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Treideln

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Wolgatreidler, Gemälde (1870–73) von Ilja Repin
Treideln mit Zugtieren am Finowkanal, um 1885
Treidelschiffe auf dem Ludwig-Donau-Main-Kanal, Stahlstich (1845) von Alexander Marx
USA, Treideln von Schiffen am Eriekanal um 1900
Treidellok im Berliner Technikmuseum

Treideln, auch Schiffziehen, Halferei, sächsisch Bomätschen, schweizerisch Recken, ist das Ziehen von Schiffen auf Wasserwegen durch Menschen oder Zugtiere.

Schiffe wurden in der Regel nur stromauf getreidelt und stromab durch die Strömung oder den Wind angetrieben. Auf manchen Abschnitten wie vor Schleusen kamen auch technische Hilfsmittel zum Einsatz, darunter Treidelloks wie bis heute am Panamakanal oder Traktoren am Rhein-Marne-Kanal. An Stellen mit besonders starker Strömung (z. B. unter Brücken) wurden teilweise auch ortsfeste Seilwinden eingesetzt, wie der Schiffsdurchzug an der Steinernen Brücke in Regensburg.

Die Pfade der Schiffszieher wurden Leinpfad, Treidelpfad, Reckweg, Bomätscherpfad oder im Donauraum Treppelpfad oder Treppelweg genannt. Das Aufkommen der Dampfkraft ermöglichte den Eisenbahnverkehr und Alternativen in der Schifffahrt. Bei der Binnenschifffahrt begann man mit der Ketten- und Seilschifffahrt, hier zog sich der Schlepper an einer Kette oder Seil vorwärts, hinter sich bis zu zehn Lastkähne. Später zogen Radschleppdampfer - etwa ab 1920 zunehmend Motorschlepper - die Lastkähne. Um 1950 wurden sie wiederum von selbstfahrenden Motorschiffen abgelöst.

In den Habsburgischen Erblanden wurde von 1783 bis 1790 Schiffziehen als Strafe verhängt, nachdem Joseph II. die Todesstrafe im Rahmen der Josephinischen Strafgesetzreform so gut wie abgeschafft hatte. Nichtsdestoweniger starben von den 1173 Sträflingen, die zwischen 1784 und 1789 zum Treideln verurteilt worden waren, 721 bis zum Jahr 1790.[1]

Treidelgebiete

Rhein

Das Treideln am Rhein ist seit dem 8. Jahrhundert belegt. Am nördlichen Oberrhein ist das Treideln bei Nieder-Ingelheim ab 1385 nachgewiesen. Der Bau und Unterhalt der Treidelpfade und der Treideldienst waren überörtlich organisiert. Treidelknechte zogen an langen Seilen, die an einem Mast am Vorschiff befestigt waren (dem sogenannten Treidelmast), die Schiffe stromaufwärts oder führten ein Zugtier. Die Leinenreiter (auch Leinreiter) zogen die Seile von Pferden aus. Dafür saß der Reiter immer einseitig auf dem Pferd um im Notfall schnell abspringen zu können. Treidelknechte und Leinenreiter führten immer ein Beil oder Messer bei sich, um die Treidelseile bei Gefahr kappen zu können. Versorgt wurden Menschen und Tiere in den Treidelstationen. Teilweise wurden die Schiffe auch mit langen Stangen gestakt. Durch die Trägheit des breiten Stromes reichten vielfach sieben bis zehn Mann oder ein Pferd für Ladungen von 10 bis 15 Tonnen. Für 100 Tonnen Fracht wurden zehn bis zwölf Pferde benötigt. An Stellen mit starker Strömung wurden oft mehr als zweihundert Männer zum Treideln eines Lastschiffes benötigt. vor dieser Zeit hatten auch die Römer hier getreidelt. Der Unterhalt der Treidelpfade, die oft nur aus schmalen Knüppeldämmen bestanden, gaben oftmals Anlass zu Klagen. An einigen Stellen – so bei Schröck (heute Leopoldshafen/Baden) – fehlten Treidelpfade ganz und es musste gestakt oder durchs flache Wasser gewatet werden.

Weser

Auf der Weser wurden seit dem Mittelalter Weserkähne als Eken, Bukken oder Bockschiffe sowie Bullen getreidelt oder auch gestakt zum Transport bei der Talfahrt von Obernkirchener Sandstein, Eisenerz, Bauholz, Getreide und bei der Bergfahrt von Fisch, Butter, Käse, Talg, Tuche, Vieh und Torf.

Wolga

An der Wolga wurde ein Treidler als Burlak (russisch Бурла́к) bezeichnet. Bei den Burlaken handelte es sich üblicherweise um Leiharbeiter, die sich für einen Treidelauftrag zu einer Artel zusammenschlossen. International bekannt ist das Lied der Wolgaschlepper.

Gudenå

Das Treideln auf der Gudenå begann spätestens mit dem Transport von jütländischem Kalkstein. Dieser wurde beim Bau des Klosters Øm verwendet, das im Jahre 1172 am Oberlauf des Flusses fertiggestellt wurde. In der Zeit vor der Eisenbahn waren Transporte auf dem Landwege zeitraubend und schwierig. Der Zustand der Wege und Fahrzeuge erlaubte lediglich Transporte kleinerer Warenmengen, sodass man auf Wasserwege auswich. Veranlasst vom Bau der „Silkeborg Papirfabrik“ begann die von 1850 bis 1880 andauernde hohe Zeit des Treidelns auf der Gudenå. Es verkehrten etwa 120 Lastkähne auf dem Fluss. Bevor die Gudenå im 19. Jahrhundert ausgebaggert wurde, konnte man mit einem Lastkahn mit einer Ladefähigkeit von 10 Tonnen von Randers bis Silkeborg fahren. Für die drei Tage andauernde Bergfahrt heuerte der Schiffer zwei bis drei Tagelöhner an. Bis Bjerringbro wurde der Lastkahn (ca. 30 km) gezogen. In Bjerringbro übernahmen Pferde die Arbeit, weil die Steigung so groß war, dass wenige Männer den Kahn nicht ziehen konnten. Die Gefahr des Aufsetzens war besonders an scharfen Flussbiegungen gegeben. Hier konnte der Kahn anlanden. Man löste das Problem, indem man an den Landspitzen Führungsrollen für das Tau platzierte. Das Ende des Treidelns war mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie zwischen Skanderborg und Silkeborg im Jahre 1871 eingeleitet und 1921 nach dem Bau des Kraftwerks Tangeværket erreicht.

Der Treidelpfad von Randers nach Silkeborg ist als Wanderweg eröffnet und mit Schildern gekennzeichnet. Die Broschüre „Traekstien Randers – Silkeborg“ (Der Leinpfad von Randers nach Silkeborg) ist in der Touristeninformation erhältlich. Beim Kraftwerk Tangeværket liegt ein zehn Meter langer Kahn, der früher die Gudenå befuhr.

Kanäle der Fehn-Kultur im Emsland

Treideln eines Torfschiffes vor der von Velen-Anlage in Papenburg (Splitting rechts)

In der Fehn-Kultur im Emsland wurden Kanäle (wijken) gegraben. Auf ihnen wurde der Torf transportiert. Die Schiffe wurden getreidelt.

Siehe auch

Literatur

  • Günter Stein: Stadt am Strom, Speyer und der Rhein. Verlag der Zechnerschen Buchdruckerei, 1989, ISBN 3-87928-892-5, Kapitel Treideln, S. 25–28.

Mediografie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eberhard Schmidt: Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege. Vandenhoeck & Ruprecht, 1995, ISBN 978-3525181157, S. 256–258 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
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