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Trilaterale Kommission
Trilaterale Kommission | |
---|---|
Gründer | David Rockefeller (Ehrenvorsitz) |
Typ | private Politikberatung |
Gründung | 1973 |
Sitz | Washington D.C., Paris, Tokyo |
Personen |
Jean-Claude Trichet (European chairman) |
Mitglieder | ca. 400 |
Website | www.trilateral.org |
Die Trilaterale Kommission ist eine im Juli 1973 auf Initiative von David Rockefeller bei einer Bilderberg-Konferenz gegründete private, politikberatende Denkfabrik. Die Kommission ist eine Gesellschaft mit ca. 400 höchst einflussreichen Mitgliedern aus den drei großen internationalen Wirtschaftsblöcken Europa, Nordamerika und Japan sowie einigen ausgesuchten Vertretern außerhalb dieser Wirtschaftszonen. Auf diesem Weg verbindet die Trilaterale Kommission erfahrene politische Entscheidungsträger mit dem privaten Sektor. Ziel ist eine verbesserte Zusammenarbeit der drei Wirtschaftsmächte.
Sie wird finanziert durch Mittel aus Stiftungen, Unternehmen und privaten Zuwendungen. Neben den regionalen Treffen werden fünf Mal im Jahr jeweils dreitägige Meetings abgehalten.[1][2][3]
Vorsitzender (European chairman) der Gruppe ist seit April 2012 der amtierende Vorsitzende der ebenfalls vom Ehrenvorsitzenden David Rockefeller gegründeten Group of Thirty und ehemalige EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. Vorgänger von Trichet als European chairman war bis zu seiner Ernennung zum italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti.
Gründungsväter
Die Trilaterale Kommission wurde Mitte 1973 von David Rockefeller gegründet. Die Initiative dazu entstand auf einer Bilderberg-Konferenz.[1] Von Juni 1977 bis November 1991 diente er dem Executive Committee und agierte als North American Chairman. Bis zu seinem Tod 2017 fungierte er als Ehrenvorsitzender.
Zu den Gründungsmitgliedern zählte Zbigniew Brzeziński, der 1973 der erste Direktor der Trilateralen Kommission wurde. Von 1977 bis 1981 war Brzeziński Sicherheitsberater im Kabinett von US-Präsident Jimmy Carter. Er kehrte 1981 in die Kommission zurück und hatte dort bis 2009 eine führende Rolle inne.[4]
Mitgliedschaft
Die Trilaterale Kommission generiert ihren Einflussbereich aus den Funktionen und Tätigkeiten ihrer Mitglieder. Die Kommission umfasst im August 2012 insgesamt 390 Mitglieder, davon 160 aus Europa, 120 aus Nord Amerika, und 110 aus dem Gebiet Pacific Asia.
The German Group
Innerhalb der Europa-Fraktion gibt es wiederum die recht stark vertretene German Group, die mit rund 20 Mitgliedern ungefähr 1/6 der europäischen Vertreter stellt.
Die von Otto Graf Lambsdorff und Otto Wolff von Amerongen gegründete und seit 1989 als Non-Profit-Organisation eingetragene „Deutsche Gruppe der Trilateralen Kommission e. V., Berlin“ residiert im Allianz-Forum der Allianz SE am Pariser Platz in Berlin-Mitte. Vorsitzender der German Group ist der CDU-Bundesvorstand Michael Fuchs, Stellvertreterin ist die ehemalige Bundesministerin und stellvertretende Vorsitzende der Atlantik-Brücke, Edelgard Bulmahn (SPD). Stellvertreter ist der ehemalige BDI-Präsident Heinrich Weiss.[5]
Folgende Führungspersönlichkeiten sind derzeit Mitglied der German Group der Trilateralen Kommission:
- Ann-Kristin Achleitner, Lehrstuhl für Entrepreneurial Finance an der Technischen Universität München, Gastprofessur Universität St. Gallen, Aufsichtsrat Metro Group, Linde AG, Munich Re.
