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Indogermanische Ursprache

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Die indogermanische Ursprache (Urindogermanisch [Uridg.], nichtfachsprachlich auch Protoindoeuropäisch nach engl. Proto-Indo-European [PIE]) oder indogermanische Grundsprache ist die gemeinsame Vorläuferin der indogermanischen Sprachen, wie sie wohl um 3500 v. Chr. vermutlich in der Nähe des Schwarzen Meeres gesprochen wurde.

Es ist eine der bedeutenden Leistungen der Sprachwissenschaftler seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts, aus der Betrachtung der Gemeinsamkeiten und der systematischen Unterschiede der indogermanischen Sprachen untereinander weitgehend das Vokabular und die grammatische Struktur dieser Ursprache plausibel erschlossen zu haben.

Der Erwerb der Sprachfähigkeit durch die Menschheit lag zur Zeit der indogermanischen Ursprache viele Jahrzehntausende zurück; die Benennung der rekonstruierten Sprache als „indogermanische Ursprache“ impliziert daher keinesfalls, dass die Sprache in irgendeiner Hinsicht „archaisch“ oder „primitiv“ gewesen sei. Ebenso wenig handelt es sich bei ihrer Rekonstruktion um den Versuch, eine sogenannte „Welt-Ursprache“ zu finden.

Mögliche Verbreitung um 3500 v. Chr. mit Abspaltung der anatolischen Sprachen (nach der Kurgan-Hypothese)
Jamna-Kultur: eine Kurgankultur, mögliche Sprecher der indogermanischen Ursprache
Cucuteni-Kultur: eine bandkeramische Kultur
Vinča-Kultur: nach dem Fundort Vinča bei Belgrad benannte Kultur
Maikop-Kultur: nach der Stadt Maikop in Russland benannte Kultur

Datierung und Verortung

Aufgrund des gemeinsamen Vokabulars der Folgesprachen, wozu zum Beispiel die Wörter für „Rad“, „Achse[Anmerkung 1] und weitere wichtige Begriffe der Wagentechnologie (vgl. dazu auch das Kapitel Wortschatzanalyse) gehören, gehen die meisten Forscher von einer Sprachtrennung nicht vor 3400 v. Chr. aus. In diese Zeit datiert die Archäologie die erste gesicherte Benutzung von Rädern im angenommenen Sprachgebiet. Der Grad der Verschiedenheit der in Sprachdenkmälern ab dem zweiten Jahrtausend v. Chr. nachgewiesenen Folgesprachen lässt einen Trennungszeitpunkt nach etwa 3000 v. Chr. nicht mehr plausibel erscheinen.[1] Die räumlichen und zeitlichen Einordnungen dieser Sprache haben als spekulativ zu gelten. Die in der Karte abgebildete Darstellung gilt in der Fachwelt als gut möglich[2] – es wurden und werden aber auch viele andere Gebiete vorgeschlagen. Mehr über die Frage der Urheimat findet man in den Artikeln Urheimat, Indogermanen und Proto-Indoeuropäer.

Gemeinsamkeiten der Folgesprachen

Da die Ursprache nicht direkt überliefert ist, wurden alle Laute und Wörter durch die Komparativmethode erschlossen. Viele Wörter in den heutigen indogermanischen Sprachen stammen durch regelmäßigen Lautwandel von diesen Urwörtern ab. In früheren Formen dieser Sprachen ist das noch wesentlich deutlicher. Auch die grammatikalischen Strukturen der Sprachen zeigen große Übereinstimmungen (vor allem bei den älteren Sprachstufen). Nachdem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Forscher wie Franz Bopp und Jacob Grimm die Gemeinsamkeiten detailliert dargelegt hatten, versuchte August Schleicher 1861 die Rekonstruktion der angenommenen gemeinsamen Wurzel. Seither und bis heute wird diese Rekonstruktion aufgrund neuer Entdeckungen und Analysen fortlaufend revidiert.

August Schleicher folgend markiert man rekonstruierte Formen mit einem Sternchen: *wódr̥ ‚Wasser‘, *ḱwṓ(n) ‚Hund‘ oder *tréyes ‚drei‘. Zur ersten Illustration der Gemeinsamkeiten soll die folgende Tabelle dienen, die die Zahlen von 1 bis 10 sowie 20 und 100 in verschiedenen Folgesprachen und in der indogermanischen Rekonstruktion zeigt.[3] (Die Schreibweise der rekonstruierten Wörter wird weiter unten erklärt.)

  Griechisch Vedisch Awestisch Latein Walisisch Gotisch Armenisch Tocharisch A A.K.Slawisch Litauisch Indogermanisch (rekonstruiert)
1 heīs (< *hens < *sems) éka aēuua ūnus (älter oinos) un ains mi sas inŭ vienas *oyno-, oyko-, sem-
2 dúō dvā́ duua duō dau twai erkow wu dŭva *d(u)wóh₁
3 treīs tráyas θrāiiō trēs tri þreis erekʿ tre trije trỹs *tréyes
4 téttares catvā́ras caθuuārō quattuor pedwar fidwor čʿorkʿ śtwar četyre keturì *kʷetwóres
5 pénte páñca panca quīnque pump fimf hing päñ pętĭ penkì *pénkʷe
6 héks ṣáṣ xšuuaš sex chwech saíhs vecʿ ṣäk šestĭ šešì *swék̑s
7 heptá saptá hapta septem saith sibun ewtʿn ṣpät sedmĭ septynì *septḿ̥
8 oktṓ aṣṭā́ ašta octō wyth ahtau owtʿ okät osmĭ aštuonì *ok̑tṓ
9 ennéa náva nauua novem naw niun inn ñu devętĭ devynì *néwn̥
10 déka dáśa dasa decem deg taíhun tasn śäk desętĭ dẽšimt *dék̑m̥
20 wikati (dorisch) vimśatí vīsaiti vīgintī ugain (älter ugeint) kʿsan wiki *wi/ī-(d)k̑m̥-t-ī́
100 hekatón śatám satəm centum cant hund känt sŭto šim̃tas *(d)k̑m̥-tóm


Vermutliche Verteilung der Sprachgruppen um 1500 v. Chr
Die Oasenkultur wird von vielen als Träger des Ur-Indoiranischen vermutet
Urnenf.: Urnenfelderkultur

Nicht nur Wortgleichungen, sondern auch grammatikalische Strukturen zeigen in den indogermanischen Sprachen derartig große Gemeinsamkeiten, dass man von einem gemeinsamen Ursprung dieser Sprachen ausgehen muss. Das Gegenmodell eines Sprachbundes, also einer Gruppe ursprünglich voneinander unabhängiger Sprachen, die sich durch gegenseitige Beeinflussung einander angenähert hätten, wird angesichts der Art der beobachteten Phänomene ausgeschlossen.[4]

Gleichwohl wäre es verfehlt, sich das Urindogermanische als eine einzelne, genau so von einer Gruppe von Menschen gesprochene Sprache vorzustellen. Zum einen ist von Sprachelementen auszugehen, die in keiner der Folgesprachen Spuren hinterlassen haben und daher nicht rekonstruiert werden können. Außerdem ist zu beachten, dass die Rekonstruktion ein räumlich ausgedehntes Dialektkontinuum und einen Zeitraum von vielen Jahrhunderten umfasst.

Die Sprachgruppen und ihre ältesten Überlieferungen

Aus dem Kontinuum der indogermanischen Ursprache gliederten sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten einzelne Dialektfamilien aus. Die sprachliche Isolierung lässt sich an Eigenheiten im Lexikon und der Morphologie sowie an spezifischen Lautgesetzen ablesen. Die Rekonstruktion des Urindogermanischen beruht auf Sprachdenkmälern der verschiedenen indogermanischen Sprachgruppen. Naturgemäß sind besonders frühe Sprachdenkmäler von vorrangigem Interesse.

Die Tabelle gibt einen Überblick über die Sprachgruppen aus der Sicht der Beschäftigung mit der Ursprache. Mehr über die Sprachgruppen selbst und ihre Weiterentwicklung findet man in den Einzelartikeln sowie im Hauptartikel Indogermanische Sprachen.

Sprachgruppe Älteste Überlieferungen Spätere wichtige Überlieferungen Frühes Verbreitungsgebiet Für die Rekonstruktion wichtige Aspekte
Anatolische Sprachen althethitische Keilschrifttafeln aus dem 16. Jahrhundert v. Chr. Asiatischer Teil der heutigen Türkei
  • Teilweise direkt erhaltene Laryngallaute.
  • Auffällige grammatikalische Abweichungen von anderen Sprachen, die von manchen als erhaltene archaische Strukturen, von anderen als Innovationen gesehen werden.
Griechische Sprache Linear-B-Tontafeln aus dem 2. Jahrtausend v. Chr., die das mykenische Griechisch in kurzen listenartigen Verwaltungstexten dokumentieren. Griechenland, westliches Kleinasien, Süditalien, Mittelmeerraum
  • Tempus-Modus-Aspektsystem des Verbs
  • Drei verschiedene vokalische Reflexe der Laryngale
  • Ablaut.
Indoarische Sprachen Der Rigveda ist in Indien vermutlich im späteren 2. Jahrtausend v. Chr. entstanden. Rein mündliche Überlieferung der vedischen Texte bis ins zweite nachchristliche Jahrtausend hinein, aber gute Erhaltung des Sprachstandes wegen hoher religiöser Priorität der unverfälschten Bewahrung des Wortlautes.
  • Sanskrit ist aus einem dem Vedischen verwandten altindischen Dialekt entstanden.
  • Von Panini im 5. oder 4. Jahrhundert v. Chr. grammatikalisch fixiert, aber noch nicht aufgeschrieben.
  • Älteste schriftliche Überlieferungen: mittelindische Inschriften des Ashoka (3. Jahrhundert v. Chr.)
  • Sanskrit ist in der von Panini festgelegten Form seitdem bis heute Bildungs- und Literatursprache.
Nordindien
  • Vor Schleichers erster Rekonstruktion wurde Sanskrit in der Forschung als Näherungsmodell der Ursprache verwendet.
  • Stimmhafte aspirierte Plosive,
  • Substantivflexion,
  • Akzent- und Ablautklassen,
  • Wortwurzeln.
Iranische Sprachen Das Avestische, die Sprache der religiösen Texte des Zarathustra, wird mit diesen in das 10. Jahrhundert v. Chr. datiert. Diese Texte wurden mündlich überliefert und erst Mitte des ersten nachchristlichen Jahrtausends schriftlich festgehalten.
  • Altpersisch wurde unter Darius I. Mitte des 5. Jahrhundert v. Chr. und seinen Nachfolgern in einem eigens dafür entwickelten (aber dennoch zur Wiedergabe der Sprache wenig geeigneten) Schriftsystem, der altpersischen Keilschrift, in einigen wenigen Inschriften festgehalten.
Gebiet des heutigen Iran, Afghanistans, Tadschikistans und Kurdistans
  • Kleineres Textkorpus, daher geringere Bedeutung für die Rekonstruktion als beim verwandten Vedischen.
  • Avestische Befunde als Bestätigung und Korrektiv der vedischen.
Italische Sprachen Italische Sprachen: Älteste italische Sprachdenkmäler aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. in Oskisch, Umbrisch, Faliskisch usw. Großer Teil des Gebietes des heutigen Italien.
  • Das große Korpus liefert viel Material für die Wortwurzeln und die Morphologie.
  • Ausgedehnte Innovation in der Syntax erlaubt nur eher indirekte Rückschlüsse.
Keltische Sprachen Kurze Texte sind aus der Zeit seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. überliefert. Irisch- und walisisch-sprachige Literatur des Mittelalters, zum Beispiel Ulster-Zyklus, Mabinogion Ganz Europa, vom iberischen Raum bis Kleinasien, von den Britischen Inseln bis Norditalien, siehe Liste keltischer Stämme.
  • Die Entdeckung und der Nachweis, dass Keltisch überhaupt zu den indogermanischen Sprachen zählt, ist ein früher Triumph der Indogermanistik.
Germanische Sprachen Nach Namen und kurzen Runentexten ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. ist Wulfilas Bibelübersetzung im 4. Jahrhundert ins Gotische das älteste größere germanische Dokument. Eine Anzahl sehr alter germanischer Wörter hat sich in finnischen Lehnwörtern gehalten. Althochdeutsche, altenglische, altnordische, altsächsische Texte aus der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends n. Chr. Durch die Völkerwanderung in ganz Europa und Nordafrika. Gotische Sprachreste wurden im 16. Jahrhundert auf der Krim aufgezeichnet.
  • Die germanischen Sprachen waren traditionell ein von den Indogermanisten stark untersuchtes Forschungsgebiet.
  • Das Vernersche Gesetz erlaubt direkte Schlüsse auf den indogermanischen Wortakzent.
Armenische Sprache Die ältesten Überlieferungen beginnen mit der Schaffung der armenischen Schrift im Jahr 406   Armenien
  • Gemeinsamkeiten mit dem Griechischen, dem Indoiranischen und dem Phrygischen, insbesondere das Augment.
Tocharische Sprachen In den beiden tocharischen Sprachen sind vor allem buddhistische Texte in einer Form der Brahmi-Schrift vom 6. Jahrhundert bis zum 8. Jahrhundert überliefert.   Im heutigen uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang im äußersten Nordwesten Chinas
  • Revision der Lehre von der Kentum-Satem-Isoglosse.
Slawische und baltische Sprachen Die älteste überlieferte slawische Sprache ist das Altkirchenslawische aus der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts. Die baltischen Sprachen sind erst ab dem 14. Jahrhundert überliefert. Die balto-slawische Hypothese, der zufolge die slawischen und baltischen Sprachen einen gemeinsamen postindogermanischen Ursprung haben, ist weitgehend akzeptiert, wird aber von einigen Forschern bestritten.    
  • Besonders konservative Morphologie
Albanische Sprache Die ältesten überlieferten albanischen Texte stammen aus dem 15. Jahrhundert. Zusammenhänge mit der illyrischen Sprache sind mangels ausreichender Belege nicht wirklich erweisbar.   Das heutige Albanien und Umgebung.
  • Bis auf etwa 200 Wörter wurde das gesamte Vokabular aus anderen Sprachen entlehnt.[5]
Oskische Inschrift, 5. Jh. v.u.Z.
Bruties esum – Ich gehöre Brutus(?); von rechts nach links zu lesen

Daneben gibt es noch einige alte, nur in geringem Umfang überlieferte Einzelsprachen, die sich (meist mangels Materials) keiner der bekannten Gruppen zuordnen lassen, zum Beispiel die in der Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. gesprochene, in Inschriften in griechischer Schrift überlieferte phrygische Sprache, dann auch Thrakisch, Makedonisch, Illyrisch, Venetisch oder Lusitanisch.

Typologie

Indogermanisch war eine flektierende Sprache. Vieles deutet darauf hin, dass sich die Flexion erst im Laufe der Zeit in der Sprache entwickelt hat. In den Folgesprachen wurde die Flexion unterschiedlich stark wieder abgebaut – nur wenig in den baltoslawischen Sprachen, am stärksten im Englischen, im Neupersischen und im Afrikaans, die bis auf Flexionsreste stark in die Nähe der isolierenden Sprachen gerückt sind.

Nach W. Lehmann war der Wortstellungstyp SOV (d. h. das Prädikat stand in Aussagesätzen am Ende des Satzes) mit den typischerweise damit verbundenen Eigenschaften (Postpositionen, vorangestellte Attribute und Relativsätze usw.). In den Folgesprachen haben sich andere Typen entwickelt: VSO im Keltischen, SVO im Romanischen.

Im Sinne der sogenannten relationalen Typologie war Indogermanisch (wie die meisten heute gesprochenen Sprachen) eine Akkusativsprache. Lehmann nimmt an, dass eine frühere Sprachstufe den Charakter einer Aktivsprache hatte. Viele der modernen indoarischen Sprachen (zum Beispiel Hindi) haben den Typus der Split-Ergativität angenommen.

Phonologie und Phonetik

Man rekonstruiert für die indogermanische Ursprache die im Folgenden dargestellten Phoneme.[6] Zurückgehend auf Karl Brugmann verwendet man Varianten eines Systems aus lateinischen Buchstaben mit einigen Hoch- und Tiefstellungen sowie diakritischen Zeichen zur schriftlichen Darstellung.

Konsonanten

  labial koronal palatal velar labiovelar laryngal
stimmlose Plosive p t k  
stimmhafte Plosive b d g  
stimmhaft-aspirierte Plosive g̑ʰ gʷʰ  
Nasale m n        
Frikative   s       h₁, h₂, h₃
Approximanten w r, l y      

Die Nasale m und n sowie die Approximanten (Nähelaute) - die Liquiden (Fließlaute) l und r und die Anguste (Engelaute) y und w - werden als Resonanten bezeichnet. Sie besitzen die Fähigkeit, in Umgebung anderer Konsonanten silbisch zu werden. Zwischen Plosiven werden auch die Frikative h₁, h₂, h₃ silbisch (sie erscheinen dann im Griech. als e, a, o, im Indoiran. als i, im Slaw. als o und sonst als a) oder schwinden ganz (ved. pitā́, aber avest. ptā und 'Vater').

y wurde (vermutlich) als [j] wie in deutsch ja, w als [w] in englisch water ausgesprochen, auch in Diphthongen ey, aw ([e͡j], [a͡w] engl. paper, dt. Pause). Palatale: k̑ wie [] (brit. engl. cube). Labiovelare: kʷ als [] (mit gerundeten Lippen ausgesprochenes k). Aspirierte: Die stimmhaften aspirierten Plosive des Indogermanischen kommen in den modernen europäischen Sprachen nicht vor; in indischen Sprachen (zum Beispiel Hindi) sind sie noch erhalten.

Die Bezeichnung „Laryngal“ für die mit h₁, h₂, h₃ bezeichneten Laute wurde historisch ohne eine Basis in der Rekonstruktion gewählt. Es handelt sich um drei unbekannte Laute (manche Forscher schlagen auch vier oder mehr Laryngale vor). Es gibt verschiedene Vermutungen über mögliche Aussprachen dieser Laute (siehe zum Beispiel bei Lehmann oder Meier-Brügger). Die Laryngaltheorie wurde von Ferdinand de Saussure 1878 in die Indogermanistik eingeführt, benötigte aber etwa 100 Jahre, bis sie generell akzeptiert wurde.

Das s war stimmlos ([s]), hatte aber vor stimmhaften Lauten ein stimmhaftes Allophon, zum Beispiel *ni-sd-o-s Nest (eigentlich "Nieder-Sitz"), phonetisch dann /nizdos/ (lat. nīdus, dt. Nest).

