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Tempelvorhang

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Zerrissener Tempelvorhang (beiderseits oben). Hortus deliciarum: Kreuzigung.

Der Vorhang war ein zentraler Ausstattungsgegenstand des Jerusalemer Tempels. Es gab zwei Vorhänge. Der äußere zum Vorhof diente der Abgrenzung von Äußerem (Profanem) und Innerem (Sakralem), der innere - bedeutendere - der Abgrenzung zwischen dem Tempelraum mit Leuchtern, Schaubrottisch und Räucheraltar und dem Allerheiligsten mit der Bundeslade und den zwei Cherubim. Laut rabbinischer Tradition sollen 82 Jungfrauen jedes Jahr zwei Vorhänge gefertigt haben[1], wahrscheinlicher ist jedoch ein Import der sakralen Textilie aus Babylonien[2].

Die kultische Bedeutung des das Allerheiligste verhüllenden Tempelvorhangs lag darin, dass der Hohepriester ihn einmal im Jahr zu durchschreiten hatte (Lev 16,2.12-15 EU), um zu opfern und den Vorhang mit Blut zu besprengen. Eine Reihe magischer Vorstellungen verband sich mit dem Objekt. So sei nach rabbinischer Legende Blut aus ihm herausgetreten, als Titus ihn mit dem Schwert zerschnitten habe[3].

Das Neue Testament verwendet für den Vorhang den griechischen Begriff Katapetasma (καταπετασμα - das nach unten Ausgebreitete). In unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit der Kreuzigung Christi schildern die synoptischen Evangelien das Zerreißen dieses inneren Tempelvorhangs.

Mt 27 50–51a Mk 15 37–38 Lk 23 45b–46
ο δε ιησους παλιν κραξας φωνη μεγαλη αφηκεν το πνευμα ο δε ιησους αφεις φωνην μεγαλην εξεπνευσεν εσχισθη δε το καταπετασμα του ναου μεσον
und Jesus schrie wieder mit lauter Stimme und gab den Geist auf. Jesus aber gab einen lauten Schrei von sich und verschied. und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei.
51a και ιδου το καταπετασμα του ναου εσχισθη απ ανωθεν εως κατω εις δυο 38 και το καταπετασμα του ναου εσχισθη εις δυο απ ανωθεν εως κατω 46 και φωνησας φωνη μεγαλη ο ιησους ειπεν πατερ εις χειρας σου παρατιθεμαι το πνευμα μου τουτο δε ειπων εξεπνευσεν
Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriss von oben bis unten in zwei Stücke Und der Vorhang des Tempels zerriss in zwei Stücke, von oben bis unten. Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist! Und als er dies gesagt hatte, verschied er.

Damit verbinden sie die Vorstellung, der Tod Jesu eröffne den Zugang zum Allerheiligsten.

Diese Vorstellung greift der Hebräerbrief (6,19; 9,3; 10,20) auf, wo Christus als wahrer Hoherpriester und Vorläufer (prodromos) der Gemeinde den Weg zum Allerheiligsten bahnt.

In Johann Sebastian Bachs Matthäuspassion wird die Szene vom Zerreißen des Vorhangs im Rezitativ Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriß musikalisch eindrücklich illustriert.

Einzelnachweise

  1. Joachim Jeremias, Jerusalem zur Zeit Jesu, 1963, S. 27
  2. Jeremias, S.38
  3. Kittel, ThWBNT III, S. 631

Literatur

  • Carl Schneider: Art.: καταπέτασμα, Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament (ThWbNT), hrsg. von G. Kittel, Stuttgart 1957, S. 630 ff.
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