Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Troas

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Landkarte der Troas

Troas (griechisch Τρῳάς) ist der antike Name einer Landschaft im nordwestlichen Teil Kleinasiens, südöstlich der Meerenge der Dardanellen (im Altertum Hellespont) und nördlich der Insel Lesbos. Ein Bergmassiv im Südosten und Osten trennte sie vom Rest Kleinasiens. Die Troas umgab die antike Stadt Troja. Nach Stephanos von Byzanz nannte man die Troas auch Teukris, Dardania oder Xanthe.[1]

Topografie

Das Gebiet der Troas bestand aus dem Einzugsgebiet dreier Flüsse, des Simoïs (Dümrek Çayı) im Norden, des Skamander (Karamenderes Çayı) und des Satnioeis (Tuzla Çayı) im Süden. Im Westen und Süden grenzte sie an das Ägäische Meer, die Nord- und Ostgrenze war schon in der Antike unklar (vgl. Strabon: Geôgraphiká. 13. Buch).[2] Strabon orientierte sich an Homer, als er die Nordostgrenze der Troas an den Fluss Aisepos (Gönen Çayı) und die Südostgrenze an den Golf von Adramyttion (Edremit Körfezi) legte.[1] Die Troas wurde größtenteils von den Verzweigungen des bis zu 1774 Metern Höhe steil aufsteigenden waldreichen Idagebirges (Kaz Dağı) eingenommen, zwischen denen sich nur das Tal des Skamander hinzieht, der zum Hellespont hinab mehrere breitere Stufenebenen durchfließt.

Namensherkunft

Die Troas wurde nach ihren Bewohnern, den bei Homer genannten Trojanern (Τρῶες Trōes), benannt.[1] Das Volk erhielt seinen Namen von einem mythischen Eponymos, dem König Tros, einem Enkel des Dardanos. Zur Herkunft der Trojaner und einer Verwandtschaft mit anderen Völkern ist nichts bekannt, Reste einer eigenen Sprache sind nicht erhalten. Vermutungen gehen in Richtung eines thrakischen oder phrygischen Ursprungs.[1] Strabon (13,I,8) bezeichnete die Trojaner (Troer) als Teil der Thraker.[3]

Landschaft der Troas

Teile der Troas waren in der griechischen Mythologie der Schauplatz des Trojanischen Krieges. Das in der Troas gelegene homerische Ilios ist nach einer bis heute umstrittenen Theorie, die der Indogermanist Paul Kretschmer schuf und die aktuell unter anderem vom Altorientalisten Frank Starke und vom Altphilologen Joachim Latacz vertreten wird, mit dem in hethitischen Quellen mehrmals genannten Wilusa zu verbinden. Demnach war der altgriechische Name von Wilusa in mykenischer Zeit Wilios, woraus durch Wegfall des „W“ (Digamma) bereits in vorhomerischer Zeit Ilios oder Ilion wurde.

Ferner wird von den Anhängern dieser Forschungsmeinung vertreten, dass das in hethitischen Archiven genannte Taruiša mit der Troas (oder Troja) verbunden werden kann. So vermutet Latacz, dass Hethiter/Luwier und Griechen eine zugrundeliegende ältere Ortsnamensform zu unterschiedlichen Zeiten in ihre Sprachen übernahmen (Taruwisa/Tru(w)isa – Troia).[4] Im Gegensatz zu einer von ihm angenommenen Unmöglichkeit einer rein indogermanischen Lautgleichung zwischen den beiden Ortsbezeichnungen hält Ivo Hajnal die Möglichkeit einer relativen formalen Identität des homerischen Τροίη mit dem hethitischen Taruiša für gegeben.[5]

Geschichte

Das Gebiet der Troas war schon in der Jungsteinzeit (Neolithikum) besiedelt. In der Ebene des unteren und dem Tal des oberen Skamander fanden sich Siedlungsspuren der frühen Bronzezeit.[1]

Griechische Siedlungsgebiete an der Ägäis im 5. Jh. v. Chr.