Die sogenannte Glottalhypothese revidiert dieses klassische Rekonstruktionssystem in Hinblick auf die Verschlusslaute in großem Ausmaß. Die Revision bezieht sich wesentlich auf die Phonetik, also die vermutete Aussprache der Laute; das phonologische System (die Bezüge der Laute zueinander) als Ganzes wird von ihr nicht verändert.[7] Es gibt keine Stimmhaftigkeit und keine Aspiration mehr; anstelle von stimmlos - stimmhaft - stimmhaft aspiriert tritt fortis - glottal - lenis; die Reihe *p *b *bʰ wird dann z.B. mit *p *p' *b (Vennemann, Gamqrelidse, Iwanow) oder mit *p: *p' *p (Kortlandt) notiert. Anlass für die Glottalhypothese lieferten das seltene Auftreten des Phonems /b/ sowie die ungewöhnliche, unter den Sprachen der Welt praktisch einmalige Konstellation aspirierter stimmhafter Plosive bei Abwesenheit aspirierter stimmloser Plosive. Diese Theorie wird heute noch diskutiert, ist aber nicht die Mehrheitsmeinung der Experten.

Die rekonstruierten Formen werden meist phonologisch dargestellt. Die teilweise unaussprechlich erscheinenden Konsonantenhäufungen lassen vermuten, dass die Phonetik der Sprache Sprossvokale (zum Beispiel das sogenannte Schwa secundum), Assimilationen und ähnliche Phänomene beinhaltete.

Auftreten der Konsonanten

  labial koronal palatal velar labiovelar laryngal
stimmlose Plosive *ped, *pod (Fuß) *ters (trocknen, vgl. dürr) *erd (Herz) *lewk (leuchten) *í-s, *ó-d (wer?, was?)  
stimmhafte Plosive *bel (Kraft, debil = „geistig kraftlos“) *dék̑m̥ (zehn) *on-u, *en-u (Knie) *h₂ewg (vermehren, vgl. wachsen) *ne, *no (nackt)  
stimmhaft-aspirierte Plosive *er (tragen, vgl. Bahre) *mé-yo-s (mittel) *h₂eng̑ʰ (einengen) *ladʰ (glatt) *gʷʰer-mo-s (warm)  
Nasale *men (denken, vgl. mahnen) *nas (Nase)        
Frikative   *sed (sitzen)       *h₂weh₁ (wehen), *deh₃ (geben, lat. dare), *h₃ep (arbeiten, lat. opus 'Werk', dt. üben)
Approximanten *néwo- (neu) *pró (vorwärts), *lewk- (leuchten) *h₂éy-es (Metall, vgl. Erz)      

Entwicklung der Konsonanten in einigen Folgesprachen

Die Situation um 500 n. Chr

Das bekannteste Beispiel der Lautwandel, die von der Ursprache zu den Einzelsprachen geführt haben, ist der Wandel der Gaumenlaute (früher „Gutturale“, heute „Tektale“ genannt): In fast allen Folgesprachen sind die drei Velargruppen zu zweien zusammengefallen. Nach der verbreitetsten Theorie mischten sich in den sogenannten Kentumsprachen (nach der Aussprache des lateinischen Wortes für hundert) die Palatale mit den einfachen Velaren, dagegen in den Satemsprachen (nach dem avestischen Wort für hundert) die Labiovelare mit den einfachen Velaren. Weiter entwickelten sich in den Kentumsprachen die Labiovelare oft zu Labialen (zum Beispiel im Keltischen und teilweise im Griechischen.); in den Satemsprachen wiederum entwickelte sich aus dem Palatal oft ein Frikativ (slawische Sprachen, Sanskrit).

Vor der Entdeckung der tocharischen Sprachen sah man hier die Nachwirkung zweier indogermanischer Dialektgruppen, Kentum im Westen (Italisch, Keltisch, Germanisch, Griechisch) und Satem im Osten (Baltisch, Slawisch, Indoiranisch, Armenisch). Da aber sowohl das Anatolische als auch die weit östlich lokalisierten tocharischen Sprachen Kentumsprachen sind, geht man heute von unabhängigen Entwicklungen in den einzelnen Sprachgruppen aus. Die Bezeichnung Kentum- oder Satem-Sprache hat also heute nur noch phonologische Bedeutung.

Darüber hinaus erfuhren ja auch die übrigen für die Ursprache erschlossenen Laute mehr oder weniger starke Veränderungen: Die stimmlosen Plosive blieben in den Folgesprachen weitgehend unverändert, außer im Germanischen und Armenischen, wo Lautverschiebungen hin zu Frikativen und Aspiraten stattfanden. Auch die stimmhaften Plosive erfuhren nur im Germanischen und im Tocharischen Änderungen (sie wurden stimmlos).

Die stimmhaften aspirierten Plosive blieben nur in den indoarischen Sprachen erhalten (meist bis in die Gegenwart) und verloren in den anderen Sprachen meist ihre Aspiration oder ihre Stimmhaftigkeit (so im Griechischen).

Vokale, Diphthonge, syllabische Resonanten und Laryngale

Ferdinand de Saussure erschloss 1878 die Laryngale

Die fünf Vokale /a/, /e/, /i/, /o/, /u/ kamen im Indogermanischen in kurzer und in langer Form vor. (Das lange /ī/ und das lange /ū/ werden von manchen nicht anerkannt, sondern auf Kombinationen der entsprechenden Kurzvokale mit Laryngalen zurückgeführt.) Die Vokale /e/ und /o/ in kurzer und langer Form nehmen hier den weitaus größten Raum ein. Auch die Resonanten /m/, /n/, /r/, /l/, und die Laryngale kamen in vokalischer Verwendung vor. Die entsprechenden Resonanten werden dann oft mit einem kleinen Kreis unter dem Vokal markiert. Beziehungen zwischen Kurz- und Langvokalen, konsonantischen und syllabischen Resonanten und Laryngalen ergeben sich morphophonologisch aus Ablautphänomenen.

Die Diphthonge waren /ey/, /oy/, /ay/, /ew/, /ow/, /aw/, und seltener mit Langvokal /ēy/, /ōy/, /āy/, /ēw/, /ōw/, /āw/. Statt der vielleicht etwas verwirrenden Schreibweise mit den Halbvokalen y und w werden auch die Vollvokalsymbole i und u in der Diphthongbezeichnung verwendet (/ei/, /oi/, /ai/, /eu/, /ou/, /au/); allerdings entstehen so gelegentlich Verwechslungsmöglichkeiten mit Kombinationen zweier Vollvokale. Die hier gewählte Halbvokalschreibweise macht deutlich, dass der Schwerpunkt der Diphthonge immer auf dem ersten Bestandteil lag.

Laryngale blieben nur im Hethitischen direkt erhalten (dort findet man ein und ein ḫḫ). In den anderen Sprachen finden sich aber Reflexe in benachbarten Vokalen, am deutlichsten im Griechischen, wo /h₁/ zwar auf e keine Wirkung ausübt, aber (durch Umfärbung) /h₂/ ein a und /h₃/ ein o bewirkt haben.

Beispiele

*g̑ʰáns ‚Gans‘, *mā-tér ‚Mutter‘ (Anm.: das Wort wird aber auch als *meh₂tḗr rekonstruiert), *née-l-eh₂ ‚Wolke, Nebel‘, *ph₂tr ‚Vater‘, *ni-sd-ó- ‚Nest‘, *weys- (Gen. *wisos) ‚Gift‘ (vgl., avest. vīša), *gʰos-ti- ‚Gast‘, *wédōr ‚Wasser‘, *h₁rudʰ-ró- ‚rot‘, *nú(± n) ‚jetzt, nun‘, *deyk̑- ‚zeigen‘, *h₁óy-nos ‚eins‘, *káykos ‚blind, einäugig‘ (vgl., air. caech, got. háihs, lat. caecus), *téw-te-h₂ ‚Volk‘ (vgl., dt. deutsch), *lówk-o- ‚Lichtung‘ (vgl., lat. lūcus, ahd. lōh), *tawr-o- ‚Stier‘ (vgl., griech. taũros), Dativendung *-ōy (vgl. griech. -), athematischer Nom.Sg. *dy-ḗw-s in ved. dyáuḥ, griech. Ζεύς Zeus, dazu aus dem Vok.Sg. *dy-éw lat. Iū-(p)piter, davon als Vr̥ddhi-Bildung *dey-w-ós ‚Himmelsgott‘ (lat. deus, dīvus = ved. deváḥ = engl. Tues-day), *(d)k̑t-ó-m ‚hundert‘, Vorsilbe *n̥- (dt. Vorsilbe un-), m-tó- ‚tot‘ (vgl. dt. Mord), md-ú- ‚weich‘ (vgl. dt. mild).

Entwicklung in den Folgesprachen

Die Vokale blieben im Griechischen zunächst unverändert erhalten (bis auf die erwähnte Färbung durch ehemalige Laryngale). Das u (das griechische Ypsilon) wurde allerdings zur Zeit Homers oder kurz danach zu y. Im ionischen und attischen Dialekt wurde das lange ā zu einem ɛ: (griechisches Eta). In späteren Entwicklungen des Griechischen vereinfachte sich das Vokalsystem stark durch Zusammenfall vieler Vokale und Diphthonge, meist zu i (vgl. Itazismus), wobei auch die Unterscheidung zwischen langen und kurzen Vokalen verloren ging. Auch die italischen Sprachen, darunter Latein, erhielten die Vokale.

Im Indoiranischen fielen die Vokale *e, *o und *a zu a zusammen (jeweils in der kurzen und der langen Form).

Im Germanischen wurde der idg. Kurzvokal *o zu a und fiel dadurch mit dem alten *a zusammen; später wurde der indogermanische Langvokal *ā zu ō verdunkelt (ū in Endsilben) und fiel seinerseits mit dem aus der Grundsprache ererbten *ō zusammen.[8]

Die Kurzdiphthonge werden im Griechischen fortgesetzt, *ow wurde dabei zu u (aber noch als Diphthong ου geschrieben), *ey (Epsilon + Iota) zu einem langen e: (ebenfalls als Diphthong ει- ei geschrieben). Die Langdiphthonge fielen mit ihren Anfangsvokalen zusammen (in der Schrift ist der ehemalige Diphthongcharakter noch erkennbar im Iota subscriptum: ). In der Entwicklung zum Neugriechischen hin wurden auch die restlichen Diphthonge monophthongisiert.

Im vedischen Sanskrit wurden die Kurzdiphthonge *ey, *oy und *ay zunächst zu ai, dann zu einem langen e, entsprechend entstand aus *ew, *ow und *aw über au das lange o. (Kurze e und o kommen nicht vor). Aus den Langdiphthongen wurden dann die einfachen Diphthonge ai und au.

Die silbischen Resonanten haben in den meisten Folgesprachen die syllabische Eigenschaft verloren. Es entwickelten sich Sprossvokale, die mitunter auch den ursprünglichen Resonanten ganz verdrängten. So wurde die Vorsilbe *n̥- im Lateinischen zu in-, im Germanischen zu un- und im Griechischen und Indoiranischen zu a-. Das syllabische *r̥ hat sich im Indoiranischen und im Slawischen noch erhalten (im Vedischen auch *l̥ mit willkürlicher Verteilung sowohl aus ererbtem *r̥ als auch aus ererbtem *l̥), entwickelte aber später ebenfalls einen Sprossvokal i (daher die Aussprache Sanskrit für den Sprachennamen, auf Sanskrit saṃskṛtám 'zusammengefügt' *se/om-s-kʷr̥-tó-m).

Akzent

Vedische Handschrift mit Akzentsymbolen (in rot)

Der Wortakzent ist in den Veden und im Griechischen in der Schrift gekennzeichnet. In einigen anderen Sprachen (zum Beispiel vielen slawischen und baltischen Sprachen) hat sich das indogermanische Akzentsystem im Prinzip erhalten. (Viele einzelne Akzente haben sich aber verschoben, systematische Akzentänderungen fanden statt, auch kamen zusätzliche Regeln auf, wie die Einschränkung auf die drei letzten Wortsilben im Griechischen.) Dennoch kann man die urindogermanischen Akzente oft nicht sicher rekonstruieren. Ziemlich sicher ist, dass in der Spätphase des Indogermanischen vor der Trennung in die Folgesprachen der Akzent melodisch, nicht dynamisch war. Darüber hinaus war er beweglich, das heißt, dass die Akzentposition pro Wort frei war und nicht festen Regeln (die sich zum Beispiel wie später im Lateinischen aus der Silbenlänge ergaben) unterworfen war.

Die Akzentposition war bedeutungsunterscheidend: griech. ϕόρος phóros *bʰór-o-s 'Darbringung' : ϕορός phorós *bʰor-ó-s 'tragend', oder τρόχος tróchos *dʰrógʰ-o-s 'Lauf, Laufbahn' : τρoχός trochós *dʰrogʰ-ó-s 'Läufer, Rad'.[9][Anmerkung 2]

Viele Wörter (nach verbreiteter, aber nicht generell akzeptierter Auffassung in der Frühphase) waren enklitisch: Sie trugen keinen eigenen Akzent, sondern verschmolzen prosodisch mit den davor stehenden Worten. Die finiten Verbformen wiesen die außergewöhnliche Besonderheit auf, dass sie im Hauptsatz enklitisch waren, im Nebensatz aber den Akzent trugen (so durchgängig im Vedischen). Diese Verteilung hat sich bis heute syntaktisch im Deutschen erhalten: Im Hauptsatz steht das Verb an der "unbetonten" zweiten Stelle im Satz, im Nebensatz an der "betonten" letzten Stelle.

Die Akzentposition hatte vor allem beim Substantiv auch morphologische Bedeutung und diente (neben anderen Mitteln wie Endungen und Ablaut) zur Kennzeichnung der Fälle.

Im Germanischen und im Italischen wurde der mobile Akzent bald durch eine feste Betonung der ersten Wortsilbe abgelöst. Damit verbunden waren lautliche Veränderungen der unbetonten Vokale, aus denen man heute zum Beispiel Rückschlüsse auf die ursprüngliche indogermanische Akzentposition ziehen kann (Vernersches Gesetz im Germanischen). Im Lateinischen wurde die Erstsilbenbetonung zum klassischen Latein hin noch einmal durch die heute bekannten Akzentregeln abgelöst; im Germanischen entwickelte sich die Erstsilbenbetonung zum späteren Prinzip der Stammsilbenbetonung weiter.

Morphologie und Morphosyntax

Das Wort

Ein typisches indogermanisches Wort war aus Wurzel, Suffix und Endung aufgebaut; Wurzel und Suffix gemeinsam heißen Stamm. (Natürlich hatten nur flektierbare Wörter wie zum Beispiel Substantive, Verben, Adjektive eine Endung.)

Eine vergleichbare Bildung im Deutschen ist zum Beispiel in les-bar-e (Texte) zu finden: Die Wurzel „les“, die auch in Lesung, Lese, lesen, leserlich vorkommt, das Suffix „-bar-“, das hier eine Möglichkeit bezeichnet, und die Endung „-e“, die hier für den Nominativ Plural steht. Anders, als die Bezeichnung „Suffix“ erwarten lässt, steht das Suffix in der Mitte des Wortes, am Ende des Wortstammes.

  • In der Wurzel ist der lexikalische Bedeutungsgehalt kodiert, sie ist aber nicht auf eine Wortart festgelegt. Wurzeln sind fast immer einsilbig und besitzen den Aufbau Plosiv – (Resonant) – Vokal – (Resonant) – Plosiv. Die Resonanten dürfen dabei wegfallen.

Beispiele: *sweh₂d (*swād?) 'süß', *melh₂ 'mahlen', *dʰwer 'Tür', *ped 'Fuß'.

  • Das Suffix spezifiziert die Bedeutung auf eine Weise, die den deutschen Vorsilben (be-arbeiten, ver-arbeiten) vergleichbar ist. Ihre semantische Funktion ist oft nicht mehr eindeutig zu fassen, und oft verschmilzt das Suffix mit Wurzel und Endung bis zur Unkenntlichkeit.

Beispiele: *-lo- Verkleinerung (vgl. lateinisch -(u)lu-s, -(u)lu-m), *-ko-, *-iko-, *-isko-: Herkunft, Material (lat. bellum „Krieg“, bellicus „kriegerisch“), althochdeutsch diut-isc zum Volk gehörig > Volkssprache Deutsch (im Gegensatz zum Latein).

  • Während die Suffixe eher als Elemente der Wortbildung angesehen werden, bilden die Endungen den Hauptträger des Flexionssystems.

Vorsilben (Präfixe) kamen zunächst nur vereinzelt vor. Die wichtigsten Beispiele sind

  • die Verneinungsvorsilbe *n̥-,
  • die Reduplikation, die Voranstellung einer (meist verkürzten) Variante der Wortwurzel, wie zum Beispiel im Lateinischen: Präsens po-sc-ō 'ich fordere', Wurzel po- (im Lat. in dieser Lautumgebung aus *pr̥k̑-), dazu Perfekt po-po-sc-ī, im Griechischen δί-δω-μι dídōmi 'ich gebe'. Die Reduplikation kommt in der Konjugation oft zur Kennzeichnung des Perfekts, aber auch des Präsens vor.
  • das Augment, ein vorangestelltes *h₁é (univerbiert *h₁é-), das in Verben die Vergangenheit bezeichnet. Da es nur im Griechischen, Armenischen und Indoiranischen belegt ist, geht man beim Augment von einer regional begrenzten Erscheinung aus.

In späteren Sprachstufen kamen Vorsilben durch Komposition mit Präpositionen und Adverbien vermehrt auf; sie blieben meist auch in den Folgesprachen klar vom Wortstamm abgegrenzt, während die Suffixe meist bis zur Unkenntlichkeit mit dem Wortstamm oder der Wortendung verschmolzen sind.

Ablaut

Wurzel, Suffix und Endung des indogermanischen Wortes waren der Ablautbildung unterworfen. Das Ablautsystem unterschied fünf Stufen: Die vokallose Nullstufe, die Vollstufen auf *-e- und *-o-, und die Dehnstufen auf *-ē- und *-ō-.

Quantitativer Ablaut
Dehnstufe Vollstufe Nullstufe
Qualitativer
Ablaut
e-Stufe ē e Ø
o-Stufe ō o

Andere Vokale entstanden durch sekundäre Bildungen in Verbindung mit diesen fünf Vokalen und Laryngalen, sowie vor allem aus den „Halbvokalen“ *y und *w, die in der Nullstufe zu *i und *u werden. Auch *m, *n, *l und *r und die Laryngale wurden in der Nullstufe zu den syllabischen Lauten mit vokalischer Rolle gelängt. Einige elementare *a (z.B. in den Wurzeln *kan 'singen', *(h₁)yag̑- 'verehren', *bʰag 'zuteilen' oder *magʰ 'vermögen', ebenso elementare -o-Wurzeln wie *pot 'mächtig', *gʰos 'essen' oder *gʷow 'Kuh', dazu vielleicht ein elementares *ū in *mūs 'Maus') sind bekannt, andere Grundvokale als *e im Ablaut mit *o sind aber eher selten.

