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Torquato Tasso

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Dieser Artikel behandelt die reale Person Torquato Tasso; zum gleichnamigen Drama von Johann Wolfgang von Goethe siehe Torquato Tasso (Goethe).
Torquato Tasso

Torquato Tasso (geb. 11. März 1544 in Sorrent, nahe Neapel; gest. 25. April 1595 in Rom) war ein italienischer Dichter des 16. Jahrhunderts, der Zeit der Gegenreformation. Am bekanntesten wurde er durch sein Werk La Gerusalemme liberata (eig. Das befreite Jerusalem, auch ins Deutsche übersetzt als Gottfried von Bulljon), in welchem er ein fiktives Gefecht zwischen Christen und Muslimen am Ende des Ersten Kreuzzuges während der Belagerung von Jerusalem beschreibt; bekannt wurde er auch durch die Geisteskrankheit, an der er den größten Teil seines Lebens litt.

Herkunft, Ächtung der Familie, Ausbildung durch Jesuiten

Torquato Tasso war der Sohn von Bernardo Tasso, eines Adligen aus Bergamo, der einer Seitenlinie des Geschlechts von Thurn und Taxis (italienisch: di Torre e Tasso) entstammte; seine Mutter war Porzia dei Rossi, die eng mit den nobelsten Familien Neapels verbunden war. Sein Vater war lange Jahre Sekretär im Dienste Ferrante Sanseverinos, des Fürsten von Salerno. Tasso wurde in Abwesenheit seines Vaters geboren, der seinen Herrn zum Krieg zwischen Karl V. und Franz I. ins Piemont begleitete. 1545 kehrte er zurück und im Sommer des Jahres zog die Familie von Sorrent nach Salerno, wo Tasso seine ersten Jahre verbrachte.

Ferrante Sanseverino geriet mit der spanischen Regierung Salernos zusammen, woraufhin er geächtet und seiner ererbten Lehensgüter beraubt wurde. Tassos Vater, ebenfalls von dieser Ächtung seines Gönners getroffen, wurde mit seinem Sohn zum Rebellen erklärt, sein Vermögen wurde beschlagnahmt.

Deswegen lebte Tasso ab 1552 mit seiner Mutter und seiner einzigen Schwester Cornelia in Neapel, wo er von den Jesuiten in deren neu eröffneter Schule erzogen wurde. Tasso lernte mit raschem Fortschritt Latein, Griechisch und Rhetorik. Die frühe Reife seines Intellekts und seine religiöse Leidenschaft erregten allgemeines Aufsehen, so dass er schon mit 8 Jahren Berühmtheit erlangte.

Im September des Jahres 1550 schickte Bernardo seinen Sohn nach Bergamo zu seinen Eltern, Tasso wurde begleitet von Don Giovanni Angeluzzo, der in seiner Kindheit sein Hauslehrer war.

1554 nahm ihn sein Vater mit nach Rom, wo er in großer Armut lebte. Da die Familie seiner Mutter mit dieser Entscheidung nicht einverstanden war, durfte Porzia Tasso, sehr zu ihrem Kummer, ihren Mann nicht begleiten, woraufhin sie nur wenige Monate später verschied. Die Nachricht, dass sie sehr plötzlich und unter mysteriösen Umständen in Neapel starb, erreichte Bernardo und Torquato Tasso 1556. Bernardo Tasso war überzeugt, dass sie von ihrem Bruder mit dem Ziel, ihren Besitz zu erlangen, vergiftet wurde. Tatsächlich ging Porzias Besitz nie auf ihren Sohn über. (Cornelia Tasso heiratete auf Verlangen ihrer mütterlichen Verwandten nicht standesgemäß.)

Leben am Hofe

1557 nahm Bernardo Tasso eine Stelle am Hof von Urbino im Dienst von Guidobaldo II. della Rovere an. Der junge Torquato wurde der Studiengefährte von Francesco Maria II. della Rovere, dem Erben des Herzog von Urbino. Am Hofe von Urbino pflegte man die ästhetischen und literarischen Studien, die in dieser Zeit in Mode waren. Bernardo Tasso las Gesänge seines Amadigi vor der Herzogin und ihren Damen oder diskutierte die Leistungen von Homer, Vergil und Ariost mit den Bibliothekaren und Sekretären des Herzogs. So wuchs Torquato in einer Atmosphäre von gebildetem Luxus und einem etwas pedantischen Kritizismus auf. Beides hatte einen großen Einfluss auf die Bildung seines Charakters.

Die Eroberungen der Türken in Ungarn und ihre häufigen Angriffe an der italienischen Küste weckten in den Köpfen den Gedanken an einen neuen Kreuzzug. Torquato, der im Kloster von Cava de Tirreni das Grab von Papst Urban III. gesehen hatte und dem man bei dieser Gelegenheit die Geschichte des Ersten Kreuzzuges erzählt haben muss, begann über ein Gedicht zu diesem Thema nachzudenken. Er schrieb bereits einen Teil davon nieder, der uns erhalten geblieben ist. Dieses Bruchstück enthält den Stoff der ersten drei Gesänge des späteren Gerusalemme. Aber als Torquato merkte, dass das Werk sehr umfangreich und schwierig werden würde, und da er ungeduldig war, berühmt zu werden, legte er das Werk beiseite und begann, an einem einfacheren Werk zu arbeiten, aus dem später der Rinaldo werden sollte.

