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Taharahaus
Ein Taharahaus ist das Gebäude, in dem die Leichenwaschung (Tahara) an verstorbenen Juden vor der Bestattung stattfindet. Es befindet sich auf jüdischen Friedhöfen.
Geschichte
Das älteste bekannte Taharahaus in Deutschland befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Worms, es wurde 1625 gestiftet und 1956 wiederhergestellt. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden anstatt Taharahäusern nun in Deutschland auf jüdischen Friedhöfen auch Trauerhallen gebaut, die Räume für die Tahara besitzen. Das Leichenhaus in Alsfeld wurde für Juden und Christen gemeinsam, jedoch mit getrennten Räumen, geschaffen.
Die Errichtung eines Taharahauses ist damit zu erklären, dass man befürchtete, der Leichnam könne bei einem langen Weg zum Bestattungsort rituell unrein werden. Taharahäuser finden sich fast ausschließlich auf den Verbandsfriedhöfen im süddeutschen Raum, wo Leichname oft über eine weite Entfernung zum Begräbnisplatz gebracht werden mussten.
Beschreibung
Die Taharahäuser sind meist schlichte Bauten und sie weisen eine ähnliche Aufteilung und Ausstattung auf. Im Raum für die Leichenwaschung steht ein Taharatisch, der aus einer rechteckigen Steinplatte auf gemauertem Sockel oder zwei Stützen besteht. Später wurde auch Metall oder Keramik verwendet. Der Tisch ist etwa zwei Meter lang und 70 cm breit. Die Tischplatte weist meistens eine eingetiefte Fläche oder eine Rinne auf. Sie ist am Fußende deutlich geneigt, so dass das Wasser nach der Reinigung dorthin abfließen kann. Im Fußboden des Raumes ist häufig eine Rinne vorhanden, in der das Wasser zu einer Auslassröhre in der Außenwand geleitet wird, damit es im Erdreich außerhalb des Gebäudes versickern kann. Das Wasser für die Leichenwaschung wird aus einem Brunnen geschöpft, der im Gebäude oder in dessen Nähe errichtet wird. Auf einem Ofen wird das Wasser auf die vorgeschriebene Temperatur erwärmt. Das Taharahaus dient häufig auch zur Aufbewahrung einer hölzernen Totenbahre.
Das Taharahaus wird häufig auch mit Wohnräumen für einen Friedhofswärter oder anderen Funktionsräumen kombiniert.
Beispiele
- Jüdischer Friedhof Affaltrach (Taharahaus 1926 errichtet)
- Taharahaus (Allenstein), erbaut 1911 bis 1913
- Jüdischer Friedhof Allersheim (Ortsteil von Markt Giebelstadt, Taharahaus 1927/28 erbaut)
- Jüdischer Friedhof Altengronau (Taharahaus 1856 erbaut)
- Jüdischer Friedhof Angermünde
- Taharahaus (Aschbach), erbaut 1887
- Taharahaus (Bad Kissingen), erbaut 1891
- Jüdischer Friedhof Bad Neuenahr
- Taharahaus (Bamberg), erbaut 1890 und 1993 bis 1997 renoviert
- Taharahaus (Bayreuth), erbaut um 1870
- Jüdischer Friedhof Berlin-Weißensee
- Jüdischer Friedhof Bödigheim (Taharahaus 1888 erbaut und 1984 renoviert)
- Jüdischer Friedhof Bruchsal
- Jüdischer Friedhof Burghaslach
- Jüdischer Friedhof Burgkunstadt
- Jüdischer Friedhof Buttenheim
- Taharahaus (Diespeck), erbaut 1786 und 1862 renoviert
- Jüdischer Friedhof Erlangen
- Jüdischer Friedhof Ermetzhofen (Ende des 18. Jahrhunderts erbaut)
- Jüdischer Friedhof Freudental
- Neuer Jüdischer Friedhof Fürth (Trauerhalle 1902 erbaut)
- Jüdischer Friedhof Gailingen
- Jüdischer Friedhof Georgensgmünd: Das renovierte Taharahaus stammt von 1723 und gehört zu den ältesten in Bayern.