Der Ablaut war ein wichtiges Element der Wortbildung (griech. λέγω légō 'ich spreche', λόγος lógos 'Wort'), aber auch der Flexion, wo er neben Akzentposition und Endung zur Unterscheidung von zum Beispiel Person, Aspekt, Kasus diente.

Bei wenigen sind alle Ablautstufen belegt; ein solches Beispiel liefert das Verwandtschaftssuffix *-(h₁)ter- im griechischen Wort für „Vater“:

Quantitativer Ablaut
Dehnstufe Vollstufe Nullstufe
Qualitativer
Ablaut
e-Stufe πατήρ patḗr
Nom. Sg.
πατέρα patéra
Akk. Sg.
πατρός patrós
Gen Sg.
o-Stufe εὐπάτωρ eupátōr
gut als Vater,
(Beiname des Mithridates VI.)
εὐπάτορα eupátora
dass. im Akk.

Zwischen Konsonanten und im Anlaut vor Konsonant werden Resonanten und Laryngale in der Nullstufe syllabisch, also y > i, w > u, m > , n > , l > , und r > , ein Laryngal wird zu einem Schwa, in der Regel notiert als *ə.

Die Nullstufe ergibt sich häufig bei Diphthongen:

  • *trey- 'drei': *tri-tó-s 'der dritte'
  • *k̑weyd- 'weiß': *k̑wid-ó-s niederländ. niederdt. 'witt'
  • *g̑ʰew- 'gießen': *g̑ʰu-tó-m 'Gott' (Bedeutung übertragen aus Trankopfer oder Libation)
  • *dewk- 'ziehen' : *dúk-s lat. dux 'Feldherr' (Wurzelnomen); *duk-ó-no- (oder *-o-nó-) gezogen

Bei sogenannter 'Vollstufe II' ergibt sich derselbe Effekt:

  • *(h₁)yag̑- 'verehren': *(h₁)ig̑-tó- ved. iṣṭá- 'verehrt'
  • *swep- 'schlafen': *sup-nó-s griech. ὕπνος hýpnos 'Schlaf'; hethit. šupp(tt)a(ri) 'er schläft' *sup-ó.

Nicht als Diphthonge bezeichnet werden *em, *en, *el und *er trotz ihres strukturell gleichen Verhaltens:

  • *meg̑h₂- 'groß': *m̥g̑h₂-éh₂-m griech. ἄγᾱν ágān 'sehr'
  • *nés 'wir': *ń̥s 'uns'; ebenso *wés 'ihr': *ús 'euch' (Wurzelnomina; dt. 'euch' zusammengesetzt aus *us + wés + ge)
  • *g̑ʰel- 'gelb': *g̑ʰl̥-tó-m 'Gold' (hier erzeugt Akzentverschiebung auf *-l̥- Substantivierung)
  • *wert- 'wenden': *wr̥t-ó-no- (oder *-o-nó-) ge-worden (dt. -d- statt -t- nach dem Präsensstamm)

In den Folgesprachen gab es unterschiedliche Entwicklungen. Im Griechischen findet man alle Stufen vor, im Vedischen sind *e und *o zu a zusammengefallen, so dass nur noch drei quantitative Stufen übrig blieben (in der Sanskritgrammatik als Grundstufe, guṇa und vṛddhi bekannt), die aber noch zahlreicher auftreten als im Griechischen. In den germanischen Sprachen hat sich der Ablaut in den Verben zu der bekannten bunten Vokalvielfalt mit zahlreichen und vor allem im Deutschen immer zahlreicher werdenden Ablautmustern (39 im Neuhochdeutschen[10]) entwickelt.

Nach Rix (1976, S. 33f.) liegt der Ursprung des Ablautes in phonetischen Effekten, die phonologisiert und morphologisiert wurden. Danach folgt die Paradigmenbildung der anerkannten Grundregel *-é- unter Akzent, 'Null' unter Nichtakzent, *-o- wenn *-é- sekundär unter Nichtakzent (vgl. oben Akk. Sg. eupátora 'gut als Vater, einen guten Vater habend'). Der Schwierigkeit, dass deshalb der "schwache" Teilstamm durch die Häufung der Nullstufen schwer aussprechbar wird, begegnet die Sprache dadurch, dass sie teilweise anlautende Konsonanten ganz weglässt (vedisch turī́ya- 'der vierte' ohne anlautendes *kʷ-), sekundäre Sprossvokale bildet (*-e- in glbd. griech. τέταρτος tétartos, *-a- in glbd. lat. quārtus) oder zu den Mitteln þorn oder -n-Infix greift. Zu solchen sekundär zum Zwecke der Ausspracheerleichterung neugestalteten "schwachen" Teilstämmen können dann - um ein phonologisch und morphologisch stimmiges Paradigma zu erzielen, vgl. oben phonologisiert und morphologisiert - "starke" Teilstämme wieder neu hinzugebildet werden, die jetzt - allerdings nur scheinbar - der anerkannten Grundregel widersprechen. So wird z.B. der "schwache" Teilstamm des Wortes 'Fuß', im Gen. Sg. *pd-és, ausspracheerleichtert durch *péd-os und *pod-és, mit neuen "starken" Teilstämmen (Nom. und Akk. Sg.) *pḗd-s / *péd-m̥ (so lat.; vedisch auch im Akk. Sg. *pḗd-m̥) bzw. (Nom. und Akk. Sg.) *pṓd-s / *pód-m̥ (so griech. und german.) zu einem jeweils lautlich in sich stimmigen Paradigma ergänzt. Die parallele Entwicklung im Verbalparadigma, z.B. bei der Wurzel *h₁ed 'essen', bestätigt diese phonologisch-morphologische Entstehungshypothese: *h₁d- in Zahn (*h₁d-ónt-), *h₁ḗd-ti / h₁éd-(o)nti letztlich in lateinisch ēst und edunt, *h₁ṓd-mi / h₁od-(é)nti in armenisch owtem 'ich esse' und im deutschen Kausativum ich ätze *h₁od-é-ye-.

Ähnlich ist es im Deutschen (und in geringerem Maß im Englischen) mit dem vom Ablaut unabhängigen Effekt des Umlautes geschehen (manmen, MannMänner, ich laufe, du läufst), der aus einem Vokalharmonieeffekt entstanden ist und später zur Unterscheidung grammatikalischer Formen diente.

Themavokal

Ein besonders wichtiges Suffix ist der Themavokal *-e-/*-o-. Eine Bedeutung ist nicht fassbar, er tritt bei manchen Substantiven und Verben zwischen Stamm und Endung. Die entsprechenden Flexionsparadigmen heißen thematisch bzw. athematisch. Die athematischen Flexionen sind vor allem wegen der lautlichen Effekte am Kontakt von Stamm und Endung komplizierter als die thematischen. Im Laufe der Zeit und in den Folgesprachen gingen unter den Verben immer mehr Wörter von den athematischen in die thematischen Klassen über. Beim Substantiv ist die thematische Klasse im Lateinischen und Griechischen die o-Deklination. Die athematischen Verben im Griechischen sind die „Verba auf -μι (-mi)“ (zum Beispiel: δίδω-μι (dídō-mi) ich gebe < *dé-doh₃-mi), im Lateinischen einige wenige unregelmäßigen Verben wie esse 'sein', velle 'wollen' oder īre 'gehen'. Die sogenannte "konsonantische" oder "3. Konjugation" des Lateinischen (z.B. dīcere 'sagen' *déyk̑-o-) ist nicht etwa athematisch, sondern eine kurzvokalische e-Konjugation im Unterschied zur langvokalischen ē-Konjugation (z.B. monēre 'mahnen' *mon-é-yo-; vgl. im folgenden Text), und die direkte Fortsetzung der indogermanischen thematischen Konjugation.

Nach dem synchronen Rekonstruktionsbefund hält sich der Themavokal *-e-/*-o- nicht an die Ablautregeln und ist auch gegen Schwund in unbetonter Silbe immun. Dem Vorschlag Rasmussens,[11] der Themavokal *-o- trete immer dann auf, wenn die darauffolgenden Laute stimmhaft seien, zum Beispiel *bʰér-e-si 'du trägst', *bʰér-e-ti 'er trägt', aber *bʰér-o-mes 'wir tragen' und *bʰér-o-nti 'sie tragen', stehen zu viele gegenteilige Fälle der Realisierung des Themavokals entgegen, z.B. der Nom. Sg. der thematischen Stämme auf *-o-s (nicht *-o-z) oder der pronominale Genitiv etwa lat. cuius aus *kʷó-syo (nicht *kʷó-zyo). Der Wechsel zwischen *e und *o kann tatsächlich nicht unmittelbar auf Ablaut zurückgeführt werden. Rix (1976) erwägt allerdings zurecht eine Herleitung des Themavokals im Nomen aus der athematischen Endung des Gen. Sg. *-és (interpretiert als *-é-s und auf die übrigen paradigmatischen Formen übertragen) und im Verbum aus der athematischen Endung der 3. Person Plural *-énti (in gleicher Weise interpretiert als *-é-nti und auf die übrigen paradigmatischen Formen übertragen). Akrostatische und proterokinetische Flexionstypen erzeugten regelhaft die ablautmäßig korrekten Endungen Gen. Sg. *-os und 3. Pl. *-onti, interpretiert als Themavokalvarianten *-o-s und *-o-nti. Beide Varianten wurden dann entsprechend dem rekonstruktionellen Befund im Paradigma verteilt.

Die langvokalischen Konjugationsklassen im Lateinischen haben unterschiedliche Ursprünge. Die lat. ē-Konjugation ("2. Konjugation") besteht aus Wurzelverben (z.B. -plēre 'füllen', nēre 'spinnen'), Kausativ-Iterativa auf *-é-ye- (z.B. monēre 'mahnen' *mon-é-ye-, vgl. altindisch mānáyati, oder docēre 'lehren'), Stativverben auf *-éh₁-ye- (z.B. sedēre 'sitzen', vidēre 'sehen'), Denominativa auf *-é-ye- / *-e-ye- (z.B. fatērī 'bekennen', salvēre 'gesund sein'), und Denominativa auf *-és-ye- (z.B. decēre 'sich ziemen' zu decus 'Zierde' oder augēre 'vermehren' zu *h₂éwg-os in lat. augus-tus 'erhaben' und altindisch ójas 'Kraft').

Auch einige Verben der ā-Konjugation ("1. Konjugation") haben ihren Ursprung in Kausativ-Iterativ-Bildungen, wobei (wurzelauslautend) *h₂ folgendes *e zu *a umfärbt, z.B. tonāre 'donnern' *tonh₂-á-ye- < *tonh₂-é-ye- oder domāre 'zähmen' *domh₂-á-ye- < *domh₂-é-ye-. Daneben gibt es ererbte Faktitiva von Adjektiven auf *-éh₂-(ye-) / *-eh₂-(ye-), z.B. novāre 'erneuern' oder aequāre 'gleichmachen'. Die Hauptquelle der ā-Konjugation, deren Muster für die Entwicklung der regulären Paradigmata der ā-Konjugation ausschlaggebend war, sind Denominativa auf *-éh₂-ye- / *-eh₂-ye-, die von den Bildungen der Kollektiva ableitbar sind. Auch in der ā-Konjugation gibt es Wurzelverben wie nāre 'schwimmen', flāre 'blasen' oder fārī 'sprechen'.

Die Verbalsuffixe *-yé-/-yó- bzw. *-ye-/-yo-, die im Altindischen die 4. Verbalklasse bilden und die auch in anderen indogermanischen Sprachen weit verbreitet sind, führen zur Ausbildung der ī-Konjugation ("4. Konjugation"), allerdings nur nach "schwerer" Silbe (audīre 'hören'); nach "leichter" Silbe werden die entsprechenden Verben in die "3. Konjugation" eingegliedert (capere 'ergreifen'). Zur ī-Konjugation gehören auch Weiterbildungen mit spezieller Semantik, z.B. das Suffix -urīre, das immer die Beabsichtigung einer Handlung ausdrückt: ēsurīre "essen wollen" d. h. "jemandem ähneln, der isst" (zu edō 'essen'). Diese Muster wurden im Laufe der Entwicklung des Lateinischen verallgemeinert.

Substantive

Substantive wurden nach Numerus und Kasus flektiert und nach Genus klassifiziert.

Numerus

Es gab drei Numeri: Singular, Dual und Plural. Der Dual bezeichnet dabei eine Zweizahl von Objekten. Es wird (vor allem wegen der Abwesenheit des Dual im Hethitischen) angenommen,[12] dass der Dual in früheren Sprachstadien noch nicht vorhanden war, und dann über die Bezeichnung natürlicher Paare (zum Beispiel paariger Körperteile) und der an den zwei Personen ich und du orientierten Dialogsituation entstand. In den Folgesprachen ist der Dual fast überall ausgestorben; am längsten hat er sich naheliegenderweise in der Flexion von Wörtern wie „zwei“ oder „beide“ gehalten. Im Vedischen sieht man den Dual als Numerus zur generellen Bezeichnung der Zweizahl, im Griechischen wurde er nur für natürliche Paare verwendet. Auch die altgermanischen Sprachen wie das Gotische, Altnordische oder Althochdeutsche erhalten den Dual noch restehaft. Im Gotischen ist er dabei sogar – wenn auch eingeschränkt – noch in der Verbalflexion vorhanden.[13] Die altnordischen Personalpronomina Nominativ vit, Genitiv okkar, Dativ / Akkusativ okkr „wir beide“ und N. þit, G. ykkar, D. / A. ykkr „ihr beide“[14] haben entsprechende Pendants u. a. im westsächsischen Dialekt des Altenglischen (witunceruncunc; ȝitincerincinc)[15] und auch Gotischen (wit – *ugkara[16]ugkisugkis; *jut[16]igqaraigqisigqis).[17][18] Im Althochdeutschen ist hingegen nur der Genitiv der ersten Person, unkēr, ein einziges Mal belegt.[19] Formal lebt aber die Formenreihe der 2. Person Dual in einigen deutschen Mundarten (Bairisch und Südwestfälisch), allerdings in pluralischer Bedeutung, weiter[20] (Beispiel: bair. eesenkerenkenk). Auch das Isländische hat die Dual-Formenreihe erhalten. Allerdings kam es auch hier zur Umdeutung hin zu Pluralpronomina.[21]

Es wird für die frühe indogermanische Ursprache ein weiterer Numerus zur Bezeichnung von Kollektiven angenommen, also zur Bezeichnung einer Vielheit von Objekten als eine Einheit (etwa „Menschheit“ im Unterschied zu „Menschen“). Als Relikt finden sich im Lateinischen die beiden Pluralformen locī ('Stellen in Büchern') und loca ('Gegend') von locus ('Ort'), oder im Griechischen κύκλοι kýkloi ('einzelne Räder') und κύκλα kýkla ('Räderwerk, Satz Räder') von κύκλος kýklos ('Rad'), wobei loca und κύκλα kýkla jeweils den Kollektiv bezeichnen.

Kasus

Ausgehend von den acht Kasus des Vedischen nimmt man auch acht Kasus für das Urindogermanische an. Diese sind der Nominativ (Subjekt des Satzes), der Vokativ (Anrede, Anruf), der Akkusativ (direktes Objekt des Satzes, Bewegung zum Gegenstand hin), der Instrumental (Mittel, Werkzeug), der Dativ (indirektes Objekt, Nutznießer), der Ablativ (Bewegung vom Gegenstand weg, Grund), der Genitiv (nominales Attribut, Zugehörigkeit, Bereich), und der Lokativ (Ort des Gegenstandes, Angabe der Zeit). Ein eventueller neunter Kasus, der Direktiv oder Allativ (Bewegung zum Gegenstand hin), wird angesichts einiger Spuren im Althethitischen diskutiert.

In den Folgesprachen ist die Anzahl der Kasus zurückgegangen. So fielen zum Beispiel im Lateinischen der Instrumental, der Lokativ (bis auf vereinzelte Spuren) und der Ablativ zu einem einzigen Kasus „Ablativ“ zusammen. Im Slawischen findet man noch sieben Fälle, hier ist der Ablativ mit dem Genitiv verschmolzen.

Einen Sonderfall bilden die beiden tocharischen Sprachen, bei denen die Anzahl der Fälle sogar zugenommen hat. Allerdings gehen nur vier der Fälle auf das Indogermanische zurück; die anderen sind Innovationen, die von agglutinierenden Nachbarsprachen ausgelöst wurden.[22]

Genus

Im Indogermanischen gab es drei Genera, Maskulinum, Femininum und Neutrum. Aufgrund des hethitischen Befundes nimmt man an, dass in der Frühphase die Einteilung in Maskulina und Feminina nicht existierte.[23] Stattdessen gab es Animata und Inanimata, also belebte Subjekte und unbelebte Objekte. Aus den Inanimata wurden die Neutra, während sich die Einteilung zunächst der Animata in Maskulina und Feminina vermutlich in Verbindung mit einer Einteilung in männliches und weibliches Geschlecht mit der Zeit bildete.

Die Inanimata (Neutra) konnten nicht Subjekt eines Satzes sein, folglich gab es für sie keinen Nominativ. Dies ist noch in den Folgesprachen bei den Neutra zu beobachten, wo der Akkusativ (bzw. im Hethitischen ein auf den Instrumental zurückgehender Kasus) die Rolle des Nominativs übernimmt.

Es wird angenommen, dass Inanimata nur den Kollektivplural hatten. Eine Spur hiervon wäre das Phänomen des Griechischen, dass bei einem Subjekt im Neutrum Plural das Verb im Singular steht.

Deklination

Endungsschemata

Die folgende Tabelle zeigt rekonstruierte Endungsschemata einschließlich der charakteristischen Suffixe.