Studium, Erste Erfolge

In Venedig, wo Torquatos Vater 1560 den Druck seines Amadigi überwachte, galt der höfisch-intellektuelle Einfluss weiterhin. Er fand sich als Schoßhund und Wunderkind eines angesehenen literarischen Kreises wieder. Aber nachdem Bernardo Tasso in seiner eigenen Karriere so unter der Abhängigkeit der Musen gelitten hatte, wünschte er sich für seinen Sohn eine lukrativere Stellung, weswegen er ihn zum Studium der Rechtswissenschaften nach Padua sandte, wobei er ihn dem berühmten Gelehrten Sperone Speroni empfahl. Torquato betrieb seine Studien allerdings nicht unbedingt ausdauernd, bis ihm sein Vater nach einem Jahr erlaubte, sich für Philosophie und Rhetorik einzuschreiben. Von seinen Freunden ermutigt, arbeitete Tasso weiter an seinem Rinaldo.

Noch vor 1562 beendete er das erzählende Gedicht, welches die Regelmäßigkeit der Dichtung Vergils mit der Anziehungskraft der romantischen Epen verband. Das Gedicht beeindruckte wenig durch seine Handlung, den Stil und die Bearbeitung, aber durch seine Originalität, so dass sein Autor als der vielversprechendste Poet seiner Zeit gehandelt wurde, obwohl er noch nicht einmal 18 Jahre alt war. Der geschmeichelte Bernardo erlaubte den Druck des Werkes. Nachdem Bernardo ein Jahr im Dienst des Kardinals Luigi d’Este verbracht hatte, begab er sich nun in die Dienste des Herzogs von Mantua, Guglielmo Gonzaga, bei dem er bis zu seinem Tod angestellt blieb.

Sein drittes Studienjahr verbrachte Tasso in Bologna, wo er oft private Literatur-Akademien besuchte. Die Ferien verbrachte er bei seinem Vater in Mantua. Im vierten Studienjahr, 1564, wurde er allerdings im Januar beschuldigt, Autor von satirischen Gedichten gegen einige Mitstudenten und einen seiner Professoren zu sein, und wurde der Stadt verwiesen. Auf Einladung des jungen Prinzen Scipio Gonzaga ließ er sich in Padua nieder. Er wurde unter dem Namen Pentito Mitglied der Academia degli Eterei und nahm an der Universität seine unterbrochenen Studien wieder auf. Während seines Aufenthaltes in Padua verfasste er seine ersten lyrischen Stücke. Einige waren von Tassos erster Liebe zu Lucrezia Bendidio inspiriert, einer jungen Dame aus einer vornehmen ferraresischen Familie. Die anderen schrieb er für Laura Peperara, in die er sich während seiner Ferien in Mantua verliebt hatte.

Nach Beendigung seines Studiums im Sommer 1565 trat er, dank der Vermittlung des Grafen Fulvio Rangone, wie vor ihm sein Vater in die Dienste des Kardinals Luigi d’Este. Im Oktober ließ er sich in Ferrara nieder, wo er, da seine Aufgabe am Hof noch nicht festgelegt war, Gelegenheit hatte, am Gerusalemme weiter zu arbeiten, dessen Beendigung er sich wieder vorgenommen hatte.

Ferrara

Die fünf Jahre zwischen 1565 und 1570 scheinen, trotz der Trauer über den Tod seines Vaters 1569, die glücklichsten Jahre in Tassos Leben gewesen zu sein. Jung, gut aussehend, kultiviert und wohlerzogen in allen Belangen eines Ehrenmannes, gewöhnt an die Gesellschaft der Großen und Gelehrten, berühmt durch seine in Versen und in Prosa veröffentlichten Werke, wurde er zum Idol am hervorragendsten Hof Italiens. Die Prinzessinnen Lucrezia und Leonora d’Este, beide unverheiratet und über zehn Jahre älter als Tasso, nahmen ihn unter ihren Schutz. Er wurde zu ihrem vertrauten Umgang zugelassen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ihm beide Prinzessinnen auch persönlich sehr gewogen waren. Tatsächlich wurde ihm eine Liebschaft mit Leonora d’Este nachgesagt, wofür es allerdings keinerlei Beweise gibt. Fest steht, dass Tasso der Güte der beiden Schwestern sehr viel verdankte.

1570 reiste Tasso mit dem Kardinal nach Paris, wo sie am 10. Februar 1571 ankamen. Seine sehr offene Art zu sprechen und sein gewohnheitsmäßiger Mangel an Takt führten zu einer Streitigkeit mit dem Kardinal. Es ist möglich, dass es einen kleinen Zwischenfall mit König Karl IX. gab, dessen Toleranz gegenüber den Hugenotten Tasso kritisierte. Deshalb verließ er Frankreich am 19. März schnellstmöglich. Nach einer anderen Version wurde Tasso entlassen, weil es dem Kardinal an Geld fehlte. In seinem Dialog Cattaneo (1585) erwähnt Tasso, dass er während seines Aufenthaltes in Frankreich den Dichter Ronsard kennen lernte.

