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Timothy McVeigh

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Timothy McVeigh (links Phantombild)

Timothy James McVeigh (* 23. April 1968 in Pendleton, New York; † 11. Juni 2001 in Terre Haute, Indiana) verübte im Jahr 1995 zusammen mit Terry Nichols und Michael Fortier den Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City, in dessen Folge 168 Menschen starben. 1997 wurde er für diese Tat zum Tode verurteilt und 2001 hingerichtet.

Kindheit und Jugend

Timothy McVeigh wurde als zweites von drei Kindern einer irischstämmigen katholischen Familie geboren und wuchs in Pendleton im Bundesstaat New York auf. Sein Vater arbeitete in einer Fabrik von General Motors; seine Mutter war Hausfrau.[1] Als er zehn Jahre alt war, ließen sich seine Eltern scheiden und er wurde fortan von seinem Vater großgezogen.[2]

McVeigh interessierte sich von einem frühen Alter an für Schusswaffen.[3] Sein Großvater nahm ihn oft zum Schießen in den Wald mit.[3]

Während seiner Schulzeit galt McVeigh als Außenseiter. Er selbst behauptete von sich, in der Schule gemobbt worden zu sein und Zuflucht in einer Fantasiewelt gesucht zu haben, in der er es seinen Angreifern heimzahlte.[2] Später bezeichnete er die US-Regierung als den „ultimativen Bully“.[4] Er galt auch als Computerspezialist und hackte sich unter dem Pseudonym „The Wanderer“ in Systeme der US-Regierung ein.

Nach seinem High-School-Abschluss 1986 besuchte er kurzzeitig das Bryant & Stratton College, das er jedoch nach drei Monaten abbrach.[3][5] Daraufhin arbeitete er bis 1987 bei Burger King und anschließend bei einem Sicherheitsdienst in Buffalo. In dieser Zeit las er viel über Waffentechnologie, Waffenrecht und Überlebenstraining sowie die antisemitischen und rassistischen Turner-Tagebücher.[3]

Militärzeit

Im Mai 1988 trat McVeigh in die US-Armee ein. In der Grundausbildung in Fort Benning lernte er seine späteren Komplizen Terry Nichols und Michael Fortier kennen. Nach der Grundausbildung wurde er nach Fort Riley versetzt. Er wurde als Richtschütze auf einem Schützenpanzer ausgebildet und brachte es bis zum Zugführer.[1] 1991 nahm er als Sergeant am Zweiten Golfkrieg teil.[1] Für seine Verdienste im Krieg wurde er mit dem Bronze Star, der Achievement-Medaille, der Southwest-Asia-Service-Medaille und der kuwaitischen Befreiungs-Medaille ausgezeichnet.[3] Nachdem seine Bewerbung für die Special Forces nicht erfolgreich gewesen war, verließ er die Armee im Dezember 1991.

Leben zwischen Militärzeit und Anschlag

Nach seiner Zeit in der Armee verdiente McVeigh seinen Lebensunterhalt bei einem anderen Sicherheitsdienst in Buffalo. Dort musste er manchmal bis zu 80 Stunden in der Woche arbeiten und hatte keinerlei Aufstiegsmöglichkeiten.[3] Sein Leben nach der Militärzeit frustrierte ihn stark. Später gab er an, dass er zu dieser Zeit unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung gelitten haben könnte.[3] In dieser Zeit nahm auch seine Abneigung gegen die Regierung zu. Er beschäftigte sich zusehends mit regierungsfeindlicher und verschwörungstheoretischer Literatur, von deren Inhalt er auch seinem Umfeld erzählte.[3] So glaubte er, dass die Regierung plane, den 2. Zusatzartikel der US-Verfassung abzuschaffen und die Bürger zu entwaffnen, um einen Polizeistaat mit hohen Steuern errichten zu können.[3] Durch die Ereignisse von Ruby Ridge im Sommer 1992 sah er seine Befürchtungen bestätigt.[3] Er war Mitglied der National Rifle Association, gab seine Mitgliedschaft jedoch auf, weil er die Einstellung der NRA bezüglich des Waffenrechts als noch zu unfreiheitlich betrachtete.[6]

