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Universitätsbibliothek Leipzig
Universitätsbibliothek Leipzig | |
---|---|
Gründung | 1543 |
Bestand | >5,5 Millionen Bände |
Bibliothekstyp | Universitätsbibliothek |
Ort | Leipzig, Beethovenstr. 6 |
Bibliothekssigel | Universitätsbibliothek 'Bibliotheca Albertina' Universitätsbibliothek Leipzig, Zentralbibliothek Medizin |
ISIL | DE-15 |
Leitung | Ulrich Johannes Schneider |
Website | www.ub.uni-leipzig.de |
Die Universitätsbibliothek Leipzig ist die Universitätsbibliothek der Universität Leipzig. Ihre zentrale Einrichtung ist die Bibliotheca Albertina. Als Direktor amtiert seit Januar 2006 Ulrich Johannes Schneider.
Geschichte
Die Bibliothek entstand während der Reformationszeit, als das Leipziger Dominikanerkloster St. Pauli aufgelöst wurde. Dessen Grundbesitz und Gebäude fielen 1543 durch Schenkung des Albertiners Herzog Moritz von Sachsen an die Universität Leipzig. In einem dieser Gebäude, dem Mittelpaulinum, wurden die Büchersammlungen mehrerer Klöster zusammengeführt. So entstand der Grundstock der Bibliothek.
Als Bibliothekare von besonderer Bedeutung sind zu nennen: Joachim Feller (Bibliothekar ab 1675) als Herausgeber eines gedruckten Handschriften-Kataloges, Christian Gottlieb Jöcher (Bibliothekar von 1742 bis 1758) als Initiator eines alphabetischen Gesamtkataloges und Ernst Gotthelf Gersdorf (ab 1833 erster hauptamtlicher Direktor der Bibliothek), der die Bibliothek nach wissenschaftlichen Grundsätzen reorganisierte.
Aufgrund des starken Anwachsens der Bücherbestände, unter anderem durch die Übernahme der Goethe-Sammlung des Verlegers Salomon Hirzel, vor allem aber durch die steigende Verlagsproduktion im 19. Jahrhundert, wurde ein Umzug in ein größeres Gebäude notwendig. 1891 bezog die Bibliothek einen Neubau in der Beethovenstraße, der nach Entwürfen von Arwed Rossbach im Stil der Neorenaissance erbaut und am 2. Januar 1891 eingeweiht worden war. Nach dem Landesherren König Albert von Sachsen wurde der Neubau Bibliotheca Albertina genannt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Hauptgebäude in der Beethovenstraße bei den Luftangriffen auf Leipzig zu zwei Dritteln zerstört. Die Kataloge und Bestände waren jedoch ausgelagert worden und blieben unversehrt. Nach dem Krieg wurde lediglich der unbeschädigte linke Gebäudeflügel genutzt. Zu einem Wiederaufbau des Hauptgebäudes fehlten jahrzehntelang die finanziellen Mittel. Wegen der Schäden am Hauptgebäude der Universitätsbibliothek verlagerte sich in den folgenden Jahrzehnten die Nutzung vielfach in die jeweiligen Instituts- und Sektionsbibliotheken. Erst nach der Wende begann 1994 die aufwendige Wiederherstellung und Erweiterung des Hauptgebäudes einschließlich Rekonstruktion einzelner Gebäudeteile, die 2002 abgeschlossen wurde. Hierbei wurde die Ruine des rechten Flügels (Niveau Kellergeschoss) abgetragen, ein zweites Kellergeschoss ausgehoben, und die Fassade – trotz erheblicher Mehrkosten – originalgetreu wiederaufgebaut (siehe Bild oben, heute erinnert nur noch eine kleine Dehnungsfuge daran).
Heute ist das Hauptgebäude der Universitätsbibliothek, die Bibliotheca Albertina, einer von insgesamt 16 Standorten der Universitätsbibliothek und wird als geisteswissenschaftliche Zentral- und Archivbibliothek der Universität Leipzig genutzt.
Bestände
Die Bibliotheca Albertina ist der Kern des heutigen einschichtigen Bibliothekssystems der Universitätsbibliothek. Sie ist das Zentrum für die Literaturerwerbung und -erschließung mit einem zentralen Geschäftsgang für zahlreiche Zweigbibliotheken sowie für die Fernleihe. Zentrale technische Einrichtungen wie Fotostelle, Buchbinderei und Restaurierungswerkstatt befinden sich in der Bibliotheca Albertina.