Am 15. April 1571 kehrte er für ein paar Tage nach Ferrara zurück, dann reiste er nach Rom, von dort nach Pesaro und Urbino, wo er Lucrezia d’Este traf, die im Jahr zuvor Prinz Francesco Maria della Rovere geheiratet hatte. Mit ihr kehrte er im September nach Ferrara zurück. Ab Januar des Jahres 1572 nahm er Dienst unter Herzog Alfonso II., dem Bruder von Kardinal Luigi d’Este, zuerst ohne fest definierte Tätigkeit, ab 1576 offiziell als Historiker des Hofes.

Im Januar 1573 folgte er dem Herzog nach Rom und nach der Rückkehr komponierte er in wenigen Monaten seine Aminta, ein inhaltlich einfach gehaltenes, aber lyrisch sehr ansprechendes Pastoraldrama, die er im Frühling dem Hof präsentierte. Im Jahr darauf begab er sich in der Karnevalszeit nach Pesaro, im Juli begleitete er Alfonso nach Venedig, um bei der Durchreise von Heinrich III anwesend zu sein, der aus Polen zurückkehrte, weil er die Krone Frankreichs in Besitz nehmen wollte.

La Gerusalemme Liberata

Tasso arbeitete weiter an seinem Hauptwerk, dem La Gerusalemme Liberata, das er im April 1574, nachdem er sich über 15 Jahre damit beschäftigt hatte, vollendete. Er las es im folgenden Sommer dem Herzog und den Prinzessinnen vor. Die angenehmste Zeit seines Lebens war vorüber, seine besten Werke bereits geschrieben; auf einmal sah er sich mit unvermuteten Problemen konfrontiert. Anstatt seinem Instinkt zu vertrauen und das Werk zu veröffentlichen, fühlte er sich unsicher.

Er sandte Manuskripte des Gerusalemme verschiedenen Größen seiner Zeit zu – Schriftstellern, Theologen, Philosophen - , um deren Meinungen einzuholen. Er bat sie, ihre Kritik zu äußern, und wollte ihre Vorschläge, soweit sie sich mit seinen Vorstellungen deckten, in sein Werk aufnehmen. Im Mai begab sich Tasso nach Padua und Vicenza und bat den großen Gelehrten Gian Vincenzo Pinelli (1535–1601) das Werk zu prüfen. Im September 1575 begab er sich nach Rom, wo er sein Werk Scipio Gonzago, Flaminio de’ Nobili, Silvio Antoniano, Pier Angelis Bargeo, Sperone Speroni, sowie in Florenz dem bekannten Schriftsteller Vincenzo Borghini unterbreitete.

Das Ergebnis: Jeder dieser aufrichtigen Freunde lobte das Werk zwar im Allgemeinen, wollte aber an Einzelheiten feilen: an der Handlung, am Titel, an einzelnen Episoden, an der Wortwahl oder am moralischen Grundton. Einer wünschte es sich regelmäßiger, klassischer, ein anderer wollte einen eher romantischen Ton; ein Freund merkte an, die Inquisition würde die übernatürlichen Teile des Werkes nicht tolerieren, ein weiterer wünschte den Ausbau der verzaubertsten Passagen, der Liebesgeschichten von Armida, Clorinda und Erminia. So musste sich Tasso gegen all diese Einwürfe wehren. Die Zeit hat gezeigt, dass Tassos Kritiker nicht geeignet waren, das Werk angemessen einzuschätzen. Sie meinten, die von Tasso gewählte epische Form passe nicht zum romantischen Inhalt des Gedichtes. So rieten sie Tasso nicht das einzig Richtige, die Veröffentlichung des Werkes, sondern zu einer Überarbeitung.

Tasso, von seinen Studien, dem anstrengenden Leben am Hofe und seiner Arbeit als Literat auch so schon übermäßig gefordert, verkraftete diese zusätzliche Anstrengung nicht mehr. Seine Gesundheit begann zu leiden: Er klagte über Kopfschmerzen, litt an malaria-ähnlichen Fieberschauern und wünschte, Ferrara zu verlassen. So begann er Verhandlungen mit dem Hof von Florenz zu führen, was den Herzog von Ferrara, der nichts so sehr hasste, wie wenn ihn ein Höfling wegen eines rivalisierenden Herzogs verließ, verärgerte. Er argwöhnte, wenn er Tasso gehen ließe, würde das Gerusalemme Tassos neuen Herren, den Medici, gewidmet werden. Deshalb entschied er, dass Tasso keine Erlaubnis erhalten solle, den Hof zu verlassen.

