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Umlaufgeschwindigkeit (Geld)

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Die Umlaufgeschwindigkeit (auch Umschlagshäufigkeit) des Geldes ist die Häufigkeit, mit der die vorhandene Geldmenge innerhalb eines Jahres durchschnittlich umgesetzt wird. Die Umlaufgeschwindigkeit umfasst dabei sämtliche Zahlungsarten, wobei Barmittel relativ langsamer umlaufen als Sichtguthaben, die wesentlich häufiger für Zahlungen eingesetzt werden als das Bargeld – mit zunehmender Tendenz.

Vertiefte Definition

Unter der Umlaufgeschwindigkeit versteht man das Verhältnis der gesamtwirtschaftlichen Summe aller in Geld bewerteten realen Transaktionen (Käufe) oder einer gesamtwirtschaftlichen Einkommensgröße zum gesamtwirtschaftlichen Geldbestand. Heute betrachtet man meistens eine Form der Einkommensumlaufgeschwindigkeit, bei der eine gesamtwirtschaftliche Einkommensgröße – wie insbesondere das Bruttonationaleinkommen – auf den Geldbestand bezogen wird. Da es verschiedene Konzepte der gesamtwirtschaftlichen Geldmenge gibt, unterscheiden sich die verschiedenen Formen der Umlaufgeschwindigkeit auch nach dem benutzten Maß für die Geldmenge.

Mit als Abkürzung für das nominale Bruttonationalprodukt, , und für die verschiedenen Arten der Geldmenge und mit , und für die zugeordneten Umlaufgeschwindigkeiten gilt jeweils

Umstritten ist die Frage, welchen langfristigen Trend die Einkommensumlaufgeschwindigkeit des Geldes zeigt. Die Beantwortung dieser Frage hängt unter anderem von dem gewählten Geldmengenkonzept ab. In vielen entwickelten Volkswirtschaften zeigt heute einen fallenden Trend, für einzelne Nationen (etwa Großbritannien) gab es aber früher Perioden längerfristiger Stabilität. Für wurde für eine Reihe von OECD-Ländern ein langfristig U-förmiger Verlauf nachgewiesen. zeigt teilweise einen steigenden Trend.

Bestimmung

Die Art der Bestimmung und die jeweils daraus folgende Umlaufgeschwindigkeit sind Gegenstand von Kontroversen zwischen verschiedenen Wirtschaftstheorien. Da angenommen wird, dass Zahlungsgewohnheiten (z. B. Löhne, Gehälter, Steuern) keinen kurzfristigen Schwankungen unterliegen, neigen Anhänger der Quantitätstheorie dazu, zu glauben, dass die Umlaufgeschwindigkeit technologisch bestimmt und stabil ist, solange weder Inflation noch Deflation zu erwarten sind und dass derartige Erwartungen nicht entstehen, solange keine Anzeichen erkennbar sind, dass sich das allgemeine Preisniveau ändert.

Real ist in Deutschland ein langfristiger Abwärtstrend zu verzeichnen:[1] von 2,5 1970 auf ~1,2 2010[2] bzw. im Schnitt 0,5 % bis 1 % pro Jahr.[3] Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die in Umlauf befindliche Geldmenge jährlich stärker steigt als das Bruttoinlandsprodukt.

Kritik

Ludwig von Mises sagte: „The main deficiency of the velocity of circulation concept is that it does not start from the actions of individuals but looks at the problem from the angle of the whole economic system. This concept in itself is a vicious mode of approaching the problem of prices and purchasing power. It is assumed that, other things being equal, prices must change in proportion to the changes occurring in the total supply of money available. This is not true.“ -- „Das Hauptproblem des Konzepts der Umlaufgeschwindigkeit ist, dass es nicht bei individuellen Handlungen beginnt, sondern das Problem aus Sicht des gesamten ökonomischen Systems betrachtet. Dieses Konzept selbst ist eine teuflische Art sich dem Problem der Preise und Kaufkraft zu nähern. Es wird angenommen, dass sich Preise entsprechend der Gesamtgeldmenge verhalten, wenn anderes gleich bleibt. Das ist nicht wahr.“ [4]

Knut Wicksell stimmt den Erklärungen der Quantitätstheorie zu, hält diese jedoch durch die Kritik ihrer Voraussetzungen für angreifbar. Er bezweifelt die Konstanz der Umlaufgeschwindigkeit bzw. der Kassenhaltungsdauer, als eine der „luftigsten und am wenigsten greifbaren Faktoren der Volkswirtschaft“. Er kritisiert außerdem den quantitätstheoretischen Geldbegriff, da Edelmetalle und Münzen im Zahlungsverkehr durch Banknoten, Wechsel oder Schecks austauschbar seien. Dadurch verkomme die Geldmenge zu einer endogenen Größe. Außerdem könne ein Anstieg der Edelmetallmenge, einen Rückgang des Wechselumlaufs bewirken, sodass die Geldmenge gleich bliebe. Auch bezweifelt er, dass der Realkassenbestand das Ausgabeverhalten der Wirtschaftssubjekte maßgeblich beeinflusst.[5]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Deutsche Bank Research, 1999
  2. Statistisches Bundesamt, zitiert nach Prof. Dr. Thomas von der Vring: Geldmenge und Geldpolitik – Kritische Anmerkungen zu den gängigen Interpretationen, 2012
  3. Wolfgang Eichmann: Sinkt die Geldumlaufgeschwindigkeit? In: Wirtschaftsdienst. Bd. 82, Nr. 2, 2002, S. 99–101, (Digitalisat (PDF; 282 KB)).
  4. Ludwig von Mises, Human Action (New Haven: Yale University Press, 1949), und The Theory of Money and Credit (London: Jonathan Cape, Limited, 1934, and New Haven: Yale University Press, 1953).
  5. Knut Wicksell: Geldzins und Güterpreise. 1898, zitiert nach Felderer, Homburg: Makroökonomik und neue Makroökonomik, 9. Auflage, Springer, 2005, S. 82
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