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Telegramm

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Telegramm von 1949
Glückwunschtelegramm von 1951, London nach Japan
Telegrammgebühren der Reichspost
Telegrammgebühren der Bundespost
Telegrammgebühren der Deutschen Post der DDR
Seefunkdienst der Deutschen Post der DDR

Ein Telegramm (von griechisch tele: fern, weit und gramma: Buchstabe, Schrift; wörtlich Fernschrift) ist eine telegrafisch übermittelte Nachricht mit Hilfe akustischer, optischer oder elektrischer Geräte. Telegramme wurden meist per Fernschreiber übermittelt. Heute werden sie kaum noch verwendet. Da sich das Entgelt (früher Gebühr) für ein Telegramm nach der Anzahl der Wörter richtet, hat sich ein so genannter Telegrammstil eingebürgert, z. B. sagt man statt „Ich komme am Freitag um 17:00 Uhr an.“: „Ankomme Freitag 17 Uhr“. Aus diesem Grund konnten Empfänger auch eine verkürzte Anschrift, das "Drahtwort" beantragen. Telegramme können von der Post bis heute auch auf Schmuckkärtchen überbracht werden.

Der Ausdruck Telegramm ist 1852 vom US-Amerikaner E. P. Smith aus Rochester gebildet worden, löste aber erst sehr viel später den gängigen Ausdruck „telegrafische Depesche“ ab.

Das Briefgeheimnis gilt auch für Telegramme, d. h. der aufnehmende Mitarbeiter darf den Inhalt weder an andere weitergeben noch verfälschen.

Hintergrund/Übermittlung

Telegramme waren Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts eine sinnvolle Einrichtung, da es kaum (private) Telefone gab. Da die Standard-Brieflaufzeit ca. 4 Tage betrug, waren Telegramme somit die einzige Möglichkeit, Nachrichten vergleichsweise schnell zu überbringen.

Die Übermittlung eines Telegramms geschah in drei Stufen:

  • Telegramm aufgeben: Der Absender diktierte seinen Text einem Beamten im Post- bzw. Telegrafenamt entweder persönlich oder telefonisch. Dieser notierte die Empfängeradresse, den eigentlichen Text sowie ein eventuelles Schmuckmotiv (die Vorlagen hingen aus oder waren im Telefonbuch abgedruckt). Bezahlen konnte man entweder im Amt, per Telefonrechnung oder per Münzeinwurf am öffentlichen Fernsprecher. (Während der Blütezeit der Telegramm-Nutzung in Deutschland waren Postdienst, Telefondienst und Telegrafendienst unter einem gemeinsamen Dach (Reichspost, Bundespost bzw. Deutsche Post der DDR) zusammengefasst. Daher die vielfältigen, gleichwertigen Zugänge.
  • Telegramm übermitteln: Die notierten Angaben wurden dann z. B. mittels Fernschreiber zu einem Post- bzw. Telegrafenamt in der Nähe des Empfängers gesendet.
  • Telegramm zustellen: Im Empfängeramt wurde der Fernschreiber-Papierstreifen in ein Kärtchen (z. B. das ausgewählte Schmuck-Kärtchen) geklebt und per (Motorrad-)Boten ausgetragen, meist innerhalb von zwei Stunden (nachts 4 Stunden) nach der Aufgabe des Telegramms.

Telegrammdienst nach Ländern

Deutschland

Das erste Bildtelegramm wurde im Jahre 1927 im Probebetrieb der Bildtelegrafie zwischen der Groß-Funkanlage Nauen und dem Empfänger in der Zentrale der Telefunken in der Brunnenstraße in Berlin-Wedding gesendet und empfangen. Die erste internationale Übertragung fand im Jahre 1930 von Berlin ins chinesische Nanjing über Kurzwelle statt.

1978 wurden nach Angaben der Deutschen Bundespost rund 13 Millionen Telegramme übermittelt.