Singular
Thematisch Athematisch
o-Stämme Kons. eh₂-Stämme i-Stämme u-Stämme
m (f) n m/f n f m/f n m/f n
Nominativ -o-s -o-m -s, -ø -ø -eh₂-ø -i-s -ø -u-s -ø
Vokativ -e-ø -ø -eh₂-ø -ey-ø -ew-ø
Akkusativ -o-m - -eh₂-m -i-m -u-m
Instrumental -o-h₁, -e-h₁ -(e)h₁ -eh₂-eh₁ -i-h₁ -u-h₁
Dativ -ōy (< -o-ey) -ey -eh₂-ey -ey-ey -ew-ey
Ablativ t -s, -es, -os -eh₂-es, -eh₂-os -oy-s -ow-s
Genitiv -o-s(y)o
Lokativ -o-y, -e-y -i, -ø -eh₂-i -ēy-ø -ēw-ø
  Plural
Thematisch Athematisch
o-Stämme Kons. eh₂-Stämme i-Stämme u-Stämme
m (f) n m/f n f m/f n m/f n
Nominativ -ōs (< -o-es) -e-h₂ -es -h̥₂ -eh₂-es -ey-es -i-h₂ -ew-es -u-h₂
Vokativ
Akkusativ -o-ms -m̥s -eh₂-ms -i-ms -u-ms
Instrumental -ō-ys, -o-mis -bʰis, -mis -eh₂-bʰis, -eh₂-mis -i-bʰis, -i-mis -u-bʰis, -u-mis
Dativ -o-bʰos, -o-mos -bʰos, -mos -eh₂-bʰos, -eh₂-mos -i-bʰos, -i-mos -u-bʰos, -u-mos
Ablativ
Genitiv -ōm (< o-om) -om -eh₂-om -y-om -w-om
Lokativ -oysu -su -eh₂-su -i-su -u-su

Über den Dual kann kaum eine Aussage gemacht werden, außer dass die Endung im Nominativ/Vokativ/Akkusativ *-h₁ oder *-e gewesen sein dürfte.

Die *-i- und *-u-Stämme verhalten sich wie andere athematische Substantive auch und bilden noch keine eigentlichen eigenen Deklinationsklassen. In vielen Folgesprachen haben sie allerdings durch Lautverschmelzungen und Analogiebildungen ein Eigenleben entwickelt.

Bei der thematischen (*-o-)Deklination haben sich die Endungssätze über die Zeit hin mehr und mehr von den athematischen Endungen entfernt. Auffällig ist das Genitiv im Lateinischen und Keltischen, das zu der (heute verworfenen) Annahme einer italo-keltischen Untergruppe der Indogermanischen Sprachen geführt hat.

Die (athematischen) *-eh₂-Feminina sind der Ursprung der ā-Deklinationen der verschiedenen Folgesprachen (im Vedischen ist die thematische *o-Deklination zu der hiermit nicht zu verwechselnden a-Deklination geworden, die Feminina enden auf langem ā). Da diese Stämme oft die weiblichen Versionen männlicher Wörter der *o-Stämme bilden, kam es zu Angleichungen der Endungsschemata in den Folgesprachen. Eine Variante der *-eh₂-Feminina sind die *-yeh₂-Feminina, die zu der großen Gruppe der -ī́-Feminina (z.B. devī́ 'Göttin') im Vedischen geführt hat.

Die lateinischen maskulinen Berufsbezeichnungen auf -a (poēta 'Dichter', agricola 'Bauer', nauta 'Matrose', scrība 'Schreiber') folgen durchweg dem Deklinationsschema der ā-Deklination, ebenso viele männliche Personennamen (z.B. Sulla, Cinna, Catilīna oder Caligula). Im Griechischen jedoch erhalten solche Berufsbezeichnungen und Personennamen im Nom. Sg. zusätzlich ein -s und übernehmen im Gen. Sg. die Endung -ou aus der -o-Deklination, z.B. οἰκέτης oikétēs 'Diener', πολίτης polítēs 'Bürger', δικαστής dikastḗs 'Richter' bzw. Αἰνείᾱς Aineíās, Λεωνίδᾱς Leōnídās oder Ἀτρείδης Atreídēs.

Akzent- und Ablautklassen

Zusätzlich zu den Endungen werden die Kasus der athematischen Substantive durch die Position des Akzents und die Ablautstufe der Elemente Wurzel, Suffix und Endung markiert. Dieses ältere System ist im Vedischen und im Griechischen noch deutlich, im Lateinischen noch ansatzweise im Unterschied zwischen Nominativstamm und dem Stamm der anderen Kasus in der konsonantischen Konjugation (zum Beispiel Lat. nomen, nominis) erkennbar.

Hierzu wird zwischen starken Kasus und schwachen Kasus unterschieden. Die starken Kasus sind Nominativ, Vokativ und Akkusativ im Singular und Dual, Nominativ und Vokativ im Plural; alle anderen Kasus sind schwach. Die vier hauptsächlichen Deklinationsklassen werden als akrostatisch, proterokinetisch, hysterokinetisch und amphikinetisch bezeichnet. Statt -kinetisch wird auch der Terminus -dynamisch verwendet; es gibt auch weitere Deklinationsklassen wie z.B. mesostatisch. Die folgende Tabelle enthält typische Beispiele.

  akrostatisch proterokinetisch
Wurzel Suffix Endung Wurzel Suffix Endung
starke Kasus Akzent
*é-Stufe
*h₂éw-i-s (lat. avis 'Vogel')
Akzent
*é-Stufe
*péh₂-wr̥ ('Feuer')
schwache Kasus Akzent
*é-Stufe
*h₂éw-i-s (Gen. lat. avis 'des Vogels')
Akzent
*é-Stufe
ph₂-wén-s (Gen.)
hysterokinetisch amphikinetisch
Wurzel Suffix Endung Wurzel Suffix Endung
starke Kasus Akzent
*é-Stufe (Akk.Sg.; Nom.Sg. mit *ḗ-Stufe)
*ph₂-tér-m̥ ('Vater')
Akzent
*é-Stufe
*h₂éws-ōs ('Morgenröte')
*ō-Stufe (Nom.Sg.)
*o-Stufe (Akk.Sg.)
schwache Kasus Akzent
*é-Stufe
*ph₂-tr-és (Gen.)
Akzent
*é-Stufe
*h₂us-s-és (Gen.)

Die leeren Felder bezeichnen die unbetonte Nullstufe.

Eine besonders häufige Deklinationsklasse ist die mesostatische (Akzent sowohl im "starken" als auch im "schwachen" Teilstamm durchgehend auf dem Suffix), z.B. ai. matíḥ, Gen. matéḥ 'Gedanke' *mn̥-tí-s, Gen. mn̥-téy-s, oder ai. víḥ, Gen. véḥ 'Vogel' *h₂w-í-s, Gen. *h₂w-éy-s (vgl. auch im folgenden Abschnitt die Beispiele für Wurzelnomina). Die Deklinationsklasse gilt als produktive Bildung und daher nur in Einzelfällen als archaisch.

Bei den sogenannten Wurzelnomina steht die Wurzel in der Nullstufe, trägt aber den Akzent (z.B. lat. nix 'Schnee' *snígʷʰ-s, dt. Burg *bʰŕ̥g̑ʰ-s). Sie haben häufig ein ebenfalls in der Nullstufe stehendes Suffix (z.B. lat. portus *pr̥-tú-s 'Hafen' mit -tú-Suffix, dt. Ge-burt *bʰr̥-tí-s mit -tí-Suffix), das dann gewöhnlich den Akzent trägt. Sie kommen mit (meso-)statischem (wenn das Suffix im "schwachen" Teilstamm in der akzentuierten -é- oder -ó-Stufe steht, z.B. Gen.Sg. 'des Hafens' *pr̥-téw-s, der Ge-burt *bʰr̥-tóy-s) und mobilem (=amphikinetischen, wenn im "schwachen" Teilstamm die Endung betont ist, z.B. Gen.Sg. 'des Schnees' *snigʷʰ-és, 'der Burg' *bʰr̥g̑ʰ-és) Akzent vor.

Adjektive

Adjektive wurden wie die Substantive nach Numerus und Kasus, aber anders als diese auch nach Genus dekliniert. Die Formen sind dabei dieselben wie die der Substantive (und ein Adjektiv konnte auch als Substantiv verwendet werden). Die Großzahl der Adjektive folgt im Maskulinum und Neutrum der *o-Deklination, im Femininum der *eh₂- oder *yeh₂-Deklination. Auch *i- und *u- oder konsonantisch-stämmige Adjektive kamen vor; das Femininum wurde manchmal durch das *yeh₂-Suffix, manchmal gar nicht gesondert bezeichnet.

Eine zusätzliche Flexion der Adjektive ist die Steigerung. Der Komparativ wird durch das amphikinetische Suffix *-yos (Ablautformen *-yōs *-is) (latein. maior 'größer') oder das thematische Suffix *-tero- (griech. σοφώτερος sophṓteros 'weiser') bezeichnet. Der Superlativ hat die Suffixe *-(m̥)mo- (latein. minimus 'der kleinste') oder *-is-to- (griech. μέγιστος mégistos 'der größte'). Die latein. Superlativendung -issimus geht auf eine Kombination des Komparativsuffix *-is- mit dem Superlativsuffix *-(m̥)mo- zurück.

Pronomina

Die Rekonstruktion der verschiedenen Formen der Pronomina ist nur unvollständig möglich.

Personalpronomina

Die Personalpronomina der ersten und zweiten Person (für die dritte Person siehe unter Demonstrativpronomina) hatten keine Genusunterscheidung. Es gab Singular, Dual und Plural; dabei muss aber beachtet werden, dass „wir“ nicht in genau demselben Sinne der Plural von „ich“ ist wie „Personen“ der Plural von „Person“, da die Rollen des Sprechers und des Angesprochenen sich nicht ohne weiteres in diese Kategorien einbeziehen lassen. Entsprechend gibt es auch im Singular ganz andere Wortwurzeln als im Plural.

Die Personalpronomina hatten jeweils eine betonte und eine enklitische Form. Im Griechischen und Indoiranischen hat sich diese Unterscheidung gehalten; in anderen Folgesprachen hat sich der Formenbestand der beiden Typen vermischt. Die enklitische Form kam nicht in allen Kasus vor.

  ich du wir ihr
betont enkl. betont enkl. betont enkl. betont enkl.
Nominativ eg̑óh₂, eg̑h₂óm tú(h₂) wéys yúhs
Akkusativ mḗ me tḗ te, twe n̥smé nos usmé wos
Dativ meg̑ʰey, meg̑ʰyom moy tebʰey tebʰyom toy n̥sméy ? usméy ?
Genitiv méne téwe n̥sóm usóm

Reflexivpronomen

Vom Reflexivpronomen *swe/*se lassen sich die Dativform *soy und der enklitische Akkusativ *se rekonstruieren.

Demonstrativpronomina

Wie auch in den modernen Sprachen gab es verschiedene Demonstrativpronomina, die verschiedene Arten bzw. Grade der Demonstrativität ausdrückten. (Vgl. er, dieser, jener, derselbe).

Das Pronomen *só/*séh₂/*tó- ('er'/'sie'/'es') wurde – in attributiver Verwendung – auch Ausgangspunkt des bestimmten Artikels im Griechischen, in gewissem Sinne auch im Vedischen, viel später auch im Deutschen. Die hier dargestellten Formen sind hauptsächlich aufgrund des vedischen Bestands rekonstruiert:

  Singular Plural
m n f m n f
Nom. tó-d sé-h₂, sí-h₂ tó-y té-h₂ té-h₂-s
Akk. tó-m té-h₂-m tó-m-s té-h₂-m-s
Dat. tó-smo-ey tó-sye-h₂-ey tó-y-bʰyos té-h₂-bʰyos
Abl. tó-smo-et tó-sye-h₂-s
Gen. tó-syo tó-y-sōm té-h₂-sōm
Lok. tó-smin tó-sye-h₂-m tó-y-su té-h₂-su

Dieses Pronomen findet man zum Beispiel im deutschen das, im griechischen Artikel ὁ ho, ἡ hē, τó tó, und im vedischen Pronomen , sā́, tád.

Ein zweites Demonstrativpronomen *i- (Ablaut *ey-) entspricht dem lateinischen is, ea, id, Sanskrit ayám, iyám, idám

Interrogativ-, Indefinit-, Relativpronomina

Als Fragepronomen wird substantivisch *kʷí- (*kʷí-s lat. Nom. mask. fem. quis? 'wer' = gr. τίς tís, *kʷí-d lat. Nom. Akk. neutr. quid? 'was?' = gr. τί tí) und adjektivisch *kʷó- rekonstruiert. Daraus, dass das Fragepronomen eine eigene Form für das Neutrum, aber keine Genusunterscheidung zwischen Maskulinum und Femininum kennt, schließt man auf das hohe Alter dieser Formen. Allerdings kennt das Vedische den Stamm *kʷí- nur in einer einzigen Form, nämlich den Nom. Akk. neutr. kím? 'was?'; die übrigen Formen (die dann in kád? = kím? 'was?' ein alternatives Neutrum haben) gehen exakt wie das Demonstrativpronomen tá-.

In enklitischer Form hatten die Fragepronomina indefinite Bedeutung („wer auch immer“).

Das Relativpronomen geht ebenfalls auf das Fragepronomen zurück und entwickelt z. T. eigene Formen. Ein weiterer Relativstamm war *yo-, eventuell mit einleitendem Laryngal (h₁); dieser ist im Sanskrit als Relativpronomen yád, im Griechischen als , im Keltischen als yo bekannt.

Interrogativpronomina und Relativpronomina lassen sich rekonstruktionell umfassend dadurch darstellen, dass man fürs Interogativpronomen in der oben stehenden Tabelle des Demonstrativpronomens *t- durch *kʷ- und fürs Relativpronomen *t- durch *(h₁)y- ersetzt. Es gibt aber im Interrogativpronomen die erwähnten, offenbar älteren "Zusatzformen" vom Pronominalstamm *kʷí-. Besonders interessant scheint in diesem Zusammenhang die Instrumentalbildung *kʷí-h₁, die bis heute in lat. quī? 'wie?' und engl. why? 'warum?' erhalten ist.

  Singular Plural
m/f n m/f n
Nom. kʷí-s kʷí-d kʷéy-es kʷí-h₂
Akk. kʷí-m  
Instr. kʷí-h₁  
Dat. kʷó-smo-ey kʷé-smo-ey    
Gen. kʷó-syo kʷé-syo    

Weitere pronomiale Bildungen

Es wurden dem Possessivpronomen entsprechende Adjektive rekonstruiert. Der Genitiv des Personal- bzw. Demonstrativpronomens übernimmt aber meist diese Funktion. Weitere Wörter (ein anderer, keiner, die Zahlwörter etc.) passen von der Rolle wie der Flexion her in das System der Pronomina.

Verben

Das indogermanische Verb wurde nach Numerus, Person, Aspekt, Tempus/Modus und Diathese flektiert. Zusätzlich gab es mehr oder weniger produktive Verfahren, die (meist durch ein geeignetes Suffix) die Bildung neuer abgeleiteter Verben (zum Beispiel Kausativ, Desiderativ) ermöglichten. Andere Suffixe erlaubten die Bildung von Verben aus Substantiven/Adjektiven (Denominativ) oder umgekehrt die Bildung von Adjektiven/Substantiven aus Verben (Partizip, Gerundivum, Gerundium usw.).

Es wird angenommen, dass in einer Vorform des Indogermanischen die Suffixe für Tempus, Aspekt, Aktionsart etc. freier miteinander kombinierbar waren, sodass nicht zwischen Wortbildung und Flexion getrennt werden kann. Daraus entwickelte sich das „klassische“ indogermanische Verbalsystem, das in seiner vollen Ausprägung vor allem im Griechischen und im Indoiranischen feststellbar ist. In manchen Folgesprachen (zum Beispiel Latein, entfernter schon Germanisch) kann man einen späteren Umbau dieses Systems feststellen, im Fall des Hethitischen geht man eher davon aus, dass sich das klassische System erst nach der Abspaltung der Sprache entwickelt hat.

Numerus und Person entsprechen dem, was aus modernen indogermanischen Sprachen bekannt ist, wobei natürlich der Numerus des Duals dazu kommt.

Aspekt

Die wichtigste Kategorie des indogermanischen Verbs ist nicht etwa das Tempus (wie die Bezeichnung „Zeitwort“ für „Verb“ vermuten lassen könnte), sondern der Aspekt. Der Aspekt drückt die zeitliche Haltung des Sprechers zum berichteten Ablauf aus: der perfektive Aspekt sieht den gesamten Handlungsablauf in seiner Einordnung in den Berichtsablauf („abgeschlossene Handlung“), im imperfektiven Aspekt liegt der berichtete Zeitpunkt innerhalb des Handlungsablaufs, und im resultativen Aspekt ist der Bericht auf das Ergebnis des Ablaufs konzentriert.

Den drei Aspekten entsprechen die indogermanischen Formengruppen Präsens (imperfektiv), Aorist (perfektiv), und Perfekt (resultativ); (die Bezeichnung „Tempus“ sollte hier vermieden werden). Das Perfekt nimmt allerdings aufgrund seiner Entstehungsgeschichte (vgl. im Folgenden die Erklärung der Faktiv-Endungen des Plusquamperfekts sowie die Perfekt-Medium-Darstellung im Abschnitt Das Verb in den Folgesprachen: Griechisch) eine Sonderstellung ein. Zur Entwicklung der spezifischen semantischen Besonderheiten der Aspekte vgl. die Ausführungen im folgenden Absatz Tempus/Modus.

Man vermutet, dass es in einer früheren Sprachstufe zwei Arten von Verben (bzw. eigentlich zwei verschiedene Wortarten) gab: die Faktivverben und die Stativverben. Die Faktivverben denotieren einmalige Ereignisse und Handlungen, die Stativverben längerfristige Zustände. Die Faktivverben sind transitiv, die Stativverben intransitiv. Es gibt Spekulationen, die die Faktivverben mit den animaten Substantiven, die Stativverben mit den inanimaten Substantiven in Verbindung bringen. Die Faktivverben haben den Formen- und Endungsbestand des späteren Präsens und Aorists (ohne Medium), die Stativverben haben den Formen- und Endungsbestand des späteren Stativs und Mediums. Das spätere Perfekt hat den Formenbestand der Faktivverben und den Endungsbestand der Stativverben.

Abweichungen von der Zuordnung Faktivverben : Faktivendungen und Stativverben : Stativendungen sind zahlenmäßig selten; sie betreffen aber wichtige Einzelverben, Tempora und Verbalgruppen, z.B. einerseits (Stativverben mit Faktivendungen) lat. est 'ist', it 'geht' oder fit 'wird' (im Lat. aber Semideponens) oder die griech. Passivaoriste, andererseits (Faktivverben mit Stativendungen) transitive Deponentien wie ved. sácate = griech. ἕπεται hépetai = lat. sequitur 'folgt', oder den Singular der hethit. ḫi-Verben. Diese sind Semideponentien mit einer einzigartigen, aber in dieser Einzelsprache regelhaft grammatikalisierten Verteilung der Faktiv- und Stativendungen. Durch diese Grammatikalisierung kommt es zu der erstaunlichen Erscheinung, dass ausgerechnet die hethit. Faktitiva ḫi-Verben sind.

