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Thieme-Becker

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Thieme-Becker (ThB) ist die allgemein gebräuchliche Abkürzung für das von Ulrich Thieme und Felix Becker begründete und später von Hans Vollmer fortgesetzte vielbändige Künstler-Lexikon mit dem vollen Titel: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Es wurde in den 1950er Jahren ergänzt von Hans Vollmers Allgemeinem Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts.

Thieme-Becker

Der Thieme-Becker erschien in 37 Bänden von 1907 bis 1950, zuerst im Verlag von Wilhelm Engelmann, ab 1911 beim Verlag E. A. Seemann in Leipzig. Das Lexikon umfasst 148.180 Künstlerbiografien sowie 15.082 versteckte, nur in anderen Einträgen erwähnte Biografien, die von weltweit ca. 400 Fachgelehrten, darunter allen führenden Kunsthistorikern der Zeit, beigesteuert wurden. Einträge enthalten Informationen zur Herkunft und Ausbildung eines Künstlers, dem beruflichen Werdegang, zu Hauptwerken und Ausstellungen und geben ein Literaturverzeichnis.

Bedeutung

Die Bedeutung des Thieme-Becker und seine besondere Stärke liegt zum einen in den Artikeln zu den mittleren und kleineren und fast unbekannten Künstlern (die Darstellung der berühmtesten Künstler wurde auf höchstens 15 Seiten beschränkt);[1] zum anderen liegt sie darin, dass auch, was der Titel zunächst nicht ausdrückt, Architekten und Kunsthandwerker berücksichtigt wurden. Durch die Berücksichtigung der Antike und Regionen wie Asien und den islamischen Bereich war es teilweise auch ein „Pionierunternehmen“.[2] Darüber hinaus haben die Einträge auch heute nach über 100 Jahren seit dem Erscheinen des ersten Bandes ihre Relevanz insofern, dass trotz neuer Erkenntnisse und laufender Revisionen das zeitgenössische Urteil führender Kunsthistoriker von forschungsgeschichtlichem Interesse ist.[3] Vergleichende Untersuchungen ergaben, dass der Thieme-Becker das am häufigsten zitierte kunstgeschichtliche Nachschlagewerk ist.[4][5]

Geschichte

Zusammen mit Felix Becker begann Ulrich Thieme 1898 mit vorbereitenden Arbeiten, dies ohne staatlichen Zuschuss und ohne Unterstützung einer Akademie. Thieme war entschlossen, das Werk vorerst aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Geplant war ein 20-bändiges Werk innerhalb von zwölf Jahren herauszugeben, das die neuesten Erkenntnisse „knapp, zuverlässig und übersichtlich“[1] darstellt. Die Herausgeber waren sich der Schwierigkeiten und ihrer Verantwortung bewusst; in der Ankündigung, ein Jahr vor dem Erscheinen des ersten Bandes, schrieben sie:

„Da die beiden Herausgeber sich verpflichtet haben, ihre Tätigkeit ausschließlich dem neuen Unternehmen zu widmen und ferner die durch die Vorarbeiten geschaffene Grundlage so sicher und zureichend ist, daß selbst das Ausscheiden eines oder beider Herausgeber wegen Krankheit oder Todesfall die Fortsetzung des Unternehmens nicht ausschließen würde, so ist auch nach dieser Richtung hin die Vollendung des großen Werkes sichergestellt.“[1]

1907 erschien der 1. Band (Aa–Antonio de Miraguel); Heinz Ladendorf beschreibt die Reaktion in der Fachliteratur.[1] Mit dem 4. Band (1910) trat Felix Becker krankheitshalber zurück. 1911 übernahm der Seemann Verlag die Herausgabe. Band 5 (1911, Brewer–) bis Band 13 (1920, –Gibus) zeichnet Thieme als alleiniger Herausgeber. Die Schwierigkeiten durch den Verlust des Korrespondentennetzes und der ausländischen Quellen, die der Fortführung des Werkes durch die Kriegsauswirkungen des Ersten Weltkriegs entstanden, erwähnt er im Vorwort zu Band 13.[6] Thieme verstarb 1922, Fred C. Willis übernahm kurzzeitig die Herausgabe der nächsten beiden Bände (Bd. 14, 1921 und Bd. 15, 1922, –Hanselmann). 1923 übergab der Verlag Hans Vollmer die Herausgabe. Vollmer war bereits seit dem 1. Band, 1907, Mitarbeiter in der Redaktion; er blieb der alleinige Herausgeber bis zum Abschluss des Werkes 1950 mit Band 37.[7]

