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Nationale Jurij-Fedkowytsch-Universität Czernowitz

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Nationale Jurij-Fedkowytsch-Universität Czernowitz
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Gründung 4. Oktober 1875
Trägerschaft staatlich
Ort Czernowitz, Ukraine
Rektor Stepan Melnytschuk
Studenten ca. 16.000 (2004)
Professoren ca. 900 (inklusive Dozenten)
Website www.chnu.cv.ua

Die Nationale Jurij-Fedkowytsch-Universität Czernowitz (ukrainisch Чернівецький національний університет імені Юрія Федьковича; englisch Yuriy Fedkovych Chernivtsi National University) ist eine Universität in der Westukraine. Gegründet wurde sie 1875 als kaiserlich-königliche Franz-Josephs-Universität im östlichsten Kronland Österreichs.

Geschichte

Die Bukowina war 1774/75 zur Habsburgermonarchie gekommen. Anlässlich ihrer 100-jährigen Zugehörigkeit zu Österreich gründete Kaiser Franz Joseph I. am 4. Oktober 1875 die Franz-Josephs-Universität. Constantin Tomaszczuk hatte ihre Gründung seit 1872 betrieben. Das vielsprachige österreichische Kronland bekam damit eine überwiegend deutschsprachige Universität. Deutsche, Siebenbürger Sachsen, Juden, Polen, Ukrainer, Ruthenier, Moldauer und Rumänen studierten an drei Fakultäten: Griechisch-Orthodoxe Theologie, Rechtswissenschaft und Philosophie. Für Medizin musste man nach Lemberg oder Krakau gehen. In Czernowitz blühte bald ein vielfältiges und lebhaftes Studenten- und Korporationsleben, das als kulturelles und soziales Spiegelbild der Stadt die wissenschaftliche Erforschung verdient.[1]

Nach der Auflösung Österreich-Ungarns Ende Oktober 1918 wurde die Bukowina sukzessive von rumänischen Truppen besetzt (siehe Geschichte der Bukowina) und am 28. November 1918 in der Residenz des griechisch-orthodoxen Erzbischofs von Czernowitz, Basil von Repta, der Anschluss der Bukowina an das Königreich Rumänien beschlossen.[2] Dieser war Rumänien von der Triple Entente schon 1916 versprochen worden, um Rumänien zum Kriegseintritt gegen Österreich-Ungarn zu motivieren (die Interessen der Ukrainer der Bukowina setzte die Rote Armee 1944/45 durch). Großrumänien ersetzte nach hartnäckigen Auseinandersetzungen Deutsch durch Rumänisch als Unterrichtssprache. Fast alle deutschsprachigen Professoren wanderten daraufhin nach Deutschösterreich ab. Die Universität selbst wurde in Universitatea Regele Carol I din Cernăuți umbenannt.

Wie zu Beginn des Ersten Weltkrieges vorübergehend zu Russland, kamen Czernowitz und die Universität Ende Juni 1940 zur Sowjetunion. Von 1941 bis 1944 wieder bei Rumänien, wurde die Universität Czernowitz dann in Tscherniwezkyj derschawnyj uniwersytet umbenannt. 1989 erhielt sie den heutigen Namen nach dem Bukowiner Schriftsteller Jurij Fedkowytsch (Юрій Федькович). Seit 1991 zur Westukraine (Ostgalizien) gehörig, erhielt die Universität im Jahre 2000 den Rang einer Nationalen Universität der Ukraine.

Verlegungsdebatte im Ersten Weltkrieg

Die Bukowina grenzte an Russland und litt im Ersten Weltkrieg unter schweren Kämpfen. In der Zeit vom 2. September 1914 bis zum Dezember 1917 wurde Czernowitz sechsmal von russischen Truppen erobert und von der k.u.k. Armee zurückgewonnen. Das Universitätsrektorat wurde unter Cäsar Pomeranz nach Wien verlegt; viele Professoren verließen die Stadt und lehrten als Gäste an anderen Universitäten Österreich-Ungarns. Es entbrannte die Diskussion, ob die Franz-Josephs-Universität in den „deutscheren“ Westen des Reichs verlegt werden sollte.

Wie der Salzburger Hochschulverein warben Kurt Kaser und Hans von Frisch für Salzburg.[3][4] Sie verwiesen auf den niedrigen Bildungsstand in der Bukowina; die Universität bringe mangelhaft ausgebildete Gymnasiallehrer und Beamte hervor. Außerdem sei das Deutschtum in der Defensive. Im Wintersemester 1913/14 hatten sich 458 von 1198 Studenten als deutschsprachig bezeichnet. Von ihnen waren die meisten Juden, die sich der deutschen Volksgruppe sehr viel seltener zugehörig fühlten als in anderen Teilen der Monarchie.[1] Aus ganz anderen Gründen war Eugen Ehrlich für die Verlegung: Die Universität halte junge Menschen davon ab, sich wirtschaftlichen oder technischen Berufen zuzuwenden und das Land voranzubringen.[1]