In visionärer Weise identifizierte Pedersen bereits 1933 die Faktivverben bzw. die Stativverben in ihren für die Erkenntnis der verbalen Verhältnisse in der indogermanischen Ursprache eminent wichtigen Eigenschaften und versah sie mit dem Terminus mi-Konjugation bzw. H-Konjugation. Eine allgemeinere, aber aussagekräftige Bezeichnung ist Uraktiv bzw. Urmedium. In neuerer Literatur werden sie als Faktivredukt bzw. Stativredukt bezeichnet (Jarosch 2009; dort auch die Benennung der Stativverben mit Faktivendungen als Statofaktivverben und der Faktivverben mit Stativendungen als Faktostativverben).

Morphologisch wird der Aspekt durch die Bildung separater Stämme für Präsens, Aorist und Perfekt aus der Wortwurzel ausgedrückt. Die Bildungsverfahren sind verschiedene Kombinationen von Ablautstufen, Reduplikation und speziellen Suffixen. Das Perfekt zeichnet sich darüber hinaus durch einen separaten Satz von Endungen aus.

Tempus/Modus

Innerhalb einer Aspektgruppe (im Perfekt aber nicht voll ausgebildet) gibt es fünf Tempus/Modus-Kategorien: Die Gegenwart (fehlt in der Aoristgruppe aus logischen Gründen, da ein gegenwärtiger Ablauf noch nicht vollständig ist), die Vergangenheit, den Konjunktiv (der die Zukunft oder die Absicht bezeichnete), den Optativ (Wunsch, Möglichkeit), den Imperativ (Befehl, nicht in der ersten Person). Zur Kennzeichnung dienten

  • die Endungssätze:
    • die sogenannten primären oder hīc-et-nunc-Endungen für Gegenwart und Konjunktiv,
    • die sekundären Endungen für Vergangenheit und Optativ,
    • ein spezieller Endungssatz für den Imperativ;
  • das Augment zur Kennzeichnung der Vergangenheit (wird als rein griechisch-armenisch-indoiranische Besonderheit angesehen);
  • spezielle Suffixe:
    • *-e-/*-o- bzw.. *-é-/*-ó- (der Themavokal) für den Konjunktiv,
    • *-yéh₁-/*-ih₁- für den Optativ.

An Stelle des sprachtypologisch nicht möglichen "Aorists der Gegenwart" steht der Injunktiv, d.h. ein augmentloser Aorist, der eine außerzeitliche Betrachtung des aoristischen Sachverhalts darstellt, d.h. eine Handlung mit "Zeitdauer Null" (entspricht dem perfektiven Aspekt). Diese Handlung kann nicht sprachwirklich dargestellt werden, da die Aussage eine längere Zeitdauer erfordert als die Handlung (z.B. der Ballon platzt). Die jeweilige Verbalform kann somit nicht die Gegenwart ausdrücken; sie kann entsprechend keine Primärendungen haben. Sprachwirkliche Darstellungen des aoristischen Sachverhalts sind hingegen in den Vergangenheitstempora, im Futur und in den Modi möglich (der Ballon platzte / ist geplatzt / war geplatzt / wird platzen / kann platzen / wenn er platzt, erschrecken wir). Auch die Iteration ist sprachwirklich (mehrere Ballons platzen nacheinander; jetzt mit imperfektivem Aspekt); zum Ausdruck dieser Iteration bilden Aoristwurzeln häufig Präsensstämme mit ikonischer Reduplikation. Die iterierte Form entspricht dann der iterierten Semantik; die Primärendung kann problemlos antreten (vgl. hier im Beitrag "Vedisch und Sanskrit" ved. jáṅ + gan + ti 'er kommt' *gʷém + gʷom + ti; die Aoristwurzel *gʷem 'einen Schritt tun' vermag durch die Iterierung dann als ursprüngliche Bedeutung auszudrücken: 'er tut Schritte').

Geschehene aoristische Handlungen können wegen ihrer "Zeitdauer Null" rückblickend immer nur als Gesamthandlung betrachtet werden. Daraus entwickelt sich die Bedeutung des Aorists als Gesamtschau auch länger andauernder vergangener Handlungen. Das Präsens bezeichnet dann semantisch entsprechend die Verlaufsschau, d.h. Handlungen, die (häufig während andere Handlungen eintreten) gerade ablaufen. Der Terminus Aspekt bezieht sich auf die Unterscheidung von "Gesamtschau" und "Verlaufsschau".

Diathese

Wir kennen aus den modernen indogermanischen Sprachen die Diathese Aktiv-Passiv, die sich in den einzelnen Sprachzweigen unabhängig gebildet hat. Ein formal eigenes Passiv war aber in der Ursprache nicht existent; stattdessen gab es ein Medium, das die Intransivität bezeichnete (lat. abdor 'ich bin ...' bzw. '... liege versteckt'), ebenso die Reziprokität (lat. abduntur 'sie verstecken einander'), und weiterhin, dass das Subjekt des Satzes zusätzlich direktes oder indirektes Objekt ist (lat. abdor 'ich verstecke mich selbst' bzw. 'ich verstecke mir selbst' - letztere Bedeutung, die des Interesses, ist im Lat. allerdings nicht mehr erkennbar). Aus diesen medialtypischen Inhalten konnten sich dann Bedeutungen wie (gerundivisch) lat. abdor 'ich lasse mich verstecken' oder (passivisch) lat. abdor 'ich werde versteckt' entwickeln.

Endungsschemata

Beim Versuch, die formale Beschaffenheit der grundsprachlichen Verbalendungen zu erschließen, ist davon auszugehen, dass - in den Einzelsprachen z.T. auf völlig verschiedene Weise - chronologische Abstufungen, Änderungen und Weiterentwicklungen es praktisch unmöglich machen, die Verbalendungen in einer einzigen Tabelle darzustellen. Dennoch sind einige Fakten hinsichtlich des überlieferten "Endungs-Materials" ziemlich gesichert:

1. Die ursprünglichen Endungssätze sind weitgehend bekannt; sie lauten - mit der Einschränkung weitgehend - für die Faktivendungen 1.Sg *m, 2.Sg. *s, 3.Sg. *t, 1.Du. *wé, 1.Pl. *mé, 2.Pl. *té, 3.Pl. *ént, für die Stativendungen 1.Sg *h₂e, 2.Sg. *th₂e, 3.Sg. *e, 1.Du. *wé, 1.Pl. *mé, 2.Pl. *é, 3.Pl. *ŕ̥.

2. Sogenannte hīc-et-nunc-Marker machen diese "Sekundärendungen" zu "Primärendungen" (zu deren Verwendungsweise vgl. z.B. unter Aspekt und Tempus/Modus). Diese Marker sind offensichtlich *i, *s, *h₂ und u.U. auch *r (wenn dieses in andere Stativendungen eindringt). Die allgemein und weithin anerkannte Verteilung der Marker führt tentativ zu folgenden Primärendungen: Faktivendungen 1.Sg *mi, 2.Sg. *si, 3.Sg. *ti, 1.Du. *wés, 1.Pl. *més, 2.Pl. *th₂é, 3.Pl. *énti, Stativendungen 1.Sg *h₂ey, 2.Sg. *th₂ey, 3.Sg. *ey, 1.Du. *wés, 1.Pl. *més, 2.Pl. ?, 3.Pl. *ŕ̥s.

3. Die Endungen sind teilweise ablautresistent; wenn sie ablauten, werden sie häufig unabhängig und ohne Bezug auf die gültige Akzent-Ablaut-Zuordnung verwendet.

4. Die 3.Pl. *ŕ̥ des Stativendungssatzes nimmt einen auffälligen Entwicklungsweg: Im Griech. und German. wird sie völlig ausgemerzt, im Vedischen dringt sie z.T. in die 3.Pl. des Wurzelaorists ein. Im Hethit. erscheint sie in allen 3.-Pl.-Formen des Präteritums und wird teilweise (und variabel) auf andere Endungen des Mediums und Passivs übertragen. Im Lateinischen findet diese Übertragung fast vollständig, im Tocharischen durchgehend statt. Es kann davon ausgegangen werden, dass solche Übertragungen einzelsprachlich sekundär vorgenommen werden. In der folgenden Tabelle der Endungen wird daher *-ŕ̥ nur in die 3.Pl. des Mediums gesetzt.

5. Die Stativendungen erleiden ihre stärksten Änderungen bzw. Einbußen dadurch, dass sie aus dem ursprünglich einheitlichen Stativ ins Medium und (später) ins Perfekt abgegeben werden (wobei ausgerechnet das Perfekt noch die ursprünglichste Form der Stativendungen beibehält). Z.B. erscheint die 3.Sg. *e im Medium als *ó (sīc!) und unter dem Einfluss der daneben liegenden Faktivendung 3.Sg. *t als *tó (die 2. Sg. dann entsprechend als *só statt *th₂é, die 3.Pl. z.B. als *-ń̥to *-statt *-ŕ̥ usw.). Diese 3.Sg.-Endung *tó wird im Lateinischen (s.o.) zusätzlich mit *r versehen und erhält so die uns vertraute Form *-tur. Heth. šupp(tt)a(ri) 'er schläft' zeigt diesen Vorgang parallel in derselben Einzelsprache: šuppa *sup-ó, šupptta *sup-tó, šuppttari mit *r plus hīc-et-nunc-marker.

6. Endungen "starker" Teilstämme sind nicht akzentuiert, weil der "starke" Teilstamm von der Typologie her bereits den Akzent trägt. Das gilt für die Faktivendungen des Aorists und Präsens und für die Stativendungen des -é-Stativs und des Perfekts (und ausnahmslos natürlich ebenso für die Nominalendungen im Nominalsystem). Das Medium des Aorists und Präsens entsteht dadurch, dass der ursprünglich einheitliche Stativ seinen "schwachen" Teilstamm in den Aorist und ins Präsens abgibt (vgl. oben unter 5.). Durch die jetzt notwendige Auffüllung des Medialparadigmas kommt es zu der einmaligen Erscheinung, dass im Medium Starkstammendungen akzentuiert sind (also jetzt 1.Sg. *h₂é, 2.Sg. *th₂é, 3.Sg. *é; vgl. z.B. unten im Abschnitt Das Verb und die Folgesprachen, Griechisch die Medialform z.B. 1.Sg. *dʰe-dʰh₁-h₂éy 'bin gesetzt' bzw. 'bin gesetzt worden'). Die gleiche Erscheinung tritt naturgemäß beim nullstufigen Stativ auf, d.h. in den Fällen, in denen beim Stativ nicht die -é-Stufe, sondern die Nullstufe einheitlich im ganzen Paradigma durchgeführt wird.

7. Eine Besonderheit stellt die 1.Sg. der thematischen Verben auf *-ō dar. Bei der traditionellen Herleitung aus *-o-h₂ (h₂ aber nicht sicher) fällt auf, dass ausgerechnet diese häufige und wichtige Form keinen hīc-et-nunc-Marker hat. Ferner gilt für alle sicher rekonstruierten Endungen ausnahmslos, dass die Sekundärendung die Primärendung minus hīc-et-nunc-Marker ist (also z.B. *si - *i = *s). Die Sekundärendung der 1.Sg. auch der thematischen Verben lautet aber *m. Es erscheint möglich, dass *-ō eine Kontinuante aus *-o-mh₂ ist. Die thematische 1.Sg. hätte dann den hīc-et-nunc-Marker *h₂, und es gälte *mh₂ - *h₂ = *m. Im Einsilbler könnte die Kontinuante tatsächlich *-ó-m lauten (lat. sum 'ich bin' dann aus *h₁s-ó-mh₂ statt *sō; lat. 'ich gebe' ist kein 'echter' Einsilbler, sondern eine reduplizierte Präsensbildung, vgl. re-d-dō 'ich gebe zurück').

8. Ein "-s-Zusatz" für die Stativendungen 1.Pl. *-mé + dʰh₂ und 2.Pl. *-dʰw + é (so in Tichy-2000, S. 86) wird nicht angenommen. Die nur griech. Endung der 2.Pl. des Mediums, -σϑε, ist abstrahiert aus der Narten-Form der Wurzel *h₁es 'sein' ἧσϑε 'ihr sitzt' *h₁ḗs-dʰwe, interpretiert als *h₁ḗ-sdʰwe (im Griech. ist dann bereits im ganzen Paradigma nur noch der Stamm *h₁ḗ- durchgeführt, mit Ausnahme der bezeichnenden Doppelform 3.Sg. Imperfekt ἧσto und ἧto.)

9. Viele einzelsprachliche Endungen lauten formal anders; man versucht jedoch, die Entwicklungsgeschichte schlüssig nachzuvollziehen. Die 1.Pl. der Faktiv-Primärendungen lautet griech. -μεν -men; hier ersetzt *n den hīc-et-nunc-Marker *s. Im Hethit. lautet sie -u(u)eni (mit gleichem hīc-et-nunc-Marker wie im Griech.); hier ist *w aus der 1.Du. übertragen und der hīc-et-nunc-Marker *i nochmals angesetzt. Die 1.Sg. der Stativ-Sekundärendungen lautet griech. -μην / -μᾱν mēn / mān; die Zusammensetzung ist so vorstellbar: *m + *h₂a + Laryngal (welcher?) + erwähnter (hier bedeutungswidriger) hīc-et-nunc-Marker *n. In der 2.Pl. der Stativendungen im Latein. ersetzt eine Infinitiv-Endung (Infinitiv im Sinne einer Aufforderung) -minī die ererbte Endung, usw. usf.

10. Die in der Tabelle herausgehobenen Teile der Sekundärendungen bestätigen die Verbindung mit den Perfektendungen (Fortson-2004, 2. Auflage. 2010, S. 103: The perfect ... endings ... closely resemble those of the middle).

Unter diesen Einschränkungen und sehr schwierigen Voraussetzungen könnte eine Endungstabelle wie folgt aussehen:

  Aktiv ("Faktivendungen") Medium ("Stativendungen")
Numerus Pers. Primär Sekundär Primär Sekundär
Singular 1. -mh₂ (them.), -mi (athem.) -m -h₂ey -h₂e
2. -si -s -th₂ey -th₂e
3. -ti -t -ey -e
Dual 1. -wés -wé -wé + dʰh₂ + ? -wé + dʰh₂
2. (-th₂és) (-téh₂) (-th₂éyh₁) (-th₂éh₁)
3. (-tés) (-téh₂m) (-téyh₁) (-téh₁)
Plural 1. -més -mé -mé + dʰh₂ + ? -mé + dʰh₂
2. -th₂é -té -dʰw + éy -dʰw + é
3. -énti -ént -ŕ̥s -ŕ̥

Die eingeklammerten Endungen müssen als ziemlich spekulativ gelten.

Für den Imperativ lassen sich nur die Singularendungen im Aktiv sicher rekonstruieren. Endung der zweiten Person Singular Imperativ ist 'Null' für thematische, *-dʰí für athematische Verben ('Null' kommt aber vereinzelt auch 'athematisch' vor, z.B. lat. ī! 'geh!' *h₁éy : *h₁i-dʰí in ved. ihí, altavest. idī, griech. ἴϑι íthi oder hethit. īt). In der 2.Sg. und 3.Sg. gibt es die Endung *-tōd für Aufforderungen in der Zukunft, z.B. lat. petitō! 'du sollst verlangen', 'er soll verlangen' *pét-e-tōd. Für die Formen der übrigen Personen, Numeri und Diathesen wurden jeweils die entsprechenden Injunktivbildungen verwendet.

Die Perfektendungen sind (vgl. oben) im Ursprung identisch mit denen des Mediums, haben aber (aufgrund der Entstehungsgeschichte des Perfekts) aktivische Funktion. Tichy-2000, S. 89f. nimmt auch Primärendungen 1.Sg *-h₂ey, 2.Sg. *-th₂ey, 3.Sg. *-ey, 1.Pl. *-més und 3.Pl. -ŕ̥s an. Die folgenden Endungen sind dann Sekundärendungen; sie lassen sich mit sehr hoher Sicherheit wie folgt rekonstruieren:

1. Sg. -h₂e
2. Sg. -th₂e
3. Sg. -e
1. Du. -wé
1. Pl. -mé
2. Pl.
3. Pl. -ŕ̥

Die Vergangenheit des Perfekts, das Plusquamperfekt, hat die Faktiv-Sekundärendungen *-m, *-s, *-t usw. Wenn man davon ausgeht, dass das Perfekt aus dem (reduplizierten) Präsens entstanden ist, indem die Stativendungen anstelle der Faktivendungen eingeführt wurden, zeigt das Plusquamperfekt tatsächlich noch den ursprünglichen Endungsbestand.

Infinitive gibt es in der Grundsprache nicht; die Einzelsprachen verwenden für die Bildung ihrer Infinitive nominale Suffixe, meist mit den Kasusformen des Akkusativs, Dativs, Lokativs usw.

Augment

Im Griechischen, Indoiranischen, Phrygischen und z. T. Armenischen (siehe auch unter Balkanindogermanisch) taucht in den Vergangenheitstempora als Markierung für die Vergangenheit ein spezielles Präfix, das sogenannte Augment, auf; vgl. gr. ἔ-φερε é-phere = ved. á-bharat 'er trug' (Imperfekt) oder in der armenischen Aoristform e-ber 'er trug' (in der 1. Person Singular aber beri ohne Augment). In den übrigen idg. Sprachen, wie Latein oder Germanisch, fehlt jedoch das Augment. Zudem war die Augmentierung im älteren Indoiranischen, sowie im homerischen Griechisch nicht obligatorisch (diese nicht-augmentierten Vergangenheitsformen werden als Injunktive bezeichnet).

Für das Protoindogermanische führt Meier-Brügger ein Adverb *(h₁)é damals an, das fakultativ vor den entsprechenden Verbformen in der Vergangenheit stehen konnte. Das oben angeführte griechische (ἔ-φερε é-phere) und vedische Beispiel (á-bharat) wird bei Meier-Brügger somit als *h₁é *bʰéret, univerbiert als *h₁é-bʰeret, rekonstruiert.