Beginnender Niedergang

Tasso im Jahre 1577

1576 besuchte er im April für die Osterfeierlichkeiten Modena; als er im Mai zurück nach Ferrara kam, wurde er schwer krank. In den Jahren 1575 bis 1577 verschlechterte sich Tassos Gesundheit zusehends. Er litt an tiefer Niedergeschlagenheit und plötzlicher Melancholie. Neid veranlasste die Höflinge, ihn schlecht zu machen und ihn zu beleidigen. Sein leicht erregbares und argwöhnisches Temperament, Kränkungen gegenüber sehr empfindlich, machten es ihnen zu leicht, ihn zur Zielscheibe zu nehmen. Er wurde zum Opfer von Wahnvorstellungen, dachte, dass seine Diener sein Vertrauen missbrauchten, fürchtete, an die Inquisition verraten worden zu sein, erwartete täglich, vergiftet zu werden; unaufhaltsam steigerte sich sein Verfolgungswahn. Wahrscheinlich litt Tasso ab dem Jahr 1575 an einer Geisteskrankheit, die, ohne ihn direkt körperlich krank zu machen, ihn durch sein untragbares Verhalten zum Besorgnis seiner Gönner werden ließ. Heute geht man davon aus, dass es sich bei dieser Krankheit um Schizophrenie handelte.

Am 7. September 1576, als es schien, als hätte Tasso sich von seinem Leiden wieder etwas erholt, wurde er am helllichten Tage auf einem öffentlichen Platz in Ferrara von Ercole Fucci und dessen Bruder Maddalo, beide Mitglieder des Hofes, heimtückisch überfallen. Bei dieser Schlägerei wurde der Dichter sehr heftig von einem Stock am Kopf getroffen, wovon er eine ernsthafte Verletzung davontrug. Der Schuldige flüchtete und entkam so den Nachforschungen, die der Fürst anstellen ließ. Ursache des Zwistes soll wohl entweder Neid der beiden Höflinge auf Tassos Erfolg oder die Tatsache, dass Maddalo zu offen über eine Liebesaffäre gesprochen hatte, gewesen sein. Entrüstet begab sich Tasso daraufhin nach Modena, wo er die Bekanntschaft der schönen und berühmten Dichterin Tarquinia Molza machte, zu deren Ehren er einige Verse schrieb. Ende Januar 1577 ging er wieder nach Ferrara, genauer gesagt nach Comacchio, wo sich zu dieser Zeit der Hofstaat aufhielt.

Auch seine religiösen Skrupel vermehrten sich. Im Juni 1575 hatte er sich auf eigenes Betreiben vor dem Inquisitor von Bologna zu verantworten, da er sich der Häresie für schuldig befand, im Juni 1577 vor dem Ferraras. Solch ein religiöser Eifer war in Ferrara allerdings gefährlich, wo calvinistische Gedanken eher verbreitet waren. Die Absolution, die ihm der Inquisitor erteilte, beruhigte Tassos nicht, da er glaubte, man lasse ihn nur aus Mitleid in seinem Irrglauben verharren.

Am Abend des 17. Juni, als er seine Qualen Prinzessin Lucrezia beichtete, bildete er sich ein, dass ein vorbeigehender Diener ihm nachspionierte. Er versetzte ihm einen Stich mit seinem Messer. Der Herzog ließ ihn in einem kleinen Zimmer innerhalb des Schlosses einsperren und sorgte dafür, dass Tasso gepflegt wurde. Wenig später nahm er Tasso mit auf sein Lustschlösschen Belriguardo in der Hoffnung, dass die Zerstreuungen auf dem Lande heilsam wirken würden. Was dort passierte, ist unbekannt. Einige Biographen behaupten, dass eine kompromittierende Liaison mit Leonora d’Este ans Licht gekommen sei und Tasso sich wahnsinnig stellte, um ihre Ehre zu schützen. Aber dafür gibt es keinen Beweis. Sicher ist nur, dass er fast sofort wieder nach Ferrara zurückgeschickt wurde und dort einen franziskanischen Konvent aufsuchen musste, offenbar mit der erklärten Absicht, seine Gesundheit wiederherzustellen. Dort blieb er einige Zeit, ständig in der Angst, durch die ihm verabreichten Medikamente vergiftet zu werden. Er glaubte, beim Herzog in Ungnade gefallen zu sein; der Gedanke, dass der Fürst ihn ermorden lassen wolle, ließ Tasso nicht mehr los.

Es gibt keine augenscheinlichen Beweise, dass sein Verhalten einer übermäßigen Leidenschaft zu Leonore d’Este entsprang. Der Herzog zeigte, entgegen seinem Tyrannenimage, eine beachtliche Nachsichtigkeit. Er war ein unbeugsamer und wenig verständnisvoller Mann, so geltungsbedürftig, wie es von einem Manne seines Ranges in dieser Zeit zu erwarten war. Aber zu Tasso war er nie grausam, mit Sicherheit war er nicht das Ungeheuer, das später aus ihm gemacht wurde. Der weitere Verlauf seiner Beziehung zu dem Poeten bestätigt dies.

In der Nacht vom 25. Juli 1577 zerstörte Tasso die Tür seiner Zelle und flüchtete nach Ferrara. Er verkleidete sich als Bauer und ging zu Fuß zu seiner Schwester in Sorrent. Er erschien vor ihr in der Verkleidung eines Schäfers, wie im Brief vom 14. November 1578 beschrieben, und berichtete ihr vom angeblichen Tod Tassos, wie Manso erzählt, um zu sehen, welchen Effekt diese Tatsache auf sie haben würde. Er wurde mit Freude von ihr aufgenommen, nachdem er seine Verkleidung gelüftet hatte. Ende Januar 1578 verspürte Tasso allerdings den Wunsch, seine Gedichte zu vollenden, und begab sich deshalb nach Rom. Dort fand er erst Zuflucht bei Kardinal Luigi d’Este, wenig später bei Giulio Masetti, dem Botschafter von Ferrara.