Im Januar 1993 gab McVeigh die Arbeitsstelle beim Sicherheitsdienst auf und verließ seine Heimatgegend, um quer durch Amerika zu fahren und seine alten Freunde von der Armee zu besuchen. In dieser Zeit übernachtete er in Motels und Wohnwagensiedlungen und verdiente seinen Lebensunterhalt hauptsächlich durch den Verkauf von regierungsfeindlichen T-Shirts, Kopfbedeckungen, Autoaufklebern und Waffen. Während der 51-tägigen Belagerung des Anwesens der Davidianer-Sekte durch das FBI reiste er zwischenzeitlich an den Ort des Geschehens, um die Vorgänge zu beobachten.[3] Anschließend besuchte er seinen früheren Armee-Kameraden Michael Fortier in Kingman (Arizona), der seine Ansichten gegen die Waco-Belagerung, Waffenkontrolle, die Vereinten Nationen und die „Neue Weltordnung“ teilte.[3] In der darauffolgenden Zeit wohnte er bei Fortier und dessen Frau Lori, bis er Terry Nichols auf dessen Farm in Decker (Michigan) besuchte.[3] Während der Zeit in Decker verfolgte McVeigh, gemeinsam mit Terry Nichols und dessen Bruder, wie die Belagerung von Waco am 19. April 1993 mit dem Sturm des Davidianer-Anwesens durch das FBI beendet wurde, bei dem 82 Menschen zu Tode kamen. Durch diese Aktion waren alle drei sehr verärgert, und McVeigh wurde in seinen regierungsfeindlichen Ansichten weiter radikalisiert.

Er sympathisierte mit regierungsfeindlichen Milizen, gehörte aber keiner von ihnen an.[1] In der folgenden Zeit beschlossen McVeigh und Terry Nichols, einen Anschlag gegen die Regierung zu planen, und fragten Fortier, ob er ihnen dabei helfen wolle, wozu sich dieser bereit erklärte.[3] McVeigh, Nichols und Fortier begannen nun damit, den Anschlag systematisch zu planen und vorzubereiten.

Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City

Timothy McVeigh beim Verlassen eines Gerichtsgebäudes in Perry (Oklahoma), zwei Tage nach dem Anschlag

Am 19. April 1995 verübte McVeigh den Anschlag von Oklahoma City, der 168 Menschen tötete und über 800 verletzte. Vor dem 11. September 2001 galt der Anschlag als das schwerste und folgenreichste Attentat in der Geschichte der USA. McVeigh hatte das Murrah Federal Building dabei absichtlich gewählt, weil sich in diesem Dienststellen der ihm verhassten Bundesbehörden ATF, DEA und USSS befanden. Das Datum war ebenfalls bewusst gewählt: Der 19. April 1995 war der zweite Jahrestag der Geschehnisse von Waco, sowie der 220. Jahrestag der Gefechte von Lexington und Concord.[3]

Zur Durchführung hatte McVeigh vor dem Gebäude einen Van geparkt, der mit einem Sprengsatz aus ANNM beladen war, den er zusammen mit Nichols und Fortier aus 2,4 Tonnen Ammoniumnitrat (Mineraldünger) und mehreren hundert Litern Nitromethan (Dragster-Kraftstoffzusatz) hergestellt hatte. Der Sprengsatz detonierte um 9:02 Uhr Ortszeit. McVeigh wurde etwa eine Stunde später bei einer Verkehrskontrolle wegen eines fehlenden Nummernschildes und Besitzes einer in Oklahoma illegalen Waffe festgenommen. Die Fahndung konnte ihn als Täter identifizieren, weil am Anschlagsort eine Fahrzeugachse gefunden wurde, die keinem der beschädigten Fahrzeuge zuzuordnen war. Das zugehörige Fahrzeug konnte dann über die eingeschlagene Fahrzeugnummer ermittelt werden. Dabei handelte es sich um einen gelben 1993er Ford-Transporter, der unter dem Namen Robert Kling bei der Autovermietung Ryder gemietet worden war. Ein großes Aufgebot des FBI konnte dann einen Motelbesitzer ausfindig machen, der sich daran erinnerte, dass jemand mit einem solchen Transporter unter dem Namen Timothy McVeigh abgestiegen war.