Ab dem frühen 1. Jahrtausend v. Chr. wurde die Troas, namentlich an der Küste, vor allem von Aiolern besiedelt. Wichtigere Orte aus griechischer Zeit, die auch Münzen ausprägten, sind vor allem Abydos, Alexandria Troas, Antandros, Assos, Birytis, Dardanos, Gargara, Gergis, Hamaxitos, Kebrene, Kolone, Lamponeia, Lampsakos, Neandreia und Skepsis.

Obol aus Neandreia (Troas) mit Widder und NEAN, um 400 v. Chr., vgl. Szaiert/Sear Nr. 4091

Die Landschaft gehörte in der Diadochenzeit zur Region Mysien. Im Römischen Reich war sie Teil der römischen Provinz Asia. Unter byzantinischer Herrschaft gehörte die Troas zum Thema der Ägäischen Inseln, und während des Osmanischen Reichs war sie Teil von Bigha.

Heute ist die Troas Teil der türkischen Provinz Çanakkale und umfasst das Gebiet der Halbinsel von Biga (Biga Yarımadası).[6] Am südwestlichen Kap Bababurun liegt mit Babakale der westlichste Punkt des kleinasiatischen Festlands.

Literatur

  • Heinrich Schliemann: Troja: Ergebnisse meiner neuesten Ausgrabungen. Auf der Baustelle von Troja, in den Heldengräbern, Bunarbaschi und anderen Orten der Troas im Jahre 1882. F. A. Brockhaus, Leipzig 1884 (Digitalisat).
  • John M. Cook: The Troad. An archaeological and topographical study. Clarendon Press, Oxford 1973. ISBN 0-19-813165-8
  • Catherine Hofmann: Die homerische Troas oder Wie lassen sich Epos, Terrain und Karte zur Übereinstimmung bringen? In: Cartographica Helvetica 25 (2002) S. 37–46 Volltext
  • Justus Cobet: Die Troas als historische Landschaft. In: Dagmar Unverhau (Hrsg.): Geschichtsdeutung auf alten Karten. Archäologie und Geschichte. Harrassowitz, Wiesbaden 2003. S. 332–377. ISBN 3-447-04813-1
  • Günther A. Wagner, Ernst Pernicka, Hans-Peter Uerpmann (Hrsg.): Troia and the Troad. Scientific approaches. Springer, Berlin [u. a.] 2003. ISBN 3-540-43711-8
  • Alexandra Trachsel: La Troade. Un paysage et son héritage littéraire. Les commentaires antiques sur la Troade, leur genèse et leur influence. Schwabe, Basel 2007. ISBN 978-3-7965-2254-3
  • Volker Höhfeld (Hrsg.): Stadt und Landschaft Homers. Ein historisch-geografischer Führer für Troia und Umgebung. Zabern, Mainz 2009, ISBN 3-8053-4076-1

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Elmar Schwertheim: Troas. In: Der Neue Pauly: Enzyklopädie der Antike. 12/1, WBG, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-534-26764-4, Sp. 849.
  2. Strabo’s Erdbeschreibung. 6, Krais & Hoffmann, Stuttgart 1859 (Digitalisat).
  3. Strabo’s Erdbeschreibung. 6, Krais & Hoffmann, Stuttgart 1859, S. 9 (Digitalisat).
  4. Joachim Latacz: Troia und Homer. Der Weg zur Lösung eines alten Rätsels. 6. Auflage. Koehler & Amelang, Leipzig 2010, ISBN 978-3-7338-0332-2, Ist ›Troia‹ = ›Taruwisa‹/›Tru(w)isa‹?, S. 152.
  5. Ivo Hajnal: Ṷiluša – Taruiša. Sprachwissenschaftliche Nachbetrachtungen zum Beitrag von Susanne Heinhold-Krahmer. In: Der neue Streit um Troja. C.H.Beck, München 2003, ISBN 978-3-406-50998-8, S. 172 (Digitalisat).
  6. Elmar Schwertheim: Troas. In: Der Neue Pauly: Enzyklopädie der Antike. 12/1, WBG, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-534-26764-4, Sp. 848.

Weblinks

 Commons: Troas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
39.926626.499
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Troas aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.