Unbeständigkeit

In Rom sehnte sich der des höfischen Lebens überdrüssige Tasso nach dem familiären Umfeld von Ferrara. Er schrieb einen bescheidenen Brief, mit der Bitte, nach Ferrara zurückkehren zu dürfen. Alfonso gewährte dies gern, unter der Bedingung, dass Tasso sich einer medizinischen Behandlung seiner Melancholie unterzog. Bei seiner Rückkehr, die er unter diesen Bedingungen ohne zu zögern annahm (Mitte April 1578), wurde er von der herzoglichen Familie gut wieder aufgenommen. Wären seine alten Krankheiten nicht wieder aufgelebt, hätte das Leben in Ferrara sicher wieder seinen alten Glanz angenommen. Allerdings gab es immer wieder Momente, in denen Tasso zu Reizbarkeit, Launenhaftigkeit, Argwohn, verletzter Eitelkeit und gewalttätigen Ausbrüchen neigte.

In den ersten Julitagen flüchtete er wieder, reiste durch Mantua, wo er verkaufte, was er besaß, Padua, Venedig und Pesaro, wo er von Herzog Francesco Maria, dem Gefährten seiner Kindheit, aufs Neue empfangen wurde. Im September verließ er ihn heimlich und ging ins Piemont. Er erreichte zu Fuß die Tore von Turin, wo er, da er keine Bestätigung über seine Gesundheit (in Zeiten der Pest unumgänglich) besaß, von den Wachen nicht eingelassen wurde. Angelo Ingegneri, ein venezinianischer Gelehrter, den Tasso in Ferrara kennen gelernt hatte, sorgte dafür, dass man Tasso dennoch einließ. Prinz Karl Emanuel I. bot ihm an, in seine Dienste zu treten, desgleichen der Erzbischof Kardinal Giulio della Rovere und der Marquis Philippe d’Este, Schwiegersohn des Herzogs Emmanuel-Philibert von Savoyen.

Wohin er auch ging, aufgrund seines bekannten Namens und seines dichterischen Talentes wurde er überall zuvorkommend aufgenommen. Aber schon bald (November) wurde Tasso der Gesellschaft überdrüssig. Immer noch zog es ihn nach Ferrara. Also führte er wieder Verhandlungen mit dem Fürsten und im Februar 1579 wurde der Dichter wiederum im Schloss aufgenommen. Alfonso war zu dieser Zeit im Begriff, seine dritte Heirat auszurichten, die Heirat mit Prinzessin Margarita von Mantua. Er hatte aus seinen beiden ersten Ehen keine Kinder, und sofern er keinen Erben hatte, bestand die Möglichkeit, dass sein Rang dem Heiligen Stuhl zufiel (wie es später tatsächlich geschah).

Die Hochzeitsfeierlichkeiten, während deren Tasso den Hof erreichte, boten dem alternden Bräutigam keine Gelegenheit zu großer Freude über die Rückkehr seines Schützlings. Alfonso war über die Notwendigkeit einer dritten Heirat nicht erfreut und seine Erwartungen, die Zukunft seiner Ehe betreffend, waren nicht sehr positiv. Tasso, zu sehr mit seinen eigenen Sorgen und Gefühlen beschäftigt, konnte für die Probleme seines Herren nicht die notwendige Beachtung aufbringen. Dennoch erbat er eine Audienz beim Herzog, die ihm allerdings abgeschlagen wurde. Er fühlte sich unter seinem Rang behandelt. Auch die Prinzessinnen wollten Tasso nicht sehen. Am Abend des 11. März verbreitete er gemeinsam mit (oder gegen) Cornelio Bentivoglio, den Hauptmann des Herzogs, heftige Beschimpfungen. Als er wenig später dem Hof vorgeführt wurde, war er Opfer eines solch heftigen Wahnsinns, dass man ihn ergreifen und ins Irrenhaus von St. Anna schicken musste, wo Tasso bis zum Juli 1586 blieb. Nach langem Hoffen glaubte Herzog Alfonso nun, Tasso sei mit Gewissheit verrückt und St. Anna sei der sicherste Platz für ihn.

Leonora d’Este

Eleonora d´Este

Ein Rätsel in Tassos Leben ist, warum es ihn immer wieder zum Hof von Ferrara zurückzog. Eine mögliche Ursache wäre eine unerfüllte Liebe zu Leonora d’Este. Allerdings gibt es für diese Liebschaft, wie bereits angeführt, keinen Beweis. Die Beziehung Tassos zu Leonora war nicht im mindesten intimer oder leidenschaftlicher als die zu ihrer Schwester Lucrezia. Die Gedichte, die er einigen anderen Damen gewidmet hatte, waren nicht weniger respektvoll oder weniger leidenschaftlich als die, die er Leonora widmete. Hätte Tasso die Ehre Leonoras verletzt, so hätte der Herzog ihn sicherlich töten lassen. In diesen Zeiten befürwortete die Gesellschaft Vergeltungsmaßnahmen für die Verletzung der Ehre einer Dame. Auf alle Fälle hat sich Tasso Eleonora gegenüber nicht wie ein treuer Liebhaber verhalten; besonders als er 1578 und 1579 nach Ferrara zurückkehrte, zeigte er keinerlei übermäßige Anstrengungen, den vertrauten Umgang mit Eleonora d’Este wiederzugewinnen. Wenn also Tasso tatsächlich sein ganzes Leben lang eine geheime Beziehung zu Leonora gehabt haben sollte, so ist dies im undurchdringlichen Nebel der Zeit verborgen.

