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Tisch (Zusammenkunft)

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Tisch der Belser, Purim 2006

Tisch (jidd.: טיש; Plural: tischn; wörtlich: Tisch) bezeichnet eine meist grössere Zusammenkunft von Chassiden und ggf. weiteren Gästen mit ihrem Rebben.

Die Anhänger des Rebben versammeln sich dabei um ihren Meister an einem gedeckten Tisch, hauptsächlich, um seinen Toraauslegungen zu lauschen, aber auch, um bekannte Semirot (Lieder), Niggunim (Weisen) und verschiedene biblische Texte zu singen. Beim "Tisch" wird auch das eine oder andere Glas Schnaps geleert.

Es handelt sich um eine bereits ältere Tradition, die nicht erst mit den Chassidim Osteuropas einsetzt, bereits in mischnischer Zeit wie auch in den deutschen Gemeinden des Mittelalters wurde um bekannte Rabbiner an den Feiertagen Tora gelehrt. Doch die chassidische Bewegung gab dem "Tisch" eine Dimension von erlebter Heiligkeit, die bei Feierlichkeiten in der jüdischen Welt mit dieser Innigkeit sonst nicht erlebt wurde. Die gefühlsbetonte Dimension ergibt sich aus der Überzeugung der Chassidim, dass während des "Tischs" alle Handlungen des Rabbis, der häufig als Zaddik, als gerechter Heiliger, angesehen wird, eine mystische Aura haben. Sogar das Schneiden des Brotes, das Einschenken des Weins und das Weiterreichen an die zahlreichen Tischgenossen gewinnen für die Teilnehmer des "Tischs" besonderes Gewicht.

Die Anlässe, bei denen "Tisch gehalten" wird, variieren in den verschiedenen chassidischen Dynastien und Höfen. Der hochgeschätzte Rabbi, der Admor solch einer Dynastie, ruft seinen "Tisch" gewöhnlich am Freitagabend wie auch am Vorabend der Feiertage zusammen, da zu diesen Anlässen auch viele auswärtige Gäste und Verehrer des Rebben eintreffen. In Osteuropa nahm die Gemeinde in Zeiten der Armut früher nur symbolisch an der Mahlzeit teil. Die Chassidim empfingen vom Rebben ein Stück Challa für die Bracha "Hamozi". Dieses oder auch andere Reste von Speisen, die der Rebbe zu sich genommen hatte, werden von seinen Anhängern "Schirajim" (Überbleibsel) genannt und mit besonderer Vorliebe genossen.

Seit Jahrhunderten hat in jüdischen Häusern der Tisch eine besondere Bedeutung. Der Talmud schreibt: "Solange das Heiligtum in Jerusalem stand, erwirkte der Altar die Sühne für uns. Jetzt, wo wir keinen Tempel mehr haben, ist es der häusliche Tisch im jüdischen Haus mit den rituellen Speisen und dem Studium, wodurch wir Sühne erwirken können" (Berachot 54). Vor diesem Hintergrund ist die bekannte Sitte zu erklären, dass man wohltätigen Gelehrten nach ihrem Tod aus den ungehobelten Brettern des Tisches, an dem sie einst studierten und Gäste bewirteten, schliesslich ihren Sarg für die Beerdigung zimmert. Zur weiteren Verbreitung dieser Sitte trug die Eigenart der hebräischen Sprache bei: Im Hebräischen bedeutet das Wort "Aron" sowohl Tisch als auch Bundeslade (vgl. auch Aron ha-Kodesch) und Bücherschrank, aber auch Sarg. Da lag es auf der Hand, dass man die unterschiedlichen Bedeutungen eines Wortes in spirituelle Verbindung zueinander brachte.

Ähnliche Veranstaltungen der Chabadniks werden nicht "Tisch", sondern (ebenfalls Jiddisch) Farbrengen genannt.

Hinweis: Der Text dieses Jewiki-Artikels beruht in weiten Teilen auf den Ausführungen von Noemi Berger in einem entsprechenden Artikel der Jüdischen Allgemeinen, Ausgabe vom 15. Mai 2014, Seite 20.

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