Die meisten Professoren waren gegen die Verlegung. Auch der 1911 nach Graz zurückgekehrte Joseph Schumpeter, der längst nach Prag gegangene Heinrich Singer und – noch Jahrzehnte später – der Bukowiner Erich Prokopowitsch sprachen sich für den Verbleib der Universität in Czernowitz aus.[5] Der in Czernowitz geborene deutschnationale Raimund Friedrich Kaindl sah gerade in der Bedrängung der Deutschen einen Grund zu bleiben: Zwar würde „das von uns vermittelte Wissen jetzt gegen uns als Waffe benutzt. Der Schüler glaubt schon den Lehrer entbehren zu können. Heißsporen möchten den Deutschen verdrängen.“ Es sei aber „natürlich, dass, wenn wir versagen, andere Völker an unsere Stelle zu treten suchen, um unseren Einfluss zu brechen, gegen uns hetzen“. Und bessere Beamte und Professoren ins Land zu holen, sei keine Lösung, weil sie der Vielsprachigkeit der Bukowina nicht gewachsen seien. Das könne nur eine im Land betriebene Universität leisten.[1]

Der Streit um die Verlegung blieb im akademischen Rahmen. Die Universitätsverwaltung und das k.k. Ministerium für Kultus und Unterricht erreichte er nicht. Im Hintergrund standen der Salzburger Wunsch nach einer Universität und die realpolitische Frage, ob man im Westen der Habsburgermonarchie eine Universität brauchte. Gustav Hanausek, der in Graz, etwa 270 km von Salzburg entfernt, lehrte, verneinte sie. So wurde nach dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk der Hochschulbetrieb der Franz-Josephs-Universität im Herbst 1918 wieder aufgenommen.

Heutige Fakultäten

Franz-Josephs-Universität Czernowitz (Hauptgebäude)
Rechter Seitenflügel mit Uhrturm der Erzbischöflichen Rezidenz (Geographische Fakultät)
  • Angewandte Mathematik
  • Biologie
  • Chemie
  • Informatik
  • Wirtschaftswissenschaft
  • Erziehungswissenschaft
  • Ingenieurwesen
  • Bildende Künste
  • Geographie
  • Geschichte, Politikwissenschaft und Internationales Recht
  • Moderne Europäische Sprachen
  • Philologie
  • Physik
  • Philosophie und Theologie

Professoren

Siehe auch: Kategorie:Hochschullehrer (Czernowitz) und Kategorie:Rektor der Franz-Josephs-Universität

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Johannes Uray (2011)
  2. Manfred Rehbinder, in: Festschrift für Hans Stoll zum 75. Geburtstag (2001)
  3. Die Verlegung der Franz-Josephs-Universität von Czernowitz nach Salzburg. Deutscher Hochschulwart 12 (1916), S. 1–8
  4. Zur Salzburger Universitätsfrage. Deutscher Hochschulwart 13 (1917), S. 2–4
  5. Erich Prokopowitsch: Der Kampf um die Verlegung der Franz-Josephs-Universität in Czernowitz während des ersten Weltkriegs. Österreichische Begegnung 4 (1963), S. 26–37

Literatur

  • Die k.k. Franz-Josephs-Universität in Czernowitz im ersten Vierteljahrhundert ihres Bestandes. Festschrift. Czernowitz 1900 Volltext.
  • Anton Norst: Alma mater Francisco-Josephina. Festschrift zu deren 25jährigen Bestande. Czernowitz 1900 Volltext.
  • Kurt Kaser: Die Gründung der k. k. Franz-Josefs-Universität in Czernowitz im Jahre 1875. Wien 1917 .
  • Hugo Gold (Hrsg.): Die Geschichte der Juden in der Bukowina, Tel Aviv 1958.
  • Hans Prelitsch: Student in Czernowitz. Die Korporationen an der Czernowitzer Universität, München 1961.
  • Rudolf Wagner (Hrsg.): Alma Mater Francisco Josephina. Die deutschsprachige Nationalitäten-Universität in Czernowitz. Festschrift zum 100. Jahrestag ihrer Eröffnung 1875. Meschendörfer, München 1975. 2. Auflage 1979.
  • Rudolf Wagner (Hrsg.): Vom Halbmond zum Doppeladler. Ausgewählte Beiträge zur Geschichte der Bukowina und der Czernowitzer Universität "Francisco-Josephina"; Festgabe zum 120. Jahrestag 1995 der Czernowitzer "Francisco-Josephina". Verlag Der Südostdeutsche, Augsburg 1996. ISBN 3-00-000967-1.
  • Anton-Heinz Schmidt: Das Buchenland Czernowitz und die Deutsche Universität Franzisco-Josefina. Aigen-Voglhub 1996.
  • Ilona Slawinski, Joseph P. Strelka: Glanz und Elend der Peripherie. 120 Jahre Universität Czernowitz. Österreichisches Ost- und Südosteuropa-Institut, Wien 1998.
  • Peter Wörster, Dorothee M. Goeze: Universitäten im östlichen Mitteleuropa – zwischen Kirche, Staat und Nation. Sozialgeschichtliche und politische Entwicklungen. München 2008.

Weblinks

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