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Ur-

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Die Vorsilbe Ur- dient dem Bezug auf eine lang vergangene, alte oder ursprüngliche Sache. Die Bedeutung „am Anfang, ursprünglich“ ist abgeleitet von althochdeutsch ur, altnordisch ōr oder gotisch us: „aus, heraus“.[1] Treffende Beispiele sind: Urahnen, Urzeit, Urwald, Urkunden und der Ursprung selbst.[2]

Im Sinne von „am Anfang, ursprünglich“ dient die Vorsilbe auch zur Verstärkung (Augmentativbildung) und Steigerung (Elativ) mancher Eigenschaftsworte: uralt, urgermanisch, uramerikanisch, ureigen und sogar uranfänglich.[3]

Zur Steigerung wird die Vorsilbe „Ur-“ für Vorfahrengenerationen genutzt: Die Eltern der Großeltern einer Person sind die Urgroßeltern, deren Eltern die Ururgroßeltern, und so fort (siehe Generationsbezeichnungen). Auch für Nachkommen wird die Vorsilbe benutzt: Die Kinder von Enkeln sind Urenkel, deren Kinder sind Ururenkel (siehe Ur- bei Verwandtschaftsbezeichnungen).

Eine gänzlich andere Bedeutung im Sinne von „groß, vortrefflich, vorzüglich“ leitet sich ab vom alten Rind Ur oder Urochs (Auerochse, 1627 ausgestorben), entsprechende Bildungen sind aber altertümlich: Urgaul, Ursau oder Urkämpe.[4] Seit den 1980er-Jahren findet sich diese Bedeutung im ost-österreichischen Deutsch als Verstärkungsfloskel der Jugendsprache wieder, vor allem im Wienerischen. Beispielsweise wird etwas als urgefährlich bezeichnet („besonders gefährlich“).[5] Einige bereits verstärkende Modewörter werden damit noch gesteigert (Exzessiv): urcool oder urgeil.[6]

Nur volkstümlich ist die Herleitung vom „Ur“vater Abraham, weil er aus der sumerischen Stadt Ur kam – die Silbe steht aber in diesem Fall der Vorsilbe Erz- nahe, von altgriechisch archē „der Erste, der Anfang“.[7]

Siehe auch

  • Liste aller mit „Ur“ beginnenden Jewiki-Seiten
  • Liste aller Jewiki-Seiten, die „Ur“ im Titel enthalten
  • ab ovo (lateinisch „vom fernen Beginn/Ursprung an“)
  • Nachsilbe -ur

Literatur

  • Johann Christoph Adelung: Ur. In: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Band 4. Leipzig 1801, S. 956–958 („Ur, ein sehr altes Wort, nicht allein in der Deutschen, sondern fast in allen Sprachen, welches indessen im Deutschen nur noch in der Zusammensetzung mit einigen Nennwörtern, und einigen wenigen davon abstammenden Zeitwörtern üblich ist. Es bedeutet daselbst […]“; 6 verschiedene Bedeutungen).

Weblinks

Wiktionary: ur- – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Duden online: ur-, Ur-. , abgerufen am 20. September 2014: „verstärkend […] als Ausgangspunkt, als weit zurückliegend, am Anfang liegend […] das Erste […] 3. kennzeichnet in Bildungen mit Verwandtschaftsbezeichnungen die Zugehörigkeit zur jeweils nächsten bzw. vorherigen Generation“.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Pfeifer u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 1. Auflage, Akademie-Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-05-000626-9, Seite 1878.
  2. Lexikoneintrag: Ur.... In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Bd.  19, Bibliographisches Institut, Leipzig 1902–1909, ‎ S. 949. Komplettzitat: „Ur…, Vorsilbe zur Bezeichnung der Beziehung auf den ersten Anfang von etwas, z. B. Urahn, Ursprung, Urkunde etc. (altdeutsch soviel wie hervor, aus).“
  3. Duden online: uralt, urgermanisch, uramerikanisch, ureigen, uranfänglich. Stand: Januar 2013, Februar/Juli 2014; abgerufen am 20. September 2014.
  4. Johann Christoph Adelung: Ur 1). In: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Band 4, Leipzig 1801, S. 956: „1. Groß, und nach einer sehr nahen Figur auch vortrefflich, vorzüglich, so fern ehedem körperliche Größe und Stärke der vornehmste und fast einzige wesentliche Vorzug war […]“.
  5. Programmankündigung: Schnappschuss: Kenia, 13.01.13. In: Miniversum. Okidoki-Kindersendung, 2013, archiviert vom Original am 4. November 2013; abgerufen am 20. September 2014: „Hyänen sind urgefährlich.“
  6. Duden online: urcool, urgeil. Stand: Februar/Juli 2014, abgerufen am 23. August 2014: „Gebrauch: besonders österreichische Jugendsprache“.
  7. Johann Christoph Adelung: Ur 3). In: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Band 4. Leipzig 1801, S. 956: „3. Das erste in einer Sache, einen Anfang, eine der ältesten Bedeutungen […]“.
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