Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Tutzing

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel behandelt die Gemeinde Tutzing, für das nach ihr benannte Schiff siehe Tutzing (Schiff)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Tutzing
Tutzing
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Tutzing hervorgehoben
47.90888888888911.281388888889611
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Starnberg
Höhe: 611 m ü. NN
Fläche: 35,65 km²
Einwohner:

9.466 (31. Dez. 2011)[1]

Bevölkerungsdichte: 266 Einwohner je km²
Postleitzahl: 82327
Vorwahl: 08158
Kfz-Kennzeichen:
Gemeindeschlüssel: 09 1 88 141
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Gemeinde Tutzing
Kirchenstr. 9
82327 Tutzing
Webpräsenz: www.tutzing.de
Bürgermeister: Rudolf Krug (ÖDP)
Lage der Gemeinde Tutzing im Landkreis Starnberg
Karte
Tutzing vom See aus gesehen
Blick von Schloss Tutzing über den See zum Karwendel-Gebirge

Tutzing ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Starnberg und liegt am Westufer des Starnberger Sees.

Geschichte

Grabhügel aus Bronze- und Eisenzeit belegen, das die Gegend um Tutzing bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war. Hinweise auf die Anwesenheit von Römern geben Reste eines Gutshofes am Deixlfurter See. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte 742 durch eine Schenkung an das Kloster Benediktbeuern. Der Name Tutzing stammt von der Familie Tozzi und Tuzzo aus dem Adelsgeschlecht der Huosi. Das deutet darauf hin, dass der Ort bereits im 6. Jahrhundert bestand. Nachdem das Geschlecht der Tuzzinger ausgestorben war, erwarb das Münchner Patriziergeschlecht der Dichtl um 1480 den Ort. Bernhard dem Älteren Dichtl wurde 1519 vom Herzog von Bayern die Hofmarksgerechtigkeit über Tutzing verliehen. Damit durfte er als Tutzinger Schlossherr von seinen Untertanen Steuern erheben und die niedere Gerichtsbarkeit ausüben. Der Ort war bis ins 19. Jahrhundert ein einfaches Fischerdorf, in dem es ab dem 16. Jahrhundert immer wieder Auseinandersetzungen um die Fischrechte zwischen Hoffischern und der Herrschaft der Hofmark Tutzing gab.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Hofmark Tutzing von schwedischen und kaiserlich-spanischen Truppen schwer heimgesucht. Zwischen 1632 und 1634 brannten Schloss, Pfarrkirche, Brauerei, Hoftaverne und einige Anwesen ab. Kaum hatte sich die Bevölkerung von dem Schrecken des Krieges erholt, traten auch schon die ersten Fälle von Pest auf. Die Krankheit wütete in der gesamten Hofmark.

1650 wurde die Hofmark von Hans Albrecht Viehbeck von und zu Haimbhausen ersteigert. Seine Tochter heiratete den Reichsfreiherrn Maximilian Ernst von Götzengrien. Er ließ am Seeufer ein Schloss mit Barockfassade bauen. Der Park wurde im französischen Stil angelegt und mit Fontänen sowie Vasen ausgestattet.

Von 1731 bis 1869 gehörte Tutzing den Viereggs, einer aus Mecklenburg stammenden Grafenfamilie. Insbesondere Graf Friedrich von Vieregg (1750–1843) verdankt das Tutzinger Schloss eine großzügige Umgestaltung, die in den Jahren 1802 bis 1816 erfolgte. Im 19. Jahrhundert wurde auch der Park in einen Englischen Landschaftsgarten umgewandelt. 1866 wurde die Eisenbahn München – Starnberg nach Tutzing verlängert. Danach ging das Schloss durch mehrere Hände. Zunächst besaß es der Stuttgarter Verleger Eduard Hallberger, dann dessen Tochter Helene Henriette Landberg († 1915), die es der Stadt Stuttgart vermachte. Der Besitzer von 1921 bis 1930, Marcell Nemes, ein bedeutender ungarischer Kunsthändler jüdischer Herkunft, geadelt als Edler von Janoshalma, renovierte das Schloss und stattete es mit Kunstwerken aus. Marcell von Nemes war auch ein großzügiger Gönner Tutzings. Seine Reithalle wurde dem Sportverein Tutzing (jetzige Turnhalle) geschenkt, gespendet wurde der prächtige neobarocke Hochaltar in der Kirche St. Josef und der Johannishügel wurde durch Baron von Nemes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Von 1936 bis 1940 war der Industrielle und Reichstagsabgeordnete des Zentrums Albert Hackelsberger Schloßbesitzer. Im September 1938 wurde er von der Gestapo am Schloss abgeholt und in Einzelhaft verbracht. Den Prozess vor dem Volksgerichtshof 1940 erlebte Hackelsberger nicht mehr – er verstarb noch während der Haftzeit. Angeklagt wurde er wegen Hochverrats und „Devisenvergehen“ – damals gängige Anklage gegen unliebsame Männer der katholischen Kirche, die nicht in wenigen Fällen zum Todesurteil führten. Seine Frau, geborene Weck, („Weck-Gläser“) verkaufte im Jahr 1940 das Schloss an Ida Kaselowsky, Erbin der Firma Oetker in Bielefeld. Von 1947 bis 1949 war die evangelische Landeskirche Mieter bei Rudolf August Oetker, dem nächsten Firmenerben. Für 350.000 Mark erwarb sie im Frühjahr 1949 das Tutzinger Schloss mit zwei Dritteln des Grundbesitzes, aus ihren Bildungsaktivitäten an diesem Ort entwickelte sich schnell die Evangelische Akademie Tutzing, auf deren Tagungen der jungen Bundesrepublik politisch bedeutende Anstöße gegeben wurden. Schloss und Park sind das kulturhistorisch bedeutendste Architekturensemble Tutzings.

