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Tumult (Zeitschrift)

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Tumult ist der Name der seit 1979 unregelmäßig publizierten Schriften zur Verkehrswissenschaft, herausgegeben von Ivo Gurschler, Andreas Leopold Hofbauer und Walter Seitter, sowie der seit dem Frühjahr 2013 erscheinenden Vierteljahresschrift für Konsensstörung, herausgegeben von Frank Böckelmann.[1]

Tumult. Schriften zur Verkehrswissenschaft

In den späten 1970er Jahren trafen, angeregt durch die Lektüre neuerer französischer Philosophen, interessierte Intellektuelle und Künstler zum Aufbau einer Zeitschrift im deutschen Sprachraum zusammen. Dazu gehörten Frank Böckelmann, Peter Gente, Ulrich Giersch, Dietmar Kamper, Herbert Nagel, Günter Nahr, Ulrich Raulff, Walter Seitter und Hanns Zischler. Seit den frühen 1980er Jahren hatten die Schriften zur Verkehrswissenschaft drei Herausgeber: Frank Böckelmann, Dietmar Kamper und Walter Seitter. Der Zeitpunkt war günstig für die Gründung von Zeitschriften mit Manifest-Charakter und avantgardistischem Anspruch. Die in den 1960er Jahren unternommenen Versuche, dem Marxismus neues Leben zu geben, hatten enttäuscht, wohingegen die Lektüre der „poststrukturalistisch“ genannten Theoretiker wie Jacques Derrida, Michel Serres, Maurice Blanchot, Pierre Klossowski, Michel Foucault, Roland Barthes, Jean-François Lyotard, Gilles Deleuze, Félix Guattari, Jean Baudrillard, Paul Virilio reichhaltige Quellen für Analyse, Verstehen und Handeln im politischen und kulturellen Raum zu erschließen versprach.

Nach zahlreichen Gesprächen, auch mit Michel Foucault in Berlin, dem Austausch vieler Konzepte und Verhandlungen mit mehreren Verlagen erschien 1979 im Berliner Merve Verlag (geleitet von Peter Gente und Heidi Paris) die erste Ausgabe von Tumult. Zeitschrift für Verkehrswissenschaft mit Artikeln zu Themen der Urbanistik, Populärkultur, Philosophie und Katastrophentheorie. Der „Verantwortlichen Redaktion“ gehörten an: Frank Böckelmann, Peter Gente, Ulrich Giersch, Dietmar Kamper, Herbert Nagel, Günter Nahr, Ulrich Raulff, Walter Seitter und Hanns Zischler. Frank Böckelmann trat im Februar 2016 als Herausgeber zurück.

Über die Frühgeschichte von Tumult. Schriften zur Verkehrswissenschaft berichten u. a. Ulrich Raulff[2] und Philipp Felsch[3].

Der Begriff „Verkehrswissenschaft“ im Untertitel spielt auf den älteren der „Verkehrsverhältnisse“ an; er meint die Art und Weise, wie Menschen und Dinge miteinander verkehren. Es handelt sich bei diesen Verhältnissen um Bewegungsarten, die libidinös angetrieben sind und über die Schicksale entscheiden.

Die Schriften zur Verkehrswissenschaft durchwanderten eine wechselvolle Verlagsgeschichte und erscheinen heute im Sonderzahl Verlag in Wien. Bislang erschienen mehr als vierzig Bände.

Tumult lässt sich keinem bestimmten Publikationstyp zuordnen. Philosophische Abhandlungen stehen neben Interviews, Prosastücken, Fiktionen und Manifesten. Die Bilder und Bildstrecken haben den Rang eigenständiger Beiträge. Tumult sucht nach Themen, die von den großen Diskursen noch nicht aufgegriffen oder von ihnen marginalisiert wurden. So entstanden Titel wie Der Planet (Nr. 7), Professoren (Nr. 13), Zoopolitik (Nr. 27) und Gesichtermoden (Nr. 31). Einzelne Ausgaben sind den Lebenswerken von Denkern gewidmet, die im deutschen Sprachraum nahezu unbekannt oder in Vergessenheit geraten sind bzw. unterschätzt werden: Gaëtan Gatian de Clérambault, Ernst H. Kantorowicz, Pierre Legendre, Georgios Gemistos Plethon. Für die einzelnen Tumult-Bände zeichnen jeweils unterschiedliche Herausgeber verantwortlich.