Stammbildungen

Präsens

Die Bildungen für Präsensstämme im Indogermanischen sind mannigfaltig. Hier seien daher nur die wichtigsten genannt:

  • *-yé-/-yó- bzw. *-ye-/-yo-: Dieses Suffix, welches einen thematischen Stamm ergibt, kann wohl als das produktivste im Indogermanischen überhaupt gelten. Die Wurzel ist entweder in der Nullstufe, wenn die Verben meist Intransitiva sind, oder in der Vollstufe, was meist Transitiva ergibt. Weiters wird das Suffix häufig zur Bildung von Denominativa benutzt.
  • *-é-ye-/-é-yo-: Diese beiden Suffixe dürfen Varianten des obigen sein. Die Wurzel pflegt in der o-Stufe zu stehen und die Bedeutung entweder kausativ oder iterativ zu sein.
  • *-sk̑é-/-sk̑ó-: Dieses thematische Suffix wird an die Nullstufe der Wurzel gehängt und ergibt Stämme iterativer Bedeutung. Beispielsweise gehen die Inchoativa des Lateinischen, die mit -sc- aktionsartspezifiziert sind, auf diese Bildung zurück, ebenso die Iterativa mit *-sk̑é-/-sk̑ó- im Griechischen und Hethitischen.
  • *-h₁s(y)é-/-h₁s(y)ó- bzw. *-h₁s(y)e-/-h₁s(y)o-: Dieses Suffix tritt entweder an die reduplizierte Wurzel (zum Beispiel *dʰedʰh₁- von *dʰeh₁-) oder an die *e-Stufe an und hat desiderative Bedeutung. Es ist der Ursprung einiger indogermanischer Futurbildungen, so grammatikalisiert im Griechischen.
  • „Nasalpräsens“: In die Nullstufe der Wurzel wurde ein Infix *-né- (im "starken" Teilstamm), ablautend mit *-n- (im "schwachen" Teilstamm), vor dem letzten Konsonanten eingefügt. Der sich ergebende Stamm war ursprünglich athematisch, wurde aber in den Folgesprachen auf mannigfaltige Weise thematisiert. Das Nasalpräsens ist u. A. noch im Lateinischen vorhanden (vincere mit Perfekt vīcī '(be-)siegen'; '(be-)siegte' bzw. 'habe (be-/ge-)siegt').
Aorist

Die Folgesprachen der indogermanischen Ursprache zeigen vier verschiedene Aoristbildungen, den Wurzelaorist, den -s-Aorist, den thematischen Aorist und den reduplizierten (ebenfalls thematischen) Aorist. Die neben dem Wurzelaorist einzige der Ursprache zugehörige Aoristbildung ist der -s-Aorist (vgl. zum Beispiel den -s-Aorist im Vedischen = -σ-Aorist im Griechischen = -s-Perfekt im Lateinischen). Das *-s- tritt direkt an die Wurzel an. Ohne Themavokal, d.h. athematisch, folgen die Sekundärendungen. Die Wurzel steht dabei im Aktiv durchgehend in der -ḗ-Dehnstufe, im Medium jedoch in der Nullstufe, bei Wurzeln auf -y und -w in der -é-Vollstufe. Aufgrund von Befunden aus dem Tocharischen und Hethitischen ist umstritten, ob das s-Suffix in allen Personen ursprünglich ist oder zunächst nur der 3. Sg. angehört (zum hethit. *-s- in der 3.Sg des Präteritums der ḫi-Verben vgl. aber den Beitrag hier unter Anatolische Sprachen). Das Vorhandensein eines Augments ist aufs Griechisch-Armenisch-Indoiranische begrenzt und deshalb auch für die übrigen Einzelsprachen, soweit sie den Aorist (noch) haben, fraglich.

Perfekt

Der Perfektstamm besteht meist nur aus der reduplizierten Wurzel. Als Vokal der Reduplikationssilbe tritt gewöhnlich *e auf (im Vedischen auch *ē, *i und *u, im Lateinischen auch *u, ein Mal parallel zueinander in ved. tutóda ~ lat. tutudī 'stieß', beide wohl *stu-stówd- / stu-stud-´), die Wurzel steht im Aktiv Singular in der -ó-Stufe, sonst in der Nullstufe. Im Lateinischen hat das Reduplikationsperfekt häufig überdauert, neben *stu-stud-´ z.B. noch bei dare 'geben', Perfekt dedī aus dem "schwachen" Teilstamm *de-dh₃-´, oder bei cadere 'fallen', Perfekt cecidī aus *k̑e-k̑ód-h₂e + y (~ ved. glbd. śaśā́da). Eine nicht sehr häufige Ausnahme durch das Fehlen der Reduplikation stellt die sehr alte Bildung 1. Sg. *wóyd-h₂e „ich weiß“, 1. Pl. *wid-mé „wir wissen“ von der Wurzel *weyd ('sehen', ursprünglich eigentlich 'finden', vgl. lat. vidēre 'sehen') dar (s. a. Präteritopräsentia).

Das Verb in den Folgesprachen

Im Vedischen und im Griechischen findet man das dargestellte Verbsystem am deutlichsten wieder. Das ist insofern kein Wunder, als die Rekonstruktion des Urindogermanischen vor allem auf diesen beiden Sprachen beruht (sogenanntes graeco-arisches Rekonstruktionsmodell). Die Gültigkeit dieses Ansatzes ist angezweifelt worden; bislang konnte aber kein Alternativmodell geliefert werden.[24]

Anatolisch

Von den anatolischen Sprachen wird angenommen, dass sie sich vor der Bildung der meisten „graeco-arischen“ Merkmale abgespalten haben. Das - am besten überlieferte - hethit. Verbalsystem ist dadurch gekennzeichnet, dass es den Aorist aufgegeben und das Perfekt - im Gegensatz zu den anderen Einzelsprachen - noch nicht entwickelt hat (Jasanoff-2003 ausführlich S. 7–17). Dadurch ist das Verbalsystem viel einfacher; es gibt Gegenwart (ausgedrückt durch das Präsens) und Vergangenheit (= Präteritum; ausgedrückt durch das Imperfekt), Aktiv und Mediopassiv (das Medium hat auch Funktionen eines Passivs übernommen). Thematische Verben spielen so gut wie keine Rolle. Verben mit -o-Vokalismus (malli 'mahlt' *mél-molh₂-e + y, dāi 'nimmt' *déh₃-e + y'), die -šša-/-šš--Imperfektiva (*-sóh₁-/-sh₁-´), die -aḫḫ-Faktitiva (*-eh₂-) und die -anna-/-anni-Durativa (*-n̥h₂-óy-/-n̥h₂-i-´, nach Kloekhorst-2008, S. 175f. *-otn-óy-/otn-i-´) werden zu Semideponentien mit Stativendungen im Singular und Faktivendungen im Plural grammatikalisiert (= ḫi-Konjugation). Alle Formen der 3. Pl. des Präteritums erhalten die Stativendung *r̥, alle Formen der 3. Sg. des Präteritums der ḫi-Konjugation die Endung *-s-t, am wahrscheinlichsten übertragen vom sehr häufigen *h₁és-t 'er war'. Die Stativverben geben ihren ursprünglichen paradigmatischen Ablaut -é-Stufe : Nullstufe auf und führen (wie das Vedische und Griechische) entweder die -é-Stufe oder die Nullstufe jeweils im ganzen Paradigma durch (ki-tta(ri) 'er liegt' = ved. śáye = gr. κεῖται keítai *k̑éy-e + y bzw. šupp(tt)a(ri) 'er schläft' *sup-(t)ó ± ri ~ ved. duhé 'sie gibt Milch' *dʰug̑ʰ-é + y; alle Formen mit jeweils einzelsprachlich regelhafter Umbildung der Endung). Als archaisches Charakteristikum gilt, dass das Hethitische ohne Futur und mit Ausnahme des Imperativs ohne Modi auskommt.

In der Fachwelt gilt es mittlerweile (s.o) als mehr als weitgehend sicher, dass die anatolische Sprachgruppe mit weitem zeitlichen Abstand als erste aus dem Gesamtverband der Sprecher der indogermanischen Ursprache ausgetreten ist. Zu zahlreich sind die Merkmale, die das Anatolische nicht hat, aber alle anderen Sprachgruppen aufweisen, z.B. die nur ansatzweise durchgeführte nominale und verbale Thematisierung, das Perfekt, die Modi, den Dual, das -tó-Partizip, den -yos-Komparativ oder die Tatsache, dass das -nt-Partizip ein passives Partizip ist. Uranatolisch ist damit eigentlich eine Schwestersprache des Urindogermanischen mit einer ungewöhnlich großen Anzahl an sprachlich ungemein wichtigen Archaismen, unter ihnen der einzigartige lautliche Erhalt von *h₂ und *h₃ als -ḫ- / -ḫḫ-, und die sprachhistorisch sensationelle Tatsache, dass - im Phoneminventar des Luwischen und Lykischen - noch alle drei Tektalreihen (palatal, velar und labiovelar) unterschieden werden (Kloekhorst-2008, S. 17f.).

Tocharisch

Die tocharische Sprachgruppe ist offenbar sehr früh nach Osten abgerückt. Tocharisch besitzt vielfältige, einschneidende und sonst nicht vorkommende Neuerungen, z.B. ein System von sieben Sekundärkasus, die Gruppenflexion, einen eigenen Numerus Paral zur Bezeichnung natürlicher Paare (im Gegensatz zum Dual, der die zahlenmäßige Zweiheit bezeichnet), eine fundamentale Verbalstamm-Opposition Normalverb : Kausativ, und eine Thematisierung, die von der Endung *-o (der 3.Sg. der Stativendungen) ausgeht.

Griechisch

Im Griechischen sind die Funktionen der verschiedenen Verbformen am klarsten ausgeprägt. Zu den Aspektstämmen Präsens (mit Imperfekt), Aorist und Perfekt (mit Plusquamperfekt) ist ein Futurstamm (mit Futur exakt im Passiv) hinzugetreten, der oft, aber nicht immer durch ein s-Suffix gekennzeichnet ist. Der vollständig ausgebildete Formenbestand des Perfekts Medium widerlegt - zusammen mit dem Vedischen; in beiden als sehr archaisch geltenden Sprachzweigen ist das Perfekt Medium rekonstruktionell identisch - die Ansicht, ein Perfekt Medium habe es, wenn überhaupt, erst spät gegeben. Entscheidend für die Beurteilung der Stellung des Perfekts Medium ist die bahnbrechende und richtige Einschätzung bei Jasanoff-2003, S. 169, "the perfect evidently originated within PIE as a kind of ... reduplicated present." Das bedeutet, das Teilstamminventar des Präsens wurde (mit allen Varianten der Reduplikation) ein zweites Mal verwendet und mit den Stativendungen versehen, um präzise die vorliegende resultative Bedeutung des Perfekts zu erzielen: Ergebnis (Stativendung) einer abgeschlossenen Handlung (Präsens). Präsens Medium und Perfekt Medium wurden dadurch formal identisch (da das Präsens Medium die Stativendungen ja schon hatte). Zum Zwecke der Differenzierung regelt das Griechische die Verteilung der Reduplikationen einheitlich wie folgt: Präsens immer -i- (vedisch sowohl -i- als auch -e-), Perfekt immer -e- (vedisch sowohl -i- als auch -e-), und reduplizierter Aorist immer -e- (vedisch sowohl -i- als auch -e-). Griech. 3.Sg. τίϑεται tí-the-tai heißt also (Präsens) 'ist gesetzt', τέϑεται té-the-tai (Perfekt) 'ist gesetzt worden'. Das Vedische differenziert hier nicht über die Reduplikation, sondern über die Endung (3.Sg. dhatté 'ist gesetzt' *dʰe-dʰh₁-téy : dadhé 'ist gesetzt worden' *dʰe-dʰh₁-éy) oder über die Syllabifizierung des Laryngals (2. Sg. dhatsé 'bist gesetzt', dadhiṣé 'bist gesetzt worden', ursprünglich identisch *dʰe-dʰh₁-séy). Wenn beides nicht möglich ist, bleibt die Verbalform homophon: 1.Sg dadhé 'bin gesetzt' und 'bin gesetzt worden' *dʰe-dʰh₁-h₂éy.

Den Diathesen Aktiv und Medium gesellt sich im Aorist und Futur ein formal unterschiedenes Passiv hinzu. Im Präsens, Imperfekt, Perfekt und Plusquamperfekt drückt das Medium weiterhin die Bedeutungsinhalte des Passivs aus. Die geneuerte Differenzierung im Aorist und Futur beruht auf einer Univerbierung mit dem Aorist der Wurzel *dʰeh₁ 'setzen, machen' in der Narten-Form (Narten = Fachbegriff für den Zusatz einer More sowohl im "starken" als auch im "schwachen" Teilstamm), also "stark" *dʰḗh₁, "schwach" *dʰéh₁; ἐπαιδεύϑην e-paideú-thē-n 'wurde erzogen' bedeutet also eigentlich 'wurde + erzogen + gemacht'. Da der Passivaorist die Aktivendungen hat, also ein Statofaktiv-Verb ist (vgl. oben im Kapitel "Aspekt"), wird er (nur im Singular) homophon mit dem aktiven Aorist des Verbums (*ἔϑην *é-thēn = ved. á-dhām *(h₁)é *dʰéh₁-m); zur Differenzierung wird der aktive Aorist (nur im Singular) zu einem -k-Aorist umgestaltet (ἔϑηκα é-thē-k-a).

Im Griechischen hat die athematische Konjugation zugunsten der thematischen bereits etwas an Boden verloren.

Vedisch und Sanskrit

Im Vedischen, das viele genaue Entsprechungen im Uriranischen aufweist, ist die Formenvielfalt noch reichhaltiger als im Griechischen. Jedoch sind die Bedeutungsnuancen deutlich auf dem Rückzug. Der Unterschied zwischen Aktiv und Medium ist oft kaum fassbar. Allerdings bilden sich semantisch eindeutige Passivformen heraus (ein *-yó-Passiv mit Stativendungen und ein in Ursprung und Endung nicht ganz geklärter Passivaorist nur in der 3. Sg. mit -ó-stufiger Wurzel und der Endung -i (ákāri 'wurde gemacht' *(h₁)é *kʷór-i; auch ohne Augment jáni 'wurde geboren' *g̑ónh₁-i). Auch die Aspektunterschiede sind bereits im Rigveda oft nicht mehr zu erkennen.[25]

In der Nische einer nur indoiranischen Aktionsartkategorie Iterativ-Intensiv vermag eine archaische Bildung zu überleben, die einen athematischen Präsensstamm von einer Aoristwurzel durch direkte Verdoppelung dieser Aoristwurzel aufweist (jáṅ + gan + ti 'kommt' *gʷém + gʷom + ti). Diese Bildung zeigt den Ursprung des wurzelhaften *-ó- in hethit. malli 'mahlt', thematisiert lat. glbd. molō = dt. mahle, mit in diesen Einzelsprachen regelhaft entfallender Reduplikation und folgender Akzentuierung des *-ó- aus *mél-molh₂ (vedisch mármartu 'soll zermalmen').

Im späteren klassischen Sanskrit werden Imperfekt, Perfekt und Aorist als Vergangenheitsformen ohne Bedeutungsunterschied verwendet. Auch im Sanskrit sind Verbformen hinzugekommen: Ein Futur (ebenfalls mit s-Suffix), ein Passiv (hier mit medialen Endungen und ohne Zusammenhang mit dem Griechischen) und eine Reihe produktiver abgeleiteter Verbformen wie Desiderativ oder Kausativ. Der alte Konjunktiv ist nur noch in den Formen des „Imperativs der ersten Person“ erhalten.

Italisch

In den italischen Sprachen (zum Beispiel Latein) ist das Konjugationssystem unter Verwendung der vorhandenen Bausteine stark umgebaut worden; das Ergebnis ist ein symmetrischeres und durchschaubareres System.

Die athematischen Verben sind (mit der Ausnahme einiger weniger Verben aus dem Grundwortschatz, s. o.) verschwunden. Die thematischen Verben formierten sich durch Inkorporation verschiedener Suffixe zu den bekannten Konjugationsklassen (a, e, „konsonantische“, i). Zur ā-Konjugation führte zum Beispiel Verbalisierung von Nomina auf -a (curāre Sorge tragen, von cura Sorge), ein faktitives *eh₂-Suffix (novāre erneuern aus *new-eh₂-), oder ein Intensivsuffix (canere, cantāre singen). Die ē-Konjugation geht auf ein Kausativsuffix *-é-ye- (monēre mahnen aus *mon-é-ye- zum Denken bringen) und ein Stativsuffix *-éh₁-ye- / *-eh₁-ye- (alb-ē-re weiß sein, sed-ē-re sitzen) zurück. Die ī-Konjugation geht auf eine Reihe von Suffixen sowie durch Verbalisierung von Nomina auf -i- und -o- zurück. Die konsonantische Konjugation schließlich setzt die thematische Konjugation des Urindogermanischen fort.

Das Medium hat sich zu einem Passiv gewandelt. Von den drei Aspektsystemen sind Perfekt und Aorist zum Perfektsystem zusammengefallen. Dabei finden sich Formelemente des alten Perfekts (Endungen, vereinzelt Reduplikation) als auch des Aorist (im -s-Perfekt, zum Beispiel dūcō – dūxī 'ich führe' - 'ich führte' bzw. 'ich habe geführt'). Beide Aspektfunktionen finden sich, sowohl der perfektive Aspekt („Vorzeitigkeit“, dt. also eher ich führte) als auch der resultative („Ergebnis einer abgeschlossenen Handlung“ dt. also eher ich habe geführt).

Das Tempus ist nun vom Modus getrennt. Das alte Imperfekt ist spurlos verlorengegangen. Ein neues Imperfekt mit dem Suffix -bā- tritt an seine Stelle (*bʰwéh₂- 'sein, werden'). Ein Futur bildet sich aus dem alten Konjunktiv mit Vollstufe der Wurzel und dem Themavokal *-e-/-o- (bei den thematischen Verben und in der ī-Konjugation gedoppelt zu einheitlich *-e- + *-e- = *-ē-). Das Verbalparadigma wird durch die Kreuzung dieser Bildungen vervollständigt: das Futur erō 'ich werde sein' erhält ein neues Imperfekt eram 'ich war' vom Suffix -bā-, die Imperfekta auf -bā- erhalten parallel die thematische Endung des Futurs usw. und damit ein geneuertes -bō--Futur für die ā- und ē-Konjugation.

Der Konjunktiv geht (in einem Teil der Formen) auf den alten Optativ zurück.

Tempus, Modus, Aspekt sind kombinierbar, allerdings gibt es keinen Konjunktiv im Futur.