In Gefangenschaft

Tasso war mehr als sieben Jahre gefangen. Allerdings erhielt er nach den ersten Monaten seiner Einkerkerung geräumige Zimmer, durfte seine Mahlzeiten am Hofe des Herzogs einnehmen, bekam Besuche von seinen Freunden (unter anderem wurde er 1581 von dem bekannten Autor Michel de Montaigne besucht), ihm wurden unter Begleitung von für ihn verantwortlichen Aufsichtspersonen seines Bekanntenkreises Ausflüge gestattet und er durfte freien Briefwechsel führen. Die Briefe, die er von St. Anna an die Prinzen Italiens, an ihm gewogene Gönner und an Männer höchsten Rufes in Kunst und Kultur schrieb, bilden die wertvollste Informationsquelle, was seine Gesundheit und seinen geistigen Zustand angeht. Er sprach immer respektvoll, fast liebevoll von Herzog Alfonso. Kritiker behaupteten, Tasso küsse die Hand, die ihn züchtigte, in der Hoffnung, er möge aus dem Gefängnis befreit werden; aber diese Meinung ist sehr umstritten. Aus den Briefen geht klar hervor, dass er unter einer ernsten Geisteskrankheit litt und sich dessen bewusst war. Er musste auch weiterhin überwacht werden, da er von Zeit zu Zeit plötzliche gefährliche Anfälle hatte, neben langen Perioden, in denen er davon verschont blieb.

Tasso war in der Zeit seiner Gefangenschaft sehr produktiv. Er verfasste eine Vielzahl von Dialogen zu philosophischen und ethischen Themen. Abgesehen von einigen Oden und Sonetten, zum Teil Auftragswerke und nur bezüglich der Rhetorik von Interesse, schrieb er Gedichte. Alles, was er in dieser Zeit schrieb, wurde von den Italienern aufbewahrt, die, während sie ihn offenkundig für einen Verrückten hielten, dennoch großes Interesse an seinen Werken hatten.

1580 hörte Tasso, dass Teile seines Gerusalemme ohne seine Erlaubnis und ohne seine Korrekturen veröffentlicht worden waren: Celio Malaspina veröffentlichte in Venedig 14 Gesänge des Gerusalemme. Angelo Ingegneri, der ein vollständiges Manuskript besaß, gab im Jahr darauf eine Edition in Parma und eine weitere in Casalmaggiore heraus. In den folgenden sechs Monaten gab die Presse sieben verschiedene Editionen heraus. Der immer noch im Irrenhaus von St. Anna gefangene Tasso hatte keinerlei Einfluss auf seine Herausgeber und verdiente keinen Pfennig an seinem Meisterwerk, das ihn künstlerisch auf das Niveau von Petrarch und Ariost stellte. Ein konkurrierender Poet des Hofes von Ferrara, Giovanni Battista Guarini, übernahm es 1582, seine Verse zu überprüfen und herauszugeben, und Tasso in seiner Zelle musste erlauben, dass seine Oden und Sonette, seine persönlichen Gedichte und gelegentliche Grußworte gesammelt und berichtigt wurden, ohne dass er im Zweifel seinen Einfluss geltend machen konnte.

Einige Jahre später, 1585, erklärten zwei florentiner Angehörige der Della Crusca-Akademie dem Gerusalemme den Krieg. Sie überschütteten das Werk mit Beleidigungen. Tasso sah sich verpflichtet zu antworten und er tat dies mit einer solchen Mäßigung und Kultiviertheit, dass es schien, als wäre er nicht nur ein herausragender Ehrenmann, sondern auch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte.

Tasso benahm sich in der Gefangenschaft pathetisch und gereizt, aber nie unedel. Er zeigte eine einzigartige Gleichgültigkeit dem Schicksal seines großen Werkes gegenüber und einen unglaublichen Großmut im Umgang mit seinen Kritikern. Sein eigenes Leid fraß ihn auf. Was übrig blieb, unberührt von der Krankheit, war eine ruhige und ernsthafte Menschlichkeit. Merkwürdig scheint, dass er stets versuchte, seine zwei Neffen, die Söhne seiner Schwester Cornelia, am Hofe unterzubringen. Den einen schickte er dem Herzog von Mantua, Guglielmo I von Gonzaga, den anderen dem Herzog von Parma, Ottavio Farnese.