- Manfred Bischoff, Aufsichtsratsvorsitzender Daimler AG, ehemals Vorsitz beim Raumfahrt- und Rüstungskonzern EADS
- Edelgard Bulmahn, SPD, bis 2017 MdB und Mitglied Auswärtiger Ausschuss, Bundesministerin a. D., 2005–2009 Vorsitzende des Ausschusses Wirtschaft und Technologie, stellvertr. Vorsitzende Atlantik-Brücke
- Jürgen Chrobog, Vorsitz BMW Stiftung Herbert Quandt, ehemaliger Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Januar 1995 bis Juni 2001 deutscher Botschafter in den Vereinigten Staaten
- Jürgen Fitschen, von 2011 bis 2015 Vorstandsvorsitzender Deutsche Bank AG, Vorstand Atlantik-Brücke, American Academy Berlin
- Klaus-Dieter Frankenberger, Ressortleiter Außenpolitik der Frankfurter Allgemeine Zeitung
- Michael Fuchs, MdB, CDU-Bundesvorstand
- Wolfgang Gerhardt, MdB, ehemaliger Vorsitzender der FDP, Vorsitz Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
- Wolfgang Ischinger, Global Head of Government Relations und Aufsichtsratsmitglied Allianz SE, Vorstand Atlantik-Brücke, Council ECFR, American Academy Berlin, American Jewish Committee, Stiftung Wissenschaft und Politik
- Kurt Joachim Lauk, 1992 bis 1996 Vorstand VEBA-AG (heute E.ON) 1996 bis 1999 Vorstandsmitglied Daimler AG, Juni 2004 bis Juni 2009 Europaabgeordneter für Baden-Württemberg in der Europäischen Volkspartei, aktuell Präsident des Wirtschaftsrates der CDU
- Friedrich Merz, Vorstandsvorsitzender Atlantik-Brücke, CDU-Mitglied, Mayer Brown LLP
- Klaus-Peter Müller, Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank AG
- Arend Oetker, Präsident DGAP, INSM, Präsidium Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Vizepräsident BDI, International Advisory Board Atlantik-Brücke
- Dieter Pfundt, Senior Advisor Investmentbank Silvia Quandt & Cie. AG Gesellschafter bei Sal. Oppenheim
- Heinz Riesenhuber, (CDU), Alterspräsident des 18. Deutschen Bundestages, Aufsichtsrat Frankfurter Allgemeine Zeitung, Henkel
- Andreas Schmitz, Vorstandsvorsitz der Privatbank HSBC Trinkaus, Präsident Bundesverband deutscher Banken
- Henning Schulte-Noelle, 1991 bis 2003 Vorstandsvorsitzender Allianz SE, 2003 bis 2012 Aufsichtsratsvorsitzender der Allianz SE, Aufsichtsrat E.ON und ThyssenKrupp AG
- Heinrich Weiss, Großaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender Industriekonzern SMS Siemag, Aufsichtsratsmitglied Deutsche Bahn AG, DB Mobility Logistics AG, Thyssen-Bornemisza Group und Voith AG, ehemaliger Präsident des BDI
Weitere Mitglieder (lebende und ehemalige, Auswahl)
Josef Ackermann, Kurt Biedenkopf, Kurt Birrenbach, Zbigniew Brzeziński, George H. W. Bush, Bill Clinton, Eckhard Cordes, Horst Ehmke, Dianne Feinstein, Arkadiusz Górski, Hans Hartwig, Dieter Hoffmann, Richard Holbrooke, Ludwig Huber, Horst Janott, Karl Kaiser, Walther Leisler Kiep, Henry Kissinger, Norbert Kloten, Horst Köhler, Erwin Kristoffersen, Otto Graf Lambsdorff, Hanns W. Maull, John McCain, Robert McNamara, Mario Monti, Alwin Münchmeyer, Friedrich Neumann, Ewald Nowotny, Joseph Nye, Loukas Papadimos, David Rockefeller, John D. Rockefeller III, Edmund Rothschild, Volker Rühe, Helmut Schmidt, Ronaldo Schmidt, Gerhard Schröder, Hans Günther Sohl, Theo Sommer, Peter Sutherland, Cyrus Vance, Heinz Oskar Vetter, Norbert Wieczorek, Otto Wolff von Amerongen, Paul Wolfowitz, Joachim Zahn, Robert Zoellick
Kritik
Wissenschaftliche Analysen
Aufgrund der Verschwiegenheit und der mehr als dürftigen Berichte über Treffen, Seminare und Konferenzen wird über die Trilaterale Kommission spekuliert. Im Wesentlichen ist die unmittelbare Nähe der Politik zur Wirtschaft und mangelnde Transparenz, Ursache für Vermutungen. Hans-Jürgen Krysmanski, emeritierter Professor für Soziologie an der Universität Münster, bezweifelt zudem den privaten Charakter von Konferenzen wie Bilderberg oder Davos und Vereinigungen wie der Atlantik-Brücke, des Council on Foreign Relations, des European Council on Foreign Relations oder der Trilateralen Kommission.[6]
Nach Ansicht des Soziologen und Volkswirtes Rudolf Stumberger sind zwischen Wirtschaft und Politik alle Schranken verschwunden, was auch an Personen festzumachen sei. Tendenzen der Refeudalisierung wären zu erkennen, d. h. neben den offiziellen demokratischen Strukturen gewännen die inoffiziellen Strukturen selbsternannter Eliten zunehmend wieder an Gewicht.[6]
Der Politologe Stephen Gill von der York University definiert das Anliegen der Trilateralen Kommission wie folgt: „Trilateralismus kann definiert werden als ein Projekt zur Entwicklung einer organischen (oder relativ dauerhaften) Allianz zwischen den größten kapitalistischen Staaten mit dem Ziel, eine stabile Form der Weltordnung voranzutreiben (oder zu erhalten), die ihren dominanten Interessen entspricht. Dies schließt ein Bekenntnis zu einer mehr oder weniger liberalen internationalen Wirtschaftsordnung ein.“