Zu den Beständen gehören derzeit über 5,5 Millionen Bände und rund 6.500 laufende Zeitschriften. Vom Gesamtbestand sind heute ca. 3,5 Millionen in den Magazinen untergebracht, die übrigen Bestände sind im Freihand zugänglich. Allein im Hauptgebäude stehen über 800 Arbeitsplätze zur Verfügung.
Darüber hinaus besitzt die Bibliothek eine Reihe von Sondersammlungen, darunter ca. 8.700 Handschriften, davon ca. 3.200 in der Sondersammlung (orientalische Handschriften), ca. 3.600 Inkunabeln, Drucke des 16. Jahrhunderts und ca. 173.000 Autographen. Es gibt auch eine bedeutende Papyrus- und Ostrakasammlung. Zu den Beständen gehört der Papyrus Ebers, eine der ältesten medizinischen Abhandlungen überhaupt (um 1525 v. Chr.) oder die Leipziger Weltchronik, die Reste der ältesten erhaltenen Weltchronik (2. Jahrhundert n. Chr.)
2010 wurde der Bibliothek durch Brigitte Schellenberger-Tübke, Ehefrau des Leipziger Künstlers Werner Tübke, 12 Skizzenbücher ihres Mannes und eine Anzahl Tagebücher geschenkt. Die Skizzenbücher wurden 2011 in der Ausstellung Werner Tübke Die Skizzenbücher in der Universitätsbibliothek vorgestellt.[1]
2014 wurde im Bestand des Handschriftenzentrums ein frühes, unbekanntes Handschriftenfragment des Parzival von Wolfram von Eschenbach gefunden, das im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Kooperationsprojekts zur Erschließung mittelalterlicher Handschriften aus kleineren Sammlungen Mitteldeutschlands bearbeitet wird. Das Fragment befindet sich in einem Handschriftenband der Domstiftsbibliothek Naumburg und diente im 15. Jahrhundert als Buchbindematerial.[2]
Herausragendes
Die Universitätsbibliothek Leipzig ist im Besitz von Teilen des Codex Sinaiticus, einem Bibel-Manuskript aus dem 4. Jahrhundert. Der Codex enthält große Teile des Alten und ein vollständiges Neues Testament in altgriechischer Sprache und gehört zu den bedeutendsten bekannten Handschriften des griechischen Alten Testaments und des Neuen Testaments. Er ist die älteste vollständig erhaltene Abschrift des Neuen Testaments.
Ebenfalls im Besitz der Bibliothek ist der Papyrus Ebers, ein medizinischer Papyrus aus dem alten Ägypten. Er gehört zu den ältesten noch erhaltenen Texten überhaupt und ist zudem einer der ältesten bekannten Texte mit medizinischen Themen, wobei er unter anderem ein großes Spektrum an Beschreibungen von Krankheiten und deren Symptomen und Diagnosen beinhaltet.
Sondersammelgebiete
Seit 1998 war die Bibliothek außerdem Sitz der Sondersammelgebiete 3.5: Kommunikations- und Medienwissenschaften, Publizistik[3] sowie 4.1: Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften und Ethik in der Medizin. Das Sondersammelgebiet 4.1 wurde zum Jahresende 2005 von der Bibliothek abgegeben.[4]
Der Bestand an Monografien im Sondersammelgebiet 3.5 umfasst etwa 30.000 Bände und 400 Fachzeitschriften. Im Rahmen des Sondersammelgebiets 3.5 wurde von 2007 bis 2012 die Virtuelle Fachbibliothek medien buehne film zusammen mit der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main entwickelt.[5] Seit Ende 2013 werden Sondersammelgebiete von der Deutschen Forschungsgemeinschaft nicht weiter gefördert. Sowohl das Sondersammelgebiet als auch die Virtuelle Fachbibliothek werden schrittweise in den seit 2014 an der Universitätsbibliothek Leipzig eingerichteten Fachinformationsdienst Medien- und Kommunikationswissenschaft überführt.[6]
Leitende Bibliothekare und Direktoren der Bibliothek
Bis 1832 leiteten Professoren der Universität Leipzig die Bibliothek im Nebenberuf. Ab 1833 wurde die Leitung der Bibliothek einem hauptamtlichen Direktor übertragen.
