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Tubu

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Tubu (Begriffsklärung) aufgeführt.
Siedlungsgebiet der Tubu in Afrika

Die Tubu (auch Toubou, Tib(b)u, oder Tebu) sind eine Bevölkerungsgruppe in der zentralen Sahara. Sie unterteilen sich in die beiden Untergruppen der Teda und Daza, die ihrerseits aus zahlreichen, oft rivalisierenden und teilweise verfeindeten Clans bestehen. Ihre Sprachen, Tedaga und Dazaga, gehören zur Gruppe der saharanischen Sprachen. Obwohl Tedaga und Dazaga nahe verwandt und wechselseitig verständlich sind, betrachten sich Teda und Daza nicht als Angehörige desselben Volkes.

Geschichte und Gesellschaft

Ein Tubu auf Reisen in der Wüste
Eine Daza in Tschad
Tubu-Nomaden bei einem Brunnen im Ennedi-Massiv

Die Tubu („Menschen des Gebirges / Felsenmenschen“) besiedelten früher große Teile der zentralen Sahara in den heutigen Staaten Tschad, Sudan, Libyen und Niger. Allerdings wurden sie durch die Arabisierung Nordafrikas sowie die Expansion der Tuareg zunehmend zurückgedrängt. Heute leben die meisten Tubu im Norden des Tschadbeckens; Zentrum dieses Siedlungsgebietes ist das Tibestigebirge, das aber nur rund 25.000 Einwohner zählt. Annähernd 350.000 Menschen[1] muslimischen, aber ihren Gewohnheiten angepassten Glaubens zählen auf einer Gesamtfläche von 1.300.000 km² zu ihnen. Sie sind eher als eine Konföderation von Clans denn als Volk zu beschreiben.

Die Tubu sind Hirtennomaden, die vor allem Ziegen und Schafe halten, außerdem wird Kamelzucht betrieben. Als Arbeits- und Lasttiere werden zudem Esel gehalten. Früher waren die Tubu auch oft Karawanenführer auf der Bornustraße zwischen dem Tschadsee und Tripolis (siehe: Transsaharahandel). Im Gegensatz zu den im Westen benachbarten Tuareg besitzen die Tubu eine egalitäre Gesellschaftsform, die Stellung der Frauen ist stärker als in den meisten anderen islamischen Volksgruppen. Sie widerstanden allen französischen Kolonisationsversuchen zwischen 1913 und 1965.

Im Konflikt zwischen Libyen und dem Tschad um den Aouzou-Streifen (1973–1994) kooperierten die Tubu im Tschad unter Führung von Goukouni Oueddei zeitweilig mit Libyen gegen die Zentralregierung in N’Djamena, ohne aber den Anspruch auf den Aouzou-Streifen aufzugeben. Im Osten der Republik Niger schlossen sie sich in den 1990er Jahren zur paramilitärischen Organisation Front démocratique pour le renouveau (FDR) zusammen, um sich mit bewaffnetem Widerstand gegen die wirtschaftliche und politische Benachteiligung durch das Militärregime zu wehren.

In Libyen verfolgte die Regierung unter Muammar al-Gaddafi die Arabisierung des Südens und seit 2007 eine systematische Politik, den einheimischen Tubu die libyschen Staatsbürgerrechte zu verweigern. Die Zahl der Tubu im Fessan wird auf 350.000 bis 400.000 geschätzt. Im Bürgerkrieg 2011 kämpften die libyschen Tubu auf Seiten der Rebellen gegen die Truppen Gaddafis und die von ihm ins Land geholten Söldner aus den südlichen Nachbarstaaten. Seit Mitte 2011 tragen freiwillige Tubu-Verbände die Hauptlast der Verteidigung der Südgrenze Libyens zwischen Algerien, Niger und Tschad. Neben Schmugglern von Waffen, Drogen und Flüchtlingen sind hier vor allem ins Land drängende al-Qaida-Anhänger Hauptgegner.[1]

Im Februar 2012 kam es in Kufra zu Kämpfen zwischen Tubu und den arabischstämmigen Suwaja, bei denen etliche Menschen starben. Ein Sprecher der Suwaja erklärte, man habe sich gegen Kämpfer aus den Nachbarländern Tschad und Sudan zur Wehr gesetzt.[2][3] Ende März 2012 brachen in Sabha heftige Kämpfe zwischen Tubu und dem arabischen Stamm Abu Seif aus, die über einhundert Todesopfer forderten.[4]

Im Bürgerkrieg in Libyen ab 2014 haben sich Tubu-Verbände der international anerkannten Regierung in Tobruk angeschlossen. Sie kämpfen im Fessan gegen Berber- und Tuareg-Verbände, die sich der Gegenregierung in Tripolis angeschlossen haben.[5]

Bekannte Tubu

Literatur

  • Catherine Baroin: Gens du roc et du sable. Les Toubou. Hommage à Charles et Marguerite Le Coeur. CNRS, Paris 1988, ISBN 2-222-04066-3.
  • Vanni Beltrami: Tubu. Una etnìa nomade del Sahara centro-orientale. ISIAO, Rom 2007, ISBN 978-88-85320-39-0.
  • Ahmat Saleh Boudoumi: Voyages et conversation en pays toubou .... L’Harmattan, Paris 2011, ISBN 978-2-296-55909-7.
  • Jean Chapelle: Nomades noirs du Sahara. Les Toubous. L’Harmattan, Paris 1982, ISBN 2-85802-221-6.
  • Jérôme Tubiana: Contes Toubou du Sahara. Quatre-vingt-dix-neuf contes, mythes et chansons, recueillis chez les Teda, Daza, Azza et Beri du Niger et du Tchad. L’Harmattan, Paris 2007, ISBN 978-2-296-03918-6.

Weblinks

 Commons: Tubu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Tubu aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.