Wiedergewonnene Freiheit

Der Prinz von Mantua, Vincenzo Gonzaga, kam häufig nach Ferrara, um dort seine Schwester, die neue Herzogin, zu sehen. Dabei besuchte er auch öfter Tasso in seinem Gefängnis. Im Juli 1586 schlug er dem Herzog vor, Tasso mit sich zu nehmen, unter dem Versprechen, ihn auf Wunsch des Herzogs unverzüglich nach Ferrara zurückzubringen. Alfonso war damit einverstanden; und am 13. Juli durfte der Poet sein Gefängnis verlassen, um sich nach Mantua zu begeben. Er lebte eine Weile in Freiheit im höfischen Trubel, beschäftigte sich mit seinen Gedichten, beendete eine bereits angefangene Tragödie unter dem Titel Galeatto, König von Norwegen, die er allerdings in König Torrismondo umbenannte. 1587 begab er sich nach Bergamo, wo er Verwandte hatte und genoss die freudige Begrüßung seiner Vaterstadt. Aber schon nach wenigen Monaten wurde er wieder unzufrieden. Vincenzo Gonzaga, der seinen Vater als Herzog von Mantua ersetzte, hatte wenig Muße, sich um den Dichter zu kümmern. Tasso fühlte sich vernachlässigt. Im Oktober des Jahres 1587 flüchtete er nach Modena, reiste dann durch Bologna und Loreto nach Rom, wo er bei seinem alten Freund Scipione Gonzaga, der nun der Patriarch von Jerusalem war, am 3. November Quartier nahm. Im Jahr darauf wanderte er nach Neapel, in der Hoffnung, seine Schwester wiederzusehen, und schrieb dort im März ein schwermütiges Gedicht über den Monte Oliveto. Es stellte sich heraus, dass seine Schwester gestorben war. Er lebte als Gast verschiedener vornehmer Herren. Besonders hervorzuheben ist Manso, der später sein erster Biograph wurde.

Am 25. November 1589 kehrte er nach Rom zurück, wo er wieder bei Scipione Gonzaga einkehrte, der inzwischen zum Kardinal ernannt worden war. Er lebte bis zum August 1589 im Palais in der Via della Scrofa, das heute den Namen Palais Negroni-Galitzin trägt.

Die Diener setzten Tasso aufgrund exzentrischen Verhaltens vor die Tür. Er wurde krank und begab sich bis zum November zu den Mönchen des Klosters auf dem Monte Oliveto. In dieser Zeit verschlimmerte sich seine Geisteskrankheit zusehends. Deswegen begab er sich einen Monat später in ein Krankenhaus in Bergamo. Als er es 1590 wieder verließ, nahm ihn der Patriarch erneut auf. Aber Tassos rastloser Geist trieb ihn am 15. April nach Florenz, wo er von Großherzog Ferdinand I. fürstlich empfangen wurde. Schon im September reiste Tasso wieder nach Rom. Vincento Gonzago lud ihn ein, an seinen Hof zu kommen. Nach längeren Verhandlungen akzeptierte Tasso und erreichte Mantua am 17. März 1591. Während dieser ganzen Zeit sah er weiter seine Manuskripte durch und schmiedete neue Verse. Im August wurde der Dichter schwer krank; im November begleitete er den Herzog nach Rom, um Innozenz IX., den neuen Papst, zu begrüßen.

Im Januar 1592 wurde er von Matteo di Capua, dem Prinzen von Conca, eingeladen, nach Neapel zu kommen, wo er ein neues Gedicht, Il Mondo creato, begann, das erst 1607 posthum veröffentlicht wurde. Im April, als Tasso nach Rom zurückkehrte, musste er sich einige Tage nach Mola de Gaëta begeben, weil der berühmte Bandit Marco de Sciama sich in der Gegend befand. In Rom lebte er bis Juni bei Vincenzo Gonzago, darauf bei Cinzio und Pietro Aldobrandini, dem Neffen von Papst Clemens VIII, der 1592 den Heiligen Stuhl bestiegen hatte. Diesen beiden widmete er 1593 sein Gerusalemme conquistata, eine überarbeitete Version seines Gerusalemme liberata. Alles, was das Gedicht seiner früheren Jahre ansprechend machte, merzte er rigoros aus. Im selben Jahr erschien ein Prosastück in italienischen Blankversen, Le Sette Giornate, eine düstere Beschreibung des ersten Kapitels der Genesis. Es ist heute gänzlich unbekannt.

Päpstliche Würdigung und Tod

Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich immer mehr und sein Genie nahm ab. Im Juni 1594 fand er Asyl bei den Mönchen von San Severino. Im November rief ihn der Papst nach Rom, um ihn mit der Krone des Poeten, mit der zuvor schon Petrarch geehrt worden war, auf dem Kapitol zu krönen. Er erreichte Rom schwer krank. Die Krönungszeremonie verschob sich, da Kardinal Aldobrandini erkrankt war. Man bereitete ihm angenehme Tage, der Papst sorgte dafür, dass Prinz Avellino, der Tassos ererbte Lehensgüter besaß, eine jährliche Rente an Tasso zahlte. Dennoch verschlimmerte sich sein Leiden zusehends.