Nr. | Name | von | bis | Bemerkung |
---|---|---|---|---|
1 | Caspar Borner | 1543 | 1547 | |
2 | Johannes Menzel, Donatus Zöllner, Lorenz Rülich, Petrus Lossius, Wolfgang Trübenbach, Andreas Hommel | 1547 | 1599 | gleichberechtigte leitende Bibliothekare |
3 | Johann Friedrich | 1599 | 1630 | |
4 | Heinrich Höpfner | 1630 | 1642 | |
5 | Johann Ittig | 1642 | 1670 | |
6 | Friedrich Rappolt, Christian Friedrich Franckenstein | 1670 | 1675 | kommissarisch |
7 | Joachim Feller | 1675 | 1691 | |
8 | Christoph Pfautz | 1691 | 1711 | |
9 | Christian Friedrich Börner | 1711 | 1738 | |
10 | Georg Friedrich Richter | 1738 | 1742 | |
11 | Christian Gottlieb Jöcher | 1742 | 1758 | |
12 | Karl Andreas Bel | 1758 | 1782 | |
13 | Friedrich Wilhelm Reiz | 1782 | 1790 | |
14 | Christian Daniel Beck | 1790 | 1817 | |
15 | Christian Daniel Beck, Gottfried Heinrich Schäfer | 1817 | 1832 | |
16 | Ernst Gotthelf Gersdorf | 1833 | 1874 | |
17 | Ludolf Krehl | 1874 | 1892 | |
18 | Oskar von Gebhardt | 1901 | 1906 | |
19 | Karl Boysen | 1906 | 1921 | |
20 | Otto Glauning | 1922 | 1937 | |
21 | Egon Mühlbach | 1937 | 1939 | kommissarisch |
22 | Fritz Prinzhorn | 1939 | 1945 | |
23 | Otto Kielmeyer | Januar 1946 | Dezember 1946 | |
24 | Karl Buchheim | 1948 | 1950 | |
25 | Helmut Mogk | 1950 | 1958 | |
26 | Johannes Müller | 1959 | 1969 | |
27 | Fritz Schaaf | 1969 | 1985 | |
28 | Bodo Mewes | 1985 | 1986 | kommissarisch |
29 | Bernd Rüdiger | 1986 | 1990 | |
30 | Dietmar Debes | Oktober 1990 | April 1992 | interim |
31 | Ekkehard Henschke | 1992 | 2005 | |
32 | Charlotte Bauer | Mai 2005 | Dezember 2005 | kommissarisch |
33 | Ulrich Johannes Schneider | seit 2006 |
Film
Der Kurzfilm Schattenspiele, realisiert durch Studenten der Universität Leipzig, spielt in der Universitätsbibliothek Leipzig und wurde 2005 in den Räumen des Hauptgebäudes gedreht.
Ausstellungen
- 2010: Leipziger Judentümer in Stadt und Universität konzipiert von Johannes Schneider; ditto: Ausstellungskatalog
- 2011: Werner Tübke: Die Skizzenbücher; <Ausstellungskatalog.
- 2012: Der Nationalökonom und Zeitungskundler Karl Bücher. Die Leipziger Jahre, kein Katalog, nur ein Beiheft mit Ausstellungstexten und einem Faksimile.
Literatur
- Cornelius Gurlitt: Universitätsbibliothek. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 18. Heft: Stadt Leipzig (II. Theil). C. C. Meinhold, Dresden 1896, S. 257.
- Ekkehard Henschke (Hrsg.): Die Bibliotheca Albertina in Leipzig. Festschrift zum Abschluss des Wiederaufbaus im Jahre 2002. Saur, München 2002, ISBN 3-598-11623-3.
- Sophia Manns: Zwischen Denkmalschutz und Nutzeranspruch. Wiederaufbau und Erweiterung der Bibliotheca Albertina in Leipzig. Institut für Bibliothekswissenschaft, Berlin 2005 (online).
- Reinhold Scholl (Hrsg.): Vergraben – Verloren – Gefunden – Erforscht. Papyrusschätze in Leipzig. (Reihe: Schriften aus der Universitätsbibliothek Leipzig.) Universitätsverlag Leipzig 2010, ISBN 978-3-86583-483-6.
Weblinks
- Webauftritt der Universitätsbibliothek Leipzig
- Die Institution im Leipzig-Lexikon
- Das Hauptgebäude im Leipzig-Lexikon
- Photographien der Universitätsbibliothek Leipzig
Einzelnachweis
- ↑ Was schon vergessen war, ist jetzt ein echter Schatz in FAZ vom 12. Juli 2011, Seite 35
- ↑ Universitätsbibliothek Leipzig Aktuelles vom 17. Juni 2014, abgerufen am 19. Juni 2014
- ↑ http://wikis.sub.uni-hamburg.de/webis/index.php/3.5
- ↑ http://wikis.sub.uni-hamburg.de/webis/index.php/4.1
- ↑ http://www.medien-buehne-film.de/alle/ueberuns/projektbeschreibung2.html
- ↑ https://www.ub.uni-leipzig.de/forschungsbibliothek/projekte/projekte-chronologisch/fachinformationsdienst-fuer-medien-und-kommunikationswissenschaft/
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