Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Tjark Evers

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Bildnis von Tjark Evers auf einem Denkmal

Tjark Ulrich Honken Evers (* wahrscheinlich 1845 auf Baltrum; † 23. Dezember 1866 zwischen Langeoog und Baltrum)[1] war ein angehender Seemann, der von der Nordseeinsel Baltrum stammte. Sein tragischer Tod machte ihn in Ostfriesland zu einer Legende.

Tod

Die Familie von Evers war eng mit der Insel Baltrum verbunden. Honke Eilts Evers, Tjarks Vater, war Schiffer auf der Insel. Eilt Honken Evers, der Bruder von Tjark, wurde später Kapitän und Gemeinde- und Kirchenvorsteher auf Baltrum. Auch Tjark Evers wollte zur See fahren und besuchte daher die Navigationsschule in Timmel.[2]

Blick auf Baltrum von Langeoog aus. Im Wattenmeer zwischen den Inseln starb Tjark Evers.

Evers wollte zu Weihnachten seine Eltern unangekündigt besuchen und ließ sich dazu am frühen Morgen von einem Langeooger von Westeraccumersiel nach Baltrum übersetzen. Nachdem er im dichten Nebel am Strand abgesetzt worden und das Boot weiter Richtung Langeoog gefahren war, bemerkte Evers, dass er sich nicht auf Baltrum, sondern auf einer Plat befand, also einer Sandbank, die bei Flut im Meer versinkt. Da er erkannte, dass es für ihn keine Rettung vor dem Ertrinken geben würde, schrieb er einen Abschiedsbrief in sein Notizbuch. Er grüßte seine Eltern und Geschwister und schrieb seine Gedanken und Gebete in das Buch.

„Liebe Mutter! Gott tröste Dich, denn Dein Sohn ist nicht mehr. Ich stehe hier und bitte Gott um Vergebung meiner Sünden. Seid alle gegrüßt. Ich habe das Wasser jetzt bis an die Knie, ich muß gleich ertrinken, denn Hülfe ist nicht mehr da. Gott sei mir Sünder gnädig. Es ist 9 Uhr, Ihr geht gleich zur Kirche, bittet nur für mich Armen, dass Gott mir gnädig sei.

Liebe Eltern, Gebrüder und Schwestern, ich stehe hier auf einer Plat und muß ertrinken, ich bekomme euch nicht wieder zu sehen und ihr mich nicht. Gott erbarme sich über mich und tröste euch. Ich stecke dieses Buch in eine Sigarren Kiste. Gott gebe, daß Ihr die Zeilen von meiner Hand erhaltet. Ich grüße euch zum letzten Mal. Gott vergebe mir meine Sünden und nehme mich zu sich in sein Himmelreich. Amen.

An Schiffer H. E. Evers Baltrum

T U H Evers

Ich bin T. Evers von Baltrum.

Der Finder wird gebeten, dieses Buch meinen Eltern zuzuschicken an Cpt. H. E. Evers Insel Baltrum“

Abschiedsbrief von Tjark Evers[3]

Evers legte das Notizbuch in eine Zigarrenkiste, die er als Geschenk mitgebracht hatte, und wickelte sie in ein Taschentuch. Die Zigarrenkiste wurde in Wangerooge angetrieben, wo sie am 3. Januar 1867 entdeckt wurde.[2] Der Leichnam Tjark Evers wurde aber nie gefunden.[4] Belegt wird die Geschichte des Todes von Tjark Evers auch durch einen Eintrag im Kirchenbuch der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Baltrums.[4]

Der Tod durch Ertrinken war in der damaligen Zeit in der Region keine Seltenheit, doch ist das Notizbuch ein seltenes Dokument, was den Fall zu einer Besonderheit macht.[1]

Gedenken

Kiste und Inhalt wurden mehrere Generationen in der Familie Evers aufbewahrt, auch als die Familie nach Esens umzog. Später kamen die Erinnerungsstücke zunächst in das dortige Heimatmuseum, dann von 1998 bis 2002 in das Wattenmeerhaus in Wilhelmshaven. Am 19. März 2002 übergab Horst Evers Buch und Zigarrenkiste an den Heimatverein Baltrum e.V. Die Exponate kamen zuerst in die Inselkammer im Nordseehaus und sind seit 2007 im Museum Altes Zollhaus ausgestellt.[2][4]

Am 13. Mai 2015 wurde auf Baltrum ein Denkmal für Tjark Evers enthüllt, das sogenannte Evers-Denkmal.[4] In der Novelle Auflaufend Wasser von Astrid Dehe und Achim Engstler von 2013 wird der Tod Evers ebenso aufgegriffen[4] wie in dem Lied Tjark Evers der Mittelalter-Folk-Rock-Band Schandmaul aus dem Jahr 2016[5] und dem Kurzfilm Die Zigarrenkiste von Matthias Klimsa aus dem Jahr 2008.[6] Weitere literarische Verarbeitungen stammen aus den Jahren 1928 und 1935.[1]

Weblinks

 Commons: Tjark Evers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Buch des Monats der Landschaftsbibliothek Aurich: Eine traurige Weihnachtsgeschichte – Astrid Dehe / Achim Engstler: Auflaufend Wasser, Göttingen 2013, abgerufen am 21. September 2016 (mit Abbildung des Notizbuchs).
  2. 2,0 2,1 2,2 Baltrumer Kirchenbuch Jg. 1866 In: Sabine Hinrichs: Schicksal – Die Rückkehr der Zigarrenkiste nach Baltrum, Die Inselglocke Baltrum 2-2002, abgerufen am 21. September 2016.
  3. Foto der Gedenktafel am Denkmal, abgerufen am 21. September 2016.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Baltrum online: Tjark Evers Denkmal eingeweiht, 14. Mai 2015, abgerufen am 21. September 2016.
  5. Christian Jooss-Bernau: Geschichtensucher mit Dudelsack, In: Süddeutsche Zeitung, S. R18, 20. September 2016.
  6. Webseite zum Film: Die Zigarrenkiste, abgerufen am 21. September 2016.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Tjark Evers aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.