Zum Zeitpunkt seiner Festnahme trug McVeigh ein T-Shirt mit dem Bild von Abraham Lincoln und der Aufschrift Sic semper tyrannis (Latein: „So [soll es] immer den Tyrannen [ergehen]“), den Worten, die John Wilkes Booth ausgerufen haben soll, nachdem er Lincoln erschossen hatte.[3]

Prozess und Hinrichtung

McVeigh begründete das Attentat vor Gericht unter anderem als Racheakt für die Geschehnisse in Waco. Er zeigte keine Reue, behauptete jedoch, zum Tatzeitpunkt nicht gewusst zu haben, dass im Gebäude auch ein Kindergarten untergebracht war und er ein anderes Ziel gewählt haben könnte, wenn ihm dies bekannt gewesen wäre.[7] Die getöteten Kinder bezeichnete er als „Kollateralschaden[8] und rechtfertigte seine Tat mit Verweis darauf, dass die US-Regierung bei ihren militärischen Einsätzen ebenfalls den Tod von Kindern in Kauf nehme.[9]

Zeitweilig kursierten in den USA Verschwörungstheorien, wonach der Ku-Klux-Klan, arabische Terroristen, die Irisch-Republikanische Armee, deutsche Neonazis und der in Oklahoma wohnende Sohn des ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretärs Günter Straßmeir (CDU), zusammen an dem Attentat beteiligt gewesen seien. Obwohl es dafür keinerlei Beweise gab, wurde die These mit Straßmeir von McVeighs Verteidiger Stephen Jones unterstützt, weil er seinen Mandanten nur als Handlanger dastehen lassen und so seine Schuld mindern wollte.[10][11]

Im Gefängnis bezeichnet sich McVeigh politisch als Libertärer.[12] Bei der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 1996 stimmte er für Harry Browne, den Präsidentschaftskandidaten der Libertären Partei.[13] Er beschwerte sich über Behauptungen in den Medien, wonach er Rassist sei, weil er die Turner-Tagebücher gelesen habe.[14] Das Buch habe ihm wegen seiner regierungsfeindlichen Inhalte gefallen; den Rassismus des Buches lehne er dagegen ab.[15][7] Religiös bezeichnete er sich als Agnostiker und gab an, dass die Wissenschaft seine Religion sei.[16][17][18] Vor seiner Hinrichtung empfing er allerdings die Krankensalbung.[19] Während seiner Haftzeit war er zeitweise im Bundesgefängnis ADX Florence im selben Zellenblock wie Ramzi Ahmed Yousef, einer der Drahtzieher des Bombenanschlags auf das World Trade Center 1993, untergebracht. Yousef unternahm dort regelmäßig erfolglose Versuche, McVeigh zu einem Übertritt zum Islam zu überreden.[20]

McVeigh wurde am 13. Juni 1997 von einem Bundesgericht zum Tode verurteilt[21] und am 11. Juni 2001 im Bundesgefängnis Terre Haute mittels Giftinjektion hingerichtet, nachdem sein letztes Gnadengesuch von US-Präsident George W. Bush abgewiesen worden war. Einem Journalisten soll er vor seiner Hinrichtung gesagt haben, dass es „auf die roheste Weise“ ausgedrückt 168 zu eins für ihn stehe und er sich selbst als Sieger fühle.[22] Als Henkersmahlzeit verspeiste er einen Liter Pfefferminzschokoladeneis. Er verzichtete auf das Recht, vor der Hinrichtung ein letztes Wort zu sprechen. Stattdessen hinterließ er einen handschriftlichen Brief, in dem er das Gedicht Invictus des englischen Dichters William Ernest Henley zitierte.[23] Zu den von McVeigh bestimmten Zeugen der Hinrichtung zählte der Schriftsteller Gore Vidal, der wenige Monate später im Magazin Vanity Fair über seinen Briefwechsel mit McVeigh und dessen Exekution berichtete.[24]

McVeighs Leiche wurde eingeäschert. Dies war die erste Hinrichtung durch Bundesbehörden, seit am 15. März 1963 Victor Feguer durch Hängen hingerichtet worden war.