- Taharahaus (Gerolzhofen), erbaut 1832
- Jüdischer Friedhof Hainsfarth (Taharahaus 1851 erbaut)
- Jüdischer Friedhof Hechingen (erbaut 1907)
- Bergfriedhof (Heidelberg) (städtischer Friedhof mit jüdischem Teil)
- Jüdischer Friedhof Hürben (Taharahaus Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut)
- Jüdischer Friedhof Ichenhausen
- Jüdischer Friedhof Ingolstadt
- Jüdischer Friedhof Karlsruhe (Taharahaus 1895 erbaut)
- Taharahaus (Kleinbardorf) (Taharahaus mit einer Stifterinschrift von 1696/97 über dem Eingang und 1987 renovierter Innenausstattung)
- Taharahaus (Kleinsteinach), Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut
- Jüdischer Friedhof Laudenbach (Karlstadt)
- Jüdischer Friedhof Laupheim (Taharahaus 1907 erbaut)
- Taharahaus (Lovosice), in den 1870er Jahren erbaut
- Jüdischer Friedhof (Mainz)
- Jüdischer Friedhof Mannheim
- Jüdischer Friedhof Mönchsdeggingen
- Jüdischer Friedhof Mühlhausen (Mittelfranken) (1738)
- Jüdischer Friedhof Muiderberg
- Taharahaus (Neckarsulm) (im Innern ein Ziehbrunnen erhalten)
- Neuer Jüdischer Friedhof Nürnberg
- Jüdischer Friedhof Öhringen (Taharahaus nach 1910 errichtet)
- Taharahaus (Oettingen), 1850/51 erbaut
- Neuer Jüdischer Friedhof Rothenburg ob der Tauber
- Jüdische Zeremonienhalle Prag
- Jüdischer Friedhof Schnaittach (Taharahaus 1897 errichtet)
- Taharahaus (Schwanfeld), in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut
- Jüdischer Friedhof Speyer
- Jüdischer Friedhof Trabelsdorf (nur noch Grundmauern und Steintisch vorhanden)
- Jüdischer Friedhof Treuchtlingen (1779 erbaut)
- Jüdischer Friedhof Ullstadt
- Jüdischer Friedhof Walldorf (Taharahaus um 1880 errichtet)
- Taharahaus (Walsdorf), 1742 erbaut (Steintisch vorhanden)
- Jüdischer Friedhof Weitersroda (1900 erbaut)
- Jüdische Friedhöfe Wetzlar (Taharahaus auf dem Neuen Jüdischen Friedhof von 1881)
- Jüdischer Friedhof Worms
- Jüdischer Friedhof Wörlitz (um 1787 erbaut)
- Taharahaus (Zeckern), um 1710 erbaut (Taharatisch erhalten)
Weblinks
Literatur
- Ulrich Knufinke: Bauwerke jüdischer Friedhöfe in Deutschland (= Schriftenreihe der Bet-Tfila-Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa 3). Michael Imhof Verlag, Petersberg 2007, ISBN 978-3-86568-206-2 (Zugleich: Braunschweig, Technische Universität, Dissertation, 2005).
- Ulrich Knufinke: Jüdische Friedhofsbauten um 1800 in Deutschland: Architektur als Spiegel der Auseinandersetzungen um Haskala, „Emanzipation“ und „Assimilation“. In: PaRDeS. Zeitschrift der Vereinigung für jüdische Studien e.V. Heft 11, 2005, ISSN 1614-6492, S. 68–101.
- Wolfgang Kraus, Berndt Hamm, Meier Schwarz (Hrsg.): Mehr als Steine ... Synagogen-Gedenkband Bayern. Band 1: Oberfranken, Oberpfalz, Niederbayern, Oberbayern, Schwaben. (= Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland 3, 1). Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager unter Mitarbeit von Cornelia Berger-Dittscheid, Hans Christof Haas und Frank Purrmann. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2007, ISBN 978-3-89870-411-3.
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