Germanisch

Der seit 200 Jahren unangefochten gültige rekonstruktionelle Befund der germanischen starken Verben erfährt durch neuere Arbeiten (beginnend mit Prokosch-1939) einschneidende Änderungen und Modifizierungen in Richtung auf einen höheren Übereinstimmungsgrad mit den verbalen Verhältnissen der übrigen Einzelsprachen (Mailhammer-2007 im Titel: "New System"). Germanische Grundverben wie beißen oder gießen finden häufig -n-infigierte Entsprechungen in anderen Einzelsprachen, z.B. zu beißen lat. findō 'ich spalte' und zu gießen lat. glbd. fundō. Die Annahme, dass *bʰid-ó- bzw. *g̑ʰud-ó- der gemeinsame Ausgangspunkt für einerseits (german.) *bʰ +e+ yd-ó- / *g̑ʰ +e+ wd-ó- und andererseits (lat.) *bʰi +n+ d-ó- / *g̑ʰu +n+ d-ó- gewesen sein könnte, wird unterstützt vom - äußerst seltenen - Vorhandensein wurzelhafter verbaler Nullstufen in got. digan 'kneten' *dʰig̑ʰ-ó- (lat. fingō 'ich bilde' *dʰi +n+ g̑ʰ-ó-) und ais. vega 'kämpfen' *wik-ó- (lat. vincō 'ich siege' *wi +n+ k-ó-). Wichtige philologische Vorarbeiten bei Seebold-1970 zeigen zudem, dass das germanische starke Verbum zwar den Vokalismus des "Typs bhárati" (also betonte -é-Vollstufe der Wurzel), jedoch den Konsonantismus des "Typs tudáti" (also Nullstufe der Wurzel mit betontem Themavokal) aufweist (Mailhammer-2007, S. 133: ...significant discovery..., mit Hinweisen auf die Auswirkungen auf die traditionelle Lehrmeinung). Das Wurzelvokalismusschema der starken Verben wäre also nicht - am Beispiel der II. starken Verbalklasse - (Präs.) *éw (Prät.Sg.) *ów (Prät.Pl.) *u (Pz.Prät.) *u, sondern (in der angegebenen Reihenfolge) *u - *ów - *u - *u. Das germanische starke Verbum wäre dann im Präsensstamm nicht grundständig -é-stufig und "proterokinetisch", sondern nullstufig und "hysterokinetisch".

Kroonen-2013 fügt der traditionellen Reihe als praktisch regelhaft ein athematisches *-néh₂-/-nh₂-´-Intensivum (mit nullstufiger Wurzel) hinzu. Zusammen mit der Kausativ-Iterativ-Bildung auf *-é-yo- hätte jedes starke Verbum dann sechs Realisierungsformen, also zur Wurzel *dewk 'ziehen' *déwk-o- *de-dówk- *de-duk-´ *duk-ó- *dowk-é- *duk-néh₂-/-nh₂-´ (dt. ziehe *zoch zogen ge-zogen zeugen zucken/zücken), oder zur Wurzel *wreyd 'kerben' *wrid-ó- *we-wróyd- *we-wrid-´ *wrid-ó- *wroyd-é- *wrid-néh₂-/-nh₂-´ (dt. reißen *reiß rissen ge-rissen reizen ritzen). Nicht immer bildet jeder german. Einzeldialekt die Formenreihe vollständig aus, jedoch sind quer durch das ganze german. Dialektgebiet solche sich ergänzende Beispiele sehr zahlreich.

Im Vergleich mit dem als sehr ursprünglich geltenden hethitischen Verbum besitzt das Germanische zusätzlich nur das Perfekt (die einzige nichtperiphrastische Vergangenheit) und den *-yéh₁-/-ih₁-Optativ (der sich zum Konjunktiv entwickelt). Im Anatolischen gelten weitere Kategorien wie der thematische Konjunktiv oder die graeco-arische Formenvielfalt als "noch nicht aufgebaut", im Germanischen gilt das Verbalsystem jedoch als "stark vereinfacht". Es ist vielleicht revolutionär, aber naheliegend, dass sich das Germanische in dieser Beziehung eher wie das Anatolische verhält.

Verben, für die ursprünglich kein ererbtes Perfekt existierte, werden als schwache Verben bezeichnet. Sie bilden ihre Vergangenheit mit einem neuen Suffix *-d-, das sehr wahrscheinlich auf das Perfekt des Verbs tun zurückgeht (*dʰe-dʰóh₁- / dʰe-dʰh₁-´).

Ein Mediopassiv ist im Gotischen noch erhalten, schließlich aber in dieser Form - bis auf wenige Reste z.B. im Altenglischen - in allen germanischen Sprachen ausgestorben. Passivformen werden periphrastisch neu gebildet, und viele weitere Formen werden, wie in vielen anderen Folgesprachen auch, durch periphrastische Bildungen (Hilfsverbkonstruktionen) ersetzt.

Slawisch

In den slawischen Sprachen wird der Aspekt durch das Lexikon ausgedrückt: für jedes Verb gibt es eine perfektive und eine imperfektive Form. Der Begriff des Aspektes (als Sicht des Sachverhalts, im Gegensatz zur Aktionsart als Art des Sachverhalts) stammt aus der Untersuchung der slawischen Sprachen.

Satzsyntax

Über den Satzbau der Ursprache können weniger deutliche Aussagen gemacht werden als über die Formenlehre, da man ein Mittel wie die Analyse der sich typischerweise sehr regelmäßig verhaltenden phonetisch/phonologischen Entwicklungen, aus denen man Schlüsse auf die Morphologie ziehen kann, auf der Satzebene nicht zur Verfügung hat. Es bleibt, typische Satzmuster der frühen Formen der Folgesprachen zu sammeln und vorsichtig Schlüsse zu ziehen, inwiefern diese bereits in der indogermanischen Ursprache bestanden haben könnten.

Aus dem Deutschen sind wir gewohnt, dass ein Hauptsatz wenigstens ein Subjekt und ein Prädikat enthält. Anders zum Beispiel im Lateinischen: hier darf ein Pronomen der ersten oder zweiten Person nur verwendet werden, wenn es betont ist, sodass Sätze ohne formales Subjekt entstehen. Diese Situation wird auch für die Ursprache angenommen. Allerdings haben wir durch die Verbform immer noch ein durch Person und Numerus vorgegebenes implizites Subjekt; übrigens ist in manchen nicht-indogermanischen Sprachen nicht einmal das erforderlich.

Auch vollständige Sätze mit rein nominalem Prädikat waren üblich: Die Kopula, die Subjekt und Prädikatsnomen als formales Verb verbindet (Der Mann ist schön; die Frau ist Handwerkerin; Mutter ist daheim), kommt zum Beispiel im modernen Russisch nicht vor. Es wird angenommen, dass solche Nominalsätze (Mann schön, Frau Handwerkerin, Mutter daheim) im Indogermanischen üblich waren. Die Verben *h₁es- (existieren), *bʰew- (werden) und andere tauchen schon in den Folgesprachen als (oft fakultative) Kopula auf (vgl. er ist, ich bin).

Das Verb stand normalerweise am Ende des Satzes, allerdings konnten beliebige Satzglieder zur Hervorhebung an den Satzanfang gezogen werden (lateinisch habent sua fāta libellī – es haben ihre Schicksale die Bücher – das Deutsche verlangt noch das „es“ vor dem Verb). In den inselkeltischen Sprachen ist die Verbfrontstellung zum Standard geworden.

Syntaktische Beziehungen zwischen Substantiven, Adjektiven, Pronomina und Verben wurden durch Kongruenz der Flexionsformen hergestellt.

Zur Gliederung von Sätzen und Satzfolgen dienen Enklitika: nachgestellte Partikel (oder auch flektierte Wörter), deren Akzent dann auf das davor stehende Wort übergeht. Beispiele sind das lateinische -que (= griechisch -τε, vedisch -ca, indogermanisch *-kʷe), griechische Satzgliederungspartikel wie μέν ... δέ – mén ... dé (zwar ... aber), oder die enklitischen Pronomina.

Solche Enklitika finden sich besonders gern an der zweiten Position des (Haupt- oder Teil-)Satzes (Wackernagels Gesetz). Ketten enklitischer Partikel an dieser Stelle sind für das Hethitische besonders typisch.

Fragesätze sind durch die Verwendung von Fragepronomina oder Frage-Enklitika (zum Beispiel lat. -ne) gekennzeichnet, Verneinung durch das Adverb *ne und den Wortpräfix *n̥-.

Relativsätze verwenden das Relativpronomen und gehen dem Hauptsatz voraus. Man nimmt an, dass sich in der Ursprache diese wie im Sanskrit nicht direkt auf die Substantive, sondern auf separate Demonstrativpronomina im Hauptsatz bezogen. (Im Deutschen ist dieser Unterschied durch die Artikel etwas verwischt; im Lateinischen haben wir die entgegengesetzte Situation, dass Relativsätze sowohl als Subjekt- wie als Attributsätze kein Bezugspronomen benötigen) Die zwei Typen von Relativpronomina (*kʷí-/*kʷó- und *(h₁)yó-) entsprechen den beiden Typen von Relativsätzen (explikativen und restriktiven).

Andere Typen von Nebensätzen, zum Beispiel durch Konjunktionen eingeleitete Kausalsätze, können nicht rekonstruiert werden.

In den Folgesprachen kennt man eine absolute Partizip-Konstruktion, zum Beispiel den lateinischen Ablativus absolutus, den griechischen Genitivus absolutus, den altindischen Locativus absolutus oder den altkirchenslawischen Dativus absolutus. Es ist nicht ganz klar, ob diese Konstruktionen auf eine gemeinsame grammatische Struktur zurückgehen oder Innovationen der Einzelsprachen sind. Die ursprüngliche Konstruktion war am ehesten (auch semantisch naheliegend) die mit Locativus absolutus (so in modernen Sprachen wieder aufgenommen, z.B. engl. "with things being the way they are", dt. "bei ausgeschalteter Ampel"). Die einzelsprachliche Verteilung der Konstruktion ist am plausibelsten dem jeweiligen Kasussynkretismus geschuldet.

Lexikon

Im Bereich des grundsprachlichen Lexikons ist die sehr umfassende Materialsammlung von Pokorny (1959) bis heute unübertroffen (Beispiele im Artikel Indogermanische Wortwurzeln). Außer lautlich unausweichlichen Schwas gibt Pokorny allerdings keine Laryngale an; diese sind jedoch gewöhnlich leicht zu ergänzen.

Wortbildung

Lehnwörter

Das Urindogermanische hat vermutlich, wie alle Sprachen, Wörter aus anderen Sprachen übernommen. Es sind heute aber keine Beispiele von Wörtern bekannt, die eindeutig in urindogermanischer Zeit aus benennbaren Nachbarsprachen entlehnt wurden. Einige Wörter sind allerdings aufgrund ihrer untypischen Gestalt mit großer Wahrscheinlichkeit Lehnwörter; bekannte Beispiele sind *ábel- 'Apfel' und *ángh₁-lo-s etwa '(Götter-)Bote' in vedisch áṅgiras, griechisch ἄγγελος ángelos (dt. Lehnwort Engel). Ein anderes ist *pelek̑us 'Axt', das man früher mit dem akkadischen Wort pilakku in Verbindung brachte, bis sich dessen Bedeutung als „Spindel“, nicht „Axt“, herausstellte.

Suffixe

Das wichtigste Mittel der Bildung von Wörtern aus Wurzeln und anderen Wörtern waren die bereits erwähnten Suffixe.

Die Tabelle zeigt einige für die Wortbildung wichtige Suffixe:

Suffix Bedeutung Beispiele
*-yo- Zugehörigkeit (Adjektive) lat. pater – patrius (Vater, väterlich)
*-ey-o- Stoff (Adjektive) lat. aurum – aureus (Gold, golden)
*-to-, *-no- Partizip Perfekt Passiv,
Ableitung von Adjektiven
*g̑erh₂- "zerreiben" → *g̑r̥h₂-- "Zerriebenes" → lat. grānum, altkirchenslaw. zrŭno, got. kaúrn (alle "Korn");
im Deutschen außerdem z.B. Stein *stoyh₂-nó-s (eigentlich '"erstarrt"), oder Zorn *dr̥-nó-s, eigentlich ("zerrissen")
*-ih₂- Ableitung für weibliche Personen *dey-w-ó-s → ved. devás "Gott", *dey-w-íh₂ → ved. devī́ "Göttin"
*-eh₂- *dey-w-ó-s → lat. deus "Gott" , *dey-w-éh₂ → lat. dea "Göttin"
*-k̑o- Verkleinerung ved. yuvaśáḥ 'jugendlich' lat. iuvencus 'Jungstier' dt. jung alle *h₂yu-h₃n̥-k̑ó-
*-lo- Verkleinerung lat. -(u)lu-s, z.B. in *dwé-no- (→ lat. bonus "gut") → *dwé-ne-lo-s → lat. bellus "schön"
*-teh₂- Abstraktum *néwo-teh₂-t-s (lat. novis) "Neuheit"
*-tor- Täter lat. orātor "Redner" (bei deutsch -ter in ter handelt es sich allerdings um das Lehnsuffix -ārius aus dem Lateinischen)
*-h₂ter- Verwandtschaft *me-h₂tér-, *p-h₂tér-, *bʰré-h₂ter-, *dʰug-h₂tér- → Mutter, Vater, Bruder, Tochter
- nicht aber Schwester, da aus *swé-sr- entstanden, oder Eltern (aus dem Komparativ die Älteren)
*-tro- Werkzeug *h₂erh₃-tro- ("Mittel zum Pflügen", von *h₂erh₃- "pflügen")
→ gr. ἄροτρον árotron, lat. arātrum, arm. arawr, kymr. aradr, mittelir. arathar, altnord. arðr (alle "Pflug")

Wortbildung durch Akzent/Ablautverschiebung

Der Wechsel von einer Akzent-/Ablautklasse in eine andere war ein Mittel der Wortbildung. Ein Beispiel aus einer proterokinetischen Flexion ist *bʰlég̑ʰ-men- (heiliges Wort, vgl. skr. bráhmaṇ-), aus einer amphikinetischen bzw. hysterokinetischen Flexion *bʰleg̑ʰ-mén- (Priester, skr. brahmán- mit Vr̥ddhi brāhmaṇa-).

Eine nur vereinzelt vorkommende Variante der wortbildenden Verwendung des Ablautes bei Nomina ist im Sanskrit sehr produktiv geworden: die sogenannte Vṛddhi-Ableitung. Hier wird aus einem Substantiv ein abgeleitetes Substantiv dadurch gebildet, dass die erste Silbe in die Dehnstufe gebracht wird. Beispiele kennt man aus der religiösen Terminologie: Ein Anhänger des Gottes Vishnu ist ein Vaishnava (ai ist im Sanskrit die Dehnstufe zu i), ein Anhänger des Shiva ein Shaiva, ein Anhänger des Jina ein Jaina (daher die beiden Bezeichnungen Jinismus und Jainismus für diese Religion).

Komposition

Wortbildung durch Komposition, wie sie ja auch für das Neuhochdeutsche typisch ist, wird auch für das Urindogermanische angenommen, allerdings in deutlich geringerem Umfang als später im Griechischen oder gar im Sanskrit. Substantive wurden aneinander gehängt, das Hinterglied wurde flektiert. Nicht in allen Folgesprachen waren Substantivkomposita häufig, im Lateinischen findet man sie selten, im Hethitischen praktisch gar nicht.

Verknüpfung mit Adverbien und Präpositionen führte zu den Verbalvorsilben der Folgesprachen.

Typisch sind Personennamen (*h₁néh₃-mn̥-), die aus zwei religiös/gesellschaftlich bedeutsamen Komponenten aufgebaut sind: griechisch Themisto-klḗs (Gesetz-Ruhm), althochdeutsch Ans-elm (Gott-Helm), tschechisch Bohu-slav (Gott-Ruhm), gallisch Catu-rīx (Schlacht-König), oder irisch Fer-gus (Held-Kraft).

Wortschatzanalyse

Aus dem gemeinsamen Wortschatz versucht man, Schlüsse auf die Zivilisation und Kultur der Sprachgemeinschaft des Urindogermanischen zu ziehen. Ein wichtiges Beispiel ist der Stamm *kʷ-kʷlh₁-ó-,*kʷe-kʷlh₁-ó-, *kʷé-kʷlh₁-o- oder *kʷó-kʷlh₁-o-, der uns in der Bedeutung 'Rad' (oder in ähnlichen, sich davon ableitenden Bedeutungen) in vielen Folgesprachen überliefert ist:

urindogermanisch *kʷ-kʷlh₁-ó-:

 → hethitisch kugullaš

urindogermanisch *kʷe-kʷlh₁-ó-:

 → vedisch cakrá-
 → avestisch čaxra-
 → tocharisch A kukäl 'Wagen'
 → tocharisch B kokale 'Wagen'
 → altenglisch hweowol, hweogol

urindogermanisch *kʷé-kʷlh₁-o-:

 → urgermanisch *hweh(w)ulaz
  → altnordisch hvēl, hjōl
   → isländisch hjól
   → altenglisch hwēol 
   → englisch wheel

urindogermanisch *kʷó-kʷlh₁-o-:

 → griechisch κύκλος kýklos 'Kreis'
 → slawisch kolo
 → litauisch kãklas 'Hals'

Auch die Etymologie dieses Wortstamms ist erklärbar: Es handelt sich offensichtlich um eine Reduplikation der verbalen Wurzel *kʷelh₁ (mit der Bedeutung 'sich drehen'), die hier in ihrem thematisierten "schwachen" Teilstamm *kʷlh₁-kʷlh₁-ó- mit den Reduplikativvarianten *kʷ- / *kʷe- / kʷé- / kʷó- realisiert ist, wobei die Reihenfolge wohl einer zeitlichen Abfolge entspricht. Diese Verdoppelung stellt semantisch eine ikonische Darstellung der wiederholten Drehbewegung des Rades dar.

Da sich aus den Folgesprachen ein gemeinsames Wort sowohl für 'Haus' als auch für 'Tür' rekonstruieren lässt, darf man annehmen, dass bereits die Sprecher der indogermanischen Ursprache sesshaft, also keine Nomaden, waren.

Einzelsprachliche Beispiele des Wortes für Haus sind:

urindogermanisch *dem (mit einem hocharchaischen Gen.Sg. *dém- s) in den einzelsprachtypischen Ablautstufen und mit einer -u-Erweiterung des Stamms *dom-ú-:

 → vedisch Gen.Sg. dán *dém- s = griechisch δεσ- des- in δεσπότης des-pótēs 'Herr des Hauses'
 → vedisch dámaḥ *dém-o-s
 → griechisch δομός domós *dom-ó-s
 → armenisch town [tūn] *dṓm -s, Gen. tan *dm̥- és
 → lateinisch domus *dom-ú-s  = altkirchenslawisch domŭ 

Einzelsprachliche Beispiele des Wortes für Tür sind:

urindogermanisch *dʰwer (ursprünglich nur im Dual; Hinweis auf "Türflügel"; einzelsprachlich häufig im Plural):

 → vedisch Nom.Pl. dvấraḥ *dʰwḗr -es (*-ṓ-? *-ó-?); mit Verlust der Aspiration wohl nach dvấ 'zwei'
 → griechisch θύρᾱ thýrā *dʰúr-eh₂
 → armenisch Nom.Pl. durkʿ *dʰúr -es 
 → lateinisch Nom.Pl. forēs *dʰwór -es
 → gotisch daúr, althochdeutsch tor, neuhochdeutsch Tor *dʰur-ó-m (Weiterbildung zum -i-Stamm in deutsch Tür) 


Insgesamt lässt der rekonstruierte Wortschatz auf eine neolithische Agrarkultur schließen, die das Melken, Kühe, Schafe, Pferde kannte. Ein besonders wichtiges Argument für diese Hypothese ist die Rekonstruktion des Verbs "pflügen" (welches jedoch in den indoiranischen Sprachen fehlt):

urindogermanisch *h₂erh₃ (vgl. tocharisch B āre 'Pflug' *h₂érh₃-o-s, *h₂érh₃-o-m oder (neutraler -s-Stamm) *h₂érh₃-os):

 → hethitisch ḫarrai 'reißt auf, zerdrückt' *(h₂ér-)h₂orh₃ (archaisches Intensivum; stets → ḫi-Konjugation)  
 → griechisch ἀρόω aróō (wohl nullstufig *h₂r̥h₃-ó-)
 → lateinisch arō (-āre) (wohl nach arātrum 'Pflug')

mit -yo-Erweiterung *h₂orh₃-yo-:

 → litauisch ariù
 → altkirchenslawisch orjǫ 
 → gotisch arjan, altenglisch erian, althochdeutsch erien 

Weiters ist das Verb "melken" für die Ursprache rekonstruierbar, die Rekonstruktion von "Milch" jedoch umstritten.