Die Trilaterale Kommission steht für Gill im Zentrum der Analyse bei der Diskussion um den Niedergang der US-amerikanischen Hegemonie in der internationalen Politik (vgl. z. B. Keohane 1984, Kennedy 1987, Calleo 1987). Viele Forscher diagnostizierten für die 70er und 80er Jahre einen relativen Niedergang der US-Hegemonie wegen des Erstarkens der Wirtschaftsmächte Europäische Gemeinschaft (bzw. EU) und Japan. Gill argumentiert, dass es zwar eine Krise der US-Hegemonie gab, sich die Hegemonie aber gewandelt habe. Er kritisiert die staatszentrierte Sichtweise der Debatte und betont das langfristige Potential von Institutionen wie der Trilateralen Kommission, die dazu dienen, gemeinsame kulturelle und strategische Konzepte zu entwerfen und spezifische Formen der Interaktion und Identifikation der Eliten zu erzeugen.[7]
Verschwörungstheorien
Um die Trilaterale Kommission ranken sich seit ihrer Gründung verschiedene Verschwörungstheorien. So wurde ihr in den 1970er Jahren vorgeworfen, sie habe dafür gesorgt, dass gewaltige Anleihen an Staaten der Dritten Welt gegeben würden und in der Ölkrise dann den Internationalen Währungsfonds eingeschaltet, um die Rückzahlung dieser Anleihen zu sichern. Zudem kursierten Verdächtigungen, die Kommission habe die Kontrolle über die Regierung der USA übernommen und strebe so die Weltherrschaft an: Jimmy Carter und George H. W. Bush waren Mitglieder, ebenso ihre engen Mitarbeiter Brzeziński, Caspar Weinberger und Cyrus Vance.[8] Seit den 1990er Jahren wird der Trilateralen Kommission unterstellt, sie arbeite an der Errichtung einer „Neuen Weltordnung“, wie sie etwa der evangelikale Prediger Pat Robertson, die auf Verschwörungstheorien spezialisierte John Birch Society oder die rechtsextreme Milizbewegung an die Wand malen: Freiheit und Souveränität der Nationalstaaten würde durch eine tyrannische supranationale Weltregierung abgeschafft werden. Der Trilaterale Kommission ist in diesen Verschwörungstheorien oft ein Deckwort für das Weltjudentum, das in Wahrheit hinter der „Neuen Weltordnung“ stecken würde.[9]
Literatur
- Dino Knudsen: The Trilateral Commission and Global Governance. Informal Elite Diplomacy, 1972-82. (= Cold War History). London/New York: Routledge 2016. ISBN 978-1-138-93311-8; Rezension
- David P. Calleo: Beyond American Hegemony. The Future of Western Alliance. Brighton, 1987
- Stephen Gill: American Hegemony and the Trilateral Commission. Cambridge, 2. Auflage, 1991
- Paul Kennedy: Rise and Decline of the Great Powers. Economic Change and Military Conflict from 1500 to 2000. London, 1987; deutsch: „Aufstieg und Fall der großen Mächte“
- Robert O. Keohane: After Hegemony. Cooperation and Discord in the World Political Economy. Princeton, 1984
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Frankfurter Rundschau (FR-online, 5. Juni 2008): Bilderberg-Konferenz. Verschwiegene Weltelite, Artikel von Marcus Klöckner (abgerufen am 5. Juni 2008).
- ↑ Homepage der Trilateralen Kommission
- ↑ Trilaterale Kommission FAQ
- ↑ Founding Members der Trilateralen Kommission
- ↑ Trilaterale Kommission – The German Group
- ↑ 6,0 6,1 Detlef Grumbach: Re-Feudalisierung und Privatisierung der Macht?. Zur Bilderberg-Konferenz 2010. In: Deutschlandfunk. 2. Juni 2010
- ↑ Gill ²1991, S. 75
- ↑ R. Volney Riser: Trilateral Commission. In: Peter Knight (Hrsg.): Conspiracy Theories in American History. An Encyclopedia. ABC Clio, Santa Barbara/ Denver/ London 2003, Bd. 2, S. 691 f.
- ↑ Daniel Pipes: Verschwörung. Faszination und Macht des Geheimen. Gerling Akademie Verlag, München 1998, S. 29 und 223; Marlon Kuzmick: Bilderbergers. In: Peter Knight (Hrsg.): Conspiracy Theories in American History. An Encyclopedia. ABC Clio, Santa Barbara, Denver und London 2003, Bd. 1, S. 124; Charles J. Stewart: The Master Conspiracy of the John Birch Society: From Communism to the New World Order. In: Western Journal of Communication 66, Heft 4 (2002), S. 433 f. und 438.
Weblinks
- Homepage der Kommission
- Noam Chomsky: The Carter Administration: Myth and Reality (commentary on The Crisis of Democracy, a 1975 Trilateral Commission report)
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Trilaterale Kommission (17. September 2018) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Der Wikipedia-Artikel steht unter der Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-NC-SA 3.0). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar, die vor Übernahme in Jewiki am Text mitgearbeitet haben. |