Seit dem 31. Dezember 2000[1][2] befördert die Deutsche Telekom AG keine Telegramme mehr ins Ausland. Begründet wird dies damit, dass der Übertragungsweg technisch überholt sei. Die Dienstleistung „Telegramm“ wird aber weiterhin für das Inland durch die Deutsche Post AG angeboten.[3] Es bietet die Möglichkeit, private Grüße mit individueller Note zu übermitteln. Weiterhin existieren verschiedene Internetdienste, die den Versand von Telegrammen - auch in das Ausland - anbieten. Diese „moderne“ Form des Telegramms ist nur bedingt mit der früheren vergleichbar: die Zustellung erfolgt teilweise – bei der Deutschen Post grundsätzlich – erst am nächsten Werktag, nicht mehr binnen Stunden. Das Telegramm hat an Bedeutung verloren, da das Kommunikationsnetz ausgebaut wurde und mittlerweile modernere Möglichkeiten der Datenübertragung (SMS, E-Mail, Instant Messaging) zur Verfügung stehen.

Österreich

In Österreich wurde 1847 zum ersten Mal ein Telegramm verschickt. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wuchs die Anzahl der jährlich versendeten Telegramme auf bis zu 23 Millionen im Jahr 1913.

Die wenig später beginnende Konkurrenz durch Telefon, Sprechfunk und Telex führte ab den 1920er Jahren zu einem Rückgang der Nutzung von Telegrammdiensten. Bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts erfreuten sich aber insbesondere bebilderte oder mit Musik versehene Glückwunschtelegramme noch größerer Beliebtheit. Noch 1984 wurden in Österreich insgesamt rund eine Million Telegramme verschickt.

Mit der Verbreitung von E-Mail und Mobiltelefonie verloren Telegramme als schneller Informationsdienst seit den 1990ern endgültig ihre Bedeutung. So gab die Telekom Austria am 24. Oktober 2005 bekannt, aus wirtschaftlichen Gründen (nur noch deutlich weniger als 10.000 Telegramme pro Monat versendet) diesen Dienst mit 31. Dezember vollständig einzustellen.

Ab Januar 2006 hat die UTS GmbH (telegramm.at) den Telegrammdienst von Telekom Austria übernommen.

USA

Am 27. Januar 2006 hat Western Union, einst führend in der Telegrammübermittlung, aus Mangel an Nachfrage den Dienst eingestellt. 2005 waren noch 30 Angestellte für dieses Geschäft zuständig, jedoch wurden insgesamt nur 20.000 Telegramme versendet (zum Vergleich: 1929 waren es noch 200 Millionen).

Thailand

Mit Ablauf des 30. April 2008 wurde in Thailand das Telegraphienetz abgeschaltet. Es war seit 1875 in Betrieb.[4]

Indien

Mit dem 15. Juli 2013 beendete Indien nach 163 Jahren den Telegrammservice. Am 5. November 1850 verschickte der junge Ire William Brooke O’Shaughnessy das erste Telegramm in Indien – von Kalkutta in das wenige Kilometer entfernte Diamond Harbour.[5] Im Jahr der Unabhängigkeit von England 1947 wurden 20 Mio. Nachrichten damit verschickt, 2012 nur mehr 40.000 obwohl sich die Bevölkerung auf 1,2 Mrd. vervierfacht hat. Zuletzt gab es 75 Telegrammbüros und das zuständige Ministerium für Telekommunikation beschäftigte fast 1.100 Telegrafisten. Telegramme wurden stets persönlich durch Boten überbracht.[6]

Andere Bedeutungen in Spezialfeldern

Informatik

In der Informatik wird oft der Begriff Datentelegramm verwendet. Obschon sie zur Nachrichtenübertragung dienen, handelt es sich dabei nicht um Telegramme im klassischen Sinn. Datentelegramme sind standardisierte Datensätze, welche digital (und typischerweise seriell) übermittelt und meist zum Fernwirken und zu Steuerungszwecken bei der Systemautomation eingesetzt werden. Beispielsweise bilden die Bit-Informationen, die der Zeitzeichensender DCF77 innerhalb einer Minute sendet, ein Telegramm. Siehe auch unter Datenpaket.

Eisenbahntechnik

Als Anwendungsfall der informationstechnischen Telegramme gilt die Datenübertragung zwischen Streckeneinrichtungen (LZB-Linienleiter, Balise) und Fahrzeugeinrichtung (LZB-Antenne, Balisenantenne/-loop).

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Telegramm – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Telegrams – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Telegramm aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.