Zur klaren Feststellung der Urheimat reichen die Hinweise aus dem Wortschatz allerdings nicht aus (vgl. aber in diesem Artikel das Berggipfel-Argument). Im Artikel Lachsargument wird ein Fallbeispiel einer derartigen Analyse beschrieben.

Am intensivsten wurden im gemeinsamen Wortschatz die Verwandtschaftsbezeichnungen studiert. Charakteristische Eigenschaften sind hierbei zum Beispiel, dass zwischen älteren und jüngeren Geschwistern nicht unterschieden wird, und die merkwürdige Tatsache, dass „Neffe“ und „Enkel“ (*né-pōt-s 'nicht der Herr' = 'wie der Herr', vielleicht auf das ähnliche Aussehen naher Verwandter hinweisend) mit dem selben Wort bezeichnet werden.

Mehr zu den aus dem Wortschatz gewonnenen Aussagen über die Sprecher findet man in den Artikeln Indogermanen, Proto-Indoeuropäer, Urheimat, Kurgankultur.

Rekonstruktionsmethoden

Hauptartikel Rekonstruktion (Sprachwissenschaft).

Die komparative Methode

Diese Methode wurde im neunzehnten Jahrhundert anhand der indogermanischen Sprachen entwickelt und wurde zum Standardverfahren der historischen Linguistik bei der Rekonstruktion früherer Formen in Sprachgruppen. Sie funktioniert am besten (aber nicht ausschließlich) auf dem Gebiet der Phonologie, da Lautveränderungen typischerweise sehr systematisch sind.

Man bildet aus verdächtigen Wortkorrespondenzen Korrespondenzregeln, die an anderen Wörtern geprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Auf der Basis dieser Korrespondenz modelliert man plausible ursprachliche Formen und lautgeschichtlich plausible Entwicklungswege von den Protoformen zu den einzelsprachlichen Lauten. Auf diese Weise rekonstruiert man ursprachliche Wortwurzeln und grammatikalische Formen.

Die Möglichkeiten und Grenzen dieser Methode kann man am Vergleich der aus den romanischen Sprachen erschlossenen Protosprache mit dem überlieferten Latein erkennen. Die Existenz des lateinischen h lässt sich aus den romanischen Sprachen nicht schließen, da der Laut bereits vor der Trennung in die Folgesprachen im Latein verlorengegangen ist. Ebenso ist in keiner romanischen Sprache das synthetische Passiv des Lateinischen (laudor, laudāris, laudātur usw.) erhalten.

Interne Rekonstruktion

Diese Methode betrachtet nur eine einzige Sprache, typischerweise die bereits rekonstruierte Ursprache selbst. Man stellt eine Regelmäßigkeit in der Sprache fest, zu der es aber Ausnahmen gibt. Ausgehend von der Annahme, dass die Ausnahmeformen in einer früheren Sprachform auch regelmäßig waren, modelliert man das frühere Regelsystem und die Änderungsprozesse, die zu den Ausnahmen führten.

Glottochronologie

Die Glottochronologie ist ein Versuch aus den 1950er Jahren, durch die Annahme zeitlich stetiger Ersetzungen eines sogenannten "Grundwortschatzes" auf das Alter der verschiedenen Sprachstufen zu schließen. Die Änderung der Sprachformen ist aber variabel und von äußeren, vor allem soziohistorischen Faktoren abhängig, die sich nicht an mechanistische Zeitvorgaben halten. Das Verfahren wird heute von der Fachwelt praktisch einhellig abgelehnt.

Typologische Verfahren

Man stellt aufgrund der Beobachtung vieler Sprachen der Welt fest, dass gewisse syntaktische Eigenschaften von Sprachen typischerweise gemeinsam auftreten. So schloss Winfred P. Lehmann, aufbauend auf der Wortstellungstypologie von Theo Vennemann, darauf, dass in der Ursprache das Verb am Satzende stand (Subjekt-Objekt-Verb). Davon ausgehend konnte er weitere syntaktische Eigenschaften der Ursprache postulieren. Der Ansatz ist umstritten: Manche lehnen ihn ganz ab,[26] andere sind vorsichtig wohlwollend.[27]

Zeittafel zur Rekonstruktion

Siehe auch: Indogermanistik

Jahr Forscher Beitrag
1814 Rasmus Christian Rask Detaillierte Vergleichsstudien verschiedener indogermanischer Sprachen
1816 Franz Bopp
1819 Jacob Grimm
1833–1836 August Friedrich Pott Begründet die indogermanische Etymologie.
1861 August Schleicher Erste Rekonstruktion, Stammbaumtheorie. Seine rekonstruierte Sprache zeigt große Ähnlichkeiten zum Sanskrit.
1876 Hermann Osthoff Syllabische Koronale
1876 Karl Brugmann Syllabische Nasale
Er nimmt sowohl stimmhafte als auch stimmlose Aspirata und mehr Frikative an (stimmhaftes s sowie ð und þ, sowie deren aspirierten Versionen).
Morphologie
1878 Ferdinand de Saussure Nimmt nicht mehr den a-Vokalismus des Sanskrit sondern e-o-a als grundlegende Vokale der Ursprache an.
Laryngale: Er schlägt zwei unbestimmte vokalartige Laute vor, die er „Koeffizienten“ (coefficients sonantiques) nennt.
    Die Lehrmeinung nimmt in der Folge für die Koeffizienten zunächst einen einzigen Schwa-Laut an.
1880 Hermann Möller Er schlägt einen dritten Koeffizienten vor und nimmt eine laryngale Lautlichkeit für alle drei an.
1890 Peter von Bradke Nimmt eine grundlegende Dialekteinteilung in Kentum- und Satem-Sprachen an. Die Annahme ist bis ins späte zwanzigste Jahrhundert hinein anerkannte Lehrmeinung.
1893,1897 1900 Berthold Delbrück Vergleichende Syntax der indogermanischen Sprachen
1895, 1900 Hermann Hirt Klärt Akzent und Ablaut.
1912 Albert Cuny Beschreibt in einem Aufsatz bereits die wesentlichen Elemente der heutigen Laryngaltheorie.
Per Persson Systematische Untersuchung der Suffixe
1926, 1928 Jacob Wackernagel Untersucht die Satzsyntax, insbesondere die Rolle der Enklitika.
1927 Jerzy Kuryłowicz Identifiziert das hethitische ḫ mit dem zweiten Laryngal von Cuny.
1927–1932 Alois Walde, Julius Pokorny Lexikon
1973 Tamas Gamqrelidse, Wjatscheslaw Wsewolodowitsch Iwanow Glottaltheorie
1974 Winfred P. Lehmann Anwendung sprachtypologischer Methoden auf die Erforschung der Syntax
bis 197x   Die Laryngaltheorie wird bis in die 1970er Jahre nicht von allen Forschern akzeptiert.
1975, 1976, 1998 Helmut Rix, Karl Hoffmann Tempus/Modus/Aspektsystem des Verbs

Beispieltexte

August Schleicher

Selbstverständlich sind von der indogermanischen Ursprache als einer Rekonstruktion keinerlei Texte überliefert. Und doch wurde versucht, Texte auf Urindogermanisch zu verfassen. Besonders prominent ist bis heute die erfundene indogermanische Fabel (vgl. dort neuere Übertragungsversuche) von August Schleicher Das Schaf und die Pferde von 1868; der jeweilige Stand der Sprachwissenschaft hat die Fabel immer wieder angepasst. So wurde aus Schleichers „Avis akvasas ka“ in einer aktuelleren Version von 1979 „Owis eḱwōskʷe“; 2013 würde man vielleicht am ehesten „*h₃éw-i-s h₁ék̑-wo-es-kʷe“ sagen, in zukünftigen Jahren wieder anders. Die Rekonstruktion ganzer Texte gilt allerdings in der Sprachwissenschaft grundsätzlich als sehr spekulativ.

Anmerkungen

  1. „Rad“ *kʷe-kʷlh₁-ó-/*rót-h₂-o-, „Achse“ *h₂ég̑-s-o-
  2. Entwicklungsgeschichtlich handelt es sich bei *bʰor-ó-s bzw. *dʰrogʰ-ó-s um eine regelhaft stattfindende Thematisierung aus dem Gen.Abl. *bʰor-ós / *dʰrogʰ-ós eines "schwachen" Teilstamms, hingegen bei *bʰór-o-s bzw. *dʰrógʰ-o-s um die sekundäre Thematisierung eines "starken" Teilstamms *bʰór / *dʰrógʰ (also *bʰór +-o- / *dʰrógʰ +-o-). Im Falle der Wurzel *bʰer 'tragen' ist der Nom.Sg. des für die genannten Ableitungen vorausgesetzten ursprünglichen athematischen Paradigmas *bʰṓr-s in gr. ϕώρ phṓr 'Dieb' (= glbd. lat. fūr) noch lebendig erhalten.

Literatur

  • Ernst Kausen: Die indogermanischen Sprachen. Von der Vorgeschichte bis zur Gegenwart. Helmut Buske Verlag, Hamburg 2012, ISBN 978-3-87548-612-4.
  • Michael Meier-Brügger: Indogermanische Sprachwissenschaft. 9. Auflage. de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-11-025143-2.
  • James Clackson: Indo-European Linguistics: An Introduction (Cambridge Textbooks in Linguistics). Cambridge: Cambridge University Press 2007, ISBN 978-0-521-65313-8 (englisch)
  • Benjamin W. Fortson: Indo-European Language and Culture. An Introduction. Blackwell Publishing, Malden 2004, ISBN 1-4051-0316-7. (englisch)
  • Ernst Kausen: Die indogermanischen Sprachen. Von der Vorgeschichte bis zur Gegenwart. Helmut Buske Verlag, Hamburg 2012, ISBN 978-3-87548-612-4.
  • Winfred P. Lehmann: Theoretical Bases of Indo-European Linguistics. Routledge, London 1996, ISBN 0-415-13850-7. (englisch)
  • Andrew L. Sihler: New Comparative Grammar of Greek and Latin. Oxford University Press, Oxford/New York 1995, ISBN 0-19-508345-8.
  • Harald Wiese: Eine Zeitreise zu den Ursprüngen unserer Sprache. Wie die Indogermanistik unsere Wörter erklärt. Logos Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-8325-1601-7.
  • Eva Tichy: Indogermanistisches Grundwissen. Hempen Verlag, Bremen 2000, ISBN 3-934106-14-5.
  • Helmut Rix: Historische Grammatik des Griechischen. Laut- und Formenlehre. Darmstadt 1976, 1992, ISBN 3-534-03840-1.
  • Helmut Rix: Lexikon der indogermanischen Verben. Die Wurzeln und ihre Primärstammbildungen (LIV). Bearbeitet von M. Kümmel, Th. Zehnder, R. Lipp und B. Schirmer. 2. Auflage. Wiesbaden 2001, ISBN 3-89500-219-4.
  • Oswald J.L. Szemerényi: Einführung in die vergleichende Sprachwissenschaft. 4., durchgesehene Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990, ISBN 3-534-04216-6.
  • Dagmar S. Wodtko, Britta S. Irslinger, Carolin Schneider: Nomina im Indogermanischen Lexikon. (Indogermanische Bibliothek. Reihe 2: Wörterbücher). Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8253-5359-9.
  • Jay H. Jasanoff: Hittite and the Indo-European Verb. Oxford University Press, 2003, ISBN 0-19-928198-X.
  • Wilhelm Braune: Althochdeutsche Grammatik. bearb. v. Hans Eggers. 13. Auflage. Niemeyer, Tübingen 1975, DNB 750227532.
  • Eduard Prokosch: A comparative Germanic Grammar. Linguistic society of America, University of Pennsylvania, Philadelphia 1939. (Neuauflage: Tiger Xenophon 2009, ISBN 978-1-904799-42-9)
  • Elmar Seebold: Vergleichendes und Etymologisches Wörterbuch der germanischen starken Verben. Mouton, Den Haag 1970, DNB 458930229.
  • Josef J. Jarosch: Rekonstruierendes und Etymonomisches Wörterbuch der Germanischen Starken Verben. 12 Bände, Schuch, Weiden 1995-, DNB 944025072.
  • Robert Mailhammer: The Germanic Strong Verbs, Foundations and Development of a New System. (Trends in Linguistics, Studies and Monographs 183). Mouton de Gruyter, Berlin/ New York, 2007, ISBN 978-3-11-019957-4.
  • Julius Pokorny: Indogermanisches Etymologisches Wörterbuch. Francke Verlag, Bern/ München, Band I, 1959, Band II 1969, DNB 457827068.
  • Karl Hoffmann: Aufsätze zur Indogermanistik. Band 1, Wiesbaden 1975, ISBN 3-920153-47-2, Band 2, Wiesbaden 1976, ISBN 3-920153-51-0.
  • Don Ringe: From Proto-Indo-European to Proto-Germanic. Oxford University Press, Oxford New York 2006, ISBN 0-19-928413-X.
  • Arthur A. Macdonnel: A Vedic Grammar for Students. 11. Auflage. Oxford University Press, 1987, ISBN 0-19-560231-5
  • Holger Pedersen: Zur Frage nach der Urverwandtschaft des Indoeuropäischen mit dem Ugrofinnischen. In: Mémoires de la Société Finno-Ugrienne. 67, 1933, OCLC 177284500, S. 308–325.
  • Holger Pedersen: Hittitisch und die anderen indo-europäischen Sprachen. (Danske Videnskabernes Selskab, historisk-filologiske Meddelelser, 25/2). Munksgaard, Copenhagen 1938.
  • Alwin Kloekhorst: Etymological Dictionary of the Hittite Inherited Lexicon. Brill Leiden/ Boston, 2008, ISBN 978-90-04-16092-7.
  • Josef J. Jarosch: Das Stativredukt oder Was hat das Germanische Starke Verbum mit der Erschließung des grundsprachlichen Urmediums zu tun? In: Meschkulturnaja kommunikazija w globalnom mire. WGGU, Wladimir 2009, ISBN 978-5-87846-686-8, S. 153–170.
  • Guus Kroonen: Etymological Dictionary of Proto-Germanic. Brill, Leiden/ Boston 2013, ISBN 978-90-04-18340-7.
  • Mariona Vernet i Pons, La Segona Conjugació Verbal Llatina: Estudi Etimològic i Comparatiu sobre l'Origen Protoindoeuropeu de la Formació dels seus Temes Verbals, Barcelona 2008, ISBN 978-84-477-1030-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fortson, 2.58f
  2. Fortson, 2.73f
  3. nach Fortson, 7.14
  4. Meier-Brügger E507
  5. Larry Trask: Historical Linguistics. Hodder Arnold, London 1996, 8.3, ISBN 0-340-60758-0. (englisch)
  6. Meier-Brügger, Kap. II; Fortson Kap. III
  7. Lehmann 1966, 5.2.2 letzter Absatz
  8. vgl. Euler 2009: 79
  9. Donald Ringe: From Proto-Indo-European to Proto-Germanic. A Linguistic History of English. v. 1. Oxford University Press, Oxford 2006, ISBN 0-19-928413-X, S. 60.
  10. Damaris Nübling u. a.: Historische Sprachwissenschaft des Deutschen. Narr Studienbücher. Tübingen 2006, 9.1.2 (Tabelle 24), ISBN 3-8233-6212-7.
  11. Studien zur Morphophonemik der Indogermanischen Grundsprache, S. 136ff.
  12. Meier Brügger F 304 (7. Aufl)
  13. Wilhelm Braune, Frank Heidermanns (Bearb.): Gotische Grammatik. 20. Auflage. Max Niemeyer, Tübingen 2004, S. 142.
  14. Formen aus:
    E. V. Gordon, A. R. Taylor: An Introduction to Old Norse. 2nd ed. Claredon Press, Oxford, S. 293.
  15. nach Karl Brunner: Altenglische Grammatik. 3. Auflage. Max Niemeyer, Tübingen 1965, S. 259.
  16. 16,0 16,1 Der Gen. Du. der 1. Person (*ugkara) und der Nom. Du. der 2. Person (*jut) sind nicht belegt, können aber rekonstruiert werden.
    vgl.: Braune / Heidermanns, 2004, S. 132f.
  17. vgl.: Braune / Heidermanns, 2004, S. 132f.
  18. Das „g“ in den Buchstabenverbindungen „gk“ und „gq“ bezeichnet einen velaren Nasal [ŋ]
  19. Wilhelm Braune, Ingo Reiffenstein: Althochdeutsche Grammatik I. Laut- und Formenlehre. 15. Auflage. Max Niemeyer, Tübingen 2004, S. 241.
  20. Braune / Reiffenstein, 2004, S. 182.
  21. Die altisländischen Pluralpronomina werden zur höflichen Anrede, bzw. in hohem Stil verwendet.
    vgl. dazu: Stefán Einarsson: Icelandic. Johns Hopkins University Press, Baltimore / London 1945, reprint: 1994, S. 68 u. 122
  22. Fortson Kap. 17
  23. Meier-Brügger F303
  24. Meier-Brügger, F200
  25. Fortson, 5.10
  26. Bernard C. Comrie: Language Universals and Linguistic Typology. Syntax and Morphology. University of Chicago Press, Chicago 1989, ISBN 0-226-11433-3. (englisch)
  27. Trask, 8.8

Die Informationen dieses Artikels entstammen hauptsächlich den unter Literatur genannten Werken von Meier-Brügger, Fortson, Lehmann, Sihler.

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Dieser Artikel wurde am 3. September 2008 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen.
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