Anfang April 1595 begab Tasso sich in das Kloster von San Onofrio, um dort genesen zu können. Angeblich sagte Tasso, als er aus seiner Kutsche stieg, zum Prior des Klosters, dass er gekommen sei, um im Kloster zu sterben. Der Papst sandte ihm seinen Leibarzt Cesalpino. Am 25. April 1595, einen Tag vor der geplanten Dichterkrönung, starb er in San Onofrio. Der Papst sorgte dafür, dass Tasso ein feierliches Begräbnis bekam. Auf eigenen Wunsch wurde Tasso in Sant’Onofrio al Gianicolo begraben. Später wurden, wie die lateinische Inschrift am Boden besagt, Tassos Gebeine aus dem ursprünglichen Grab erhoben und in das Denkmal aus dem 19. Jahrhundert in der letzten Seitenkapelle links verbracht.

Ganz in der Nähe dieses Klosters, eine Wegbiegung oberhalb, steht auf dem Gelände links vom Weg mit der Aufschrift Rampa della Quercia (Aufstieg bei der Eiche) aufrechtgehalten von einem Metallgestell der schwarze Torso einer uralten Eiche. Der Überlieferung nach war das die Eiche, in deren Schatten Tasso zu sitzen pflegte.

Er war erst 51 Jahre alt und die letzten 20 Jahre seines Lebens waren künstlerisch unbedeutend. Im Alter von 31 Jahren vollendete er das Gerusalemme, wie wir es kennen. Auch die Aminta war bereits veröffentlicht. Mehr als das konnte Tasso der Welt nicht geben. Aber die folgenden Jahre der Geistesgestörtheit, des Exils, der Gefängnishaft, der Armut und der immer wieder zerstörten Hoffnung machten Tasso, durch das Mitleid, das man ihm entgegenbrachte, zum Liebling seines Volkes. Missmutig und verdrossen musste er immer erscheinen, dennoch ist Tasso uns gerade, weil er fast ein Vierteljahrhundert langsamen Niedergangs ertragen musste, in Erinnerung geblieben.

Werke

  • Das Stanzen-Epos La Gerusalemme liberata (1575).
    • Deutsche Übersetzungen (Auswahl):
      • Gottfried von Bulljon von Diederich von dem Werder, hrsg. Gerhard Dünnhaupt, Tübingen 1974 (Nachdruck der Ausgabe von 1626).
      • Versuch einer poetischen Uebersetzung des Tassoischen Heldengedichts genannt: Gottfried, oder das Befreyte Jerusalem von Johann Friedrich Koppe. Leipzig 1744, Online.
      • Befreytes Jerusalem, 2 Bände, übersetzt von August Wilhelm Hauswald, Görlitz 1802, Erster Band, Zweyter Band.
      • J. D. Gries: Torquato Tasso's Befreites Jerusalem, 4 Teile, Jena 1800 – 1803, umgearbeitete Fassung 1810; in Stanzen (wie das Original) übertragen; Text auf http://gutenberg.spiegel.de/buch/265/1
      • W. Heinse: Das befreyte Jerusalem, 4 Bde., 1781; Prosaübersetzung
      • E. Staiger: Tasso, Torquato: Werke und Briefe. Übersetzt und eingeleitet von Emil Staiger, München 1978 in Winkler Dünndruck-Bibliothek der Weltliteratur; darin in Blankversen übertragen ‚Die Befreiung Jerusalems’ (man beachte: Staiger wählt dem Inhalt des Epos gemäß den Titel 'Die Befreiung Jerusalems' und nicht wie üblich 'Das befreite Jerusalem'.)
  • Das Schäferspiel Aminta (1573) gilt als die schönste Pastoraldichtung in italienischer Sprache. Pastoraldrama, einfacher Handlungsverlauf, besticht durch lyrischen Charme.
    • Deutsche Übersetzungen:
  • Das Ritterepos Rinaldo (1562).
  • Kleine Prosawerke.
  • Er hinterließ rund 1700 Briefe.

In der Dichtung u. a. behandelt von Goethe: Torquato Tasso 1790, Lord Byron 1819, Ernst Raupach 1833, Paolo Giacometti 1855.

Stand- und Denkmale

  • Standbild des Dichters auf der Piazza T. Tasso in seiner Geburtsstadt Sorrent
  • Marmorherme von Gustav Blaeser im Dichterhain vor der Westseite des Schlosses Charlottenhof, genannt „Siam“, im Park von Sanssouci/Potsdam
  • Standbild des Dichters auf der Piazza Vecchia in Bergamo, vor dem Palazzo della Ragione

Literatur

  • Achim Aurnhammer (Hrsg.): Torquato Tasso in Deutschland. Seine Wirkung in Literatur, Kunst und Musik seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. de Gruyter, Berlin u. a. 1995, ISBN 3-11-014546-4. (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte, 3 (=237))
  • Winfried Wehle: Torquato Tasso. Sprachritter. Jahresgabe der Frankfurter Stiftung für Deutsch-Italienische Studien, Frankfurt a.M. 1997. PDF
  • U.B.: Tasso, Torquato. In Enciclopedia Italiana, Band 33, Rom 1937 (Onlinefassung bei treccani.it)

Weblinks

 Commons: Torquato Tasso – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Torquato Tasso – Quellen und Volltexte (Italienisch)
 Wikisource: Torquato Tasso – Quellen und Volltexte
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