexegese. Eine Einführung für Studenten und Doktoranden. v. Kleist, München 1966, ISBN 3-87440-123-5.
  • Rhetorische Statuslehre und Gesetzesauslegung der römischen Juristen. C. Heymann, Köln 1967.
  • Der Mythos vom Matriarchat: Über Bachofens Mutterrecht und die Stellung von Frauen in frühen Gesellschaften vor der Entstehung staatlicher Herrschaft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-518-27933-5.
  • Aufklärungen über Recht: Zehn Beiträge zur Entmythologisierung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-27968-8.
  • Frühformen des Rechts in vorstaatlichen Gesellschaften: Umrisse einer Frühgeschichte des Rechts bei Sammlern und Jägern und akephalen Ackerbauern und Hirten. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1985, ISBN 3-518-57706-9.
  • Juristische Weltkunde: eine Einführung in das Recht. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, ISBN 978-3-518-28067-6.
  • Recht und Gewalt: 13 Eingriffe. Kursbuch-Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-88022-980-5.
  • Fast alles, was Recht ist: Jura für Nichtjuristen. Eichborn, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-8218-4749-2, Reihe Die Andere Bibliothek.
  • Der Honecker-Prozeß: ein Staat vor Gericht. Eichborn, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-8218-0435-1.
  • Die Hüter der Verfassung: Das Bundesverfassungsgericht, seine Geschichte, seine Leistungen und seine Krisen. Eichborn, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-8218-1381-4.
  • Geschichte des Rechts: Von den Frühformen bis zur Gegenwart. C. H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-54716-8.
  • Risiko Rechtsanwalt. Blessing, München 2001, ISBN 3-442-15207-0.
  • Die verspielte Revolution: 1968 und die Folgen. Blessing, München 2002, ISBN 3-89667-190-1.
  • Recht, Unrecht und Gerechtigkeit: Von der Weimarer Republik bis heute. C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50354-3.
  • Der Gang nach Karlsruhe: Das Bundesverfassungsgericht in der Geschichte der Bundesrepublik. Blessing, München 2004, ISBN 3-89667-223-1.
  • Geschichte des Rechts in Europa: Von den Griechen bis zum Vertrag von Lissabon. C. H. Beck Juristischer Verlag, München 2010, ISBN 978-3-406-60388-4.
  • 250 Jahre rechtswissenschaftlicher Verlag C. H. Beck. 1763–2013. C. H. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65634-7.
  • Rechtsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland: von der Besatzungszeit bis zur Gegenwart. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73439-7.
  • Wozu Latein, wenn man gesund ist? Ein Bildungsbericht. C. H. Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-78121-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Porträt auf der Webseite kanzlei-stuermann.de. Abgerufen am 13. September 2023
  2. Ernst Reuß: »Sie werden sich falsch entscheiden« Der Rechtshistoriker Uwe Wesel bietet komprimiert deutsche Zeitgeschichte. In: nd-aktuell.de. 28. März 2022, abgerufen am 29. März 2022.
  3. Uwe Wesel: 250 Jahre rechtswissenschaftlicher Verlag C. H. Beck. 1763–2013. München 2013, S. 132.
  4. Vornehm arisiert. In: taz, 22. Oktober 2013.
  5. Uwe Wesel: Die verspielte Revolution. München 2002, S. 216 ff.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Uwe Wesel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.