Bis zu seiner Hinrichtung weigerte sich McVeigh, Mittäter zu nennen. Seine Anwälte Stephen Jones und Robert Nigh gingen bis zuletzt von der Annahme aus, McVeigh sei nur einer von vielen Tätern gewesen. Als Mittäter wurden später Terry Nichols zu lebenslanger Haft und Michael Fortier, der als Zeuge ausgesagt hatte, zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Literatur

  • Lou Michel und Dan Herbeck: American terrorist. Regan Books, New York 2001, ISBN 0-06-039407-2.
  • Gore Vidal: Die Bedeutung von Timothy McVeigh. (Vidal über seinen Briefwechsel mit McVeigh) in: G. V.: Ewiger Krieg für ewigen Frieden. Wie Amerika den Hass erntet, den es gesät hat. EVA, Hamburg 2002, ISBN 3-434-50539-3, S. 71–103.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Timothy McVeigh. In: edition.cnn.com. 29. März 2001, abgerufen am 2. Januar 2017.
  2. 2,0 2,1 Ancestry of Tim McVeigh. In: wargs.com. Abgerufen am 2. Januar 2017.
  3. 3,00 3,01 3,02 3,03 3,04 3,05 3,06 3,07 3,08 3,09 3,10 3,11 3,12 3,13 3,14 3,15 Brent L. Smith, Kelly R. Damhousse, Paxton Roberts: Pre-Incident Indicators of Terrorist Incidents: The Identification of Behavioral, Geographic and Temporal Patterns of Preparatory Conduct. Document No.: 214217, Mai 2006, S. 234–242, bei: NCJRS-Regierungs-Website und Scribd-Website. Abgerufen am 21. März 2017.
  4. BBC News – AMERICAS – Inside McVeigh's mind. In: news.bbc.co.uk. 11. Juni 2001, abgerufen am 2. Januar 2017.
  5. Alston Chase: A Mind for Murder. W.W. Norton & Company, 2004, ISBN 978-0-393-32556-0, S. 370 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  6. Lou Michel, Dan Herbeck: American Terrorist, S. 111, ISBN 0-06-039407-2
  7. 7,0 7,1 Gore Vidal: Perpetual War for Perpetual Peace. S. 1, 81.
  8. Oklahoman: Ready for execution, McVeigh says he's sorry for deaths. In: newsok.com. 9. Juni 2001, abgerufen am 2. Januar 2017 (english).
  9. Timothy J. McVeigh: An Essay on Hypocrisy. In: Media Bypass magazine. Juni 1998.
  10. Gamerschlag: TERRORISMUS: „Stranger from Germany“. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1997 (online).
  11. Gamerschlag, Höges: „Ich bin ein Rebell“. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1997 (online).
  12. Anthony York, salon.com vom 18. April 2001; abgerufen am 17. Juli 2006.
  13. Lou Michel, Dan Herbeck: American Terrorist. S. 298.
  14. Lawrence W. Myers: Tim McVeigh: An Interview. Media Bypass, Februar 1996, S. 36.
  15. Timothy McVeigh: Convicted Oklahoma City Bomber. In: archives.cnn.com. 29. März 2001, archiviert vom Original am 8. März 2005; abgerufen am 2. Januar 2017.
  16. Julian Borger: McVeigh faces day of reckoning. In: theguardian.com. 11. November 2016, abgerufen am 2. Januar 2017.
  17. 'The McVeigh Tapes: Confessions of an American Terrorist'. In: msnbc.msn.com. 15. April 2010, abgerufen am 2. Januar 2017 (english).
  18. Lou Michel, Dan Herbeck: American Terrorist, S. 142–143, ISBN 0-06-039407-2
  19. McVeigh took last rites before execution. In: CNN. 11. Juni 2001, abgerufen am 2. Januar 2017.
  20. Lou Michel, Dan Herbeck: American Terrorist, S. 360–361, ISBN 0-06-039407-2
  21. Sentenced to Die (Memento vom 23. März 2012 im Internet Archive)
  22. McVeigh's Final Day Before Execution. In: abcnews.go.com. 10. Juli 2001, abgerufen am 2. Januar 2017 (english).
  23. Defiant McVeigh dies in silence. In: news.bbc.co.uk. 11. Juni 2001, abgerufen am 2. Januar 2017.
  24. The Meaning of Timothy McVeigh (Memento vom 6. Dezember 2008 im Internet Archive)
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