Der schwerste Bombenangriff auf Leipzig, der das Verlagshaus am 4. Dezember 1943 zerstörte, betraf auch die Redaktion des „Thieme-Becker“-Künstlerlexikons mit ihrer umfangreichen Bibliothek und den in fünf Jahrzehnten zusammengetragenen Unterlagen. Der bereits fertige Drucksatz des letzten Bandes des „Thieme-Becker“ wurde dabei vernichtet. Die Klischees der Farbdrucke, die sich am Ort ihres Einsatzes, in der Zwickauer Druckerei Förster & Borries befanden, blieben verschont, so dass der Band anhand der Druckfahnen und des erhalten gebliebenen Kartenindex wieder hergestellt werden konnte.[8]

Die Thieme-Becker-Bibliothek der Redaktion wurde 1995 durch die Verlage Saur und Seemann durch Schenkung der Universitätsbibliothek Leipzig übergeben.[9]

Vollmer

Der Thieme-Becker wurde von Hans Vollmers Allgemeinem Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts ergänzt, das in sechs Bänden 1953 bis 1962 ebenfalls bei E. A. Seemann in Leipzig erschien. Hans Vollmer schrieb fast im Alleingang und lediglich unterstützt durch Kollegen, die im Einzelfall schriftliche Anfragen beantworteten, acht Jahre lang täglich 15 bis 20 Schreibmaschinenseiten und fertigte so insgesamt 3391 Seiten mit nochmals 47.229 Künstlerbiografien. Eine Studienausgabe in 6 Bänden (davon 2 Nachtragsgsbände) wurde 1999 als unveränderter Nachdruck der 1953-62er Originalausgabe aufgelegt (ISBN 3-363-00730-2).

Sowohl vom Thieme-Becker als auch vom Vollmer gibt es eine vom Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv) 1992 herausgegebene Studienausgabe (ISBN 3-423-05908-7 und ISBN 3-423-05907-9). Im Herbst 2008 wurde vom Verlag E. A. Seemann eine nicht weiter ergänzte Neuauflage der alten Thieme-Becker-Vollmer-Ausgaben (insgesamt 43 Bände, 1907–1962) auf DVD-ROM[10] herausgebracht, mit rund 250.000 Künstlerbiografien.

Der Thieme-Becker-Vollmer war das umfassendste Künstler-Lexikon der Welt. Übertroffen wird er nur vom derzeit entstehenden Allgemeinen Künstlerlexikon, das auf den Thieme-Becker-Vollmer-Einträgen basiert.

Siehe auch

Literatur

  • Magdalena George (Hrsg.): Festschrift Hans Vollmer. Aus Anlass seiner fünfzigjährigen Tätigkeit als Mitarbeiter und Herausgeber des Thieme-Becker Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. E.A. Seemann, Leipzig 1957.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Heinz Ladendorf: Das Allgemeine Lexikon der bildenden Künstler Thieme-Becker-Vollmer. In: Festschrift Hans Vollmer, Leipzig 1957, S. 5 ff.
  2. Martin Warnke: Alles über alle. In: Die Zeit vom 29. Januar 1993. Abgerufen am 17. September 2013.
  3. Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 1(1993) 3/4 BSZ Baden-Württemberg. Abgerufen am 17. September 2013.
  4. Christine Hennessey: The Status of Name Authority Control in the Cataloging of Original Art Objects. In: Art Documentation: Journal of the Art Libraries Society of North America Vol. 5, No. 1 (Spring 1986) (S. 3–10), hier S. 5 (JSTOR 27947541). Abgerufen am 17. September 2013 (englisch).
  5. Deirdre Corcoran Stam: How Art Historians Look for Information. In: Art Documentation: Journal of the Art Libraries Society of North America Vol. 16, No. 2 (Fall 1997) (S. 27–30), hier S. 28 (JSTOR 27948896). Abgerufen am 17. September 2013 (englisch).
  6. The Fate of Thieme-Becker. In: The Burlington Magazine Vol. 90, No. 543, Juni 1948, S. 174 JSTOR 869871. Abgerufen am 17. September 2013 (englisch). Dies ist ein Kurzbericht über den deutschsprachigen Artikel: Hans Vollmer: Das Schicksal von Thieme-Beckers Allgemeinem Künstlerlexikon. In: Das Antiquariat. Wien, Februar H. 4, 1948. ISSN 0003-5793.
  7. Zur ausführlichen Darstellung der Geschichte, auch der Vorläufer, siehe Heinz Ladendorf: Das Allgemeine Lexikon der bildenden Künstler Thieme-Becker-Vollmer. In: Festschrift Hans Vollmer, Leipzig 1957, S. 1–16 und Das Projekt: Vom Thieme-Becker zur Künstlerdatenbank abgerufen am 26. Januar 2014.
  8. The Fate of Thieme-Becker. In: The Burlington Magazine Vol. 90, No. 543, Juni 1948, S. 174 (JSTOR 869871). Abgerufen am 17. September 2013 (englisch).
  9. Universitätsbibliothek Leipzig, Bibliothek Kunst. Abgerufen am 17. September 2013.
  10. Thieme, Becker: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. zusammen mit Vollmer: Allgemeinem Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Leipzig 2008, ISBN 978-3-86502-177-9.
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