Siehe zum heutigen Bestand von Schloss und Park:Gebäude und Park der Akademie

Eingemeindungen

Am 1. Januar 1978 wurden größere Gebietsteile der aufgelösten Gemeinde Traubing eingegliedert.[2]

Einwohnerentwicklung

Verlauf der Bevölkerungsentwicklung[3]
Jahr 1840 1900 1939 1950 1970 1987 2003 2008 2012
Einwohner 772 2.109 3.252 5.973 6.962 8.847 9.455 9.461 9.389

Ortsteile

  • Diemendorf
  • Kampberg
  • Monatshausen
  • Neuseeheim
  • Oberzeismering
  • Unterzeismering
  • Rößlsberg
  • Traubing
  • Obertraubing
  • Deixlfurt

Politik

Rathaus der Gemeinde Tutzing

Erster Bürgermeister der Gemeinde ist Rudolf Krug (ödp). Er wurde in einer Stichwahl am 30. März 2014 zum Nachfolger von Dr. Stephan Wanner gewählt.

Gemeinderat

Sitzverteilung im Gemeinderat
Jahr CSU SPD Grüne FDP FW BfT ödp UWG TL gesamt Wahlbeteiligung
2014 7 1 2 1 4 1 2 1 1 20 65,25 %
2008 7 3 1 1 4 1 2 1 0 20 66,7 %
2002 10 1 1 0 4 2 1 1 0 20 66,7 %

BfT = Bürger für Tutzing     FW = Freie Wähler Tutzing     TL = Tutzinger Liste e. V.
UWG = Unabhängige Wählergemeinschaft Traubing

Baudenkmäler

Liste der Baudenkmäler in Tutzing

Tutzings ältestes Gebäude, das denkmalgeschützte Vetterlhaus, entstand im 17. Jahrhundert als Hirtenhäusl. Es hat ein gemauertes Erdgeschoss, sein Obergeschoss wurde in Blockbauweise erstellt. 1901 zog die sechsköpfige Familie Vetterl ein. Nach dem Ersten Weltkrieg stellte die Gemeinde das Haus sozial Schwachen zur Verfügung. Das ehemalige „Hütlhaus" ist eines der letzten erhaltenen Überreste des alten Dorfes Tutzing und vermittelt einen guten Eindruck von der Bauweise der einfachen Bauern- und Fischeranwesen. Es verdeutlicht den Wandel vom bescheidenen, kleinbäuerlichen Dorf zum Villenort und zur Fremdenverkehrsgemeinde der späteren Jahre. Heute beherbergt das Vetterlhaus das Gäste- und Informationsbüro des Tutzinger Fördervereins für Tourismus.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft

Altes Bahnhofsgebäude des Bahnhofs Tutzing

Nach der amtlichen Statistik gab es 1998 im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 32, im produzierenden Gewerbe 941 und im Bereich Handel und Verkehr 245 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 1050 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 2682. Im verarbeitenden Gewerbe gab es sechs Betriebe, im Bauhauptgewerbe neun Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 43 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1086 ha, davon waren 151 ha Ackerfläche und 925 ha Dauergrünfläche.

Verkehr

Der Bahnhof Tutzing liegt an der Bahnstrecke München–Garmisch-Partenkirchen und ist angeschlossen an das S-Bahn-Netz des MVV, an den Regionalverkehr der Bahn in Richtung München und Innsbruck, sowie freitags, samstags und sonntags an ICE-Züge nach Innsbruck, Garmisch-Partenkirchen, Berlin, Hamburg und Dortmund.[4] Gleichzeitig zweigt hier die Kochelseebahn ab. In den Sommermonaten wird Tutzing durch die Bayerische Seenschifffahrt angefahren. Das Gesamtstraßennetz beträgt 66,8 km.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Persönlichkeiten mit Bezug zu Tutzing

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Quartale (hier viertes Quartal, Stichtag zum Quartalsende) (Hilfe dazu)
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 591.
  3. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, abgerufen am 12. Juli 2014.
  4. Tutzing wird erstmalig ICE-Halt (PDF; 113 kB). Informationsblatt der Fahrgastinitiative ProBahn.
  5. Die Märtyrer von Tokwon, Bruder Markus (Simon) Metzger – (Missionsbenediktiner)

Literatur

  • Gemeinde Tutzing (Hrsg.:) Hofmark Tutzing - Geschichte in zwölf Jahrhunderten. St. Ottilien 1985
  • Klaus-Jürgen Roepke (Hrsg.): Schloss und Akademie Tutzing München 1986.
  • Udo Hahn: Schloss und Evangelische Akademie Tutzing, (= Großer Kunstführer 280), Regensburg:Schnell & Steiner, 2014.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Tutzing – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikivoyage: Tutzing – Reiseführer

Vorlage:Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Landkreis Starnberg

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Tutzing aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.