Dem Redaktionsrat von Tumult. Schriften zur Verkehrswissenschaft gehören gegenwärtig 23 Personen an: Dieter Bandhauer, Frank Böckelmann, Horst Ebner, Ivo Gurschler, Sebastian Hackenschmidt, Andreas Leopold Hofbauer, Frank Jödicke, Alexander Klose, Helmut Kohlenberger, Ulrich van Loyen, Piet Meyer, Peter Möschl, Michael Neumann, Michaela Ott, Walter Pamminger, Peter Pörtner, Wolfert von Rahden, Christopher Schlembach, Gianluigi Segalerba, Walter Seitter, Benjamin Steininger, Elsbeth Wallnöfer und Hanns Zischler (letzterer als „ambulanter Redakteur“). Tumult. Schriften zur Verkehrswissenschaft setzt die ursprüngliche Linie der Beobachtung der Gegenwart ohne Pessimismus, Zynismus und Ressentiment fort.

Tumult. Vierteljahresschrift für Konsensstörung

TUMULT – Vierteljahresschrift für Konsensstörung
Beschreibung Periodikum
Sprache Deutsch
Verlag Freunde der Vierteljahresschrift TUMULT e.V. (Deutschland)
Erstausgabe 11. März 2013
Erscheinungsweise quartalsweise
Verkaufte Auflage 2450 (2/2017) Exemplare
Verbreitete Auflage 3000 (2/2017) Exemplare
Herausgeber Frank Böckelmann
Weblink tumult-magazine.net
ISSN 2363-9911
ZDB 2714821-X

Die Vierteljahresschrift für Konsensstörung besteht als redaktionell und organisatorisch eigenständiges Periodikum im Rahmen des Tumult-Projekts seit dem Frühjahr 2013, aber erst seit der zweiten Nummer vom Februar 2014 erscheint sie quartalsweise. Als Verleger und Inhaber der Zeitschrift fungiert ein gemeinnütziger Verein (Freunde der Vierteljahresschrift Tumult e. V.) mit Sitz in Dresden. Redigiert und verantwortet wurde sie bis einschließlich Ausgabe Winter 2015/16 von Frank Böckelmann, Dresden, und Horst Ebner, Wien. Im Dezember 2015 entbrannte im Mitarbeiterkreis der Vierteljahresschrift ein heftiger Disput über die Beiträge von Frank Böckelmann, Reinhard Jirgl, Wolfgang Hetzer, Rudolf Burger, Rolf Peter Sieferle und Ulrich Schacht zum Thema der Massenzuwanderung. Im Verlauf dieser Auseinandersetzung erklärten 14 Autoren, dem Mitarbeiterstamm nicht mehr angehören zu wollen. Gleichzeitig traten 12 Autoren bei. Horst Ebner gab seine Funktion als Mitherausgeber auf. Er begründete diesen Schritt „mit der Art und Weise, wie in einer Stimmung kollektiver Überforderung vor allem Autoren aus dem engeren Umfeld der Zeitschrift auf das epochale Thema Massenwanderungen nach Europa reagierten: Weniger im argumentativen Widerspruch als vielmehr mit moralisierender Erregungsrhetorik wurden plötzlich wieder alte ideologische Frontlinien gezogen.“[4].

Für die Entscheidung, der Schriftenreihe ein periodisch erscheinendes Organ aktueller Auseinandersetzung zur Seite zu stellen, nannten Böckelmann und Ebner vor allem zwei Gründe: „die auffällige Zurückhaltung der Intellektuellen angesichts der Konvulsion globaler Mächte und Märkte und der wachsende Konsensdruck in der öffentlichen Meinung online und offline“. Dieser Konsensdruck werde erzeugt von „global vernetzten Wirklichkeitspächtern“ (mächtigen Sinnproduzenten in Wirtschaft, Politik und Medien), von weltweit geknüpften Elite-Netzwerken, der „Reformierung der Hochschulen nach Maßgabe der Effizienzsteigerung“ und von einer in den „Gemeinschaften“ und Foren des Internets geschürten „hochkonformen Verständnisinnigkeit“. In der heute selbstgefällig zur Schau gestellten „Pluralität“ und „Weltoffenheit“ sahen die beiden damaligen Herausgeber „die Gleichschaltung (Einebnung) von heute“. Die Zeitschrift solle ein „unabhängiges Organ der Gegenwartserkundung fernab akademischer und volkspädagogischer Sprachregelungen“ sein und erklärtermaßen „keine wissenschaftliche Zeitschrift“.

Die Vierteljahresschrift für Konsensstörung präsentiert sich auf jeweils 96 Seiten als themenübergreifendes Forum, gegliedert in zwei Basisrubriken („Schneisen“ – in Heft Winter 2015/16 stattdessen „Die große Einwanderung“ – und „Belichtungen“), vier Sachrubriken („Räume des Politischen“, „Die Bewirtschaftung der Zukunft“, „Das Gespenst Sexualität“ und „Lebenswelt Netz“) und Seiten für Poesie („Landschaften“), redigiert von Alexander Schuller. Außerdem widmen sich viele Hefte einem kleinen Schwerpunkt, einem randständigen bzw. in Vergessenheit geratenen Denker mit vorzugsweise unveröffentlichten Texten, in denen sich Erhellendes zur gegenwärtigen Lage finde. Vorgestellt wurden u. a. Panajotis Kondylis, Georges Bataille, Carl Schmitt, Otto Gross und Richard Lewinsohn.

Dem Mitarbeiterstamm gehören ca. 100 Autoren an.[5] Zum engeren Kreis von Autoren, die in der Vierteljahresschrift jeweils mit mehreren Beiträgen vertreten waren, gehören u.a. Parviz Amoghli, Jörg Bernig, Michael Böhm, Rudolf Brandner, Peter J. Brenner, Martin Burckhardt, Rudolf Burger, Sophie Dannenberg, Egon Flaig, Siegfried Gerlich, Albrecht Goeschel, Bettina Gruber, Sebastian Hennig, Lorenz Jäger, Reinhard Jirgl, Thomas Kapielski, Sibylle Klefinghaus, Helmut Kohlenberger, Josef Kraus, Martin Kurthen, Armin Langroudi, Manfred Lauermann, Andreas Raithel, Ulrich Schacht, Alexander Schuller, Jürgen Paul Schwindt, Walter Seitter, Eberhard Sens, Rolf Peter Sieferle, Wolfgang H. Spindler, Michael Zeller und Benjamin Jahn Zschocke.

Die Vierteljahresschrift erscheint in einer Druckauflage von 3.000 Exemplaren (Stand 2/2017) und wird in den deutschsprachigen Ländern vor allem im Zeitschriftenhandel angeboten. Der Trägerverein der Zeitschrift betreibt einen eigenen Lieferdienst. Die redaktionelle Linie der Zeitschrift findet im Beitrag über Frank Böckelmann besondere Erwähnung.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ISSN 2363-9911
  2. Ulrich Raulff: Wiedersehen mit den Siebzigern. Die wilden Jahre des Lesens. Stuttgart 2014.
  3. Philipp Felsch: Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte. München 2015.
  4. zit. n. Frank Böckelmann: In eigener Sache. Horst Ebner, Mitbegründer der Zeitschrift, zieht sich zurück. In: Tumult - Vierteljahresschrift für Konsensstörung, Ausgabe Frühjahr 2016, S. 7.
  5. tumult-magazine.net, abgefragt am 18. April 2016.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Tumult (Zeitschrift) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.